Ungewollt Einzelkind-Eltern (auch gewollte willkommen)

chnöpfli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 16.03.2004
Beiträge: 646
Da ich kein Forum finde für Einzelkind Eltern (im Kinderwunsch-Forum.com alle beim hibbeln, im Kinderlos.ch nicht erwünscht) fasse ich mir ein Herz und versuche hier Eltern zu finden mit denen ich darüber sprechen kann.

So kurz wie möglich: Wir (bald 33,41,5 Jahre) sind eine (fast) glückliche Familie. Fast betont,weil uns eben noch ein weiteres Kind fehlt zum ganz grossen Glück. Eigentlich können wir uns nicht beklagen,haben all die Jahre (als Kleinkinderzieherin in der Krippe,als Tagesmami Zuhause) viele Kinder um uns herum gehabt. Seit mein Sohn auf der Welt ist bin ich jedoch ganz glücklich als Mami und möchte so gerne noch ein Geschwisterchen für ihn,nochmals die Chance haben ein Kind von Anfang an im Leben zu begleiten und einfach die Familie zu vergrössern.

Nach 1.5 Jahre warten war es dann diesen Mai soweit,der Test war possitiv. Anfang Juni dann die Notfall OP wegen Eileiter-Schwangerschaft. Der Traum erstmal vorbei,Schock. Ich könnte laut FA nochmals s werden aber mit einigen Risiken.

Nun habe ich mich entschlossen erstmal Pause zu machen 1,2,3 Jahre-keine Ahnung. Wir sind seit längerem angemeldet als Pflegfamile,dies war auch so vereinbart wenn wir das zweite bekommen hätten. Ich freue mich darauf,aber Ersatz ist es für mich nicht. Wir sind da Eltern auf Zeit und das ist mir bewusst. Ich weiss das ich mir für den speziellen Platz in meinem Herzen noch ein Kind wünsche welches bei uns bleibt,ein leibliches aber auch ein Adoptivkind kann ich mir gut vorstellen.

Ich mache mir zur Zeit so viele Gedanken wie es sein würde einfach alles so zu lassen wie es ist, eben als Einzelkindfamilie. Der Gedanke gefällt mir nicht,aber ich weiss das es auch so gehen könnte. Nun suche ich Gleichgesinnte welche mir aus ihrem Familienleben mit Einzelkind erzählen möchten. Wann habt/konntet ihr den Entschluss fassen,wie geht es eurem Kind dabei,wie habt ihr eurer Leben gestaltet,Vorteile,Nachteile etc.

Ach es würde mir einfach gut tun mal mit jemandem darüber zu sprechen der in der gleichen Situation ist. Rund um mich herum haben entweder alle 2-4 Kinder oder gar keines. Es geht mir nicht darum zu jammern,ich weiss das ich mich mit 1 Kind glücklich schätzen kann,das bin ich auch. Trotzdem habe ich da im Herzen einfach noch so ein kleiner Platz der leer ist,und das tut unheimlich weh!

Gruss
Chnöpfli

Leben und leben lassen
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
Hallo Chnöpfli
Auch wir sind unfreiwillig Einzelkind-Eltern. Ich durfte aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr schwanger werden. Dabei wünschte ich mirdoch 2 oder 4 Kinder. Wie ich damals reagierte weiss ich nicht mehr.
Ich mag mich nur erinnern, dass ich meiner Tochter als Einzelkind ein trostloses Leben prophezeite. Dazu kam die Angst, begründet aus all den Klischees, die man Einzelkinder anhaftete. In Folge interessierte mich alle Berichte über Geschwisterkonstellationen und Einzelkinder. In der wir eltern-Berichten wurden dann die vielen Klischees dementiert. Einzelkinder können auch ganz viele tolle Charatkereigenschaften haben.
Ich klammerte mich dann immer mehr an das positive und genoss intensiv die Zeit mit ihr. Damit sie dennoch lernen musste, sich unterzuordnen, Spielsachen zu teilen, gab ich sie zu einer Tagesmutter, die ein älteres Kind hatte. Später nahm ich dann auch Tageskinder und so lernte meine Tochter, wenigstens stundenweise, Spielsachen und s'Mami zu teilen. Die Beziehung zu einem dieser Tageskinder besteht bis heute und die Mädchen übernehmen gegenseitig Verantwortung wie es unter Geschwisterten möglich sein könnte.

Wir Eltern haben auch oft gegenseitig unsere Kinder ausgelehnt, sogar ferienhalber. Für die Kinder ist das sicher sehr bereichernd. So erleben sie Einzelkind wie auch geschwisterliche Familienkonstellation.

Heute ist meine Tochter in der Pubertät und das Verhältnis zwischen uns ist immer noch wunderschön. Also kaum Kämpfe. Von anderen Familien und inzwischen erwachsenen Einzelkinder wird mir bestätigt, dass dies bei ihnen auch so war.

Ich bin gespannt, was andere hier schreiben. Was mich wunder nimmt, ob es hier auch Schreiberinnen gibt, die auch bereits pubertierende Einzelkinder haben.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
chnöpfli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 16.03.2004
Beiträge: 646
@Second Wife
hallo,wir kennen uns ja schon aus dem Pflegkinderthema icon_biggrin.gif. Ja dies erlebe ich ähnlich wie du. Wir haben Tageskinder seit mein Sohn 10 Monate alt ist,er ist eigentlich in dem Sinne nicht als "Einzelkind" aufgewachsen. Er hat auch in der Siedlung viel Kontakt mit Gspändli,ist bis jetzt zum Glück recht beliebt,spielt jeden Tag mit Kinder. Er geht für sein Leben gerne zur Nachbarsfamilie welche 3 Jungs haben,das vierte ist unterwegs. Im Gegenzug kommen sie auch mal zu mir rüber. Mein Sohn sagt immer,es sei so schön dort weil es so viele Kinder hat. Er fand es immer toll mit den Tageskinder aber er sagt auch oft er sei traurig weil sie am Abend nach Hause gehen. Er wünscht sich (alleine von sich aus gekommen) seit 2 Jahren sehnlichst ein Geschwisterchen. Er meint immer der Papa hat ja mich aber er habe niemanden. ich glaube nicht wirklich das er unglücklich ist,doch ich denke da fehlt ihm schon manchmal was und das kann er ganz gut formulieren für sein Alter. Er hat sich so sehr gefreut über meine s und war recht traurig als unser Kleines dann fort gegangen ist. Nach 1 Woche kam er dann zu mir und sagte: weisch i bi au trurig das s Krümeli wäg gange isch,aber weisch es chunt jo no es Plägkind zu uns und denn hend mir wieder Freud! ich fand das recht erstaunlich denn wir haben ja Pause eingelegt als ich s wurde bis zur Geburt unseres zweiten. Es war vereinbart dann nach 1 Jahr wieder beim Verein anzufragen wegen einem PK. Als mein Sohn zu uns kam mit diesem Satz wussten wir noch gar nicht ob wir die Pause aufheben sollten. Da hab ich mir gesagt wenn ein Kind von 5 Jahren auf so possitive Weise denkt und Hoffnung hat dann sollte ich als Erwachsene dies auch können. Wir haben darum nicht lange gezögert und nach ein paar Wochen dem Verein mitgeteilt das wir wieder offen sind für ein PK. Für mich ist der Beweggrund aber immer noch der gleiche wie vor einem Jahr,eben kein Ersatz. Vielleicht kann es sein das mich diese Augabe voll und zufriedenstellend ausfüllt,diese Option lasse ich mir offen,doch zur Zeit bin ich auch noch auf der Suche nach etwas anderem. Ich selber bin nicht in meiner Familie aufgewachsen und bin deshalb für viele Möglichkeiten offen,nur der Gedanke das wir Einzelkindfamilie bleiben, ist momentan fast unmöglich für mich (auch wenn ich weiss das es gehen würde). ich bin einfach noch nicht soweit,werde ich es irgendwann sein???

Leben und leben lassen
seepferd67
Dabei seit: 27.02.2008
Beiträge: 6
@Second wife: Ich bin so eine Schreiberin mit einen Einzelkind mitten in der Pubertät (Mädchen,14-jährig)
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
Bevor meine Tochter geboren wurde hatte ich eine Fehlgeburt. Es hätte ein Junge werden können. Ich verschwieg dieses Thema immer vor dem Kind.

Lustigerweise wollte sie immer einen älteren Bruder. Irgendwann hat sie dennoch von dieser Fehlgeburt mitbekommen. Von da an stellte sie klar fest, sie hätte einen Bruder, der sei halt schon im Himmel. Aber sie fühle sich nicht mehr als Einzelkind. Ich finde das wunderschön.

Ich habe keinen Rat für euch, wie ihr diese Sehnsucht nach weiterem Kind, v. a. nach einem Geschwisterchen stillen könnt.
Ich sage meinem Kind öfters zum Spass, sie sei unsere Stammhalterin, unser Sanchwich und unser Nesthäcken. So ein all in one.
Für sie stimmt es so. Als ihr Papa wieder geheiratet hat und Nachwuchs ein Thema war, da wurde sie ganz traurig. Für sie stimmt es so. Sie ist heute gerne Einzelkind und dennoch sehr sozial.
Heute hat sie eine Halbschwester und inzwischen geniesst sie das Mädchen, welches ihre grosse Bewunderung entgegen bringt.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
@ seepferd
Und wie erlebst du dein Kind? Auch so, wie es im Pubertätsthread beschrieben wird?

Allenfalls sollten wir dann aber im anderen Thread darüber schreiben.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Leu72
Dabei seit: 01.12.2007
Beiträge: 5
Hallo Chnöpfli
Ich kann dich sehr gut verstehen. Unser Einzelkind ist inzwischen 6 Jahre alt. Wir hätten so gerne noch ein 2. gehabt, aber leider hat es nicht mehr geklappt. Unsere Tochter ist oft bei der Nachbarsfamilie, welche 3 Mädchen haben, das geniesst sie total, diese sind auch oft bei uns, vorallem das gleichaltrige Mädchen. Aber wenn diese dann abends nach Hause muss, wird sie oft seeeehr traurig und fühlt sich einsam und verlassen. Das wiederum macht mich so unendlich traurig und hilflos. Ich denke manchmal geniesst sie es total, Mami und Papi ganz für sich zu haben. Aber vorallem an den Wochenenden wenn wir zu dritt unterwegs sind oder einfach "nur" zu Hause sind, ist sie oftmals traurig. Da nützt auch nichts, wenn wir mit ihr spielen, sie möchte dann einfach nur ein Spielkamerädli. Das mit dem Pflegekind habe ich mir auch schon überlegt, aber so richtig überzeugen tut es mich auch nicht. Nun haben wir uns wieder als Tagesfamilie angemeldet, mal sehen ob sich da was findet, aber einfach scheint das auch nicht zu werden.

Lieber Gruss Leu72

Es gaht immer wieder es Türli uf
Leu72
Dabei seit: 01.12.2007
Beiträge: 5
Hallo Chnöpfli
Ich kann dich sehr gut verstehen. Unser Einzelkind ist inzwischen 6 Jahre alt. Wir hätten so gerne noch ein 2. gehabt, aber leider hat es nicht mehr geklappt. Unsere Tochter ist oft bei der Nachbarsfamilie, welche 3 Mädchen haben, das geniesst sie total, diese sind auch oft bei uns, vorallem das gleichaltrige Mädchen. Aber wenn diese dann abends nach Hause muss, wird sie oft seeeehr traurig und fühlt sich einsam und verlassen. Das wiederum macht mich so unendlich traurig und hilflos. Ich denke manchmal geniesst sie es total, Mami und Papi ganz für sich zu haben. Aber vorallem an den Wochenenden wenn wir zu dritt unterwegs sind oder einfach "nur" zu Hause sind, ist sie oftmals traurig. Da nützt auch nichts, wenn wir mit ihr spielen, sie möchte dann einfach nur ein Spielkamerädli. Das mit dem Pflegekind habe ich mir auch schon überlegt, aber so richtig überzeugen tut es mich auch nicht. Nun haben wir uns wieder als Tagesfamilie angemeldet, mal sehen ob sich da was findet, aber einfach scheint das auch nicht zu werden.

Lieber Gruss Leu72

Es gaht immer wieder es Türli uf
chnöpfli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 16.03.2004
Beiträge: 646
@Leu72
Ganz genau so geht es uns auch wie du beschreibst. Bei uns ist das auch vor allem an den WE oder wenn wir unterwegs sind ein Thema. Er versucht manchmal wenn wir wohin gehen mit den Kindenr dort Kontakt zu knüpfen. Meist sind es aber Geschwisterkinder und die haben oft kein Interesse dann mit ihm zu spielen,sind beschäftigt unter sich. Auch in der Siedlung wird er oft zum spielen herausgeläutet wenn die Geschwister keine Zeit haben zum spielen. Falls sie aber miteinander spielen dann lassen sie unseren Sohn dann auch mal einfach links liegen. Das tut mir dann schon weh wenn ich das mitbekomme.

Ich war auch Tagesmutter und habe die Zeit genossen,aber es war für mich nie so das ich ganz ausgefüllt war. Aber das hat damit zu tun das ich Kleinkinderzieherin bin und lange in der Krippe gearbeitet habe,die Kinde rhat man gern aber man grenzt sich auch gesund ab,man ist ergänzend nicht ersetzend. Mit den Tageskinder hatte ich eine engere Verbinung aber auch da fühlte ich mich nicht ersetzend. Beim Pflegkind wird es noch intensiver,aber es wird auch nicht ersetzend sein. Die Kinder haben ja meist Eltern und der Kontakt sollte aufrecht erhalten werden um die Möglicheit einer Rückführung offen zu halten. Die Gratwanderung zwischen eigenen Gefühlen und was ist das Beste fürs Kind ist sehr anspruchsvoll. Ich weiss nicht wie das wird,ich habe meine Meinung dazu doch wie es dann schlussentlich ist das wird sich zeigen. Ich selber bin auch Pflegkind und meine Pflegmutter konnte keine eigenen Kinder bekommen,für sie waren wir PKs Ersatz,das sagte sie mir letztens. Ich hatte es sehr schön bei ihr. Aber selbst wenn ich wollte so kann ich mir ein PK einfach nicht als Ersatz vorstellen,so lange die Eltern des Kindes involviert sind hätte ich dem Kind gegenüber ein schlechtes Gewissen wenn ich es als Ersatz für meinen Kiwunsch ansehen würde. ich sehe es als meinen Auftrag an dem Kind eine Familie zu sein so lange wie es die braucht. Aber eigene Ansprüche zu stellen,das empfänd ich zu diesem Zeitpunkt als egoistisch. Sicher werde ich das PK lieb bekommen und vielleicht werde ich eine Beziehung aufbauen welche es mir schwer macht wenn es wieder geht,aber zur Zeit grenze ich mich da etwas ab. ich glaube es wäre gesünder wenn ich für meinen Kinderwunsch noch eine zsätzliche Option hätte. Aber eine erneute S zu wagen,das kann ich mir nicht vorstellen zur Zeit,dafür habe ich zu viel Angst.

Manchmal habe ich auch so ein schlechtes Gwissen meinem Sohn gegenüber. ich weiss es geht ihm gut aber trotzdem trifft es mich wenn er mit dem Geschwisterwunsch kommt. Heute meinte er,du wirst sicher wieder ein Baby im Bauch haben. Ich sagte dann,nein vielleicht nicht. Er meinte,doch eben schon. ich weiss ich sollte mich da nicht unter Druck setzen lassen und es ist meine Entscheidung. Doch es tut trotzdem weh. Vor allem wenn ich sehe das bei uns reihenweise die Babys kommen. Echt seit 6 Jahren kommen bei uns in der Siedlung mind. 2 Babys pro Jahr zur Welt,zusätzlich in meinem Bekanntenkreis nochmals 1-3 pro Jahr. Manchmal drückt mich das ganz schön runter. Ich mag es gönnen,aber manchmal frag ich mich warum haben die 4 nacheinander und wir bringen das nicht zustande?! Meine Nachbarin sagt immer,du hast es ja einfach mit 1 Kind,ich habe sooo Stress mit meinen 3 und noch schwanger. Das verletzt mich sehr. Ich würde gerne den Stress mit 3 Kinder in Kauf nehmen. Auch wenn es vielleicht manchmal einfacher scheint mit 1 Kind, es ist aber nicht immer so!

Leben und leben lassen
smaragd
Dabei seit: 26.08.2004
Beiträge: 11
Ich erlaube mir, auch mal eine andere Sichtweise einzubringen. Mit Erstaunen lese ich hier, dass eure (unfreiwilligen) Einzelkinder deswegen öfters mal traurig sind. Unser 9jähriges gewolltes (aus verschiedenen Gründen) Einzelkind war nie traurig, weil es keine Geschwister hat. Es ist zwar so, dass mein Mann eine Tochter aus erster Ehe hat. Sie wohnt aber in rechter Distanz und der Kontakt ist nicht wirklich eng, unser Sohn wächst also als Einzelkind auf.

Ich denke, dass ihr (v.a. Mütter?) euren innigen Kinderwunsch unbewusst auf euer Kind projiziert und dass diese deshalb traurig sind. Anders kann ich es mir nicht erklären, denn für uns Eltern stimmt es mit unserem Einzelkind, und für ihn definitiv auch.

Wir Erwachsenen sollten uns doch eingestehen, dass wir uns etwas für uns selber wünschen und nicht beeinflusste Wünsche der Kinder vorschieben...

...yep