Ungewollt Einzelkind-Eltern (auch gewollte willkommen)

Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
@ Petzi
Menschen können grausam sein. Ich bin manchmal auch so ein verbaler Tölpel, besonders bei Themen, auf die ich nicht sensibilisiert bin. Da möchte ich etwas nettes sagen und wenn mich dann das Gegenüber so ghüslet anschaut bin ich plötzlich verunsichert, ob ich nun etwa das Falsche gesagt habe. Tja, wie man es machmal macht/sagt ist es falsch.
Es tut mir leid, was du erlebt hast. Zum Glück hat man aber auf diesem Gebiet aufgeholt und lässt (normalerweise) die Eltern heute Abschied nehmen von ihrem verstorbenen Kind. Auf dem Friedhof in Lenzburg gibt es sogar einen speziellen Ort für Totgeburten oder Babys, die gleich nach der Geburt gestorben sind.

Wir leben in einer anonymisierten Welt und bewahren unser privatestes/intimstes für uns auf. Das Umfeld hat keine Ahnung, was in uns abläuft. Das soll kein Vorwurf an dich oder andere sein, das ist einfach eine Tatsache.

Und wenn man sich zu viel mitteilt, wie ich das hier im Forum zum Thema Patchwork / Ex-Frau / Scheidungsthemen mache, dann ist das auch wieder nicht recht.

Da gebe ich mir doch Mühe, meine Stiefkinder so zu lieben / zu akzeptieren, als wenn es ein bisschen meine Kinder wäre, dann ist das auch nicht richtig. Denn ich habe kein Recht darauf. Da gebe ich ihnen die Aufmerksamkeit, die sie von ihrer Mutter nicht bekamen und bringe damit die Kinder in ein Dilemma.
Man ist das Leben kompliziert. Wie man es macht .... icon_wink.gif)))

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
chnöpfli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 16.03.2004
Beiträge: 646
Zum Thema: es ist egoistisch und unsensiebel das 1 Kind ein zu beziehen in zweiten Kinderwunsch. Bei unserem Sohn z.b. kam der Geschwisterwunsch zuerst von seiner Seite her. Ich kann das auch sehr gut nachvollziehen. In den letzten 5 Jahren bekamen alle unsere Bekannten und die Familien in der Siedlung Kinder. Wir sind in unserem Quartier und auch im Bekanntenkreis die einzigen mit "nur" einem Kind. Unser Sohn ist eng befreundet mit der Nachbarsfamilie die mittlerweile 4 Kinder haben im Abstand von je 1 Jahr. Er geht sehr gerne dorthin und schwärmt immer wie toll es ist das da so viele Leute zusammen am Tisch sitzen. Auch haben wir ja seit er 11 M. jung ist immer Tageskinder gehabt. Für ihn ist es also ganz natürlich das eine Familie mehrere Kinder hat. Durch den notfall Spitalaufenthalt als ich das zweite Kind verloren habe hat er natürlich alles mit bekommen. Er weiss durch Gespräch ganz genau das ein zweites Kind nichts damit zu tun hat das er uns nicht genügt,er wird immer etwas besonderes sein für uns. Er weiss aber auch das wir es einfach schön fänden mit mehreren Kindern in der Familie zusammen zu leben. Er sagt ja auch von sich aus er fände ein Geschwisterchen schön mit der Begründung: ich bin dann nicht mehr alleine als Kind hier,du hast ja den Papa ihr seid 2 und ich wünsche mir eben auch ein Geschwisterchen.
Er hat im Quartier so viele Freunde und ich denke er wird auch gut ohne Geschwisterchen zurecht kommen. Aber sollte doch irgendwann noch ein Nachzüglerli kommen dann freuen wir uns alle darüber.

Ich weiss nicht wie es bei euch ist,bei uns ist es eine natürliche Sache und keiner fühlt sich deswegen traurig,bedroht in seinem Platz in der Familie oder zurück gesetzt. Es war eine Zeit lang schon so das dieses Thema einen grossen Platz eigenommen hat,das war auch nicht immer einfach. Durch die EL-S haben wir aber einen anderen Blickwinkel bekommen und gehen das Thema nun gelassener an. Ich denke wichtig ist das man in der Familie über solche Sachen spricht aber sie nicht zum Mittlepunkt macht. Ich finde man darf seine Gefühle zeigen,auch mal traurig sein - ja auch vor dem Kind! Das gehört zum Leben einfach dazu. Wichtig ist das diese Momente nicht dauerhaft sind und das Kind weiss es sind die Gefühle vom Mami und nicht die des Kindes,es braucht sich nicht gleich zu fühlen. Mein Kind kann sich darum auch gut abgrenzen sowie das es sich auch mitteilen kann wenn es ihm mal schlecht geht. Wie schon erwähnt Kinder sind feinfühlig die spühren viel auch wenn man nicht mit ihnen darüber spricht. Mein Sohn kommt dann auch mal und fragt. Manchmal erkläre ich ihm was dazu und manchmal sage ich einfach: es ist meine Sache,mach dir keine Gedanken darüber,ich regle das alleine. Ich finde man muss die Kinder auch nicht immer von Problemen fern halten,es gibt doch immer wieder schwierige Themen im Familienleben,z.B. Krankheit/Tod/Unfall in der Familie,Scheidung, Streit,Schicksalschläge usw. Wichtig ist nur wie man selber damit umgeht und wie man mit dem Kind darüber spricht. So lernt ein Kind auch für später mit Konfliktsituationen um zu gehen,das es nicht immer gleich Weltuntergang heisst wenn etwas schlimmes im Leben passiert. Man muss halt abschätzen wie man das Kind altersgerecht involviert und wo man ihm einfach sagt es sei nicht seine Sache.

Egoistisch finde ich es auch nicht noch weiteren Kinderwunsch zu haben. Das soll doch jeder so machen wie es in seine Familie passt. Ich mache mir manchmal auch so meine Gedanken über andere Familien aber schlussentlich denke ich: Leben und leben lassen!

Leben und leben lassen
Babs
Dabei seit: 16.11.2007
Beiträge: 265
@Chnöpfli
"Ich denke wichtig ist das man in der Familie über solche Sachen spricht aber sie nicht zum Mittlepunkt macht. Ich finde man darf seine Gefühle zeigen,auch mal traurig sein - ja auch vor dem Kind! Das gehört zum Leben einfach dazu. "

So empfinde ich das eben auch. Sehr schön ausgedrückt!


Und noch was:

Ich finde es daneben, hier von Egoismus zu sprechen. Egoismus sich ein zweites Kind zu wünschen. Dann müssten ja diejenigen, die sich ein 3., 4. oder gar 5. Kind wünschen regelrechte Egomanen sein. Ich empfinde es auch nicht egoistisch, wenn jemand nur ein Kind möchte. Das muss doch jeder für sich selber entscheiden.

Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.
chnöpfli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 16.03.2004
Beiträge: 646
@Babs
Ja da hast du recht so sehe ich das auch. Was für die einen stimmt mag für andere überhaupt nicht so sein. Es gibt keine perfekte Familie,die Bedürfnisse sind doch ganz unterschiedlich,jede Familie hat ihre eigene Kultur. Ich glaube das vergleichen und herüber schielen hat doch oft mit der eigenen Unzufriedenheit zu tun. Ich merke das von Zeit zu Zeit auch bei mir selber. Da möchte ich evt. auch etwas ähnlich machen wie ich es in einer anderen Familie gesehen habe und dann geht das bei uns voll in die Hose ;-D,Sohn und Mann sind verwirrt und ich habe den Frust weil es nicht klappt mit der "Erneuerung". Da merke ich dann einfach das es meine eigene Unzufriedenheit war und wir einfach unsere eigene Familienkultur haben und die so auch ok ist. Über diese Erkentnis konnten wir auch schon herzhaft lachen. Übrigens finde ich Humor ist sehr wichtig in der Familie,wir lachen sehr viel und machmal nehme ich auch mal eine schwierige Situation einfach mit einem Augenzwinkern.

Leben und leben lassen
GF
Dabei seit: 24.02.2006
Beiträge: 39
kurz reinschleich:
ich habe drei kinder und werde schief angeschaut. so nach dem motto heutzutage hat man doch zwei kinder und pasta.

dann kommt dann der spruch, ja wolltet ihr den noch das dritte kind? und drei kinder ist doch mühsam mit auto usw. und da ist doch immer einer zuviel. also solche sachen hört man eben nicht nur mit einem kind.

es ist traurig aber heutzutage gilt eine normale familie so: mann,frau,zwei kinder (mädchen+junge sowiso) hund haus auto.

und es ist halt schon so wie hier viel geschrieben wird, kaum ist das erste da, kommt der spruch und wann bist du wieder schwanger??? ja wollt ihr den kein zweites mehr?? das können sowiso nur leute fragen, die noch nix erlebt haben im leben. bei denen meistens alles immer nach der schnur gelaufen ist. die haben eben auch noch nie an eine fehlgeburt gedacht. oder eben, dass halt jetzt jemand auch mit einem kind zufrieden ist. da rege ich mich auf!

jetzt wieder rausschleich...
Vilu
Dabei seit: 18.07.2002
Beiträge: 2006
Nein, es ist sicher nicht egoistisch, wenn man 2 oder 3 oder 7 Kinder hat, genau so wenig, wie wenn man 1 Kind hat. Egoistisch ist aber, wenn man mehr als 1 Kind hat, nur damit man sich weniger mit dem 1. abgeben muss. Habe ich schon vorhin so geschrieben, wurde aber wohl anders verstanden.
Eine Nachbarin hat damals auch zu mir gesagt, ein Einzelkind wäre für sie nicht in Frage gekommen, dann hätten sie ja immer mit ihm spielen müssen... Finde ich nicht schön!

Wenn man bewusst EIN Kind hat, muss man sich auch im klaren sein, dass man als Eltern wahrscheinlich mehr als Spielpartner / Streitpartner fungieren wird als wenn man mehrere Kinder hat. Dazu muss man bereit sein. Und wenn man das ist (ich kenne keine anderen Einzelkind-Eltern) dann frage ich mich schon, wie andere Leute einem Egoismus vorwerfen können!

Die gängigen Vorurteile gegenüber Einzelkindern und Einzelkindeltern sollten wirklich langsam ausgestaubt werden!

Leben und leben lassen
chnöpfli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 16.03.2004
Beiträge: 646
@GF
Ja das bekomme ich auch manchmal mit bei der Nachbarin mit 4 Kinder. Ich war auch schon unterwegs mit ihr und habe gestaunt welchen Situationen sie ausgesetzt ist. Von blöden Sprüchen bis hin zur Freude einer älteren Fraue welche selber 7 Kinder hat. Eben ich denke wir alle haben doch so unsere Erfahrungen ob mit 1 oder mehreren Kindern. ich höre übrigens auch nicht selten den Spruch: heut zu Tage sollte man sich überlegen ob man überhaupt ein Kind auf die Welt setzen will. So schwierig wie alles ist mit der Wirtschaft,den Ausbildungsplätzen usw. Oft sind es sogar Frauen welche schon erwachsene Kinder haben. Ich kanns auf gewisse Weise nachvollziehen,trotzdem finde ich es erschreckend!

Leben und leben lassen
chnöpfli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 16.03.2004
Beiträge: 646
@Vilu
ja sollten sie,aber das wird wohl nochmals eine Generation (vielleicht auch länger) dauern.

Ich weiss nicht ob es egoistisch ist oder einfach unüberlegt mit dem Spielgspändli fürs Kind? Die meisten wissen ja das Geschwister auch ganz schön streiten können und nicht mal alle mögen sich überhaupt. Ich kenne z.B. eine Frau die gibt gerne zu schwanger zu sein und die Babyzeit zu geniessen,aber ab 2 Jährig kann sie dann nicht mehr so viel anfangen mit dem Kind. Finde ich auch befremdlich,aber bitte es ist ja ihre Sache. Eine Mutter von einigen meiner ehemaligen Tageskinder hatte 3 Kinder und gab sie 100% zur Betreuung. In den Ferien organiesierte sie zusätzlich eine Babysitterin. Sie sagte ganz offen,sie sei gerne Mami am Wochenende aber nicht über die Woche über. Trotzdem bekam sie ihre 3 Kinder und sie liebte sie auch sehr,nur eben sie wollte nicht so viel Zeit mit ihnen verbringen (auch befremdlich für mich,aber ihre Sache). Meine Nachbarin ist jedes Jahr erneut schwanger,hat 4 Kinder,hätte gerne noch mehr. Sie ist rund um die Uhr für sie da und gibt sie allenfalls ihrer Familie zum hüten oder mir ;-D),auch eine Variante. Ich z.B. würde gerne mit mehreren Kindern in der Familie zusammenleben,dabei ist es ok wenns auch keine eigenen sind,eben z.B. Pflegkind (trotz der Option das es wieder heim geht) oder sogar Adoption. Für mich ist schwanger sein nicht im Vordergrund,eher das Zusammenleben. So verschieden sind die Bedürfnisse es muss ja in erster Linie für die betreffende Familie stimmen.

Leben und leben lassen
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
Egoistisch in Bezug auf Kinderwunsch wäre es für mich, wenn die Kinderschar an eine Bedingung oder Verpflichtung gebunden ist.

Ich weiss von einer Familie, die in eine Sekte oder Freikirche gerutscht ist und da war es üblich viele Kinder zu haben. Jedes Jahr eines. Als sie dann aber mit sovielen Kindern überfodert waren hofften sie vergeblich auf Hilfe ihrer Glaubensgeschwister. Das hat ihnen die Augen geöffnet.

Sie bereuen ihre Kinder nicht, lieben sie alle. Die Eltern verzichten auf persönliche Bedürfnisse damit die Kinder dafür nicht zu kurz kommen. Ich bewundere die Familie, auch für ihren Zusammenhalt.

@ GF
Ich bin immer noch kindlich gwundrig und daher interessiert an der Meinung anderer Menschen. So passiert es schon, dass ich frage, weshalb jemand ein oder viele Kinder hat. Nicht aus Wertung sondern eben aus Neugier.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
petzi1
Dabei seit: 26.02.2008
Beiträge: 199
Schade finde ich einfach, dass viele dann nicht nachfragen weshalb denn "nur" eines, es wird dann tabumässig geschwiegen und angenommen dass dies wohl so ist weil frau es selbst so wollte, das Einzelkind.
Und obenauf den Spruch, Du hast es aber schön.

Einem Beinamputierten sage ich ja auch nicht: ach Du hast ja noch ein Bein, tu nicht so oder hast du es schön Du darfst dafür Rollstuhl fahren.

Wenn mir jemand sagt sie habe mehrere Kinder sage ich auch nicht, mann hast Du es schön oder eben nicht oder was auch immer, ich frage nach und interessiere mich.
Wenn ich aber sage 1, dann ist dies meist der Tod der Kommunikation.
Für viele ist dann das Gespräch beendet, denn sie wissen ja nun die Fakten.