Integrative Schule: Fluch oder Segen?

kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
noch eine kurze Antwort zu den Tandemstunden: dies habe ich an Besuchen in der Schule so erlebt. Die HP war einfach auch im Kreis bei den Schülern gesessen, hat auch mal was gesagt, aber nicht speziell. So war die ganze Stunde um und es hatte keinen Mehrwert im Vergleich zu nur einer, der normalen Lehrerin. Für niemanden. Oder, stille Arbeit, die HP geht zu einigen Kindern und spricht mit ihnen, erklärt wo nötig. Die eigentliche Lehrerin korrigiert unterdessen Hefte an ihrem Pult. Mehrwert: für die Lehrerin. Deshalb meine Aussage, es sei für die Katz, dh. es nützt den Kindern nur minim, dieselbe Person in einer separaten Kleingruppe oder einzeln würde viel mehr bringen.
Es ist schon blauäugig zu meinen, wo Geld eingesetzt wird, werde es auch sinnvoll eingesetzt...

Ich bin froh, ist die Logopädie und auch die Begabtenförderung bei uns separat. Bezüglich ADHS habe ich zumindest bei uns noch kein Konzept gesehen, dass diese Kinder wirklich verständnisvoll annimmt und ihnen ihre Situation erleichtert. Und meine Tochter, als Banknachbarin, wurde ziemlich belastet. Trotzdem bin ich hier für Integration und wäre sogar für etwas flexiblere Anforderungen...
cassiopeia
Dabei seit: 11.08.2004
Beiträge: 234
@Atlantis
Ich wehre mich vehement gegen deine Aussage, die Lehrpersonen seien das grosse Problem.
Immer grössere Klassen bei gleichbleibend kleinen Räumen, heterogenere Klassen nach Schulreform - das erlebe ich als Lehrperson auf der Oberstufe als extrem schwierige Herausforderung. Ohne Integration. Die Rahmenbedingungen sind mies, engagierte Lehrpersonen versuchen, das Beste aus der Situation zu machen und möglichst allen Kindern gerecht zu werden.

Viele Kollegen und Kollegen auf der Primarstufe MIT Integration tun ihr Bestes, um allen gerecht zu werden.

Geplante Sparmassnahmen im Bildungsbereich (Kanton Solothurn) sind unglaublich, wir kämpfen mit allen Mitteln dagegen.

tjatja
Dabei seit: 06.12.2008
Beiträge: 329
gerade letzten samstag durfte ich an einem kurs für integraive mathi hören, dass ältere lehrpersonen viel offener seinen in diesem bereich. sie haben längere berufserfahrung, sind dadurch sicherer, stabiler, oft ruhiger. bei uns sind die klassen mit und ohne integraiven schülern heute begleitet von einem shp. obs eine zweite lp sein muss, soll?? aus meiner sicht eher nicht.
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
@Cassiopeia, natürlich sind nicht auch einfach NUR die Lehrer das Problem. Es sind aber auch nicht NUR die Eltern. Es gibt engagierte Lehrer und Eltern, so wie es eben die anderen auch gibt.
Ich denke, bei der Klassen-LP die meine jüngere Tochter jetzt in der zweiten Klasse hat, würde IF evtl. funtkonieren.
Jedoch bei der Klassen-LP die meine grosse Tochter in der sechsten Klasse hatte, sehe ich da mehr als nur schwarz. Als wir die Probleme unserer Tochter in Mathe ansprachen, war ihre Antwort, das unsere Tochter halt mehr lernen müsse. Ihre eigene Unterrichtsform überdenken wollte/konnte sie nicht. Beim Elterngespräch wo der Schulleiter dabei war, meinte dieser: er wüsste schon das der Kanton Bern ein schwieriges Mathelernmittel habe. Ich habe ihm dann gesagt, wennn man das schon weiss, dass das Lernmittel schwierig ist, dann müsste man als LP sich halt darauf einstellen, damit alle Schüler abgeholt werden können.
Wie sieht es denn bei einer solchen LP mit IF aus, wenn sie bei einer Regelklasse es schon nicht versteht, denn Stoff so zu vermitteln, dass der hinderste und letzte Schüler es versteht?
Meine Tochter besucht übringens nun die siebte Klasse im Oberstufenzentrum im Nachbarort: es ist wie Tag und Nacht. Da wurden nun schon einige Tests geschrieben, die "schlechteste" Note wo meine Tochter schrieb ist eine 5, in der sechsten Klasse wäre dies das höchste der Gefühle gewesen.

Die Sparmassnahmen finde ich nicht grad der Hit. Einerseits werden Förderstunden bezahlt, andererseits streicht man aus Spargründen Lektionen. Mein Vorschlag wäre, diese Lektionen beizubehalten für IF oder Nachhilfestunden für Schüler die in irgend einem Fach Schwierigkeiten haben.
**jelena
Dabei seit: 01.06.2012
Beiträge: 99
conny, das war kein hohn, das sind fakten. so läuft das mit IF bei uns. die schule nennt das IF.

der letzte satz war ein witzli, weil der spruch oft von pädagogen kommt, und sogar noch präventiv eingesetzt. hast du glaubs auch hier gebracht.

es gibt auch keinen grund zur annahme dass ich nicht wählen gehe. und ich bin hier eigentlich ja nicht angeklagt
conny-f
Dabei seit: 11.09.2012
Beiträge: 20
die vorgaben des kantons - ich bin nach wie vor der meinung, dass integrative förderung gut ist - sind nicht optimal umzusetzen, weil das GELD fehlt.

mit geld verstehe ich nicht nur genügend umsetzungsressourcen, sondern auch der aufwand für weiterbildungen, umschulungen, ausbildungen, ec.

nochmals. nicht die INTEGRATIVE FORM ist schlecht, sondern die voraussetzungen für die umsetzung!

**jelena
Dabei seit: 01.06.2012
Beiträge: 99
ja genau conny. wir dachten ja damals alle, ah, IF, super, finden wir gut, wollen wir. aber das was da praktiziert wird und auch als tipptopp verkauft, ist alles andere als nur annähernd tauglich. es ist ein hohn was die da IF nennen, und nicht dass ich darauf hinweise dass es so läuft.
da brauchst du dich auch nicht mit grossbuchstaben zu wiederholen, theoretisch fanden das wohl die meisten gut, nur eben, in der praxis siehts leider nicht so gut aus. bist du in einer schulbehörde?
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
Conny, Geld ist das eine. Die LP's das andere. Wie geschrieben, der Klassenlehrerin unserer 2 Klässlerin würde ich wahrscheinlich IF zutrauen. ABER: die Klassenlehrerin die meine grosse Tochter im letzten Schuljahr hatte, konnte schon in der Regelklasse die Kinder nicht dort abholen wo sie hätte sollen: die guten Schüler hatten Glück, dass sie z.B. ein gutes Matheverständnis hatten, die schlechtern Schüler bekamen zu hören, sie müssten mehr lernen (hätten die Eltern nicht geschaut, wär überhaupt nichts mehr gegangen). Zusätzlich Unterstützung bekamen weder die einen noch die anderen: die guten Schüler keine zusätzlichen (fordernde) Aufgaben oder als meine Tochter fragte, ob die Klassenlp einen Tipp hätte, bei wem sie Nachhilfe bekommen würde, wusste die LP keine Antwort.
Wie soll dann IF funktionieren? Vermutlich wäre ja schon eine spezial Lehrkraft dabei, die Klassenlp muss aber auch mit machen können. Und gerade diese Lehrerin ist in meinen Augen zu unflexibel.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 17.09.2012 um 10:52.]
Vilu
Dabei seit: 18.07.2002
Beiträge: 2006
Ob sich wohl die IF-Kinder wohl fühlen, wenn sie genau merken, dass sie niemals mit den anderen mithalten können? Wenn sie Schulstoff aus den vorherigen Schuljahren bearbeiten und dennnoch nicht nachkommen? Oder fühlen sich diese Kinder nicht einfach "doof" und schämen sich?

Ich glaube, solchen Kindern wäre es zehnmal wohler, sie könnten die Schule in einem Umfeld besuchen, wo sie auch mal Erfolgserlebnisse haben!

Braucht ein Kind aber "nur" in gewissen Gebieten Unterstützung und kann sich dann in der Klasse "behaupten", ist es eine gute Sache.

Leben und leben lassen
Atlantis
Dabei seit: 13.09.2012
Beiträge: 13
@cassiopeia
Ich meinte nicht die Lehrpersonen seien schlecht sondern zum Teil einfach überfordert. Für die 1.+2. Klassen waren bei uns zwei LP zuständig plus Heilpädagogin. In der 3.+4. Kl. war plötzlich nur noch 1 LP plus HP für die selben Kinder. Die LP hat ihr Möglichstes getan aber das Augenmerk war bei den "schlechteren" und die "besseren" wurden nicht, sagen wir mal, speziell gefördert.

Klar landen wir da wieder beim Geld. Wären genügend finanzielle Mittel vorhanden könnte man jeder Klasse 2 LP zuweisen und dann würde es auch mit dem Integrations-System klappen, da bin ich überzeugt oder die Klassen sollten einfach nicht grösser sein als ca. 15 Kinder, dann geht es auch mit 1 LP.

übrigens finde ich es sehr bedenklich, dass als Grund für die Integrative Schule immer das verbesserte soziale Verhalten der Kinder vorgeschoben wird statt die finanziellen Einsparungen.