Asperger - Syndrom , wer weiss mehr ?

esprit
Dabei seit: 05.03.2008
Beiträge: 57
@portobello
Der Weg zur Diagnose und nach der Diagnose ist für Eltern ein Prozess, genau gleich wie bei Eltern eines AD(H)S-Kindes. Ich denke, am meisten hilfst du der Mutter, wenn du nicht wegschaust, nicht beschönigst. Die sozialen Probleme dieses Buben scheinen recht offensichtlich. Dadurch will er etwas ausdrücken. Das realisiert die Mutter. Sie kann aber offenbar momentan noch nicht Hilfe suchen und sieht die Reaktionen der Schule als Bedrohung, was in ihrer Situation auch verständlich ist.
Tatsächlich geistern viele falsche "Wahrheiten" und "Vorurteile" über Autismus in unserer Gesellschaft herum, genauso wie "Sonderschulen" für die Allgemeinheit als "letzte Station" empfunden werden. Das hat mit mangelndem Wissen zu tun und spiegelt die Lebensweise in unserer Gesellschaft, wo vieles genormt sein sollte....Im Sinne von: "Was nicht der Norm entspricht, kann nichts Gutes sein oder nicht gut kommen...!" Asperger Kinder sind eine besondere Bereicherung für unsere Gesellschaft. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ihnen Wissenschaft und Forschung Meilensteine verdankt....

Leben ist endlich. Lebe endlich!
esprit
Dabei seit: 05.03.2008
Beiträge: 57
@Russalka

ich finde es auch immer wieder anstrengend! Bei uns vor allen Dingen deshalb, weil Töchterchen immer und überall gnadenlos direkt und ehrlich ist. Was ich durch sie am eindrücklichsten gelernt habe: Der Spruch: "Ehrlich währt am längsten" ist der verlogendste Spruch überhaupt in unserer Gesellschaft....

Leben ist endlich. Lebe endlich!
Russalka
Dabei seit: 16.02.2002
Beiträge: 716
@jeruscha
mit beidem! icon_wink.gif
ich meinte damit eigentlich, dass ich ihm wie nicht 'helfen' kann. ich erlebe, dass sein umgang mit anderen menschen 'nicht gut' ist, dass er so andere einfach vor den kopf stösst. und ich habe das gefühl, ich müsste ihm wie mehr sozialkompetenz mitgeben und vorleben! kann ich aber irgendwie nicht... von mensch zu mensch hab ich's mittlerweile recht gut drauf, mir merkt man im alltag meine probleme nicht mehr an! aber in gruppen find ich's nach wie vor schwierig!
jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
@Russalka

ich sehe mich höchstens als Dolmetscher, ich zeige meinen Kindern die andere Sichtweise, die andere Perspektive auf, ich bin auch nicht der Ansicht, dass es Aspergern an Sozialkompetenz fehlt, ihre Sozialkompetenz ist einfach nicht so recht kompatibel mit dem Mainstream icon_wink.gif
Nemo73
Dabei seit: 05.01.2004
Beiträge: 27
Mein Gotti-Bueb hat Asperger oder eine ähnliche Form von Autismus. Das ist ja alles irgenwie ineinander verflossen und jeder Autist ist auch individuell mit verschiedenen Formen geprägt.

Die Diagnose war sehr schwierig für uns alle. Er darf nicht in die "normale" Schule gehen und es wird noch immer für eine passende Lösung für ihn gesucht.

Ich möchte seine Problematik eigentlich nicht hier im Forum breitschlagen, aber wenn Du mehr wissen willst darfst Du mir gerne eine PN schicken.

LG Nemo
portobello
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 30.10.2010
Beiträge: 126
jeruscha, dein Satz : Deine Worte wirken auf mich nicht besonders wohlwollend und verständnisvoll gegenüber der Mutter.

wie kommst du auf so was ?? Im Gegenteil, ich mache seit Wochen ALLES mögliche, damit es dem Jungen so gut wie möglich geht, er nicht zuviele wechsel in der Betreuung hat, seine Hausaufgaben erledigt sind, die Kommunikation zwischen der Mutter und der Schule nicht eskaliert.
Und das obwohl ich selber auch Kinder habe, die alle paar Tage von ihm verhauen werden weil er sich verbal schlecht ausdrücken kann und mit Konflikten überfordert ist.
Was mich sauer gemacht hat, war nur, dass die Mutter nie von Asperger gesprochen hat sondern nur von Autisten " die den ganzen Tag vor sich hin träumen " ( ihre Worte auf französisch ! ) und ich finde das ist nicht das gleiche. Ich hatte sie dann bestätigt, dass ihr Sohn nicht so ist und ihr hat es wiederrum die bestätigung gegeben, dass die Schule im unrecht ist.
Als ich aber Asperger gegoogelt habe, habe ich gemerkt, dass die meisten Beschreibungen auf das Kind passen.

Jetzt geht es mir nur noch darum, wie ich ihr am besten zur Seite stehen kann.

Und ja sie musste eine Einwilligung unterschreiben für die Abklärungen. Das Kind wurde bereits von einer Ärztin und von zwei Kinderpsychiater untersucht.
portobello
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 30.10.2010
Beiträge: 126
Nemo73, danke ! schreib dir gleich eine PN.
portobello
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 30.10.2010
Beiträge: 126
esprit, sehr treffend formuliert, danke !
Ich denke auch, dass jede Form von " anders sein " eine Bereicherung für uns alle ist. Ich bin selber kein Mitschwimmer und ziehe auch immer wieder so spezielle Menschen an. Ja und es leuchtet mir ein, dass die Mutter im Moment vielleicht gar nicht anders kann als so zu reagieren.

Aber was machen, wenn man merkt, dass es einem Kind in einer Klasse, im Umgang mit grossen Kindermengen, bei Auseinadersetzungen überfordert ist, und mit agressiver Gewalt reagiert weil er nicht anders kann ?
Müsste man da nicht hinschauen, herausfinden was los ist und vielleicht einen anderen Weg ausprobieren und schauen ob es da dem Kind wohler ist ?
esprit
Dabei seit: 05.03.2008
Beiträge: 57
@portobello
Ja, man muss unbedingt hinschauen. Aggression ist immer ein Hilfeschrei. Und auch die anderen Kinder müssen ja geschützt werden. Es müssen neue Wege, evt. andere Formen in der Schule oder aber eine andere Schulform gefunden werden. Aber dazu führt der erste Weg über eine professionelle Abklärung und Diagnose.

Leben ist endlich. Lebe endlich!
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
Könnte es sein, dass die Mutter wirklich nicht weiss, was Asperger ist? Könntest Du ihr vielleicht etwas ausdrucken, auf französisch, wenn sie das besser versteht? Ich kann mir vorstellen, dass es für sie eine grosse Entlastung wäre, wenn die unglaubliche Aggressivität ihres Kindes sich damit erklären lässt, dass es ein bisschen anders tickt, dass es viele solche Leute gibt, dass es nicht unbedingt ein schreckliches Schicksal ist, und dass man mit einer geeigneten Umgebung und ganz spezifischem Verständnis eine Besserung des Leidens des Kindes erwirken könnte? Denn der kleine leidet, wenn er sich nur durch Schläge wehren kann. Vielleicht gibt es ein Buch von einem Asperger, das eine positive Entwicklung aufzeigt? Meinst Du, die Mutter selber ist vielleicht auch ein wenig betroffen, da sie auch eher Mühe hat, die (guten) Absichten der Schule als solche zu erkennen?