Aggressivität - jetzt bin ich überfordert...

diebetrogene?
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 31.10.2009
Beiträge: 19
Liebe Forümler

Bitte helft mir mit euren Erfahrungen!

Folgende Situation:
7-jähriger Bub, wird meistens als sehr lieb und freundlich beschrieben (Tagesmutter, Mütter von Gspänli etc.), Schulnoten im Grossen und Ganzen gut, hat sein geliebtes Hobby.

Er leidet unter grossen Selbstzweifeln, obwohl er von uns sowie der Lehrerin / Trainer oft gelobt wird und wirklich gute Leistungen erbringt. Er horcht genauso gut oder schlecht wie andere 7-jährige, bekommt die gleiche Aufmerksamkeit wie seine Schwester.

Er kann relativ schlecht mit Konsequenzen umgehen, obwohl er von klein an daran gewöhnt wurde.

Aber es gibt eine andere Seite an ihm, und dies belastet mich extrem, es überfordert mich schlichtweg. Wenn etwas nicht nach seinem Kopf geht wird er äusserst aggressiv. (Bisher ausschliesslich zuhause) Er kommt mit Vorliebe auf mich los, mit all seiner Kraft, beissen, klemmen, schlagen. Ich weiss mir nicht anders zu helfen als ihn mit all meiner Kraft fest zu halten damit er nicht noch mehr Schaden anrichten kann. Diese Anfälle sind eher selten (alle paar Wochen mal) dauern jedoch manchmal bis zu einer Stunde. Heute hat er zu mir gesagt, dass wenn er stärker ist, er mich fertigmachen würde.

Hilfe... ich kenne mein Kind so nicht, es macht mir Angst.

Bitte... was kann ich tun? Ich wünsche mir hilfreiche Vorschläge, alles andere kann ich im Moment nicht brauchen.
Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 1021
Nun, die Instanz, die alle wichtigen Lebensfunktionen steuert - und in der wohl etwas durcheinander geraten ist - ist das Unbewusste. Der bewusste Verstand, mit dem Du die einfacheren Sachewn bisher beprochen hast, ist nur ein (für fast nichts zuständiger) Vorposten.
Ich schlage also vor, sich direkt an die zuständigen Kräfte an der zuständigen Stelle zu wenden. Das ideale Mittel ist die sog. "Schlafsuggestion", ein gutes Gespräch mit den tatsächlich zuständigen Kräften unter besonders günstigen Bedingungen. Wenn der Junge schläft, lenkt nichts ab, da finden Deine guten Worte den geraden Weg in doie Seele. Du kannst schwache Kr#fte stärken und aufrichten und sie neu ausrichten. Kannst den möglichen Erfolg ausmalen und einen klaren Auftrag dafür geben. Jeden Abend ein paar klare, tiefe Minuten. Beispiele findest Du ggf. im Coué Brief 9 auf der Coué Seite.
So wie Du seine Kräfte neu orientieren und stärken kannst, so solltest Du das auch zuerst sogar mit Deinen Kräften tun, damit Deine Ausstrahlung und Wirkung stark ist und bleibt. Coués kleines Buch über Autosuggestion ist da ein praktischer Schnellkurs. Ich freue mich auf Euren Erfolg.
Franz Josef Neffe

"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué
Myz
Dabei seit: 17.09.2005
Beiträge: 373
Damit könnte ich auch nicht umgehen!
ich würde mir professionelle Hilfe holen! (Erziehungsberatung/Schulpsychologe o.ä.)
Ich wünsche Dir viel Kraft!
Blume79
Dabei seit: 06.08.2003
Beiträge: 12
Unsere Tochter hatte dies auch. Ich war am Ende und wusste nicht mehr weiter. so habe ich einen Termin mit einer Kinderpsychologin vereinbart. Bekamm dann aber ein sooo schlechtes Gewissen das ich zuerst zum Kinderarzt ging um einen total Jack zu machen. Mit Blutabnahm ect. Heraus gekommen ist, dass unsere Tochter einen krassen eisenmangel hat und sie dringend einen Eisensirup nehmen musste. Und unsere Tochter ist wie ausgewechselt!!!! Keine Anfälle mehr!

Lache und ein Lächeln kommt zurück
@Promedan
Dabei seit: 28.07.2011
Beiträge: 342
Darf man Fragen ob Du AE bist?

Ich sehe es ähnlich wie Myz. Ich denke das hier niemand eine verantwortungsvolle Hilfestellung geben kann.
diebetrogene?
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 31.10.2009
Beiträge: 19
Ja bin AE. Wieso fragst du?
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
Verzweifle nicht. Diese Seite gibt es nicht nur in ihm, sie ist sozusagen in allen Kindern und noch manchen Erwachsenen. Aber man(n) muss lernen, damit umzugehen. Was macht man, wenn man vor Wut fast platzt, und keinen Ausweg sieht, sich ohnmächtig fühlt? Er probiert jetzt, ob rohe Gewalt evlt. ein Weg ist, da er ja nun immer stärker wird. Er muss aber lernen, dass dies KEIN Weg ist, weil es in unserer Kultur absolut nicht akzeptiert wird, und schlimme Konsequenzen nach sich zieht. Festhalten ist sicher gut. Alternativen zeigen wäre auch gut. ZB. auf einen Boxsack schlagen, in ein Kissen, ein Ringkampf mit Regeln (nicht wirklich weh tun) oder noch besser, ihn gar nicht in diese totale Ohnmachtssituation geraten lassen. Ihm auch mal einen Erfolg lassen beim Verhandeln mit Worten, nicht deine Vormachtsstellung um jeden Preis und immer durchsetzen, nicht immer die Schlauere sein. Aber es soll auch unangenehme Konsequenzen für ihn haben, wenn er Dir wehtut.
Dann wird er es lernen. Es ist gut, wenn er es bei Dir lernen kann, denn Du hast ihn ja immer lieb. Und daher ist es ein sehr gutes Zeichen, wenn er eben bei dir versucht, ausprobiert, in der Beziehung. Die wird durch solche Konflikte sogar gestärkt. Es ist auch ganz normal, dass Jungen in dem Alter ihre Kraft und Aggressivität entdecken. Lass ihn auch Wettkämpfe mit dir machen, wo er auch mal gewinnen kann. Solange es Regeln gibt, ist auch Kräftemessen erlaubt.
anita-cornelia
Dabei seit: 18.09.2004
Beiträge: 826
es ist ja schon mal ein gutes zeichen, dass dein sohn bei dir zu hause seine gefühle rauslassen tut. er vertraut dir.
ungute gefühle sind normal und es ist ebenso normal, dass sie in der vorpubertät stärker werden. es ist wichtig für seine entwicklung uns seinen selbstwert, dass auch ungute gefühle OK sind und gelebt werden dürfen. kein mensch sollte diese gefühle unterdrücken müssen. das macht nur krank.

dass dein sohn so auf dich zukommt, würde ich als botschaft sehen. "hilf mir, ich bin gerade überfordert. meine gefühle spielen verrückt. ich fühle mich unverstanden. etwas macht mir angst. ev".
finde es heraus- höre ihm (aktiv) zu!

du schreibst: "Er kann relativ schlecht mit Konsequenzen umgehen, obwohl er von klein an daran gewöhnt wurde. "

und "Er leidet unter grossen Selbstzweifeln"

das gehört zusammen. kinder/menschen die strafe regelmässig erleben, leiden meist unter einem tiefen selbstwert und zweifeln an sich. sie erleben strafe als persönliche abwertung. hier würde ich mir rat/beratung von aussen suchen und mal schauen, was anders gemacht werden könnte.

alles gute!
eineFremde
Dabei seit: 17.02.2004
Beiträge: 1958
anita-cornelia, der letzte Abschnitt deines Beitrages hilft der Themeneröffnerin bestimmt enorm! Ich würde mich herzlich bei dir dafür bedanken! *ironieoff*


diebetrogene?, Positiv finde ich auch, dass er damit zu dir kommt. Er lässt seine negativen Gefühle da aus, wo er sich sicher fühlt. Du hast also bestimmt nicht alles falsch gemacht. Allerdings stolpere ich auch ein bisschen über den Satz, dass er von klein auf Konsequenzen gelernt hat und frage mich echt, wie macht man das?
Ich denke auch, du - ihr - braucht eine Hilfe von aussen. Die erste Anlaufstelle wäre für mich der Kinderarzt.
Alles Gute!
Gelöschter Benutzer
Ich nehme mal an, du bringst deinem Kind bei, andere nicht zu verletzen. Du weisst schon, dass auch du zu den anderen gehörst? Auch dich darf er weder beissen noch schlagen etc. und auch nicht bedrohen. Wenn er toben will oder muss, dann im Zimmer, Kissen einschlagen, evtl. einen Boxsack, von mir aus auch was gegen die Wand schmeissen. Das wäre mein erster kurzfristiger Schritt.
Weiter muss man für ihn andere Strategien suchen, seine Frusttoleranz zu erhöhen. Und dich beraten, wie du ihn dabei unterstützen kannst. Einen klaren Rat kann ich dir auch nicht geben, aber mein Weg wäre wohl Kinderarzt und dann Kinderpsychologe/psychiater. Wir hatten mal eine Phase, da war meine Tochter sehr bedrückt und ich fand nicht den richtigen Zugang zu ihr. Die Psychologin hat dann wie ein Dolmetscher fungiert und nach einiger Zeit war die Krise ausgestanden und wir wieder nahe beieinander.