Abschaffung des Kindergartens - was Hänschen nie mehr lernen würde

paebi
ThemenerstellerIn
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(Abstimmung vom 25. November 2012 im Kanton Zürich; mit Signalwirkung für die ganze Schweiz)
Die Abschaffung des Kindergartens und „die Einführung der Grundstufe stellt fast alles auf den Kopf“ (Reformstratege Strittmatter) und würde für alle nachfolgenden Schulstufen und unser ganzes Schul- und Berufsbildungssystem schwerwiegende Folgen haben, die sich bald mit massiv erhöhter Jugendarbeitslosigkeit (heute 3.5%) bemerkbar machen würden. Beim Pisa-Leader Finnland, dessen 12jährige Einheitsschule keinen Kindergarten kennt, beträgt sie heute schon 20%. Aus diesen und den folgenden Gründen sind Initiative und Gegenvorschlag mit 2 x Nein abzulehnen.
Der Kindergarten ist ein Ort ganzheitlicher mitmenschlicher Entwicklung der Kinder, der auf die altersgemässe Entwicklung der Kinder abgestimmt ist und weit mehr, als das blosse Erlernen der Kulturtechniken umfasst. Hier erwerben die Kinder die intellektuellen und sozialen Grundlagen für die Schule und das spätere Leben. In der vertrauten Stimmung unter Gleichaltrigen können in den zwei Kindergartenjahren ohne Leistungsdruck Defizite in Fertigkeiten und im Umgang mit anderen Kindern aufgeholt, Mitgefühl, Verantwortung, Disziplin, Konzentration und Mundart gelernt, und ungeachtet der sozialen Herkunft gleiche Startbedingungen für die Schule erworben werden. Damit legt der Kindergarten das Fundament für eine echte Volksbildung, wie dies für eine gelebte Demokratie notwendig ist.
In der auf Leistungsfächer ausgerichteten Grundstufe mit ihrer gewollten Heterogenität, der zusammen gewürfelten Menge von vierjährigen Kleinkindern bis achtjährigen Schulkindern und mehreren Lehrkräften ist es nicht möglich, die vertraute ruhige Stimmung und die enge Beziehung des Kindergartens zu schaffen. Bei den vielfältigen selbstgesteuerten Tätigkeiten der altersgemischten grossen Kinderansammlung im selben Raum, finden die meisten Kinder kaum die nötige Ruhe und Konzentration, um ihre ersten Schritte im Schulstoff zu machen. Für die – vom Grundstufenkonzept versprochene - individuelle Betreuung und Förderung bleibt kaum noch Kraft und Zeit. Der als Patentlösung vorgesehene individualisierende Unterricht, wo nur noch gelernt wird, was Spass macht und wo der Lehrer in die Rolle des Animators und Lernbegleiters gedrängt wird, leistet der Vereinzelung und der Beziehungslosigkeit Vorschub und schafft ein Heer von vernachlässigten und lernunwilligen Kindern, bei denen sich Egoismus und Gewalt breit macht.
Was Hänschen wegen des abgeschafften Kindergartens nicht lernt, wäre für Hans in der altersgemischten Grundstufe und Schule kaum mehr aufzuholen. Bereits heute (Zürcher Schulblatt Nr. 1/2012) haben wir zwanzig Prozent Schulabgänger, welche die minimalen Ziele im Lesen und Rechnen nicht erreichen und deshalb im Berufsleben nur schwer vermittelbar sind. Die 62 Millionen Steuergelder jährlich wären für die Schaffung kleinerer Kindergartenklassen weit sinnvoller angelegt!
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
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vorab: sorry, habe den Text nicht ganz durchgelesen...

.... ich verstehe den Zusammenhang nicht, zwischen Arbeitslosigkeit und Umstrukturierung des Kindergartens / Grundstufe?

Polemik? - Geht es um die Gewichtung von Praktika & Theorie?... fehlt es in der Schweiz nicht an Fachkräfte? Handwerkerberufe könnten durch Wertsteigerung (mehr Lohn) auch lukrativer gestalten werden.

Öhm.... die Gesellschaft an sich, trägt mehr zur Orientierung bei - und reguliert sich selbst - Schule ist ein Teil davon und meiner Meinung nicht in dem Umfang mass gebend, dass eine Strukturänderung solche Auswirkungen hätte.

Ist doch besser wenn Kinder ihre Begabungen folgen können - statt alle gleich. Keine Ahnung ob dies im Kindergarten oder unter anderem "Namen"... icon_smile.gif
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
p.s. wenn schon Vergleichen, in einigen Ländern wird sehr diszipliniert Ausgebildet, schon kleinste haben einen 10 Std. Tag, im Job wird unten eingestiegen und sich hoch gearbeitet... Hierarchie.... ist ein anderes Modell... auch erfolgreich - doch das würde bei uns unter straf-Arbeitslager durchgehen... icon_smile.gif


ach ja, und wenn die Schweiz keine Ausgebildeten Spezialisten hat, kann es ja nach Finnland gehen um zu rekrutieren... icon_smile.gif

(Ich finde diesen Vergleich nicht gut - es geht in die Richtung - Bildung sei ein
Risiko, später Arbeitslos zu werden - was meiner Meinung nach Schrott ist.)

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 04.11.2012 um 11:00.]
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
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Im AG war vor 2(?) Jahren eine Abstimmung. Dabei handelte es sich um das sog. "Bildungskleeblatt", welches auch die Basisstufe beinhaltete. Es wurde in allen vier Bereichen abgelehnt. Auf Schuljahr 2014 wird nun auf 6/3, statt bisher 5/4 umgestellt. Ob die Basisstufe auch mal eingeführt wird, weiss ich nicht.

Alles hat seine Vor- und Nachteile. Genau wie bei der Basisstufe.
kate71
Dabei seit: 07.08.2012
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@paebi
du gehörst wohl zum nein-kommittee, welches nun auch im forum auf stimmenfang und panikmache geht....

@gabriela
im kanton zürich wurde die grundstufe auch bereits einmal an der urne
abgelehnt. jetzt geht es darum diese entweder für alle obligatorisch einzuführen (prima-initiative) oder den gegenvorschlag, es den gemeinden selbst zu überlassen und v.a. die grundstufen weiterzuführen, welche schon bestehen und zum teil sehr beliebt sind

ich persönlich finde es schwierig zwei gleichwertige systeme gegeneinander auszuspielen. werde deshalb den gegenvorschlag wählen icon_smile.gif

lgc
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
@kate: Wie sieht denn der Gegenvorschlag aus?
kate71
Dabei seit: 07.08.2012
Beiträge: 231
@gabriela

die gemeinden entscheiden selbst, welches system, sie an ihrer schule möchten. entweder traditioneller chindsgi oder grundstufe. zum teil wäre wohl auch beides möglich.
tjatja
Dabei seit: 06.12.2008
Beiträge: 329
kate - findest du das gut? wenn du grustu unterrichten möchtest, dann benötigst du die ausbildung, hast du sie nicht, dann findest du wohl kaum eine anstellung in einer grustugemeinde, bzw bist zudem extrem eingeschränkt in der stellensuche.

eltern, die ihre kinder einschulen müssen sich auch im klaren sein, ob sie in einer gemeinde mit oder ohne grustu wohnen möchten.

ich fände eine einheitliche lösung besser!
kate71
Dabei seit: 07.08.2012
Beiträge: 231
tja
mir wäre eine einheitliche lösung auch lieber... kann mich aber weder fürs eine noch das andere entscheiden.
grundsätzlich würde mich die ausbildubg zur grustu-lehrperson interessieren.
rein von der finanziellen seite her, glaub ich kaum, dass viele die grustu einführen würden.
von meiner seite her, würde ich auch meinen wohnort nicht danach auswählen, sondern annehem, was dort ist.
ligru
kate71
Dabei seit: 07.08.2012
Beiträge: 231
sorry für die tippfehler.... touchscreen ist meine sache nicht icon_smile.gif