Bin einfach nur wütend und traurig.....

tikwah
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 28.07.2005
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Hallo zuammen,

diesen Dienstag hatten wir eine Schulgemeindeversammlung. Wir sind ein kleines Dörfchen in der Nähe von St. Gallen. Das heisst es gibt einige Dörfchen, die untereinander verbunden sind. Nun, nach langem hin und her haben die Stimmbürger am Dienstag entschieden, eines der Schulhäuser in einem Dorf zu verkaufen. Für uns gibt es keine Logik.
Es macht uns sehr traurig, da die Kinder bis jetzt zur Schule laufen konnten, so den Schulweg gniessen konnten und das bald auch nicht mehr möglich wird. Es dünkt mich, in den kleinere Dörfchen sterben die verschiedenen Dinge: die Dorfkäsereien, die Dorflädelis, die Schulen..wo führt das hin? Ein Dorf stirbt, wenn das Kinderlachen nicht mehr gehört wird, so symbolisch.
Ich habe wenig Hoffnung dass sich Familien entscheiden werden in ein Dorf zu ziehen, wo es keine Schule mehr hat. Und diese Vorstellung macht mich sehr traurig. Und immer wird argumentiert mit dem Kanton und dem Geld.
Wo bleiben unsere Kinder? Wenn ich könnte, würde ich am liebsten unser Kind in eine Privatschule schicken, und mit dem ganzen Theater hier schluss machen. Nur scheitert es am Geld und am Schulweg und den Gspähnlis. Ich bin einfach nur sehr traurig.....!!!!!😢

Relax...take it easy (fällt mir nicht immer so leicht)
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
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Ich kann Dich verstehen. Ich bin auch froh, haben wir noch einen Laden, die Post und die Schule bis zur 6 Klasse im Dorf. Das Oberstufenzentrum, weitere Laden, Banken sind zum Glück gut erreichbar in den Nachbarorten.
Andererseits, muss ich sagen, der Ort wo ich aufgewachsen bin, ist auch "ausgestorben". Nachdem meine Klasse die Schule fertig hatte, gab es immer wie weniger Kinder. Die Folge war, dass zuerst die Oberstufe in den Nachbarort verlegt wurde, da viele Kinder in die Sek gingen, hatte es ab der 7 Klasse noch weniger Kinder. Vor zwei Jahren wurde auch die Primarstufe ganz aufgehoben, da es kaum noch Kinder hatte. So steht das Schulhaus nun leer, das Dorf hat mit der Nachbargemeinde fusioniert.
Ich denke, das es kaum Neuzuzüger mit Kindern gibt, ist die Folge davon, dass es keine Bank, keine Post und nur einen sehr kleinen Laden hat. Da der Ort sehr langgezogen ist, spielt es für die meisten Einwohner eh grad keine Rolle in den Nachbarort einkaufen zu gehen, da hat es dann eh noch grad mehr Auswahl, zusätzlich Bank und Post und sonst alles was man braucht. Was eben auch noch fehlt, ist der öffentlich Verkehr, bzw. einen Bus der die abgelegenen Bewohner mit der Bahn verbindet. Will man nach Herzogenbuchsee, kommt man am besten mit dem Auto hin oder man muss schauen, dass man irgendwie an die Haltestelle vom Zug kommt und muss über Langenthal eine Umweg machen.
Wenn ich mal dahin fahre, gefällt mir der Ort nach wie vor und werde manchmal etwas wehmütig. Aber eben, das Erwähnte sind Gründe um nicht dort zurück zu kehren.
alterhase
Dabei seit: 19.05.2012
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Gerade vom Kanton St. Gallen höre ich die letzte Zeit "schulmässig" viel negatives. Der Kanton hat finanzielle Probleme wegen zu geringer Steuereinnahmen und überall wird gespart. Unsere Tochter besucht die Pädagogische Hochschule in St. Gallen und es wird gespart, wo man nur kann. Die Praktikumszeit wurde z.B. drastisch reduziert, ein Kollege erzählte, dass die Berufsschule vor und nach den Skiferien ausfällt und die Lehrer unbezahlten Urlaub nehmen müssen und die Studiengebühren an der HSG werden wohl auch ansteigen.

Ob es der richtige Weg ist, an der Bildung der Kinder und an der Aubildung der Lehrkräfte zu sparen, wird sich zeigen.
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
@alterhase, leider ist das auch bei uns im Kt. Bern so. An der Primarstufe wurden schon aus Kostengründen Lektionen gestrichen. Wie es an höheren Schulen aussieht, weiss ich nicht, besser wird es aber auch kaum sein.
Dass die Schule in meiner "Heimatgemeinde" wegen mangelnder Schülerzahlen geschlossen werden musste, kam wohl dem Kanton nur gelegen.
Das alles auf Kosten der Kinder und Lernenden.
warum
Dabei seit: 27.01.2012
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Hier zeigt sich einmal mehr, dass es sich rächt, wenn wir SVP-Leute in Entscheiderpositionen wählen. Genau das ist in St. Gallen mit Kölliker geschehen und jetzt baden wir es aus...
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
@warum, also unser Erziehungsdirektor ist ein Grüner. Bei uns treffen die Sparmassnahmen nicht nur die Schulen, sondern z.B. auch den ÖV oder den Strassenunterhalt. Somit hat ja der ganze Regierungs-/Grossrat mit den Sparübungen zu tun. Die Sparansätze sind in jedem Bereich nicht gerade eine Meisterleistung.
gita
Dabei seit: 07.10.2007
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@tikwah
Ich kann Deine Wut auch sehr gut verstehen... und Du hast recht, ein Dorf ohne Schule ist für Neuzuzüger auch nicht mehr so attraktiv. Aber vielleicht gibt es eine Lösung, mit der Ihr und allfällige Neue leben könnt?
In unserem Dorf wurde vor etwa 5 Jahren der Kindergarten geschlossen, weil es pro Jahrgang nur noch 3 - 8 Kinder hatte. Das konnten wir noch einigermassen nachvollziehen.Die Kinder werden seither mit dem Schulbus ins Nachbardorf gefahren, wo die Kinderzahl ebenfalls rückläufig ist, so dass es zusammen eine gute Klasse gab. Aber als ein Jahr später das "Gerücht" umging, auch die Primarschule (1.-6 Klasse) werde geschlossen, hatten wir die genau gleichen Bedenken wie ihr! Wir hatten Verständnis für einen Zusammenschluss, aber nachdem wir schon keinen Kindergarten mehr hatten, wollten wir nicht auch noch die Schule verlieren, denn für die Sek/Real müssen unsere Kinder sowieso in dieses Nachbardorf. Nach Gesprächen in einer Elternrunde, teilten wir in unsere Gedanken mit einem gemeinsamen Schreiben der Schulgemeinde mit. Ich weiss nicht, wie es ohne unser Eingreifen herausgekommen wäre, aber das Ergebis war dann, dass seither die 1. - 4. Klässer des Nachbardorfes mit dem Schulbus zu uns kommen, dafür unsere 5. + 6. Klässler mit dem Velo ins Nachbardorf fahren, wo dann auch die Oberstufe ist.
Für uns stimmt diese Lösung,und wenn es vielleicht umständlich erscheint, mit Schulbus und so: Für die Kinder ist es auch eine Chance, mit mehr Kindern in einer Klasse zu sein, sogar Schulweg haben sie noch, da der Bus die Kinder beim beim Schulhaus abholt, diejenigen ausserhalb des Dorfes haben noch ein, zwei Haltestellen an der Hauptstrasse.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 25.01.2013 um 10:33.]
tikwah
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 28.07.2005
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Danke Euch! Es ist eben so...das alles, aber wirklich alles in das andere Dorf verlegt wurde. Laden, Post nun auch Schule. Wir mussten alles hergeben.banghead.gif einfach so, ohne wenn und aber. Wir haben auch die Schulvorsteherschaft um Alternativen gebeten, - aber sie konnten wie sie sagten wegen dem Kanton nicht darauf eingehen.😢
Und die Kinder hier müssen es ausbaden. Gut, sie kommen bewusst nicht mit über was läuft. Eigentlich ist es egal wo ein Kind in die Schule geht....
aber ich finde es einfach sehr bedenklich, wenn ich daran denke, dass unser Dorf ev. abstirbt....an Attraktivität verliert und überaltert......😢

Relax...take it easy (fällt mir nicht immer so leicht)
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
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Ich denke, in so kleinen Dörfchen, wäre es für Neuzuzüger schon eine Attraktivitätsgewinn, wenn es ein mindest Angebot an öffentlichem Verkehr geben würde. Nur wenn dann grad gar nichts statt findet wie in meiner Heimatgemeinde, dann ist es natürlich nicht gerade prikelnd. Die Sparmassnahmen werden dann vorgeschoben.
gita
Dabei seit: 07.10.2007
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@tikwah
Ich könnte Dir die Hand geben... bei uns (650 Einwohner) ist die Käserei vor etwa 15 Jahren zugegangen, die Bäckerei vor 5 Jahren, die Post vor gut 2 Jahren, Restaurant im Dorf gibts auch keines mehr... ein paar neue Häuser wurden zwar gebaut die letzten Jahren, meist aber von älteren Ehepaaren oder Paaren ohne Kinder, weil es hier zum Wohnen so schön ruhig ist... Mit einem Auto ist man in 5 Minuten beim nächsen Einkaufszentrum / Autobahnanschluss, aber wer nicht motorisiert ist, kommt hier auch nicht so einfach weg: Wir haben zwar eine Busverbindung in die nächsten Dörfer (da hat es dann auch wieder kleinere Läden, Bank, Post und Co), aber gerade für Kantischüler oder Lehrlinge, die in etwas weiter entfernte Orte oder zum Bahnhof müssen, ist der Fahrplan schon mühsam.