Liebe Eltern, die als Einzelkinder aufgewachsen sind: Es ist überhaupt nicht gesagt, dass Geschwisterkinder die gleichen Interessen haben und auch schön miteinander spielen. EIN Kind zu haben ist auch nicht egoistisch! Wieso denn? Wir geben uns ganz bewusst oft mit den Kindern ab. Sobald zwei oder mehr Kinder da sind, sollen sie sich doch bitte miteinander beschäftigen, damit die Eltern ihre Ruhe haben.
Das ist jetzt natürlich provokativ und übertrieben, aber viele Leute haben doch genau deswegen mehrere Kinder, damit sie sich miteinander beschäftigen. Ihr seht, man kann das ganze auch umdrehen.
Betreffend Geschwister im Erwachsenen-Alter:
Es ist überhaupt nicht gesagt, dass man dann als Erwachsene einen tollen Kontakt hat und alles zusammen besprechen kann, dass man einander eins Stütze ist wenn es den Eltern schlecht geht, dass man "beste Freundinnen / Freunde" ist - nein! Klar habe ich meinen Bruder gern, aber wir waren und sind so verschieden, dass wir weder zusammen gespielt, gestritten, oder über Wichtiges diskutiert hätten. Als wir um das Leben unserer Eltern bangen mussten, konnte ich kein einziges Mal mit ihm darüber reden. Er kann das einfach nicht, sobald es um Gefühle geht ist fertig...
Für ihn war ich wohl auch eher eine Last, wie schon geschrieben, weil er sich oft um mich kümmern musste bzw. mir zuliebe Sachen mitmachen musste, die er nicht mochte. Paradebeispiel Skifahren, wie oben beschrieben, aber auch anderes.
Und nein, darin sehe ich keinen Vorteil. Es lag auch eine Menge Verantwortung bei ihm, da ich ja kein gesundes Kind war (Epilepsie + Asthma). Meine Eltern hatten damals wohl genau diese Idee, dass Geschwister doch zusammen spielen müssten, obwohl es schlussendlich für uns beide gar nicht gepasst hat. Ich bin sicher, er hat sich oft gewünscht, ein Einzelkind zu sein, auch wenn er das heute nie zugeben würde.
Und noch was, betreffend lernen mit Konflikten umzugehen / Streiten üben: Mein Bruder ist damals schon immer jedem Konflikt ausgewichen, er hat einfach den Raum verlassen wenn es brenzlig wurde. Streit gab es daher bei uns gar nicht. Streiten habe ich dann vor allem mit meiner Mutter gelernt, als ich in die Pubertät kam!
Und mein Bruder kann's immer noch nicht. Er ist mit vielem nicht einverstanden, was den Umgang seiner Frau mit den Söhnen anbelangt (abschotten usw.). Würde ihr gegenüber aber NIE etwas sagen, weil es sonst Ärger geben könnte. Er wird dann nur ganz still, irgendwann kommt dann eine Bemerkung unseren Eltern gegenüber. Ehrlich gesagt, er hätte mit mir genügend Gelegenheit gehabt, sich in Konfliktbewältigung zu üben, da ich doch schon immer ein entsprechendes Temperament hatte
Bei Argumenten betreffend Sozialverhalten + Streitkultur kann ich also nur den Kopf schütteln! Mein Sohn wird dieses Jahr 15 und er ist ein rundum herzlicher und aufgestellter Teenie! Ein "g'freuter" Bursche, Einzelkind hin oder her, für uns drei stimmt es so!
Leben und leben lassen