In meiner Vorstellung war natürlich nicht nur das Kind ein braves, herziges, immer hörendes, geduldiges Kind, denn alles ist ja nur eine Frage der Erziehung
, und ich selbstverständlich eine geduldige Mutter, die sich täglich mit ihrem heissgeliebten durchschlafenden Dauerfröhlich beschäftigt, Lieder singt, Bücher liest und und und.
Mein Mann und ich sind natürlich überglücklich eine tolle Family zu haben, der Gedanke, nicht nur ein Paar zu sein, sondern eine FAMILIE zu haben.... wow..... mein treuumsorgender Mann, der strahlend vom Büro nach Hause kommt und unsere auf ihn glücklich zulaufenden Kinder durch die Gegend wirbelt..... ja, so naiv war ich wirklich. Okay, zugegebenermassen war das meine gewollte Naivität
.
Die Realität..... nun, wie fast alle Mamis komme auch ich nur stundenweise zum Schlaf, meine Handtasche ist durch die Wickeltasche ersetzt, meine High-Heels durch Sneakers, wenn der Babysitter am WE kommt, brezel ich mich nur fürs Kino auf, um wenigstens überhaupt mal das Gefühl zu haben, auch als Frau und nicht nur als Mama attraktiv zu sein (Zitat Babysitter: Siehst toll aus, aber ist das nicht etwas übertrieben fürs Kino?
). Ich spiele zwar gern mit meinem Kind, aber weiss Gott weniger als ich dachte. Und mein Mann..... naja, an der Schwangerschaft war er weniger interessiert, Verständnis eher weniger, welch Überraschung, Baby weint ja nachts, Kleinkind hört ja nicht immer, Einkauf mit Kleinkind... aaaaargh....., Ferien nur noch in Kinderhotels mit erheblich mehr Stress als früher, Streit mit meinem Mann, da wir einfach einen verschiedenen Rhythmus haben und verschiedene Leben tagsüber führen..... Das sind die schlechten Tage.
Und dann gibt es wieder die guten Tage. Und die sind tatsächlich fast so wie in meiner Vorstellung. Ja, das sind sie wirklich. Wenn wir wie heute morgen noch alle im Bett bis 10h kuscheln, wenn der verliebte Blick meines Mannes über uns wandert und er das Wort "Familie" flüstert. Wenn er heim kommt und der Kleine ihn freudestrahlend in die Arme rennt während ich gerade für uns Dinner koche. Wenn völlig unverhofft eine SMS von ihm "Ich bin so stolz auf Dich" reinkommt... wenn nach langer Zeit mal wieder ein Funken Eifersucht von ihm rüberkommt (ja, die 25kg Schwangerschaftspfunde waren wieder weg, hoffentlich ist das bei meiner zweiten SS auch so...
).
Rückblickend.... Ich denke, dass jedes Kind eine Herausforderung ist und die Beziehung auf die Probe stellt. Und zwar jedes Kind erneut, auch wenn es das zweite oder dritte ist. Dass Kinder die Eltern teils bis an die Belastungsgrenze führen und man selbst dann lernt, wie selbstlos man werden kann oder besser muss. Nein, ich würde auf gar keinen Fall auf Kinder verzichten wollen. Ja, ich freu mich auf unser zweites Kind. Und ja, ich freu mich auch, wenn das zweite Kind ein gewisses Alter erreicht hat und ich als Mama wieder unabhängiger bin, mich selber als Nummer Eins sehen kann, da meine Kinder mich nicht mehr so brauchen und ich auch wieder mehr eigenen Interessen nachgehen kann.
Das einzige, was ich anders machen würde ist, meine Leidenschaft des Reisens im Vorfeld noch etwas mehr zu verfolgen. Wir haben gewollt recht schnell Kinder bekommen. Ich hätte jetzt noch etwas mehr Zeit mir nehmen wollen, um mit meinem Mann in Zweisamkeit Dinge zu tun. Wir machen es zwar noch, der Kleine kommt halt immer mit, und das macht er auch gut. Aber es ist halt doch etwas anderes, wenn man zu Zweit ist. Und wenn man beides haben kann, wenn man nur etwas geduldig ist, dann hätte ich das auch gemacht. Aber vom Grundsatz her kann ich nur nicki80 in ihrem letzten Absatz beipflichten und würde diesen sofort unterschreiben!
Kraft kommt nicht aus körperlichen Fähigkeiten, sie entspringt einem unbeugsamen Willen