Guter Schüler, aber langsam

hubi
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 06.09.2004
Beiträge: 280
Liebe ForümlerInnen

Wir hatten dieses Thema in der einen oder anderen Form schon, aber ich eröffne trotzdem ein neues: Mein Sohn (3. Klasse) ist eigentlich ein sehr guter Schüler, er ist "fast" hochbegabt und darf auch an unserem Lernforum (Unterricht für die begabteren Kinder, altersdurchmischt, 1 Morgen/Woche) teilnehmen.

Nur - sowohl hier wie in der normalen Klasse ist sein Arbeitstempo teilweise sehr langsam. Gut, Schreiben (Schnürlischrift) tut er nicht gerne - das kann ich ja noch verstehen. In Mathe ist es wahrscheinlich oft eine Konzentrationsfrage. Die Noten sind meist nur deshalb schlechter als "nötig", weil er nicht fertig wird.

Habt Ihr ein paar goldene Tipps, wie wir ihn motivieren können? Das "je eher Du fertig bist, desto eher kannst Du spielen gehen" fruchtet nicht unbedingt... icon_smile.gif

Und ja, klar kann ich ihm sein Tempo auch lassen. Wir sind jetzt allerdings sogar zu einem Elterngespräch im Hinblick auf die 4. Klasse eingeladen... bin sehr gespannt.
Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 0
Wir Menschen kommunizieren immer auf zwei Ebenen: auf der bewussten mit Worten und Taten und auf der unbewussten mit dem, was wir denken und ausstrahlen. Wenn uns die zweite Ebene nie bewusst wird, dann strahlen wir immer nur die Probleme zurück, die wir wahrnehmen, und erneuern sie dadurch ständig.
Als Ich-kann-Schule-Lehrer habe ich einen Weg gefunden, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Ich bin ja der Programmdirektor meines Senders und ich gebe einfach ein neues Programm ein. Wenn mir jemand das Problem herfährt, strahle ich die LÖSUNG zurück. Das Problem des Betroffenen zeigt mir, dass es seinen Talenten schlecht geht. Ich schicke diesen - es sind Geisteskräfte - einfach im Geiste, was ihnen fehlt: Achtung, Anerkennung, Interesse, Tempo, Freude,...... und tanke sie damit auf. Dann male ich ihnen ihre gute Entwicklung aus und freue mich schon mal darüber - Freude steckt an. Und zuletzt gebe ich einen klaren Auftrag für diese gute Entwicklung.
Zu Hause kannst du es auch als Schlafsuggestion (Beispiel Coué Brief 9) machen, da wirkt es noch tiefer. Wenn ich einen dazu bringe, zu wachsen, dann macht er die Aufgaben die ihm vorher zu schwer waren, mit links. Guten Erfolg!
Franz Josef Neffe

"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué
dude
Dabei seit: 20.05.2003
Beiträge: 1275
in welchem Fach ist er denn "fast" hochbegabt?

You can judge the character of a person by the way they treat those who can do nothing for them
cassiopeia
Dabei seit: 11.08.2004
Beiträge: 234
Oh, da bin ich auf die Antworten gespannt. Wir haben ein genau gleiches 3. Klass-Schnäggli hier.
Geht ebenfalls in die Begabtenförderung, kann die Aufgaben eigentlich "mit links" lösen, aber zwischendurch muss er unbedingt was erzählen, am Kopf kratzen, anders hinsitzen, philosophieren.... icon_wink.gif In der Schule gehts eigentlich gut, obwohl er sich leicht ablenken lässt, das Problem ist eher bei den Hausaufgaben spürbar. Dabei macht er sie eigentlich ganz gern.

Was sich irgendwie mit Bewegung kombinieren lässt, kombinieren wir. Also Reihen üben, wenn er auf dem Trampolin springt. Okay, jetzt nicht mehr, Trampolin ist im Winterschlaf. Balancieren, "jonglieren", auf einem Bein hüpfen, er ist wirklich ein Bewegungstyp. Wanderdiktat, ihn bei einem Rechnungsblatt nach einer Portion kurz die Treppe hoch und runter rennen lassen - dann gehts meist besser.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Mein Jüngster ist sehr ähnlich. Habe mich hier schon oft dazu geäussert. Er geht seit der 1. Klasse in eine Schule für Körperbehinderte, obwohl er nicht behindert ist. Er hat zwar motorische Defizite, die sich vorallem im sprachlichen Bereich äussern (oder auffallen, gegen aussen).

Er ist dort im 4. Schuljahr und lernt den Stoff der 3. Klasse (sie machen die ersten 3 Schuljahre den Stoff der 1. und 2. Kl.). Gerade vor 2 Tagen hatte ich ein Gespräch mit der Lehrerin. Sie rühmte ihn sehr, er sei sehr fleissig und lernwillig, fröhlich und und und. Wir prüfen auch eine Integration in die Regelklasse, was sehr schwer ist, weil sich unsere Schule immer wieder gegen ihn (nicht persönlich) sträubt. Sie befürchten, einen zu grossen Aufwand für LP und Schule. Seit diesem Schuljahr gibt es bei uns die IHP - integrative heilp. Schulungsform, wo div. Heilpädagogen mit den schwächeren Kindern arbeiten. Nur, dies gilt für Kleinklassen.

Er arbeitet sehr fleissig, lässt sich auch leicht ablenken und hat Mühe mit der Konzentration. Er arbeitet einfach etwas langsamer, als dass er müsste für die Regelklasse.

Kann denn Dein Kind die gleiche Leistung in kürzerer Zeit erbringen ? Würde er denn schneller arbeiten, wenn er denn "Sinn" einsähe ?

Ich denke immer wieder, dass kein Kind "extra" langsam arbeitet. Vorallem in Prüfungen möchte doch jedes Kind das beste Ergebnis erzielen. Wie Du ihn "locken" kannst, kann ich Dir also nicht sagen.
hubi
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 06.09.2004
Beiträge: 280
dude: Praktisch in allen. Schwerpunkt ist allerdings Physik und so (wobei sie das ja noch nicht haben icon_smile.gif). Sprachlich sehr weit, Mathe eigentlich sehr gut, Fremdsprachen super (er ist sehr musikalisch, das hilft - spielt auch Klavier, seit er 5 ist), sozial sehr gut, nur motorisch ist er eher schwach (fährt z.B. noch kein Velo!). Spielt aber immerhin Fussball und fährt ganz gut Ski. Die "IQ-Grenze" von 130 hat er mit 129 knapp verfehlt... icon_smile.gif

cassiopeia, das habe ich auch schon versucht, obwohl er nicht der Bewegungstyp ist - half manchmal ein bissel, wenn er eine Geschichte schreiben musste. Da ist er nicht so fantasievoll, zumal er nicht gern schreibt. icon_smile.gif

GabrielaA, ja, er könnte schneller sein. Wenn er nur den "Sinn" einsehen würde... Und in der Klasse (obwohl nicht wirklich schlimm unterfordert) macht er den Kasper, das lenkt ihn dann auch ab. Zu Hause bei den Aufgaben ist immer anderes wichtiger... Und an drei Tagen ist er im Hort, Mathe z.B. macht er lieber dort - ist mir rätselhaft, warum (dort ist es natürlich mühsamer, sich zu konzentrieren). (Sie haben Wochenaufgaben und teilen selbst ein.)

Danke für Eure bisherigen Beiträge!
petra13
Dabei seit: 16.05.2003
Beiträge: 444
Ich finde es fast sträflich wie in der Schule zum Teil auf Tempo geachtet wird.Ich habe lieber ein Kind das exakt arbeitet anstatt anfängt zu "schlufen" weil es schneller sein muss ( ist doch die genauigkeit gerade auch eine Schweizer tugend..) Ich glaube die Schnelligkeit kommt zum Teil mit der Sicherheit von alleine.

Ich weiss das hilft dir nicht weiter und die Lehrer sehen das auch anders als ich. Aber ich habe mich schon ein paar mal über das Thema geärgert
dude
Dabei seit: 20.05.2003
Beiträge: 1275
@hubi
Danke für deine Antwort. Ich wollte nämlich auch den Tipp von cassiopeia bringen, denn bei unserer Tochter ist es auch so mit dem Lernen. Wir wenden auch ähnliche Tipps an. Aber in deinem Fall ist das eher nicht eine Lösung weil er kein Bewegungskind ist. Da weiss ich dir leider auch keinen anderen Rat, sorry.

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GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
@Petra13: Die Lehrerin meines Sohnes hat eben gemeint, bei ihm würde nun die Qualität der Arbeit im Vordergrund liegen, Tempo sei zweitrangig. Viel wichtiger sei, dass er exakt und sorgfältig statt nur schnell arbeitet.

Tatsache ist einfach, dass in den öffentlichen Schulen ein Lernziel bis Ende Schuljahr erreicht werden muss, deshalb kann auch kaum (gar nicht - je nach Schule) nicht aufs Tempo Rücksicht genommen werden.
Ausnahme gibt es höchstens bei Schulen, wo gewisse Kinder individuelle Lernziele befolgen.

Als wir den Info Elternabend zum Thema IHP hatten, zeigte die Schulleitung ein Bild, wo eine Gruppe Kinder um ein Feuer sass und jedes seine eigene Wurst briet. Das im Sinne von Ziel sei, dass jedes Kind dort gefördert und abgeholt wird, wo es steht, ob schwach, hochbegabt oder einfach durchschnittlich. Es würde sogar jedes eigene Prüfungen schreiben. Tja, da frage ich mich, wie eine LP mit 22 Schülern jedes INDIVIDUELL fördern möchte ?
hubi
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 06.09.2004
Beiträge: 280
dude: Schade! icon_smile.gif

Danke für Eure Gedanken. Ihn "locken": Das klappt im Moment beim Klavierüben (das entlockt ihm sonst meist ein Stöhnen, obwohl er gern spielt): Um ihn zu motivieren, haben wir für Sonntag ein "Huuskonzert" für die Nachbarn geplant. Er ist seit 2 Wochen voll motiviert und mit Feuereifer dabei! ;o)

Aber bei Schul- und Hausaufgaben? Da fehlt mir etwas die Fantasie... Ich hab ihm auch schon die Uhr auf den Tisch gestellt (bei einem Klassenkameraden hat das eine Zeitlang funktioniert). Naja icon_smile.gif ... Er ist schon ein Sturkopf, Druck bringt nichts (und möchte ich ja eigemtlich auch nicht). Anreize bieten? "Wenn Du früher fertig bist, dann..."? Hmm...