Wer hat Erfahung mit Pflegekindern?

leasina
Dabei seit: 15.08.2005
Beiträge: 256
Hallo, ich nochmals

wollte Dir auch noch empfehlen an einen Info Tag zu gehen..
In der Zeitschrift Netz, ist auch immer wieder Termine für Infotage.

was ich noch sagen wollte, und plötzlich werden sie einem wieder weggenommen, so plötzlich ist das in der Regel nicht, also aus meiner Erfahrung.
Wenn es eine langzeitplatzierung ist, arbeitet man darauf hin. Das kann ein Jahr oder länger gehen.

wenn es für die ganze Familie schwierig ist das Pflegekind zu betreuen, kann man die Platzierung abbrechen, ein Adoptiertes Kind bleibt bei einem.
Kinder die immer noch eine Beziehung zu der leiblichen Eltern haben, haben meistens in der Pubertät weniger Probleme als Adoptierte die dann meistens auf der Suche sind...

Ich habe mal auf den Tag ausgerechnet, dass der verdienst in etwa so hoch ist wie der einer Tagesmutter.
Aber ich denke nicht, dass das jemand wegen dem Geld macht...
Denn wie du sagst, sind das nicht Kinder die nicht aus einfachen Familien kommen, Drogen, Alkohol, psychische Krankheiten, Misshandlungen sind meistens die Vorgeschichte der Kinder.

Und gerade jetzt strahlt mich so ein kleiner Mensch aus dem Kindersitz an, der uns so viel zurückgeben kann....
chnöpfli
Dabei seit: 16.03.2004
Beiträge: 646
@Vertrauen
Ohne dir auf den Fuss zu trampen ,aber ein Pflegegeld von 7000.- pro Kind gibt es auf keinen Fall! Das Pflegegeld variert je nach Kanton zwischen 1300.- /1600.- bei Fachpflegfamilien ein bischen mehr da man hier auch Verpflichtungen wie Weiterbildungen etc. eingeht. Das Pflegegeld ist hauptsächlich für Nahrung,Unterkunft,Pflege,Anschaffungen,Kleider,Hobby,Ferien etc. des Pflegkindes gedacht. Der Anteil an "Lohn" beschränkt sich auf ein Minimum und ist AHV so wie steuerplfichtig-es bleibt wirklich nicht viel übrig. Im Grunde braucht man das meiste für das Kind. Also ich kenne einige Pflegfamilien und keine davon macht es wegen des Geldes. Es braucht schon viel mehr dazu.


@tikwah
Wir sind eine Pflegfamilie und obwohl es nicht immer leicht ist so empfinden wir unsere Tätigkeit als sinnvoll und erfüllend. Ich kann deine Bedenken und Fragen gut nach voll ziehen,es ist ganz normal diese grosse Entscheidung vorher gut zu bedenken. Ich gebe dir den Tipp das Vorbereitungseminar in Zürich zu besuchen.Es geht drei Sa lang ca. 8 St. Es lohnt sich wirklich! Dann such dir unbedingt einen Pflegkinder Verein in deiner Umgebung! Da wird dein Profil eingetragen,du hast jederzeit eine Ansprechperson (glaub mir das wirst du gerne brauchen wenn mal ein PK da ist),du bekommst Anfragen und wirst in der ganzen Zeit begleitet. meld dich mal bei Pflegkinder Aktion Schweiz die geben gerne Adressen weiter. Oder Pro Familia.

Du solltest dir ganz klar sein ob du adoptieren willst oder Pflegfamilie sein möchtest. Der Unterschied ist gross. Als Pflegfamilie musst du dir bewusst sein das du meist Familie auf Zeit bist. Die Pflegkinder kommen und gehen wie es den Umständen entspricht. Es gibt nie Garantie,man muss die Situation aushalten können (fällt mir übrigens auch schwer). Du hast teilw. (gerade bei Pflegkindern unter 2 J.) den Besuchskontakt im eigenen Haus. Das heisst die Mutter/der Vater des Kindes besuchen ihr Kind bei dir Zuhause alle 2-4 Wochen. Das ist keine leichte Situation und mit viel Ambivalenz begleitet.

Es gibt aber auch so viel schönes. Du siehst wie sich das Kind entwickelt,seinen Weg geht und du freust dich darüber es zu unterstützen und einen Teil seines Lebens mit ihm gehen zu dürfen.

Zu den Rechten: nein man hat als Pflegfamilie wenig Rechte was das Kind anbelangt. Es gibt einen dürftigen Vertrag in dem das wichtigste geregelt ist. Gerade zu Besuchsrecht,gewisse Lebensentscheidungen,Rückführung hat man wenig zu sagen. Das liegt meist in der Hand des Vormundes/Beistands. Es ist immer gut wenn du mit dem zu Recht kommst. Er/Sie ist oft Ansprech-vermittlungsperson und sollte stets im Wohl des Kindes handeln (was leider nicht immer so ist). Du hast das Recht Alltagssituationen zu entscheiden,was essen,wie kleiden,was unternehmen usw.
Im Grunde lebst du mit einem Pflegkind wie mit einem eigenen Kind in der Familie. Aber du hast einfach viele Sitzungen,Bürokram,Elternbesuche etc. welche sehr zeitintensiv sind. Wenn das Kind älter wird (oder schon älter ist wenn zu dir kommt) dann nimmst du evt. auch einen grösseren Rucksack in Kauf. Dann heisst es mit dem Kind viel auf zu arbeiten,es evt. durch Theraphie etc. zu unterstützen und ja auch aus zu halten das es sich zu Anfang nicht in die Familie eingliedern will,es sich anders benimmt als die eigenen Kinder und auch zu erleben das es sich am Anfang vielleicht nicht wohl fühlt bei euch.

Du siehst es ist ein grosses Paket Pflegeltern zu sein das sich aus ganz vielen kleinen Details zusammen setzt. Doch vieles kann man nicht planen und muss oft einfach ins unbekannte Wasser springen. Man muss einen prägmatischen Optimissmus haben und ein grosses Herz. Es ist erlaubt eigenen Kinderwunsch dabei zu empfinden,doch muss man sich bewusst sein darüber das die Kinder jederzeit wieder gehen können. Das muss man aushalten können.

Nicht zu unterschätzen ist ob dein Mann,deine Kinder damit einverstanden sind ein Pflegkind in die Familie auf zu nehmen. Ohne die geht das nicht! Nimm deinen Mann gleich mit zum Seminar. Mit deinen Kindern kannst du vorab Gespräche führen. Falls ihr nicht schon befreundet sind mit einer Pflegfamilie,geh doch mal eine besuchen mit deinen Kindern. Es ist wirklich sehr wichtig das die Kinder auch damit leben können. Es ist sicher nicht vorhersehbar wie sie sich vertragen aber wenn sie von Vorab völig dagegen sind wirds nicht einfach!

Zu Adoption muss ich dir wohl nichts sagen. Das liegt auf der Hand welche Motive dafür vorhanden sein müssen. Nur so viel. Auch diese Kinder haben oft einen grossen Rucksack und vor allem gestaltet sich da die Indentitätsfindung oft sehr schwierig.

ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiter helfen. Wenn du konkrete Fragen hast beantworte ich dir diese gerne per PN.

Alles Gute!

Leben und leben lassen
Appenzellerin
Dabei seit: 27.01.2005
Beiträge: 201
an alle die ein Pflegekind betreuen:

wie schafft ihr es, ein Pflegekind genauso zu lieben und zu betreuen wie eure eigenen Kinder? werden eure eigenen Kinder nicht in einer art und weise bevorzugt?

ich hatte mir auch schon überlegt ein Kind aufzunehmen. War einfach mal ein Gedanken und eine Idee. ich bin mir aber überhaupt nicht sicher, ob ich diesem Kind genauso Liebe geben könnte, wie meinen eingenen Kindern. ich stelle mir das sehr schwierig vor, vorallem wenn das Kind noch Mühe hat sich einzufügen, aus schwierigen Familienverhältnissen kommt, vielleicht noch nie Liebe und Fürsorge gespürt hat.
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
@ Appenzellerin
Ich kann hier nur mit der Erfahrung als Stiefmutter berichten. Wenn die Jungs hier sind, dann fühle ich mich ja irgendwie genauso mitverantwortlich, auch wenn Erziehung schlussendlich Sache des Vaters ist.
Ganz am Anfang waren wir im Glauben, dass die Jungs irgendwann bei uns wohnen und wir eine fünfköpfige Familie werden. Beim Shoppen habe ich immer für alle irgendwas gekauft. Und manchmal entdeckte ich irgendwas, womit ich einem - durchaus mal nur einem Junge - eine spezielle Freude machen konnte. und Tochter leer ausging.

Ich kenne auch den Schmerz, wenn einem Jungen was passiert ist. Und dann nicht hinzufahren, weil die Mutter in dieser Zeit verantwortlich ist. Noch schlimmer ist es, wenn man erfährt, dass sie das Kind in dieser Situation allein gelassen hat. Aber ich darf mich da nicht vordrängen, ich bin nur die Stiefmutter.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
BigSister
Dabei seit: 10.03.2009
Beiträge: 27
Hi Tikwah

Ich bin selber keine Pflegemutter, ich kenne aber eine aus meinem sehr nahen Umfeld. Der Junge kam mit 5 Jahren in die Familie und ist heute Erwachsen. Für ihn war es DIE Chance keine Drogen-Psychiatrie-Karriere zu starten wie es sonst ganz bestimmt geschehen wäre, seine Verhältnisse waren derart zerrüttet und seine Persönlichkeit auch nicht einfach.

Es gibt viele Kinder in der Schweiz die eine Pflegefamilie bräuchten und ich glaube sie sind eher Mangelware. Ich finde es sind die traurigsten Schicksale in unserem Land. Hier ist vieles möglich, aber wenn man zuwenig Liebe und keine nahen guten Beziehungen hat zu Beginn des Lebens, dann wird es halt unter Umständen schwierig.

Auf der anderen Seite wäre es wohl auch gelogen zu sagen es sei ein einfacher Weg...unter Umständen nicht, es braucht viel Energie, insbesondere wenn das Kind schon älter ist und diverse Verhaltensmuster schon eingeprägt sind. Von daher muss man wohl schon ein inneres "Ja" spüren zu dieser Aufgabe.

Alles Liebe bei deiner Entscheidung


BigSister
BigSister
Dabei seit: 10.03.2009
Beiträge: 27
@Appenzellerin: Bei der erwähnten Frau die ich kenne, ist die Mutterliebe zum Pflegekind genauso ausgeprägt wie zum eigenen Sohn. Ich weiss aber nicht ob sie zum voraus auch Zweifel hatte ob sie dazu in der Lage ist. Auf jeden Fall ist sie noch heute immer für ihren Pflegesohn da wenn er ihre Hilfe braucht. Ich finde ihre Geschichte sehr berührend, weil ich mit eigenen Augen sehe, wie viel sie durch ihre Zuneigung und Liebe im Leben eines Menschen hat bewirken können.
Appenzellerin
Dabei seit: 27.01.2005
Beiträge: 201
ich sehe für eben solche "speziellen" Kinder, die Chance, dass sie aus ihrem Leben etwas machen können. ich habe schon oft gehört, dass diese Kinder dann eine spezielle Beziehung auch noch lange im Erwachsenenalter zu ihren Pflegeeltern haben.

ich stelle mir das nur so unendlich schwierig vor, man möchte das beste für die eigenen Kinder - und das ist ja schon oft schwierig genug, und dann noch einem solchen Kind eine Chance zu geben. ich weiss nicht, ob ich einer solchen Aufgabe gewachsen wäre.

ich weiss nicht, ob ich die Kraft aufbringen würde, auch mit meinem eigenen Schmerz umgehen zu können, wenn einem das Kind wieder weggenommen wird und man vielleich sogar noch weiss, dass die neue Situation für das Kind noch schwieriger geworden ist.

alle die das machen, Hut ab !
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
@ Appenzellerin
Ja das tut weh. Akzeptieren zu müssen, dass der Besitzanspruch der Mutter höher bewertet wird als das Wohl des Kindes.

Und das Tragische bei unserer Geschichte: falls die Kinder irgendwann doch noch auf die schiefe Bahn geraten, kann man immer noch dem Vater die Schuld geben. Auch wenn man ihm gerichtlich verweigert, das Beste für seine Kinder zu tun. Krass unser Rechtssystem.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
Sorry, wollte eigentlich nicht so ausführlich werden.

Der Vorteil bei Pflegeeltern, wenn sie ein Kind wieder abgeben müssen: sie können die Verantwortung in die Hand der Behörden geben. Klar, weh tut es trotzdem.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
leasina
Dabei seit: 15.08.2005
Beiträge: 256
@chnöpfli

danke, Du hast genau das geschrieben, was ich auch denke!