Aggressivität - jetzt bin ich überfordert...

bubble36
Dabei seit: 31.01.2003
Beiträge: 730
Also ich finde jetzt den Satz: "obwohl er von klein an daran gewöhnt wurde. "" nicht unbedingt negativ.
Das kann doch ganz einfach heissen, dass er z. Bsp. mithelfen muss, einen "Schaden" zu putzen falls etwas absichtlich passiert ist. Oder er z. Bsp. ohne Geld auskommen muss wenn er das Sackgeld grad aufs mal ausgegeben hat. Das sind für mich Konsequenzen.
Vielleicht hat die TE andere aber sofort von einem ev. unglücklich formulierten Satz, von Konsequenz auf Strafe rückzuschliessen finde ich unfair!

Darum finde ich auch @anita- Cornelia, dass deine subtile Unterstellung, "kinder/menschen die strafe regelmässig erleben, leiden meist unter einem tiefen selbstwert und zweifeln an sich. sie erleben strafe als persönliche abwertung. " die TE strafe regelmässig "falsch", so dass das Selbstbewusstsein dieses Kindes leide, gelinde gesagt daneben.
smaragd*
Dabei seit: 17.08.2010
Beiträge: 426
Fremde: Was stört dich so an dieser Aussage von Anita-Cornelia? Ich finde die eigentlich gut und überlegenswert.
basilikum
Dabei seit: 22.03.2010
Beiträge: 638
Unterschreibe bei anita-cornelia!

Geh auf ihn ein und lass ihn ja nicht links liegen, versuch das Gespräch immer wieder in guten Momenten mit ihm zu suchen! Gib ihn nicht auf.
alles gute!
rapunzel64
Dabei seit: 28.06.2005
Beiträge: 28
Ich finde, "kaye" schriebt sehr gut und richtig. Die Kinder muessen irgendwie Dampf ablassen und versuchen sich in verschiedenen Richtungen. Du kannst von Glueck reden, wenn sich dein Sohn das "nur" zu Hause erlaubt.

Hier noch die Praxiserfahrung dazu: auch unser Sohn hat in diesem Alter manchmal sehr aggressiv reagiert, wenn er sich aergerte. Seine Versicherungen, mich irgendwann einmal umzubringen, haben mir damals auch Angst gemacht. Es ist sehr schwierig, damit umzugehen.

Heute ist er 14, groesser und staerker als ich. Er lernt auch Kampfsport und koennte mich in Sekundenschnelle k.o. schlagen. Er hat aber unterdessen auch gelernt, seinen Aerger anders abzureagieren und dass Aggressivitaet in unserer Kultur fehl am Platz ist. Ich muss keine Angst mehr vor ihm haben.
Sinalco
Dabei seit: 23.04.2003
Beiträge: 1255
Genauso reagiert der Sohn meiner besten Freundin und zwar seit er 13 ist. Es begann mit Panikattaken und Aengsten und endete in sehr agressiven Angriffen gegen sie und ihren Mann. Sie hat vieles ausprobiert und nichts hat geholfen. Ein typischer Charakterzug für dieses Verhalten scheint das mangelnde Selbstbewusstsein zu sein und die damit verbundenen Versagensängste.
Nebst einem Kinderpsychologen würde ich Dir einen geeigneten Naturheilpraktiker empfehlen, der dieses Muster evtl. auflösen kann.
Alles Gute und viel Kraft.
S.

You don't get always what you want - you get what you need!
hope
Dabei seit: 04.05.2009
Beiträge: 308
Mit starken Gefühlen umzugehen ist eine Kunst, die auch sehr viele Erwachsene nicht wirklich beherrschen, also finde ich es durchaus legitim, dass ein 7jähriger dies noch nicht zu 100 % beherrscht. Sieh es so: In diesem Bereich hat er noch viel Entwicklungspotenzial icon_wink.gif

Ich hab mal ein kleines Büchlein gekauft, ich glaub es hiess "faustlos" in dem es um Gewaltprävention und um den Umgang mit Gewalt ging. Ein Aspekt war, dass immer wieder ingeschliffene Verhaltensmuster auch wieder umgepolt werden können. Indem nach jedem Konflikt, oder auch mal in anderen ruhigen Phasen mental durchgespielt wird, wie man sinnvoll reagieren kann, wenn man gerade auf 180 ist.

Das ist auch mittlerweile das, was ich mit meinen Kindern mache. Wenn eine Situation eskaliert ist, versuche ich im abgekühlten Zustand mit ihnen auszuarbeiten, wie man alternativ hätte reagieren können, und welche Reaktion für alle wohl die Beste gewesen wäre. Ich hoffe, so schleifen sich immer prägender die positiven Verhaltensmuster ein.
eineFremde
Dabei seit: 17.02.2004
Beiträge: 1958
@smaragd, bubble36 hat es besser ausgedrückt als ich.
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
@diebetrogene?

Im Rahmen meines Psychologiestudiums befasse ich mich seit längerem mit dem Phänomen "Elternmisshandlung". Ich habe mir diesbezüglich ein fundiertes Wissen angeeignet und vor kurzem eine Arbeit mit Betroffenen geschrieben. Aus der Arbeit möchte ich dir 2 Zitate mitgeben:

eine betroffene Mutter:
"Kein Mensch auf dieser Welt hat das Recht, dich zu verletzen - auch nicht dein Kind."

eine betroffene Tochter:
"Kinder schlagen ihre Eltern nicht einfach so, sie sind zutiefst verzweifelt, schreien um Hilfe und wollen beschützt werden."

Ich denke, aus diesen beiden Aussagen geht hervor, dass im System irgendetwas "ver-rückt" ist. Aufgrund der Ergebnisse der Arbeit kommt zum Ausdruck, dass die Eltern/Mutter/Vater an den Rand "ver-rückt" sind. Es scheint ganz zentral zu sein, dass die Eltern zurück an ihren Platz rücken und die Verantwortung (wieder) übernehmen.

Du schreibst, dass dich die Situation belastet, dass du dich von ihr überfordert fühlst. Wenn du dich überfordert fühlst, bist du nicht mehr handlungsfähig - wenn du nicht mehr handlungsfähig bist, bist du nicht mehr präsent. Dein Kind spürt diese Verunsicherung und wird selber noch mehr verunsichert. Aufgrund deiner Beschreibung glaube ich, dass ihr am Anfang einer Spirale steht. Es ist wichtig, dem Verlauf Gegensteuer zu bieten. Ich empfehle dir daher, dich an eine Fachperson, die in diesem Bereich spezialisiert ist, zu wenden.

www.elternotruf.ch --> sie haben kompetente Psychologen/Psychologinnen, die dir weiterhelfen können. Ein Anruf oder Mail sowie eine erste Beratung sind kostenlos. Ich würde es begrüssen, wenn du dieses Angebot annimmst und mit der Fachperson weitere mögliche Schritte beräts.
Kinderärzte sind mit diesem Thema meist überfordert, da sie dich Mechanismen schlicht nicht kennen.

Ich wünsche dir die Kraft und den Mut hinzustehen, dich in die Mitte zu stellen und deinem Sohn gegenüber Präsenz zu zeigen!

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
karinsch
Dabei seit: 16.09.2011
Beiträge: 20
Ich habe jetzt die anderen Beiträge nicht gelesen. Nicht jedes Kind dem man ein gutes Selbstwertgefühl einimpfen will, hat auch ein gutes Selbstgefühl. Nur wenn ein Kind ein gutes Selbstgefühl hat, ist auch das Selbstwertgefühl intakt. Umgekehrt muss dies jedoch noch lange nicht sein. Schaue gut hin, was dir dein Sohn sagen möchte. Hier noch ein Text zu Jesper Juuls Definitionvon Selbstwert und Selbstgefühl. Überhaupt kann ich dir die Literatur "dein kompetente Kind" von ihm empfehlen. Er hat mir extrem die Augen geöffnet:

http://coforum.de/?1254