Integrative Schule: Fluch oder Segen?

Tanja444
Dabei seit: 13.09.2012
Beiträge: 2
Es kommt sehr darauf an, wie die Lehrpersonnen zur Integration eingestellt sind. Falls sie es nicht toll finden, dann ist es für alle Beteiligten nicht einfach (ich habe es erlebt). Im Frühjahr 2011 wusste ich nicht, wo mein Sohn in die Schule gehen darf. Für eine Sonderschule hatte es keinen Platz und an unserem Wohnort wollten sie ihn nicht. Natürlich wird dies nicht direkt so gesagt und wir hätten natürlich sagen können, wir wollen ihn einschulen, egal wie die Lehrperson eingestellt ist, aber damit helfe ich meinem Sohn überhaupt nicht. Zum Glück gibts noch Tageskliniken, welche Kinder aufnehmen, welche nicht in "unsere Norm" passen. Aber dort hatten wir Glück und ohne viel umhertelefonieren und Unterstützung des Arztes, wären wir nicht auf diese Möglichkeit gestossen. Von der Schule gibt es da nicht grosse Hilfe.
Ich denke, eine interessante Diskussion wäre auch, welche Kinder gehören in die Norm und welche nicht, und wer bestimmt diese Norm?
Wir haben wirklich Glück, dass wir jetzt Lehrpersonnen haben, welche alle Kinder toll integrieren kann, und es hat in dieser Klasse verschiedenste Kinder.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
@linlar: Unser "Grosser" ist nun in der 8.Klasse. In seiner Klasse hat es 2 Kinder, die vom Verhalten her sehr speziell sind. Oft sind die andern Kinder wütend, weil das Verhalten der 2 immer wieder entschuldigt wird, oder gar nicht gross beachtet wird, während andere für viel nichtigere Dinge bestraft werden. Ich kenne die 2 andern Kinder nicht, weiss auch nicht, wieso sie so verhaltensauffällig sind (und das sind sie).
z.B. macht ein Kind Grimassen, Blödsinn, etc. Mein Sohn und ein paar andere müssen lachen und können kaum hören. Sie werden bestraft, das Kind, welches quasi die Ursache dafür war, nicht.

Immer wieder werden die Kinder darauf aufmerksam gemacht, dass es am besten sei, sie würden das auffällige Verhalten der andern ignorieren.

Die Lehrer haben bestimmt auch ihren Grund, weshalb sie mit den andern 2 so nachsichtig sind. Ich hoffe es zumindest.
conny-f
Dabei seit: 11.09.2012
Beiträge: 20
wenn die erwachsenen (auch die eltern) offen dafür sind, dass besondere kinder besondere regeln haben, dann haben die kinder damit kein problem.

kinder können normalerweise gut unterscheiden und akzeptieren, dass besondere kinder manchmal anders behandelt werden. probleme damit haben sie nur, wenn ihr umfeld es hat.


grundsätzlich sollten aber für alle kinder die gleichen regeln gelten. schwierig wird es dann, wenn diese regeln zur hauptsache auf strafen (zum beispiel mit einträgen im zeugnis) beruhen. das ist eher ein pädagogisches (oder gar gesellschaftliches) thema, als das der integration.
**jelena
Dabei seit: 01.06.2012
Beiträge: 99
"conny-f" schrieb:

wenn die erwachsenen (auch die eltern) offen dafür sind, dass besondere kinder besondere regeln haben, dann haben die kinder damit kein problem.

kinder können normalerweise gut unterscheiden und akzeptieren, dass besondere kinder manchmal anders behandelt werden. probleme damit haben sie nur, wenn ihr umfeld es hat.


das ist wiedermal sehr sehr einfach, einfach zagg alles was schief läuft auf die einstellung (!) der eltern schieben.
genau. kinder würden einander ja nie hänseln weil eins eine krumme nase hat, das liegt nur an der einstellung der eltern.
**jelena
Dabei seit: 01.06.2012
Beiträge: 99
IF funktioniert bei uns so, dass jemand ZWEI stunden WOECHENTLICH die kinder separat unterrichtet, die mit deutsch mühe haben. alle anderen die IF brauchen, kommen zu dieser gruppe, auch wenn sie null mühe mit deutsch haben. damit ist das thema IF abgehakt für die schule. sie betrachten das als "alles getan was möglich ist". ach, wenn das nicht hilft, liegts bestimmt an der negativen einstellung der eltern icon_wink.gif
conny-f
Dabei seit: 11.09.2012
Beiträge: 20
"**jelena" schrieb:

IF funktioniert bei uns so, dass jemand ZWEI stunden WOECHENTLICH die kinder separat unterrichtet, die mit deutsch mühe haben. alle anderen die IF brauchen, kommen zu dieser gruppe, auch wenn sie null mühe mit deutsch haben. damit ist das thema IF abgehakt für die schule. sie betrachten das als "alles getan was möglich ist". ach, wenn das nicht hilft, liegts bestimmt an der negativen einstellung der eltern icon_wink.gif


ironie ist hier wirklich fehl am platz icon_eek.gif
was du beschreibst ist nicht IF sondern eben separierter unterricht.
separieren verhindert die integration und fördert eben solchen hohn, wie du ihn hier gleich selbst vorlebst icon_rolleyes.gif

das VSG schreibt integration vor. die schule hat einen klaren auftrag.
leider wird die umsetzung an vielen schulen schulen nicht überprüft, weil auch dafür zu wenig mittel vorhanden sind icon_frown.gif

ich hoffe du gehst wählen und übernimmst mit die verantwortung, welche politiker sich für das bildungswesen/mehr bildungsgelder einsetzen!


RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
Meine ältere Tochter ging bis zur sechsten Klasse hier im Ort zur Schule. Gerade die sechste Klasse lief sehr schlecht. Gerade unsere Tochter hatte Mühe in Mathe, Gespräche brachten mässig was, ich schlussendlich über die relativ gute Zeugnisnote erstaunt.
Andererseits gab es ein Mädchen in der Klasse, wo sehr gut war in Mathe, aber auch sie bekam nicht das Futter wo sie gebraucht hätte.
Das lag klar an der LP. Nur ich frage mich, wie IF bei solchen LP's funktionieren soll, wenn es schon in der Regelklasse nicht läuft wie nötig.

Ich denke, IF funktioniert da, wo die Schule ernsthaft bereit ist, sich darauf einzulassen. Nur weil IF gerade IN ist, ist es eine schlechte Motivation. Ausserdem ist macht IF nicht bei allen besonderen Kindern Sinn. Für meine geistig behinderte Schwägerin wäre es nichts gewesen. Sie kann kaum lesen und schreiben, Zahlen (Geldbeträge) kennt sie bedingt. Ich denke, sie war in der Sonderschule gut aufgehoben, dort hatten sie die Zeit, dass sie immerhin das lernen konnte was sie heute kann. In der Regelklasse wäre sie untergegangen. Und wie gut die soziale Integration in einer Regelklasse funktioniert hätte, sei dahin gestellt. Ich kann mir vorstellen, das meine Schwägerin ausgelacht worden wäre, weil sie den Schulstoff nicht verstand oder weil sie halt wenig sagt oder weil sie sich nicht hätte wehren können.

Conny-f, da bin ich anderer Meinung. Lernziele können angepasst werden, das ist gar keine Frage. Nur es gibt Regeln (Anstand, Umgangston, Ruhe in der Klasse), die gelten meiner Meinung nach für alle.
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
Conny, von wegen Geld: bei uns im Kanton Bern (so weit ich weiss auch im Kt.Solothurn) wurden auf dieses Schuljahr Lektionen gestrichen, aus SPARGRÜNDEN. So viel zum Thema dass sich Politiker einsetzen.
Wie geschrieben, ist IF nicht für jedes Kind das ideale, IF auf biegen und brechen schon gar nicht.

Ausserdem kann ich @jelena nur recht geben: es sind NICHT immer die Eltern schuld. Meine ältere Tochter ist 13, die jüngere Tochter erst 7. Aber beide können sich ihre Meinung schon ganz gut selber machen. Wenn sie sich ungerecht behandlet fühlen, sagen sie das auch selber, denn ich sehe ja nicht den ganzen Tag an zwei verschiedenen Schulen was da läuft. Es gibt Momente, da sollte die Schule schon sehr gründlich vor der eigenen Haustüre wischen.

[Dieser Beitrag wurde 2mal bearbeitet, zuletzt am 14.09.2012 um 08:11.]
Atlantis
Dabei seit: 13.09.2012
Beiträge: 13
Ha, genau linda-priska... Musik- und Werkunterricht wird gekürzt zugunsten von was???? liegt ja auf der Hand... icon_rolleyes.gif
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
@Atlantis, bei uns wurde NMM und Werken gestrichen. Wozu??? Genau: für NICHTS, ersatzlos gestrichen.icon_rolleyes.gif