..."dann bist du nicht mehr meine Freundin"- sehr dominante Freundin meiner Tochter

jomoh
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 08.05.2006
Beiträge: 204
liebe Leute
Mich würde mal interessieren, wie ihr euch verhalten würdet in so einem Fall: meine Tochter ist schon immer schüchtern gewesen, früher extrem, jetzt ist es viel besser, seit sie in der Schule ist ( ist 9 Jahre alt), sie kann sich jetzt besser wehren. Nun hat sie aber eine Freundin und sehr nahe Nachbarin, die auf eine uns manchmal unangenehme Art dominant ist. Zuerst merkten wir es gar nicht so, dann fiel uns auf, dass unsere Tochter beim Spielen nicht mehr viel sagte, einfach immer machte, was das andere Mädchen sagte etc. Gestern fragte ich sie mal, ob es ihr eigentlich Spass mache, mit diesem Mädchen zu spielen. Sie sagte dann, ja es geht so, und dann kam raus, dass das andere Mädchen immer wieder sagte, wenn meine Tochter sich denn mal wehrte und etwas nicht machen wollte, "dann bist du nicht mehr meine Freundin". Und das immer wieder scheinbar. Dazu muss man noch sagen, dass sie im Haus nebendran wohnt und sehr oft bei uns ist und wir sie als aufdringlich erleben, weil sie am liebsten jederzeit bei unserer Tochter sein möchte, und auch dann, wenn unsere mal mit einer andern Freundin abgemacht hat oder wir Besuch haben. Das geht natürlich viel zu weit, und wir haben die grösste Mühe, sie immer wieder abzuhalten... Ich weiss, es ist unser Fehler, dass wir uns auch zuwenig abgrenzen. Dieses Mädchen wohnt noch nicht lange hier im Quartier, und meine Tochter hat eigentlich Freude, dass sie nun eine Freundin hat zum gemeinsam in die Schule gehen etc. Zudem kommen sie nächstes Jahr in die gleiche Klasse... Ich finde es verzwickt, weil's so nahe Nachbarn sind, sie so aufdringlich ist und uns das Abgrenzen schwerfällt.
Ein Beispiel von gestern: sie spielten Schule zusammen und gaben einander Aufgaben, sie bekam sehr viele. Dann wollte sie diese allen Ernstes am Abend noch alle machen, weil sie sonst "Strafaufgaben" bekäme... Dabei hatte sie noch etwas nachzuholen für die echte Schule, weil sie krank war.
Solche Beispiele wüsste ich noch einige, wo sie unter Druck gesetzt wird und sich nicht richtig wehren kann. Bzw. manchmal geht es ihr ja so, dass sie zwar "nein" sagt, aber dann gewisse Freundinnen, auch diese, von der hier die Rede ist, so beharrlich weiterbefehlen, dass sie nicht dagegen ankommt. Finde ich hart, und es tut mir weh, weil sie so gutmütig ist und ihrerseits ihre Freundinnen nie so unter Druck setzen würde.
Würdet ihr euch einmischen, wenn ihr merken würdet wie die Freundin unsere Tochter wieder herumbefiehlt, bzw. "erpresst" oder wie würdet ihr das handhaben? Es ist auch eine gute Frage, ob und wie man ein solches Kind stärken kann, dass es das besser schafft. Und auch, ob man's dem dominanten Kind irgendwie verständlich machen kann, dass sie so aneckt. Beim andern Nachbarsmädchen eckte sie nämlich sofort an mit dieser erpresserischen Art, und diese will schon gar nicht mehr abmachen.
fraulein
Dabei seit: 26.10.2003
Beiträge: 1583
Ohen deinen ellenlangen Text zu lesen:

Nicht einmischen, der Tochter zuhören, sie trösten etc. und sie stärken, den eigenen Weg zu gehen.

Diesen Satz hört man nämlich noch jahrelang - immer wieder. Und auch immer wieder in neuen Konstellationen - und oh Schreck - irgendwann sagt sogar das eigene Kind dann diesen Satz. Und was machst dann mit deinem dominanten Kind?

Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.
jomoh
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 08.05.2006
Beiträge: 204
sorry, ja es wurde ein viel zu langer Text! WEr nicht will, muss ihn auch nicht lesen.
Und ja, das weiss ich, dass dieser Satz noch schnell mal gesagt wird unter Kindern, und es auch meine sagen könnten, z.B. mein Sohn. Deshalb habe ich ja auch geschrieben, wie man das sehr dominante Kind anders beeinflussen könnte, damit sie nicht dauernd aneckt.
Glockenblume
Dabei seit: 30.09.2009
Beiträge: 237
Du kannst deine Tochter stärken und dem Nachbarskind Grenzen setzen. Ihm als Erwachsene Person ganz klar (freundlich, aber bestimmt) zu verstehen geben, dass DU (in Absprache mit deiner Tochter natürlich) bestimmst wann es DIR passt, dass sie vorbeikommt und mit deiner Tochter spielt. So kann sie lernen, mit Euren Regeln umzugehen. Also, keine Samthandschuhe, sondern kurze und klare Kommunikation, damit das Mädchen seine Orientierung findet. Im Sinne von: Du bist herzlich willkommen bei uns, aber nicht in diesem "Ton".

Auch deine Tochter kann mit deiner Hilfe lernen mit einer solchen Herausforderung umzugehen. Du kannst Ihre Gefühle erfragen und ihre Lösungen anhören. Zudem kannst du ihr vermitteln, dass Erpressung ein "No-Go" ist und sie sich dies nicht gefallen lassen muss. Deine Tochter muss nichts, wenn sie nicht will.

Ich wünsche dir und deiner Tochter viel Glück.

Die Wahrheit ist ein pfadloses Land.
Irma La Douce
Dabei seit: 06.09.2004
Beiträge: 1394
Ich würde mich ganz klar einmischen und dem Mädchen Grenzen setzen. Leider mussten wir das jetzt auch mit einem Nachbarsmädchen machen. Wir verstehen uns eigentlich gut mit ihren Eltern, aber sie (auch ca. 9) und ihre kleine Schwester (5), sind explizit ins Zimmer unserer Tochter um nicht wenig zu klauen. Sie haben jetzt Hausverbot bei uns.
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
hallo jomoh,
bin in einer ähnlichen situation wie du,
sohn möchte es allen recht machen,
gspänli setzt sein willen mit schlagen durch :0(

ich versuche meinen sohn zu stärken - er darf und soll sich wehren.
er trifft sich auch mit anderen gspänli -

p.s. wenn es dich stört, dass sie bei euch ein und aus geht - so lass es nicht zu.
nona
Dabei seit: 12.10.2004
Beiträge: 176
Hallo Jomoh

Deine Geschichte erinnert mich extrem an ein Buch von Margaret Atwood "Katzenauge". Ein kleines Zitat : "In Katzenauge beschreibt sie die Gemeinheit, oder die Grausamkeit, mit der kleine Mädchen Freundschaften führen-eine Erinnerung an Kindheitsmuster ohne Nostalgie."

Meine Tochter ist auch neun und ich beobachte sehr genau, wie sie sich fühlt. Geheimnisse und kleine Grausamkeiten, die man den Eltern nicht erzählt, können ein Kind sehr quälen. Man sollte sich bewusst sein, das die Mädchen zum Teil schon Machtspiele spielen. Wenn wir uns erinnern, gibt es wahrscheinlich in jedem Mädchenleben solche Geschichten. Da war z.B. die Zicke, dünn, im Kunstturnen, um ihre Freundschaft wurde aber gebuhlt. Und sie fühlte sich mächtig, konnte Mädchen verstossen oder wieder in ihren erlauchten Kreis aufnehmen... so lief das mit neun.
jomoh
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 08.05.2006
Beiträge: 204
vielen Dank für eure Antworten, sie helfen mir weiter!

Irma La Douce: das ist aber allerhand, dass sie klauen wollten... Wie haben denn die Eltern der Mädchen aufs Hausverbot reagiert??

Glockenblume: du sagst es gut, ja, so sehe ich es auch. Und ich muss zugeben, es fällt mir enorm schwer, klare Grenzen zu setzen, "die Böse zu spielen"... So ist es also für mich auch eine schwierige Herausforderung.

smile79: es tut weh, zu sehen, wie das eigene Kind es allen recht machen will und so ein Gschpänli sich mit Fäusten einfach durchsetzt... Wie ich oben geschrieben habe: es schmerzt besonders auch dann, wenn ich merke, sie sagt wirklich mal nein, aber es wird gar nicht gehört, geschweige denn respektiert, sondern dann eben mit solch fiesen Mitteln der Wille durchgesetzt...

Dann geht es dir also ähnlich mit deinem Sohn, ich wünsche dir auch viel Kraft bei diesem Thema...

nona1: interessant was du von diesem Buch schreibst... ja, so ist es wohl wirklich, diese gemeinen Machtkämpfe gibts wohl immer wieder unter Mädels (und auch Jungs natürlich, nur vielleicht etwas anders). Und das Mädchen, von dem ich geschrieben habe, redet immer so leise mit meiner Tochter, aber eben sehr bestimmt und befehlerisch, oder eben erpresserisch, wenn man genau hinhört.
Das was du von dieser Zicke schreibst, kommt mir schon bekannt vor. Und das mit 9 Jahren schon...
Knorzli
Dabei seit: 01.03.2008
Beiträge: 62
Es ist schwierig, sich da nicht einzumischen finde ich. Aber es muss sich in Grenzen halten. Wenn Du eine solche Situation gerade miterlebst, kannst Du dem Mädchen doch anständig sagen, dass das so nicht geht und auch nicht fair ist. So sieht Deine Tochter, dass Du hinter ihr stehst und vielleicht auch, wie sie mit solchen Situationen umgehen kann. Erkläre ihr immer wieder, was wirkliche Freunde sind. Ganz bestimmt nicht solche, die erpressen und "runterdrücken". Sonst versuche doch konkret, dass Deine Tochter mehr Abstand zu dem Mädchen kriegt. Sie soll mehr mit anderen. Vielleicht erkennt das Mädchen dann, dass es so einfach nicht geht.

Als meine Tochter mal mit einem Gspänli abgemacht hat und dieses bei uns zu Besuch war, habe ich ihrer Schulkollegin, die unangemeldet geläutet hat, auch erklärt, dass meine Tochter nun mit jemand anderem abgemacht hat und es unhöflich wäre, wenn sie jetzt auch noch dazu käme. Zumal das Gspänli und die Schulkollegin sich nicht so gut verstehen. Das hat sie verstanden, auch wenn sie etwas traurig war.

Ich wünsche Deiner Tochter viel Glück und Kraft!
jomoh
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 08.05.2006
Beiträge: 204
übrigens hat sich vorhin gerade spontan die Gelegenheit gegeben, mit der Mutter des Mädchens zu reden, auch über die Mädels. So versuchte ich ihr, von diesem Verhalten zu erzählen, und siehe da, für sie war es nichts Neues! Im Gegenteil, sie sagte, am früheren Ort sei genau das auch passiert mit einem andern Mädchen, dem sie dauernd so erpresserische Dinge sagte, das wollte dann nicht mehr mit ihr spielen. Sie hätten dann als Eltern mit ihr geredet und gesagt, das gehe nicht und so.
Sie hat also positiv reagiert und will nun auch wieder mit ihrer Tochter reden. Ich hoffe, es nützt!
Und ja, ich muss unbedingt diese Zeiten des Zusammenspielens noch mehr begrenzen... Das Ganze ist noch so schwierig, weil wir zuhinterst im Quartier wohnen und immer von den Nachbarn gesehen werden, wenn wir ein und ausgehen. Und dieses Mädchen beobachtet fast alles was wir machen, ob wir da sind, ob eine andere Freundin bei meiner Tochter ist etc etc. Und sie wartet förmlich auf meine Tochter, wenn wir mal fort sind, um sie sofort in Beschlag zu nehmen, wenn sie nach Hause kommt...