Frühere Einschulung - ein Fehlentscheid?

KlaraM
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
Ein Artikel, über den man diskutieren könnte:

http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/region/Verfruehter-Schuleintritt-hat-Tuecken/story/14001250

Wollt ihr eure eigenen Erfahrungen teilen? Ich fände es spannend.
anna_stesia
Dabei seit: 25.10.2007
Beiträge: 2623
es ist recht schwierig das zu diskutieren weil sich der artikel auf zürich bezieht. in einem anderen kanton würde ein kind regulär in den kindergarten kommen, in einem andern wieder nicht weil der stichtag anders ist.

beispiel:
unsere tochter wurde ende juli 6 jahre alt. sie hat vor 3 wochen in der 1. klasse gestartet.
mein neffe wurde auch im juli 7 jahre alt (also exakt 1 jahr altersunterschied) und hat auch vor 3 wochen mit der 1. klasse angefangen.

beide kinder wurden ganz regulär eingeschult. eins im kanton luzern (stichtag 31. juli) eins im kanton bern (stichtag 30. april) ... DAS find ich ein witz und diskutierenswert.

doof bleibt doof, da helfen keine pillen.
Mmmocca
Dabei seit: 11.09.2013
Beiträge: 127
Ich wurde aufgrund meines Geburtsdatums früh eingeschult und habe dadurch jahrelang nicht das leisten können, was vermutlich möglich gewesen wäre.

Ich wurde abgeklärt, aber das Resultat ergab kein eindeutiges Ergebnis, worauf mein Vater, der für seine Bedürfnisse zu spät eingeschult wurde, entschieden hat, mich früher in die Schule zu schicken.

Obwohl ich noch sehr verspielt war, hat mich meine Erstklasslehrerin einfach machen lassen, und im zweiten Schuljahr habe ich mich dann für die Schule zu interessieren begonnen.

Im Nachhinein wäre es viel besser gewesen, ein zweites Kindergartenjahr anzuhängen, da mir der Boden, die Grundlagen gefehlt haben. Durch den schlechten Start hatte ich ein schlechtes Selbstvertrauen in mein schulisches Leistungsvermögen.

Meine Töchter sind kurz nach dem Stichtag geboren worden und somit bei den älteren Kindern im Kindergarten und in der Schule. Es fällt ihnen alles leicht.

Für mich und meine Kinder ist klar, dass ich den späteren Schulstart vorziehe. Meine Töchter sind reife und interessierte Kinder, beides Frühleserinnen, aber vielleicht sind sie nur frühreif und werden später von den Klassenkameraden überholt und abgehängt, wer weiss?

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 11.09.2013 um 10:10.]
KlaraM
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
"anna_stesia" schrieb:

beide kinder wurden ganz regulär eingeschult. eins im kanton luzern (stichtag 31. juli) eins im kanton bern (stichtag 30. april) ... DAS find ich ein witz und diskutierenswert.


Stimmt, ist aber ein anderes Thema. Ich sehe es so, dass es einen Unterschied macht, wo ein Kind reifemässig steht im Vergleich zum Rest der Klasse. Die Einschulungstermine der Kanton unterscheiden sich zwar teilweise, aber das wird erst beim Kantonswechsel zum Problem. Mit der generell früheren Einschulung passen sich auch die Erwartungen an die Kinder an. Wird aber nur ein Kind früher eingeschult und die andern sind schon reifer, dann sieht die Situation anders aus. Das Problem ist also weniger Lesen und Rechnen lernen mit 6 Jahren, sondern leisten, was die andern leisten, die teilweise ein Jahr älter sind.
KlaraM
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
Danke, mmmocca, für deine Erfahrungen. Schön, dass es bei deinen Mädchen passt.
Spargel_2
Dabei seit: 26.10.2007
Beiträge: 1388
@KlaraM: Ich muss dir widersprechen. Der Schulstoff wird leider nicht an die immer jüngeren Kindern angepasst (zumindest nicht im Kt. LU). Ich arbeite in der "Schulbranche". Es ist bei uns leider so, dass die Kinder immer jünger werden, die Anforderungen in der Schule steigen aber stetig.
Ein Beispiel: Wir haben Frühenglisch (ab der 3. Klasse) und Frühfranzösisch (ab der 5. Klasse). Anfänglich als es eingeführt wurde hiess es, dass die Sprachen langsam und spielerisch gelernt werden sollen. Wenn ich aber meine drei Kids anschaue, ist das alles andere als spielerisch.
Ergeben hat es sich, weil die Abnehmerschulen (Sekundarschule) französisch in Wort UND Schrift verlangt. Die meisten Kinder haben mit den Sprachen dann in der Sek auch ihre liebe Mühe.
Ich finde es sowieso komisch, dass wir es in der Schweiz nicht schaffen, nach den gleichen Lernzielen und mit den gleichen Lernmittel zu lernen. Aber das ist ein anderes Thema, sorry.

Nehme jeden Tag wie er kommt!
Nudas
Dabei seit: 11.09.2013
Beiträge: 9
Frühere Einschulung ist schwierig. Ist das Kind kein Wunderkind und überspringt drei Klassen und ergattert mit 18 den Doktortitel, dann ist eine frühere Einschulung nicht sinnvoll. Während der Schule kann das Kind aber nach Absprache die Klassen überspringen!
anna_stesia
Dabei seit: 25.10.2007
Beiträge: 2623
ich glaube man kann es, wie fast alles, nicht verallgemeinern.
die kinder haben auch ohne frühere einschulung teilweise einen altersunterschied von knapp einem jahr. mein sohn (da kurz nach stichtag geboren) gehört auch zu den älteren schülern. er konnte aber zb. kaum was schreiben geschweige denn lesen, andere kinder konnten viel mehr bei schuleintritt obwohl sie jünger waren. relativ rasch aber hat er alle überholt. so kann es aber auch umgekehrt sein. dass ein kind eben früher eingeschult wird weil es weiter ist als andere, aber es dann irgendwann abgehängt wird.

ich glaube es gibt kein allgemeinrezept. manche kinder sind einfach reifer, da ist eine frühere einschulung vermutlich angebracht (ein kind zu bremsen kann sehr kontraproduktiv sein). ich denke aber auch dass (wie im artikel auch erwähnt) nicht nur für besonders reife kinder antrag auf frühere einschulung gestellt wird, sondern eben auch aus gründen die den eltern dienen.

doof bleibt doof, da helfen keine pillen.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Wie bei allem kann dies nicht pauschalisiert werden. Selber mache ich einfach die Erfahrung, dass es fast immer nur die Eltern sind, die finden, ihr Kind müsse früher in den Kindergaten bzw. Schule. Das Kind selber ist noch sehr verspielt.

Kinder in dem Alter müssen viel mehr lernen als nur Lesen, Schreiben, Rechnen. Meine Vorgesetzte hat alles Kinder, welche alle schon früh sehr weit waren und alle bei Kindergarteneintritt schon Lesen und Schreiben konnten. Die KiGÄ schlug vor, das Kind 1 Jahr früher einschulen zu lassen. Das eine Kind weinte fürchterlich, als es das hörte, da sie ihre KiGA LP über alles liebte und nicht aufgeben wollte. Das andere Kind war zwar schulisch schon sehr weit, doch laut ihrer Mutter, müsse es sonst noch viel lernen.

Vor vielen Jahren lernten wir eine Familie kennen, deren Sohn gleich alt war wie unserer, nur dass er 2 Schuljahre weiter oben zur Schule ging. 1. wegen dem Stichtag und 2. konnte er 1 Jahr überspringen. Die Mutter meinte sogar, von den schulischen Leistungen her könnte er gleich noch ein Jahr überspringen.

Unser Ältester wurde 6 Wochen nach dem Stichtag geboren. All seine Freunde, mit denen er spielte, waren ein paar Monate älter und kamen ein Jahr vor ihm in den Kindergarten. Obwohl er auch sehr clever war, wollte ich ihn gar nicht schon mit 4 in den KiGA schicken. Als er mit 7 eingeschult wurde, war ich sehr froh, dass er nicht schon mit 6 in diese "Maschinerie" kam. Heute ist er 15 und manchmal immer noch sehr kindlich.

Und noch mehr als Kantönligeist:
Bis vor 1 Jahr war im AG der Stichtag der 30.4. für Einschulung.
Eine Familie hatte ein Mädchen, geboren am 2.5. In ihrer Wohngemeinde hätte das Mädchen keine Chancen gehabt, mit 4 in den Kindergarten zu kommen. Kurzfristig ergab sich eine Änderung, sodass die Familie in den Nachbarsort (selber Kanton) zog, wo der Stichtag nach hinten verschoben wurde. Sie kam regulär mit 4 in den Kindsgi, während sie ein paar km weiter weg erst mit 5 gekommen wäre.

Wenigstens der Stichtag für die Einschulung sollte in der ganzen Schweiz gleich sein.

tjatja
Dabei seit: 06.12.2008
Beiträge: 329
unser jüngster wurde im november nach der einschulung sechs.

ob es gut war oder nicht, kann ich nicht sagen, denn keiner kann wissen, wie es gekommen wäre, wenn er noch ein jahr hätte warten müssen. oft habe ich mir ein gewissen gemacht, wenn es probleme gab. er musste nie lernen und in der oberstufe hatte er anfangs grosse mühe, denn da musste er dann lernen. auch war er lange abhängig davon, ob die lp nett war oder nicht, das denke ich, ist eine frage der reife. oder ist es sein charakter? hätten wir die probleme mit einer regulären einschulung nicht erleben müssen?

für unseren sohn ist momentan das grösste problem, dass er nicht ins skilager will. dies, weil er dann noch nicht 16 oder älter ist wie die andern, sondern sich noch an die regeln der jüngeren (frühere bettzeit, ausgang, alk) halten muss. er wäre dann wohl das baby im lager und das wollte er sicher nicht sein. dieses problem ist zum glück einfach zu lösen.

gedanken hätte ich mir sicher auch gemacht, wenn er eine lehre hätte machen wollen. mit 13 schon entscheiden, welchen beruf man erlernen möchte, das scheint mir schon ziemlich jung.