Ungewollt Einzelkind-Eltern (auch gewollte willkommen)

Vilu
Dabei seit: 18.07.2002
Beiträge: 2006
Wir haben ja auch ein Einzelkind, einen 8-jährigen Sohn. Der Entscheid für EIN Kind fiel bewusst, vor allem von mir aus. Natürlich habe ich auch meine Gründe, doch das spielt im Detail jetzt keine Rolle.
Mir geht es einfach darum, dass ich glaube, dass man dem Kind den Wunsch nach einem Geschwister einsuggerieren kann. In dem man selber das Kind wissen oder spüren lässt, dass man traurig oder verzweifelt ist, kein 2. zu bekommen.

Unser Sohn hat sich in seinen 8 Jahren noch nie ein Geschwister gewünscht. Im Gegenteil! Er hat schon mehrmals erwähnt, dass er es gut findet wie es ist.

Jene Einzelkinder aber, deren Eltern sich sehnlichst ein Geschwister wünschen, haben in der Regel die gleiche Einstellung. Auch sie sind traurig, dass sie kein Geschwister haben. Denn wenn Mami und Papi so traurig sind, dass sie "nur" ihn/sie haben, dann muss das ja auch traurig sein... Wie tragisch für ein Kind!

Daher fände ich es auch besser, mit dem ersten Kind nicht in das Thema "weiteren Kinderwunsch" mit einzubeziehen. Dann kommt es auch weniger auf die Idee, ihm fehle ein Geschwister. Was natürlich nicht heisst, dass sich Eltern nicht mehrere Kinder wünschen dürfen / sollen! Aber lasst es nicht auf das Erstgeborene abfärben!

Denn auch Einzelkinder können eine wunderschöne Kinderzeit haben! Mit vielen Freunden, mit Eltern die viel Zeit für das Kind haben, die auf das Kind und seine Interessen eingehen können. Ein Einzelkind muss im späteren Leben auch nicht allein sein, auch es wird einmal Freunde und eine eigene Familie haben. Also versucht doch einfach, euer Einzelkind zu geniessen und nicht - vor allem nicht im Beisein eurer Kinder - immer den weiteren Kindern nachzutrauern. So müssen auch eure Kinder nicht traurig sein über das "fehlende"Geschwister. Steckt eure Energie und Lebenslust in eure Kinder und verpasst nicht diese schöne Zeit mit lauter Trauer und Wehmut!

Das sollen übrigens keine Vorwürfe sein sondern Denkanstösse und Ermunterungen! In ruhigem, sachlichen Ton gedacht. Es spiegelt meine Beobachtungen und Überlegungen wieder, bezogen auf diverse Bekannte und Nachbarn.

Leben und leben lassen
smaragd
Dabei seit: 26.08.2004
Beiträge: 11
Vilu
Sinngemäss sagst du das gleiche wie ich. Vielleicht werden deine ausführlicheren und sanfteren Worte ja besser verstanden icon_wink.gif

...yep
Vilu
Dabei seit: 18.07.2002
Beiträge: 2006
@smaragd
Ja, ich denke wir sehen das ähnlich. Bei allen Einzelkind-Eltern ist es wirklich so: Sind die Eltern traurig, ist es das Kind auch. Finden es die Eltern gut, ist es auch fürs Kind ok!

Wichtig finde ich noch die Umgebung, wo das Kind aufwächst. Natürlich sollte es möglichst viele Kinder in der Umgebeung haben. Ein abgelegener Bauernhof ist für eine Einzelkind wohl wirklich nicht ideal, denn Kinder wollen unbestritten auch mit Kindern spielen.

Leben und leben lassen
Vilu
Dabei seit: 18.07.2002
Beiträge: 2006
Sollte natürlich heissen:
Bei allen Einzelkind-Eltern (oder -Familien) die ICH kenne...

Leben und leben lassen
marie
Dabei seit: 20.03.2002
Beiträge: 92
Ich bin ein Einzelkind. Nach 4 Fehlgeburten und nachdem meine Mutter 9 Monate nur gelegen ist um mich zu "behalten". Meine Eltern wollten eigentlich auch mehrere Kinder aber es hat halt nicht sollen sein.

Als Kind wünschte ich mir nie Geschwister, ich hatte einen Haufen Freunde und Kollegen und alle die ich kannte mit Geschwistern hatten sowieso nur Zoff mit denen. Ich war froh, ein Einzelkind zu sein.

Jetzt bin ich erwachsen und wünsche mir, ich hätte Geschwister. Denke manchmal daran, dass wenn meine Eltern gestorben sind, ich ganz alleine bin. Logisch bin ich das nicht, habe einen lieben Mann und selber Kinder.. aber niemanden mehr aus der "eigenen" Familie.
Ich kann auch nie Tanti sein zum Beispiel... das sind alles so Sachen welche man erst "im Alter" vermisst... jänu wie schon geschrieben, es hat halt nicht sollen sein. Kann aber diejenigen nicht verstehen, welche sich bewusst nur für ein Kind entscheiden, das finde egoistisch.
Vilu
Dabei seit: 18.07.2002
Beiträge: 2006
@Marie
Dein letzter Satz:
"Kann aber diejenigen nicht verstehen, welche sich bewusst nur für ein Kind entscheiden, das finde egoistisch. "

Ich finde dies sehr unüberlegt und anmassend! Weisst du, wenn jemand nur mehrere Kinder hat, damit sich die Eltern weniger mit dem Kind abgeben "müssen" - Das finde ICH egoistisch! Wieso sollte man mehrere Kinder haben, wenn man nur einmal den Kinderwunsch hat? Soll man "Kinder aufstellen", die gar nicht gewünscht sind?

Alle Eltern machen sich wohl irgendwann Gedanken über ein 2. Kind. Muss man ja, denn spätestens wenn das erste Kind jährig wird, kommen von allen Seiten die entsprechenden Bemerkungen von wegen 2. Kind! Alle haben Gründe, für oder gegen weitere Kinder. Nur werden diese Gründe nicht allen unter die Nase gerieben.

Dann finde ich es doch sehr mutig und aufrichtig, zu seinem Einzelkind zu stehen, ihm nach Möglichkeit eine schöne Kindheit zu bescheren und Freude an ihm zu haben und ihm das auch zu zeigen. Anstatt eine überforderte Mutter zu sein, die dauernd im Stress ist mit ihren Kindern und Einzelkindeltern sagt " Ach, habt ihr es schön mit "nur" einem Kind!"

Es ist doch schizophren: Da wird man so oft benieden um das schöne Leben mit einem Einzelkind und gleichzeitig wird man also egoistisch dargestellt...

Und meine ja nicht, wenn du Geschwister hättest, wären das dann automatisch deine allerbesten Freunde und deine nächsten Vertrauten! So ist es im Idealfall, die Realität sieht aber oft anders aus!

Genau solche intoleranten Menschen wie du machen anderen das Leben schwer! Schade! Leben und leben lassen ohne gemeine Sprüche wäre die Devise!

Leben und leben lassen
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
Man kann immer irgend jemanden um etwas beneiden oder unterstellen. Wie man es macht ist es falsch.

@ vilu und Marie und andere
Ich erlebe beides in einem. Selber bin ich ein Nachzügler, bin somit wie ein Einzelkind aufgewachsen. Als Kind wünschte ich mir immer eine Schwester, weil ich ständig alleine spielen musste. Meine Mutter arbeitete Heimarbeit, war immer da, hatte aber trotzdem nie Zeit.
Sie entschuldigte sich, dass sie gerne mehr Kinder gehabt hätte, dass aber das Geld nicht gereicht hätte oder dass sie dafür den falschen Mann hätte (super Manipulatin gegen den Vater) oder die böse Verwandtschaft bla, bla, bla und dass sie sowieso inzwischen zu alt.

Dann erwähnte sie die Möglichkeit von Adoption und damit war in mir diese Sehnsucht geweckt, selber mal ein Kind zu adoptieren. Aber dazu hatte ich dann den falschen Mann. Er kann nur sein eigen Fleisch und Blut lieben.

Ja und heute ist es so, dass ich also trotz Einzelkindheit einen Bruder habe und dennoch keinen grossen Kontakt. Wir sind total verschieden. Er kümmert sich rührend um mich, umgekehrt ist er mir aber zu weit enfernt. Ich vermisste immer eine Schwester und habe diese in einer Freundin gefunden.
Ich habe auch eine Mutter zu der ich aber keine mütterlichen Gefühle empfinde. Meine heutige Schwiegermutter ist mir viel naher.

Wenn man will, kann man sich auch Ersatzbezugspersonen suchen.
Ich hatte auch Paten, die sich nie um mich gekümmert haben. Ausser Ja-sagen in der Kirche kamen zwar Geschenke aber keinen Kontakt = keine Beziehung. Ich bestimmte dann als Kind meine kinderlosen Nachbarn als Paten und sie schickten sich zum Glück in ihre Rolle. icon_wink.gif

Und meine Tochter hat zu dem einen Tageskind eine schwesterliche Beziehung aufgebaut. Auch wenn die beiden Mädchen grundverschieden sind übernehmen sie bis heute geschwisterliche Verantwortung.

Mir hilft meine christliche Grundhaltung das anzunehmen, was mir Gott oder wer auch immer zeigen will. Man muss nur Augen, Ohren und Arme offen halten und plötzlich wird einem etwas geschenkt, was man gar nicht erwartet hat.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
petzi1
Dabei seit: 26.02.2008
Beiträge: 199
Meine Tochter kommt langsam in ein Alter wo sie nur ein einziges Wort aufschnappen muss und die Gefühlslage und schon weiss sie was läuft, ich habe meiner Tochter noch nie gesagt, dass ich ein 2. wünsche.
Ich werde es ihr auch nie sagen, dass sie mir nicht genügt und ich ein 2. möchte.
Im Gegenteil ich bin dankbar dass ich "wenigstens" ein Kind habe denn sie ist im wahrsten Sinne ein Lottogewinn, nein mehr, denn das kann man nicht bezahlen.
Ich glaube ich gebe ihr mehr zu spüren dass sie die Beste ist die ich habe als manch andere für die es selbstverständlich ist Kinder zu "zeugen".
Ich werde sie auch nie fragen ob sie Geschwister möchte.
Und dadurch dass ich sie bis anhin nie reinbezogen hatte in dieses Thema vermisst sie Geschwister auch nicht, das heisst sie weiss nicht was es beduetet Geschwister zu haben auch mit den Nachteilenicon_smile.gif.
Als sie im KIGA gefragt wurde ob sie Geschwister habe so nannte sie den Namen unseres Hundesicon_smile.gif

Sorry aber diese Geschwisterfrage wird viel von der Umwelt suggeriert.
Man wird daran gemessen?

Das was ich erwähnt habe war ein Ausrutscher von mir, ich weiss ja schon längst dass es kein 2. geben wird.
Aber wenn die Umwelt sehr oft zu unsensibel ist, da kann einem schon mal der Deckel hochgehen und ist es egoistisch wenn ich für einen Moment so traurig bin über meinen Verlust eines Kindes??

Babs hast Du jemals ein Kind verloren??


Sonniger Tag heute!

Der Herbst wird bald kommen, super!!
petzi1
Dabei seit: 26.02.2008
Beiträge: 199
Ouuu, sorry Babs ich meinte natürlich smaragd und nicht Dich.


LG petzi1
petzi1
Dabei seit: 26.02.2008
Beiträge: 199
@sw

Gute Einstellung!
Ist gar nicht so einfach, jedenfalls für mich.
Ich ahne im geringsten noch nicht was denn Gott damit bezweckte als ich während 8 Stunden alleine ein totes Kind zur Welt bringen musste und es dann in den Abfall geworfen wurde.
Jedesmal wenn dann so Bemerkungen kommen betreffend Einzelkind kommt da schon eine Krise.
Lang hatte ich Hoffnung ab KIGA kämen solche Bemerkungen weniger (ab einem gewissen Alter meiner Tochter) aber dem ist nicht so, da muss ich mir eine andere Strategie anlegen damit umzugehen.
Oder es gehört einfach dazu das Erlebte zu verarbeiten.

Wenn andere Mütter kommen und sagen Du hast es aber sau schön mit nur einem Kind...dann kommen manchmal diese Gefühle.

Frau könnte wenigsten das Wort "nur" weglassen oder Einzel???