Begabtenförderung

anna_stesia
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 25.10.2007
Beiträge: 2623
vielleicht können mir einige von euch etwas weiterhelfen. ich habe nun verschiedene alte themen durchgelesen, aber nicht wirklich die antworten gefunden die ich suche.

unser sohn (8,5 j) geht seit letztem sommer in die begabtenförderung bei uns im dorf an der schule. das sind 2 lektionen pro woche die er anstelle des normalen unterrichts macht. dabei sind 8 kinder der 2. und 3. klasse.

soweit so gut. vorgestern kommt unser sohn nach hause, er glaube, er wolle im nächsten jahr nicht mehr in die BF gehen. ich war nicht sonderlich überrascht weil ich von vorher schon geahnt habe dass es ihm nicht so gefällt. hab aber noch mit ihm darüber geredet und es ist einfach so, dass der unterricht sowas von trocken ist, das kann ihm keinen spass machen. sie bekommen tonnenweise rätsel, logicals, sudokus etc. zum lösen. und nun arbeiten sie seit wochen an einem selber gewählten thema. dazu müssen sie eine art vortrag schreiben. und dann alles auf dem computer abtippen. viel mehr geht da nicht: also rätselposten und schreiben/für sich arbeiten.

gestern ruft mich die lehrerin an. sie habe mit meinem sohn geredet und wisse nicht genau warum er nicht mehr kommen möchte. ich solle doch mit ihm reden blabla

ich hab mich etwas umgehört bei anderen eltern deren kinder auch in der BF waren/sind. mädchen scheinen mehr spass an dem unterricht zu haben. mein mann findet auch das sei ein mädchending. ich selber möchte das so extrem nicht behaupten aber finde schon, dass man einen förderunterricht spannender gestalten könnte. ich hab das gefühl es bringt unserem sohn so in der art nicht viel. er sagt auch sie würden nie mathe machen. oder er würde gerne mal was experimentieren, mal was über chemie kennenlernen etc. halt was praktisches machen, mehr abwechslung haben.

ich werde morgen mal eine lektion zuschauen gehen und danach mit der lehrerin das gespräch suchen um eine grundlage zu haben für den entscheid fürs nächste schuljahr.

so, jetzt hab ich ganz viel geschrieben. was ich von euch wissen möchte: wie läuft bei euch so ein BF-unterricht ab? was machen die kinder dort? wird individuell gearbeitet? haben die kinder spass? habt ihr das gefühl die kinder profitieren von diesem spezialunterricht?

was gibt es sonst für möglichkeiten? ich bin momentan etwas überfordert weil ich nicht weiss wie ich unserem sohn helfen kann. er ist nicht allgemein unzufrieden oder so. aber ich merke dass er irgendwie mehr braucht, aber ich weiss nicht was und er kann es auch nicht formulieren.

merci





doof bleibt doof, da helfen keine pillen.
Schmetterling03
Dabei seit: 13.11.2003
Beiträge: 937
bei uns ist die BF erst am Anfang. Tochter geht seit Mitte 4. klasse. Da war sie alleine und 2 Jungs aus der 1. Kl. gingen ein anderes Mal. Auch 2h jeweils.
Seit August ist sie in der 5. kl. und besucht die BF mit einem Jungen aus der 4. Kl. Die andere Gruppe sind 2 Jungs 2. Kl. , ein Junge 1. Kl. und ein Mädchen 1. Kl.
Sie gehen alle sehr gerne.
Tochter erzählt nie viel. Aber unter anderem machen sie
- 10 Finger System (Tastatur)
- Kalligraphie (schön schreiben mit Federn und Tinte. Gefällt erstaunlicherweise den Jungs auch!)
- anfangen mit Lego robotic programmieren. Heisst irgendwie "kala", einen kl. Roboter programmieren.
- Experimente kleiner Art
- Plakate geschrieben für Projekt im Schulhaus

Als schulbedingt bei meiner Tochter BF 3 mal ausfiel, machte die Lehrerin mit ihr und unserer jüngeren Tochter (nicht in BF) einen Samstag Ausflug. Sie sammelten Versteinerungen, machten Schlangenbrot über dem Feuer.

Unsere Tochter liebt die BF. Leider ist es jetzt vorbei im Juli, da sie in die 1. Bez. kommt. Dort gibt es nichts.
Sina05
Dabei seit: 15.11.2011
Beiträge: 38
Unsere Tochter wurde in der 1. Klasse für den Begabtenunterricht vorgeschlagen, wollte aber nicht gehen. Sie möchte nicht anders sein als die anderen, wir haben ihren Entscheid respektiert. Sie darf im Rahmen des normalen Unterrichts, Zusatzaufgaben, Logicals und Rätsel lösen, wenn sie zu schnell fertig ist mit dem normalen Stoff. Wir glauben, sie wird dadurch genug gefördert. Sie ist nun in der 3. Klasse und immer noch glücklich nicht in die BF gehen zu müssen. Ich glaube nicht, dass diese Förderung etwas bringt, wenn das Kind nicht will.

anna_stesia
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 25.10.2007
Beiträge: 2623
@sina
es ist ja nicht so, dass er grundsätzlich nicht in die bf will. er möchte nur auch etwas lernen, profitieren und dabei auch ein minimum an spass am lernen haben. rätsel und sudokus kann er auch zuhause lösen, dazu braucht es keinen unterricht....

doof bleibt doof, da helfen keine pillen.
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
Kinder, die ich kenne, hatten grossen Spass an diesen zwei Std. Zusatzunterricht. Sie blühten richtig auf und überlebten die Primarschule viel besser. Vermutlich, wie überall, hängt es stark an der Lehrperson, ob diese sich etwas mehr einfallen lässt als nur Rätsel und Sudokus. Projekte können eine gute Möglichkeit sein, aber an Deinem Beispiel sieht man, dass dies auch nicht immer beflügelnd ist. Eigentlich sollte dieser Unterricht die sonst unterforderten Kinder inspirieren und auch fordern!
Leider hast Du vermutlich nicht viele Möglichkeiten, Dich zu beschweren. Auf jeden Fall würde ich ihn rausnehmen, wenn es ihm nicht gefällt. Und auch Deine Bedenken der Schulleitung mitteilen. Wenn Ihr Glück habt, kommt eine andere Lehrperson...
Holzwurm
Dabei seit: 28.12.2008
Beiträge: 2952
ich habe zwei kinder, die den bf besuchen dürfen. beide werden 'nur' dort gefördert, wo sie ihre absolute begabung haben.
die tochter durfte ins bildnerische gestalten. dieser unterricht dauert allerdings einen ganzen nachmittag und findet an einem schulort weiter weg statt. dort kommen alle kinder vom ganzen kanton zusammen. sie durfte diesen unterricht in der oberstufe besuchen.

der sohn wird in der musik gefördert. er darf bei seiner musiklehrerin (sie hat die entsprechende ausbildung) eine ganze stunde unterricht besuchen. dies wird von kanton und gemeinde stark finanziell unterstützt, ausserdem besucht er zwei orchester. dies geniesst er seid der dritten klasse

während der unterstufe wurden beide kinder von ihren jeweiligen lehrer unterstützt, einen besonderen unterricht wie dein sohn besucht wird/wurde bei uns nicht angeboten. für uns war es gut so.

have a nice day
cucuseli
Dabei seit: 12.03.2005
Beiträge: 687
Es gibt andere Möglichkeiten, so zum Beispiel die Kinder-Uni und die Studienwochen von Schweizer Jugend forscht:
Während der Studienwoche boys@science können 10- bis 13jährige Buben vier Tage lang in die Welt der Naturwissenschaften und Technik eintauchen.

Dies ist halt eher für grössere Kinder.

Ich würde die Schulleitung darauf ansprechen, dass dein Sohn nicht gerne geht, weil es langweilig ist. Ich denke 8 Kinder sind auch fast zu viel für eine Begabtenförderungsgruppe!
Um wirklich etwas zu lernen, resp. die Kinder zu fordern, braucht es kleinere Gruppen.
Unternimm so viel wie möglich mit deinem Sohn, geh mit ihm ins Museum, an div. Anlässe. Schick ihn in Lager und lass ihn teilnehmen am Leben.

Geniesse dein Leben jeden Tag
zürcherlis
Dabei seit: 01.03.2004
Beiträge: 745
Bei uns läuft der BF-Unterricht fast gleich ab, wie bei euch. Allerdings ist es eine Lektion pro Woche, dafür Einzelbetreuung.
Das Arbeiten an den selbst ausgesuchten Themen soll den Hochbegabten Kindern Wege eröffnen Lernstrategien zu entwickeln. Da sie im normalen Unterricht meist eh alles einfach lernen oder schon können, müssen sie dort keine effektiven Lernstrategien entwickeln. Das kann später zu Problemen führen, wenn eben dann nicht mehr alles so einfach geht.
Bei uns ist es auch so, dass NICHTS durchgenommen werden darf, was dem Lernstoff der restlichen Schuljahre entspricht. Das heisst, dass mein Sohn trotz klarer Mathematikstärke nicht schneller durchs Math sausen darf, obwohl er klar fähig dazu wäre.
Daher wird es schwierig ausser mit Logicals, Rätsel, Sudokus, etc. die Mathestarken zu fördern.
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
nein, Zürcherlis, da gibt es ganz viele spannende Mathe-Probleme, die weit über die normalen Heftchen-Rätsel hinausgehen! Zb. hat es bei den Schweizer Logik-Meisterschaften auch Aufgaben für junge Kinder, und auch Känguruh der Mathematik-Aufgaben gibt es, ohne viel Stoff vorauszusetzen. Sind die Schüler dann länger dabei, gibt es ganz viel Mathe, die in der Schule sonst nie dran kommt! (Bsp. Logik, Gruppentheorie, quasiperiodische Parkettierungen, Zahlentheorie, Beweisstrategien...). Mathematisch sehr begabte Kinder sind meistens in der Lage, abstrakte Probleme zu lösen, die im Schulstoff völlig fehlen. Weil nicht alle Mathe sehr viel Vorwissen (Stoffwissen) voraussetzt, sind geniale Mathematiker oft sehr jung schon zu genialen Dingen fähig.
Nur, die Lehrperson muss diese Möglichkeiten kennen. Da sie in der Schule und Lehrerausbildung nicht vermittelt werden, muss sie sich entweder selber sehr interessieren und erkundigen, oder Mathe studiert haben...