Cyber-Mobbing unter Schüler

Gelöschter Benutzer
cassiopeia, vielen dank!

nichtmal persönliche erfahrungen, sondern auch das was ich höre, wenn ich im gespräch mit anderen eltern bin. bin auch im elternrat, und spreche oft mit anderen eltern

darf ich fragen, wie du das siehst mit der erziehungsfunktion als lehrer? was ist gemeint mit nacherziehen müssen?

ich beziehe mich auf tornados text unten: wie pflegt man denn einen guten kontakt zur schule? mit einem gespräch jährlich kann man das ja schlecht. mithilfe bei der schule läuft über den elternrat hauptsächlich
cassiopeia
Dabei seit: 11.08.2004
Beiträge: 234
@Jelena

Natürlich sind Eltern interessiert daran, dass es in der Schule gut läuft. Und natürlich wollen Eltern das Beste für ihr Kind. Aber manchmal habe ich etwas Mühe mit "überbesorgten" Eltern, die sich in alles sofort einmischen, wegen jedem Mist anrufen oder ein Gespräch möchten. Da wünschte ich mir - ich unterrichte an der Oberstufe - dass die Eltern ihrem Kind mehr zutrauen, ihrem Kind auch zutrauen, ein Problem zu lösen. Ihrem Kind nicht immer alle Steine aus dem Weg räumen, dabei das Kind aber natürlich unterstützen. Und logisch sollen Eltern ihrem Kind helfen, wenns denn wirklich Probleme gibt.

Es nervt mich, wenn viele meinen, sie seien Profis im Bereich Schule, weil ja jede/-r mal selber zur Schule ging. Viele lassen durchblicken, sie könnten das alles viel besser tun. Diese Leute möchte ich gern mal nur ein Semester unterrichten lassen, mit allem Drum und Dran.
Das Vorurteil, dass Lehrpersonen sich eine goldene Nase damit verdienen, dauernd Ferien zu haben und jahrelang immer genau Dasselbe zu tun, bringt mich immer noch auf die Palme. Die schwarzen Schafe, die es in unserem Berufsstand - wie in jedem - auch gibt, nerven mich ebenfalls.

Doch, ein gutes Gespräch jährlich und sonst gegenseitig eine respektvolle und grundsätzlich wohlwollende Haltung - das ist für mich schon fast ein guter Kontakt zur Schule...

Gerade an der Oberstufe kommen nicht immer alle Infos nach Hause. Die jüngeren Kinder erzählen tendenziell noch mehr zu Hause. Ich will da natürlich nicht verallgemeinern! Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass längst nicht alles, was ich dem Kind sage, zu Hause ankommt, wobei das "Negative" viel eher ankommt als das Positive. Also schreibe ich viel öfter auch einen positiven Kurzkommentar auf einen Test zum Beispiel. Neben der nackten Punktzahl und Note. Oder eine kurze Bemerkung, dass sich das Kind sehr aktiv am Unterricht beteiligt. Oder eine andere kurze Bemerkung eben oft per Mail.
Wenn mir etwas Spanisch vorkommt, melde ich das viel früher als noch vor ein paar Jahren. Wenn mein inneres Alarmglöcklein klingelt, nehme ich Kontakt auf. Nicht erst, wenn Feuer im Dach ist, sondern wenn vielleicht noch "nichts" da ist ausser einem komischen Gefühl. Oft ergeben sich dann gute Gespräche. Oft bekomme ich dann Infos, die die Kinder oder Eltern mir sonst (noch) nicht gegeben hätten, weil sie es (noch) nicht wichtig genug fanden. Das finde ich sehr positiv, ist es doch - hoffentlich!!! - gemeinsames Ziel der Lehrpersonen und Eltern, die Jugendlichen zu fördern und zu unterstützen.
Ihnen aber auch klare Grenzen zu setzen. Mit "nacherziehen" sind Dinge gemeint, wie z.B. Respekt, das fängt bei einem anständigen Gruss mit Blickkontakt an, Tonfall, wie man etwas sagt. Mütze ausziehen, wenn man ein Zimmer betritt, Stuhl hinstellen, Schrank schliessen. Das sind Kleinigkeiten, aber sie sind im Alltag wichtig. Andere in Ruhe lassen. Regeln akzeptieren können. Kritisch, aber fair sein. Den anderen, eventuell Schwächeren, helfen. Zuverlässig sein, zum Beispiel für sein "Göttikind" zuverlässig notieren, was das kranke Göttikind verpasst, alles Material für das Kind nehmen. Nur schnöden, wenn man selbst eine andere / bessere Idee hat.
Warten können, nicht reinplappern, auch eine Antwort akzeptieren können, die man sich vielleicht anders gewünscht hat.
Ach, es gibt ganz viele kleine Dinge. Natürlich gibts auch gravierende, davon bin ich im Moment zum Glück ziemlich verschont.

Ich beantworte dir gern Fragen, wenn du mich konkret löcherst icon_wink.gif
emailius
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 10.10.2004
Beiträge: 11
@carola und smaragd

Mein Sohn wird auch im "richtigen" Leben in der Klasse/Schule gemobbt, und nicht nur seit gestern...... Die LP wie auch die Schulleitung sind schon seit langem darüber informiert und haben dies auch bestätigt. Es wurden deswegen auch schon x Elterngespräche geführt und seitens der Schule immer wieder Verbesserung versprochen. Der Leidensdruck meines Sohnes? Er leidet sehr darunter, sogar sehr sehr, und alle in der Schule wissen es. Ob er es offen zeigt? Nein, nicht wirklich, denn sonst wird er noch mehr ausgegrenzt. So sieht die Realität momentan aus.

Ich habe dem "Schulkörper" die Auszüge ins Mail kopiert, somit sind alle genauesten informiert. Ja, warum habe ich noch nix im FB gemeldet? Weil ich an das Gute in den Kindern glaube und vielleicht hoffte, dass durch eine direkte Konfrontation Opfer/Täter/Aufklärung in der Klasse die Kinder sich bewusst würden, welche Wirkung solche Wörter im Internet haben? Weil ich naiv bin/war? Irgendwie habe ich einfach das Gefühl, dass mit der Löschung im FB das Problem nicht gelöst ist und hoffe auf einen anderen Lösungsweg. Aber vielleicht habe ich auch eine rosarote Brille an und mache mir etwas vor. Ich weiss es nicht, da ich die Welt der heutigen Gesellschaft manchmal nicht mehr verstehe. Ich beobachte für mich eine Gleichgültigkeit der Menschen, ob Kind oder Erwachsener, die nur noch die Augen verschliessen, sobald Zivilcourage gefragt wäre.

Danke für eure Inputs.

Lg
Emailius
watoto
Dabei seit: 13.02.2006
Beiträge: 134
ich hab jetzt nicht alles genau gelesen und vielleicht hat auch schon jemand meinen ansatz erwähnt.
ich war vor einem jahr an einem elternkurs zum thema mobbing. keins meiner kinder ist zwar davon betroffen, trotzdem habe ich mich dafür interessiert, weil auch schon kleinere zwischenfälle meine kinder beschäftigten.

mir ist jetzt in den sinn gekommen, dass sie da von einem lösungsansatz gesprochen haben der heisst "no blame approach".

hier ein link dazu, hab ihn vorhin gefunden:

http://www.no-blame-approach.de/noblameapproach1.html?noblame.html

mir hat dieses system noch eingeleuchtet und ich denke, dass es funktionieren könnte. aber es müssten natürlich die lehrkräfte darüber bescheid wissen. oder vielleicht kann das auch ein schulsozialarbeiter sein, der das mit den schülern macht.

das problem liegt ja auch in deinem fall nicht nur im cyber-mobbing, sondern auch im normalen alltag.
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
@emailius

eine bekannte wurde in ihrer schuhlzeit auch oft geplagt und fand keinen anschluss.. damit sie andere soziale kontakte knüpfen konnte, hat ihr vater sie in einem verein angemeldet. es war nicht einfach ein verein, sondern auch mit der sportart verbunden, die sie gerne machte...
sie fand freunde, konnte etwas besser als all ihre schulkolleginen, wurde selbsbewusster.

ev. bringt es deinem sohn etwas, sich soziale kontakte ausserhalb der schule zu suchen.

gruss
smaragd*
Dabei seit: 17.08.2010
Beiträge: 426
Ui emilia, das ist aber viel schlimmer als "nur" dieses FB-Geschreibsel. Dass die Schule hier nicht mehr unternimmt, macht mich hässig - wenn doch dein Sohn sehr darunter leidet! Raten finde ich in diesem Fall schwierig, da du ja schon viel unternommen hast, bisher erfolglos, wie mir scheint icon_frown.gif

Wahrscheinlich musst du an die nächsthöhere Stufe gelangen, was kommt denn bei euch nach der Schulleitung?
smaragd*
Dabei seit: 17.08.2010
Beiträge: 426
pardon, emailius icon_wink.gif
carola
Dabei seit: 07.01.2002
Beiträge: 643
@emailius
danke für deine antwort.
ich fürchte auch, dass eine löschung des fb-accounts wohl nicht wirklich was bringt - ein neuer account ist ja schnell wieder eröffnet.
ich hoffe für euch, dass die schule wort hält und etwas unternimmt und zwar möglichst schnell. meiner meinung nach, müsste gerade sowas noch vor weihnachten - dem "fest der liebe" - platz haben! auch finde ich, die eltern müssen auf jeden fall mit einbezogen werden. es gibt bestimmt solche, die wissen nicht einmal, dass ihr kind auf fb ist...
Gelöschter Benutzer
oh vielen dank cassiopeia! ich höre auf weitere fragen zu stellen an der stelle, nützt mir aber echt viel, mal ehrliche echte antworten aus dem echten wirklichen lehrerleben zu bekommen icon_smile.gif damit kann ich etwas anfangen

emailius, das ist ja ganz schrecklich was dein sohn da durchmacht...
meinem sohn half, dass in der klasse ganz allgemein im rahmen von gewaltprävention verschiedene projekte stattfanden. einerseits informationen durch eine fachperson (fachstelle für gewaltfragen der stadt zürich), aber auch richtige lektionen in konfliktbewältigung (PFADE), wo die kinder das thema gewalt von ganz verschiedenen seiten angehen und sich damit auseinandersetzen. offenbar kam es da wie automatisch zu einsichten, die 10jährige einfach nicht eingebaut haben. so betrachtet finde ich dich nicht naiv. aber handeln muss man trotzdem! durch das thematisieren ohne auf schuldige zu zeigen, kam das verständnis bei den einzelnen schülern aus ihnen selber, also ein tiefes verständnis. aber so drastisch war das bei meinem sohn ja nicht, ich weiss nicht, ob ich das hier noch angebracht finde.

http://www.stadt-zuerich.ch/ssd/de/index/gesundheit_und_praevention/gewaltpraevention/fachstelle_gewaltpraevention.html
vielleicht könntest du kontakt aufnehmen und dich beraten lassen? in züri machen die leute auch in den schulhäusern coaching in krisensituationen
Gelöschter Benutzer
das sind die leute der "fertig puff" kampagne. das sind gute leute, praktisch und lösungsorientiert und sie packen an