Fremdsprachen in der Primarschule

donald
Dabei seit: 01.03.2004
Beiträge: 464
Meine Kids sind zwei Jahre auseinander. Da wir im Kanton Bern einen Systemwechsel hatten, haben beide gleichzeitig mit Französisch (5. und 3. Klasse) sowie zwei Jahre später mit Englisch begonnen. Die ältere nach dem alten System, die jüngere mit Mille Feuille und New World. Ich persönlich finde die neue Methode viel besser. Wichtig finde ich, dass die Kinder sprechen können, Texte lesen und verstehen sowie einfache Texte schreiben können. Es muss nicht fehlerfrei sein. Heute muss niemand mehr direkt nach der Schule Briefe in anderen Sprachen schreiben. Wenn man eine Sprache gut lernen will, macht man einen Sprachaufenthalt. Wichtig finde ich, dass man mit den in der Schule erlernten Sprachen in den Ferien durchkommt, einer fremdsprachigen Person auskunft geben kann und auch etwas in der anderen Sprache lesen kann.

Obwohl die jüngere weniger Wochenlektionen in den Sprachen hat, kann sie sich genau so gut mündlich verständigen, wenn nicht sogar besser. Schriftlich und grammatikalisch weiss die ältere natürlich mehr. Entscheidend bei den neuen Lehrmitteln ist aber, wie die Lehrperson den Stoff vermittelt.

Nur wer gegen der Strom schwimmt kommt aufwärts
lirumlarum122
Dabei seit: 18.09.2013
Beiträge: 184
"KlaraM" schrieb:

Wichtig ist aber gerade bei jungen Anfängern, dass die LP unbedingt L1 (also D) ebenfalls sehr gut spricht. Nicht unbedingt um zu übersetzen, aber um die "Knöpfe" zu sehen, um Sätze auch zu verstehen, wenn mal ein Wort aus L1 benutzt wird etc. Ausserdem: Wollen wir wirklich auf der Mittelstufe nochmals zwei Fach-LP mehr oder schwebt uns die eierlegende Wollmilchsau vor?

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass der Schüler viel schneller, ohne Akzent und ohne übersetzen lernt, wenn der Lehrer seine Sprache nicht spricht. Im schlimmsten Fall hilft ein Wörterbuch, das aber nur zu Rate gezogen wird, wenn es nicht anders geht. Klar, das geht nur mit einem Lehrer pro Schüler, aber so lernt man in einem Monat so viel wie in der normalen Schule in mehreren Jahren. Möglicherweise wäre solcher Einzelunterricht nicht mal teurer für das gleiche Ergebnis.

Eigentlich erwarte ich von unserer Schule nur, dass sie den Kindern die Sprachen nicht so sehr verleiden, dass sie danach keine Lust mehr haben, sie richtig zu lernen.
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
"lirumlarum122" schrieb:

Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass der Schüler viel schneller, ohne Akzent und ohne übersetzen lernt, wenn der Lehrer seine Sprache nicht spricht.


Das mit der eigenen Erfahrung ist so eine Sache. Kinder lernen sehr unterschiedlich. Von einer Erfahrung auf alle zu schliessen, geht einfach nicht. Wenn ich von meiner Erfahrung aus ginge, würde ich sagen, gebt den Kindern französische und englische Bücher zu lesen, das ist die effizienteste Sprachlernmethode.
Idealerweise käme dazu das Sprachbad, aber das kann die Schule nun mal nicht bieten. Motivation fürs Sprachenlernen können aber Eltern fördern, mit ihrer eigenen Haltung, mit Reisen ins Sprachgebiet.

Die Schule wird es auch niemals hinkriegen, dass alle Spass an Fremdsprachen haben. Das geht schlicht nicht. Sie haben auch nicht alle Spass an Mathe oder an Sport. Das liegt nicht an der LP und auch nicht am LM. Kinder sind einfach unterschiedlich.

Meine Kinder mögen Fremdsprachen und ich bin sicher, dass das unabhängig ist von der LP. Sie können nämlich durchaus unterscheiden, ob sie ein Fach mögen oder ob der Unterricht gut ist.
Milupa_66
Dabei seit: 26.08.2007
Beiträge: 188
KlaraM - ich gebe dir recht… Wir gehen genau aus diesem Grund dieses Jahr nach Frankreich in die Ferien icon_smile.gif und gestern haben wir geübt, wie die Kinder etwas zu trinken und essen bestellen können! Ziel ist es dann ja schon, dass sie hie und da auch ein wenig reden!
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
@Milupa_66
Super! Das wirkt sich auf jeden Fall positiv aus auf die Motivation.

wireltern_redaktion
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 19.05.2010
Beiträge: 74
schubs
Frau
Dabei seit: 15.04.2014
Beiträge: 51
Das ist sehr sinnvoll ab einem vernünftigen Alter, so ab 11 Jahre. Vorher macht es keinen Sinn, weil die Kinder bei der Grammatik überfordert sind. Nur falsch quasseln bringt's ja wirklich nicht. Und Hochdeutsch im Kindergarten bringt überhaupt gar nichts, Am besten ist, wenn man einige Jahre im Sprachgebiet lebt als junger Erwachsener.

Morgenstund hat Gold im Mund
Malaga1
Dabei seit: 01.12.2007
Beiträge: 521
Meine Kinder sind zwar noch nicht in der Schule, habe aber durch meinen Gottenbub auch eine Meinung dazu:

Ich finde, zwei Fremdsprachen in der Primarschule sind zu viel. Allgemein besser begabte Schüler bzw. v.a. sprachbegabte Schüler mögen damit zurecht kommen, die anderen sind überfordert. Und Überforderung ist wohl die beste Voraussetzung, dass man später gar nichts mehr von Fremdsprachen wissen will. Weiter wird durch die zwei Fremdsprachen die deutsche Sprache völlig vernachlässigt. Mein Gottenbub ist in der Real und will Elektriker lernen. Er wird da wohl kaum Französisch und Englisch brauchen, aber sicher mal eine Offerte schreiben müssen ohne drei Fehler pro Satz. Braucht er danach eine Fremdsprache oder möchte er sie lernen, geht er ein halbes Jahr ins Ausland und lernt das 10fache von der ganzen Plackerei in der Schule.

Ein anderer Aspekt ist, dass durch die zwei Fremdsprachen die Sprachen in der Schule auf Kosten der MINT-Fächer völlig überwertet sind. Gleichzeitig wird aber moniert, dass uns Ingenieure und allgemein Mitarbeiter in den technischen Berufen fehlen. Sehr überraschend ist das ja nicht: Diese Berufe/Studienrichtungen werden eher von Buben erlernt, diese sind aber in der Regel weniger sprachbegabt als die Mädchen und somit in der heutigen Schule benachteiligt. Das gilt v.a. bei Übertritten in die Oberstufe/Gymnasium. (Ich war zwar ein unüblich begabtes Mädchen - meine Stärken lagen schon immer in der Mathematik und den Naturwisschenschaften - aber ich bin überzeugt, dass das KEIN Klischee ist.)
dude
Dabei seit: 20.05.2003
Beiträge: 1275
@Moosi
Also entweder warst du noch nie im Ausland eine Sprache lernen oder du machst es anderes als andere...denn genau das ist der springende Punkt, man soll drauflosreden auch wenn man anfangs Fehler macht. Wer geht schon in ein Land die Sprache lernen, wenn er es ja schon kannicon_eek.gif

Meine ältere Tochter hat seit der 2.Klasse Englisch und sie ist sehr wohl im Stande mit ihrer Tante aus Amerika ein einfaches Gespräch zu führen. Nicht zu vergessen was sie alles versteht. Das Reden fällt nun mal schwerer.

In unserem Fall ist die Englisch Lehrperson ab der 5.Klasse aus England. DAS macht sicherlich auch einen grossen Unterschied ob den Kindern das Lernen einer Sprache mehr Spass macht, als wenn - in unserem Fall - Französisch von Schweizer Lehrerin beigebracht wird.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 15.07.2014 um 10:16.]

You can judge the character of a person by the way they treat those who can do nothing for them
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
Ich gehe ja seit einem Jahr in einen Französischkurs. Die Lehrerin ist Französin und kann nicht so gut Deutsch. Aber für uns ist das super, wenn wir etwas nicht wissen, dann müssen wir es umschreiben um auf das Wort zu kommen. Ich hab viel gelernt in dem Jahr, nur die Grammatik ist immer noch ein grosser Knackpunkt. icon_redface.gif Und jetzt freue ich mich auf die 2 Wochen Ferien in Frankreich bei meiner Tante.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi