Ich setze mein Kind unter Druck...

Dela
Dabei seit: 22.01.2003
Beiträge: 198
auch ich habe gemerkt, dass ich - als meine tochter in der 1./2. klasse war - von ihr zuviel verlangt habe. wir als eltern und auch die lehrerin haben schnell gemerkt, dass sie grundsätzlich zu viel besseren schulischen leistungen im stande wäre. sie war damals - und ist auch jetzt - im normalen durchschnitt. wir wollten sie immer pushen, ihr war das aber ziemlich egal. sie hat einfach ihr ding gemacht und sich nicht stressen lassen. auch via lehrerin versuchen wir sie ehrgeiziger werden lassen. die lehrerin hat es auch nicht geschafft.

das problem war, dass mein mann und ich beide auch so waren in der schule. wir hätten problemlos bessere leistungen geschafft, hatten aber keine lust dazu. als wir das der lehrerin gestanden haben, fragte sie uns nur: "wenn sie nochmals so jung wären, würden sie denn jetzt etwas anders machen? würden sie einen total anderen weg gehen? sind sie nicht zufrieden mit ihrem werdegang?". mein mann und ich haben uns angeguckt und ziemlich schnell und überzeugt geantwortet, dass wir es nochmals genau gleich machen würden. wir sind beide zufrieden, haben gute jobs die uns wirklich aus spass machen und wir haben daneben auch genügend zeit für die familie. WAS WILL MAN MEHR?

Diese frage hat uns die augen geöffnet! klar schauen wir immer noch, dass die leistungen unserer mittlerweile 4.-klässlerin einigermassen im rahmen bleiben, aber wir machen keinen druck mehr. und so klappt es wunderbar.

ausserdem freuen wir uns darüber, dass wir eine fröhliche, aufgestellte, allseits beliebte, sehr soziale tochter haben, welche wahnsinnig gut mit tieren umgehen kann, und vielseitig interessiert ist. und so lieben wir sie über alles!

aber es war ein prozess, dies so zu akzeptieren. gut, hat uns die lehrerin mal den spiegel vorgehalten!

nura, bitte hol dir schnellstmöglich hilfe von aussen, wir können da schlecht helfen! du machst deinen sohn unglücklich, nicht nur jetzt, sondern langfristig!!!

Lebe jeden Tag, als wäre es dein Letzter!!!
nura
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 18.01.2004
Beiträge: 78
ich danke euch allen, und dela speziell auch dir, sehr gut geschrieben, ich wäre froh wenn ich das schaffen würde so wie du!

quinie, es ist eben so das er was aufräumen oder so anbelang hasst, er macht es nicht gerne, und so haben wir es miteinander abgemacht das er samstags einfach sein zimmer aufräumen und putzen muss bevor er abmachen geht, das klappt auch ganz gut...

ab und zu holt er den bruder ab oder bringt ihn ins schwimmer oder so, das macht er schon und er weis auch wie dankbar ich ihm dafür bin weil ich es manchmal wegen der arbeit einfach nicht schaffe den kleineren irgendwo zu bringen oder abzuholen...

klar hat er auch andere qualitäten, wir können uns auf ihn verlassen wenn er zuhause ist mit dem bruder, das klappt jahrelang super, auch sonst ist er ein ehrlicher, hat einen schönen style, pflegt sich, man kann mit ihm über alles diskutieren da er vielseitig und inteligent ist, usw usw.

auf der anderen seite ist er eben schnell gereizt und ständig mürrisch, immer im stress weil er bis zur letzten minute mit seinem i phone spielt oder chatet und dann mich anschnautzt wenn er dann rennen muss aus dem haus weil schule oder was auch immer gleich anfängt..
NaMaTa
Dabei seit: 12.01.2004
Beiträge: 213
du erinnerst mich total an meine Mutter.
Sie hatte immer das Gefühl, ich sollte doch bessere Noten haben, ich würde zuwenig lernen etc.
Ich hab damals richtig "zugemacht". War bei Prüfungen total blockiert und wusste schon beim Prüfung schreiben, dass meine Leistung sowieso nicht genügt.
Ich bekam sogar in Mathe Nachhilfe. Dort hab ichs auch kapiert, aber bei der Prüfung war alles wieder weg... ich war so nervös, dass ich immer ein Blackout hatte.
Bei mir wurden die Leistungen besser als ich ein Jahr im Welschland war. Niemand der von mir Höchstleistungen erwartete, niemand der mich pushte und nur das Beste für mich wollte. Ich musste mein Leben alleine meistern ohne eine Mutter die mir alle Steine zum Weg raus geräumt hat und stell dir vor- ich habs geschafft!!!

Jetzt weiss ich, dass meine Mutter nur das beste für mich wollte aber es war zuviel des Guten und ich hoffe, dass ich meine Mädels nicht auch mal so unter Druck setzen werde. ( meine Grosse ist erst in der 1. Klasse )

Das Lächeln das du aussendest kehrt zu dir zurück
queenie
Dabei seit: 21.05.2002
Beiträge: 632
@nura: Ich meinte, Du räumst ihm jede Herausforderung im Leben aus dem Weg, indem Du z.B. Nachhilfestunden organisierst, und sogar im Voraus buchst, obwohl er sie noch gar nicht braucht, Privatlektionen bezahlst, etc. DU bist der treibende Motor hinter seiner Leistung, und nicht ER.
Und wenn Du ihn von Ämtli dispensierst, nur weil er sie nicht gerne macht, führt das doch irgendwann dazu, dass er auch in der Schule die Sachen, die er nicht so gerne macht, links liegen lässt, weil er gelernt hat, Unannehmlichkeiten zu meiden, statt sie anzupacken.
Und weil Du versuchst, für ihn jeglichen schulischen Misserfolg zu vermeiden, besteht die Gefahr, dass er nie lernen wird, einen Misserfolg einzustecken.
hope
Dabei seit: 04.05.2009
Beiträge: 308
Wie wärs, wenn Du, so un-authentisch das auch ist, mal 2-3 Wochen Dich bemühst, ihm immer nur positive Dinge zu sagen. Wenn er den Bruder ins Schwimmen bringt, bedankst Du Dich und sagst, dass Dir das hilft. Wenn er sich pflegt, machst Du einen Kommentar, dass Du es schätzt, dass man ihn nicht unter die Dusche jagen muss, wie so manch anderen in seinem Alter. Wenn Du eine spannende Diskussion mit ihm hast, bewunderst Du seinen Blick für die Dinge usw.

Das Negative behälst Du mal einige Zeit für Dich, ganz bewusst, auch wenn ich der Überzeugung bin, dass Authentizität ein sehr wichtiges Kriterium für gute Beziehungen ist, denke ich, es würde Eurer Beziehung ganz gut tun, wenn der Fokus mal für einige Zeit konsequent aufs positive gelegt wird.
Und ich bin überzeugt, dass Du (genau wie ich dazu die Tendenz habe) viel zu viel Verantwortung für Deinen Sohn übernimmst, sonst käme er nicht auf die Idee, Dich anzuschnauzen, wenn ER zu spät dran ist. Denn für pünktliches Erscheinen - egal wo - ist er seinem Alter bittesehr selbst verantwortlich!
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
na willkommen in der Pubertät! Du hast genau zwei Möglichkeiten. entweder du machst so weiter mit deinen Erwartungen an Deinen Sohn, und dann wirst Du ihn garantiert sher rasch "verlieren", dh. er wird sich mehr und mehr dagegen wehren, bis zur totalen Leistungsverweigerung. Das wäre die gesunde Reaktion eines Sohnes, der sich ja besonders von der Mutter lösen muss, um erwachsen zu werden. Wenn er deinen Ansprüchen gerecht würde, oder sich zumindest darum bemühen würde, wäre der Preis eine ziemliche Neurose, dh. psychisches oder psychosomatisches schweres Leiden als Erwachsnener.
Die zweit Möglichkeit, dafür musst Du Dich ganz allein entscheiden und ganz allein an Dir arbeiten: lass ihn frei, lass ihn losfliegen, biete einen sicheren Hort an wenn er das möchte, aber nur wenn er danach fragt. Sei weiterhin warmherzig und an ihm interessiert, aber kümmere dich nicht mehr um Dinge, die er selber entscheiden muss. Damit Du das schaffst, brauchst du vielleicht externe Hilfe, denn es wird sicher schwer,so wie Du alle deine bisherige (Über-)fürsorge beschreibst.
Sorry für die harten Worte, aber du merkst ja selber, dass es so nicht weitergehen kann. Deinen Sohn ändern kannst Du nicht, sondern nur dich.
mosaik
Dabei seit: 26.01.2005
Beiträge: 424
Vielleicht ist es wichtig, zu erkennen, dass es DEINE Ängste sind, die dich so handeln lassen und sie nur indirekt mit deinem Sohn zu tun haben. Es ist dein Problem und nicht seines. Deshalb musst auch du dich damit auseinandersetzen. Denn es ist DEIN mangelndes Vertrauen, DEINE überhöhten Ansprüche. ER reagiert einfach nur darauf. Ist doch wirklich bedenklich wenn ein 14-jähriger schlechte Prüfungsergebnisse vor seiner Mutter verstecken muss. Das muss ja ein enormer Leidensdruck sein den du da hervorrufst. Denn das hat ja nicht nur auf sein Lernverhalten Auswirkungen sondern wird sich auch auf andere Gebiete ausweiten wenn du weitermachst. Willst du das wirklich?
Deshalb würde ich an deiner Stelle mit ihm eine Abmachung treffen, wo du dich verpflichtest dein Verhalten zu ändern. Du kannst ihm ja schon sagen, dass du dir Sorgen machst wegen seiner Zukunft. Aber gleichzeitig sollte er auch dein Vertrauen haben, dass er das schafft. Ihr könntet ja auch ein Codewort abmachen, welches er dir sagen könnte, wenn du wieder loslegst. Diese Abmachung könntest du aufhängen als Erinnerung. In dieser Abmachung könntest du auch ihm die Verantwortung übertragen für sein Lernen. Und einen Zeitpunkt in 6 Monaten wenn ihr nochmals darüber sprecht wie es gelaufen ist.

constant vigilance (Mad-eye-Moody)
schneeberge
Dabei seit: 25.10.2007
Beiträge: 317
Wir haben im Dorf eine Familie, die von ihren Kindern nur Höchstleistungen erwartet. Sie müssen in der Schule die besten sein, sie müssen am besten Skifahren, am besten Schlittschuhlaufen, am besten Schwimmen, am schnellsten Laufen... Die Mutter ist eine ehemalige Leistungssportlerin, die aber wegen einer Verletzung den Durchbruch nicht schaffte. Der Vater war ebenfalls Sportler, aber nie wirklich gut. Nun müssen die Kinder vollgas geben und das Ego ihrer Eltern aufpolieren. Manchmal tun sie mir leid, wenn man hört, wie sie angeschrieen werden: "Du machst jetzt weiter, du bist nicht müde, das musst du können!" Klar, im Moment sind sie überall die Besten, sie üben ja auch immer. Aber ob sie damit wirklich glücklicher sind/werden, als ganz normale Kinder, die auch mal einfach spielen dürfen? Beliebt sind sie definitiv nicht. Und ich denke nicht mal, dass es der Neid der anderen Kinder ist sondern vielmehr das Wichtigtun. Ich bin der Beste, ich bin schneller...
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
Könnte es sein, dass Du deinen eigenen Selbstwert über deinen Sohn definierst ? Wenigstens er soll doch mal erfolgreich sein. Du hast es ja in deinen Augen nicht geschafft.

Aber was ist erfolgreich ? Ist nicht eher das Ziel, GLÜCKLICH zu sein, bei dem was man macht ? Ich kann mir gut vorstellen, dass es Menschen gibt, die weniger anspruchsvolle Arbeit machen, aber trotzdem zufrieden und glücklich sind, weil sie sich nicht über ihr Salär definieren.

Dein Sohn wird seinen Weg machen. Kinder möchten selber über ihren Weg entscheiden können. Dein Sohn hat gar keine Wahl. Er MUSS es - vom Gefühl her - ins Gymi schaffen. Nicht weil ER das will, sondern weil du es willst.

Kein Wunder, dass er schlechte Noten vor dir versteckt.

Leb dein eigenes Leben - suche Dir selber Orte und Momente, in denen du dich selber bestätigen kannst. Lebe nicht NUR durch deinen Sohn.
eleni
Dabei seit: 02.06.2004
Beiträge: 1380
heutzutage sind die Schulsysteme durchlässiger. Wenn dein Sohn den Übertritt ins Gymi nicht schaffen sollte, kann es später noch möglich sein zu wechseln. Was ich damit sagen will: jetzt verbaut er sich im schlimmsten Fall die Zukunft n i c h t. Klar wäre es direkt "einfacher". Vielleicht ist er eh geeigneter für einen etwas handwerklicheren Beruf? Dort kann er sich auch später weiterbilden via Berufsmatur. Löse dich von der Vorstellung, dass er unbedingt ins Gymi soll. Du bist in einem Teufelskreis. Beherrsche dich, wenn du eine schlechte Note siehst! Übe einen Satz ein, wie: Was hat denn bei der Prüfung nicht geklappt? Vielleicht kann er dir seine Themen in der Schule auch näherbringen. Vielleicht klappt das nicht, vielleicht doch. Suche das Gespräch ohne Vorwürfe und Ängste. Du musst lernen, dich zu beherrschen, das hast du ja gemerkt. Sag für den Anfang einfach - nichts. Und ja, du darfst ihm 1xmal sagen, dass du möchtest, dass er das Geld einmal anderst verdienst als du und du deshalb so reagierst/reagiert hast. Dann ist ok. Wenn dein Sohn so klug ist, dann braucht er doch keine Nachhilfe sondern Zeit zum Lernen und Motivation. Ich würde das Geld mal als Familie ausgeben, zb ein Abenteuer-Weekend irgendwo. Da kann er besser auftanken. Ja, dass er so gut für seinen Bruder sorgt ist auch extrem schön, schon damit hat er zB einen Ausflug nach Rust (oder was ihm Spass macht) "verdient". Halte ihm nicht vor, was du alles ausgibst für ihn, das hat er nicht von dir verlangt. Was ich sicher machen würde: die Zeiten fürs Chatten beschränken, unbedingt.
(Und offenbar gibt es keinen Vater, mit dem du reden kannst ?)