Wie reagieren - Krebs

Vilu
Dabei seit: 18.07.2002
Beiträge: 2006
Meine Eltern haben es sehr geschätzt, wenn die Leute einfach ganz normal mit ihnen umgegangen sind. Mal fragen wies geht ist sicher ok, aber sie schätzten es vor allem, über andere Themen zu reden um nicht immer an die Krankheit erinnert zu werden.
Meiner Mutter haben auch Bekannte gesagt, sie seien unsicher wie sie sich ihr gegenüber verhalten sollten. Ihr Antwort: "Mit mir kann man ganz normal reden"!
Wenn jemand Kinder hat, ist es sicher auch angebracht, diesbezüglich Hilfe anzubieten. So in der Art: "Wenn du mal froh um eine Entlastung / Kinderbetreuung bist, ruf einfach an! "

Leben und leben lassen
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
Vielleicht kannst du herausfinden, wie der Plan der Chemo abläuft. Meine Kollegin bekam regelmässig eine Behandlung und war dann an diesem und folgenden Tag so schwach, dass sie nur im Bett lag und sich übergeben hat.
Sie war froh, hatte sie keine kleinen Kinder mehr. Die Fahrten ins Spital hat jeweils eine Kollegin übernommen, da ihr Mann ja auch arbeiten musste.

Ich würde, wenn das gewünscht wäre, entweder diese Taxifahrten übernehmen oder die Kinder hüten oder Essen vorkochen. Aber wichtig: ganz konkrete Vorschläge bringen und die Tage angeben, an denen du frei zur Verfügung stehst.

Oder wenn die Frau ambulant im Spital ist, die ganze Familie begleiten und dann die Kinder hüten, damit der Mann bei der Frau bleiben kann. Irgendwie wollen die Kinder ja mit um das Mami zu besuchen, haben dann aber schnell mal genug.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
UNS
Dabei seit: 08.02.2011
Beiträge: 193
*umarm*
so wie ich dich kenne, wirst du genau das richtige machen!
lg
Rolo2011
Dabei seit: 16.06.2011
Beiträge: 37
Es ist eine Gradwanderung, was ist das Beste...
mein Tipp:
Kein Mitleid und Beileid, denn das verstärkt bei uns Menschen das Trauergefühl massiv. Sei Ihr einfach eine gute Freundin, unterstütze sie mental und mit Freuden, nicht mit Mitleid. Mitleid ist nämlich das letzte, was Deiner Bekannten hilft; solche Kärtlein usw. wird sie vile bekommen. Das wiederum zeigt Ihr immer mehr, wie "sinnlos" es geworden ist. Sei einfach für Sie da.
Weshalb sollt man(Frau) Sie nun so behandeln, als sei Sie nicht mehr fähig, etwas zu tun? Ihr den Glauben geben, es sei vorbei (Für Sie kochen, Haushalt usw) .. Nein.. Ich habe selber meinen Vater verloren durch Krebs, aber Mitleid war das letzte, was er wollte. Ich war da für Ihn, und behandelte Ihn so, wie früher; mit Respekt und Freude.

Helfen, in jeder Lebenslage
loeckli1
Dabei seit: 17.03.2008
Beiträge: 143
Hallo,
mein Vater leidet auch an Krebs, hatte schon mehrere Chemos hinter sich. Er mag es überhaupt nicht, wenn man ihn immer fragt, wie geht es dir. Ich frage ihn jetzt einfach nach den Arztterminen, wie die Resultate von Blutwerten waren. Dann gibt er gerne Auskunft. Am Anfang war es echt schwierig, denn er war nie krank.Als er diese schlimme Diagnose bekam war er ziemlich agressiv mit Worten, wurde schnell hässig mit meiner Mutter, wenn sie ihn fragte, wie es geht. Unterdessen ha sich das gelegt. Am liebsten hat er von uns Besuch, unsere Familie, seine Enkel, mein Bruder mit Familie. Er war sehr sportlich, nun eben nicht mehr. Wir geniessn einfach die Zei mit ihm und meiner Mutter, so oft und lange wie wir noch können. Wir wissen ja nie, wenn er stirbt. Am besten ist, wenn man über belangloses redet mit ihm. Er hat bösartigen Lungentumor und manchmal intensive Hustenanfälle. Ich meinte mal, er ersticke mir, ich wollte ihn stützen, da wurde er wirklich sehr böse, seit d schaue ich von weitem zu und reagiere wenn nötig erst, wenn er tatsächlich nicht mehr kann.... Bin in der Feuerwehrsanität und helfe gerne, aber solche Patienten muss man halt lassen bis sie wirklich am Boden liegen, auch wenn es mein Vater ist....Es tut schon eh, den eigenen Vater so leiden zu sehen. Im Momment geht es ihm eigentlich gut.
Verbringe einfach Zeit mit der Krebspatientin, wenn sie ma, das ist das was sie am meisten lieben und geniessen.
Gruss loeckli1
soma
Dabei seit: 15.10.2004
Beiträge: 13
vor genau einem Jahr bekam eine liebe Freundin die Diagnose Krebs, nach viel zu langer Zeit seit Beginn ihrer Beschwerden. Wertvolle Zeit ging verloren - aber das ist eine andere, traurige Geschichte.
Wir haben abgemacht dass wir so tun wie immer, uns täglich sms schreiben, telefonieren, Kafiklatsch über die Kinder, den Haushalt und unsere Tiere - so wie wir es jahrlang getan haben. Und doch war es gar nicht so einfach und manchmal spürte ich ihre Hilflosigkeit, das Ausgeliefert sein wenn wichtige Termine wie die Punktion des Tumors einfach mal kurzfristig abgesagt wurden wegen Ferien-Personalmangel !!!
Oft hat sie mir tagelang nicht geschrieben und dann wusste ich dass sie eine schlechte Nachricht vom Arzt bekommen hat oder dann wieder schrieb sie dass sie mich sehe in meinem Haushalts- und Familienalltag und sie habe das nicht mehr. Irgendwann fehlen einem die Worte, die richtigen Worte. Die Telefonate werden weniger, die Besuche die ich nur tätigte wenn sie es auch wollte, also keine Spontanbesuche das mochte sie nie. Die sms werden immer weniger und dann ein ganz trauriges, sie habe eine schlechte Diagnose und lebe nicht mehr lange sie halte es nicht aus. Dann Funkstille. Ich habe lange überlegt was ich tun soll, ich wusste doch dass ich sie in Ruhe lasse soll wenn sie sich nicht meldet. Es war ihr Wunsch und den hatte ich zu akzeptieren.
Nun habe ich niemanden mehr mit dem ich mich austauschen kann, der mich 1 zu 1 versteht was die Alltagssörgeli betrifft, pubertierende Teenies, oder den Haushalt welchen man heute doch lieber liegen lässt für ein Stündli Kafiklatsch.
Sie ist nicht mehr da, sie fehlt mir jeden Tag. Vielleicht hätte ich aufdringlicher sein müssen oder doch nicht? Vielleicht war es auch gut den Schritt zurückzutreten, ihrem Wunsch entsprechend.
windspiel
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 09.07.2006
Beiträge: 639
Hallo zusammen

danke nochmals für eure Geschichten, Tipps und einfach fürs zuhören.
Ich habe ihr letzte Woche folgendes Büchlein gekauft:
Ein freund­li­cher Son­nen­strahl in Ta­gen der Krank­heit von Phil Bosmans. Es hat ein eindrückliche und mutbringende Texte darin. Ich habe es zusammen mit einer Karte mit ein paar wenigen Worten geschickt. Mein Mann war etwas skeptisch, ob es nicht zu aufdringlich sei, da wir uns ja nicht so gut kennen. Heute kam eine Karte, sie hat sich sehr über das "mutmachende" Büchlein und meine Worte gefreut. Mein Mann meinte nur als er die Karte von ihr las, "gut gemacht"!

Liebe Grüsse und geniesst das Leben!
Antolino
Dabei seit: 11.03.2010
Beiträge: 210
Die Mutter von einem Kollege von mir ist an Krebs gestorben. Ich mochte sie gut obwohl wir uns nicht so oft sahen. Einmal schrieb ich ihr ein Chärtli. Bei dem ich mich bedankte das ich sie kennen lernen durfte. Und ich schrieb ihr auch wie ich mich fühlte. Und noch einiges mehr.
Ja sie hatte in dieser Zeit viele Kärtli bekommen. Aber an meinem hatte sie grosse Freude. Es hat ihr auch etwas Kraft gegeben. Wir hatten später einmal noch telefoniert. Ich freute mich sehr darüber. Auch wenn sie manchmal Pausen brauchte ich hatte so Freude mit ihr zu plaudern. Wir sprachen über alles mögliche...
Nach dem Telefon war ich völlig durch den Wind. Ich schrieb dann dem Kolleg das er ein tolles und sehr starkte Mami hätte. Ihm taten meine Worte gut.
Später an der Beerdigung sagte dann die Frau vom Kolleg ich sei also die Frau die das schöne Kärtli geschriebe hätte. Es wurde damals oft gelesen.
Wärden der Krankheit sprach ich immer wieder mit dem Kolleg. Trost spenden kann ich nicht sagen, aber ich hörte zu wenn er über den Krankheitsverlauf von sein Mami sprach. Er rief mich dann auch an als sie gestorben war, und beschrieb mir die letzten Minuten.

Am Tag der Beisetzung zündete ich eine Kerze an. Auf einmal schaute ich zum Fenster raus. Und da sah ich eine einzelne wunderschöne Blumenkohlwolke. Da spührte ich, sie ist bei mir. Später sah ich in der Natur immer wieder ganz unverhofft solche Zeichen. Die gaben mir Kraft.

Ich drück Dich, wünsche Euch viel Kraft!!
jomoh
Dabei seit: 08.05.2006
Beiträge: 204
windspiel: das berührt mich sehr, wir begleiten einen ehemaligen Schulfreund meines Mannes, der unheilbar an Krebs erkrankt ist...

@soma: deine Geschichte mit der Freundin geht mir auch sehr nahe... Und auch aus dem Grund, dass wir in einer ähnlichen Lage sind mit diesem Schulfreund. Es ist immer wieder so schwierig, was tun- ist es aufdringlich oder wenn wir uns nicht melden, eben Im-Stich-Lassen? Er hatte die Diagnose vor 10 Jahren, war etwa 5 Jahre krebsfrei, dann kam er wieder. Jetzt ist er so schwerkrank, man kanns fast nicht mehr mitansehen... Er wird nicht mehr lange leben.
Es war und ist immer wieder die Frage, will er Besuch oder ist es zu aufdringlich. Ein paar Jahre lang hatten wir fast keinen Kontakt mehr, also war eine Distanz da. Aber seine Frau lud uns dann immer wieder ein, weil er so isoliert war, und es war dann gut, es tat ihm offensichtlich dann gut, mal eine Abwechslung zu haben.
petra13
Dabei seit: 16.05.2003
Beiträge: 444
@soma
ALs meine Schwester krank wurde ging sie zwar offen damit um,aber gegen Ende zu wollte sie niemanden mehr sehen ausser die Familie. Es gab viele Leute die das kaum akzeptieren konnten. einmal kahm eine Kollegin( nicht die allernahestehenste) einfach ins Spitalzimmer rein, obwohl man ihr sagte dass Besuche nicht erwünscht sind.
Für die beste Kollegin meiner Schwester war es ganz schwer aber sie hat es akzeptiert, denn meine Schwester wollte so in erinnerung bleiben wie sie war und niemand sonst sollte sie auf dem Sterbebett sehen.
So ist halt jeder anderst und es ist schön wenn man Leute hat die herausspüren was zu machenist...meistens ist ja das Bauchgefühl richtig. Also wenn man das Gefühl hat zu schreiben oder etwas zu sagen sollte man es unbedingt tun......es kann schnell zu spät sein.