Integrative Schule: Fluch oder Segen?

Atlantis
Dabei seit: 13.09.2012
Beiträge: 13
@Vilu
Genau, bin ganz deiner Meinung.
*Fanta*
Dabei seit: 22.01.2006
Beiträge: 981
bei meiner Tochter hat es ein Mädchen in der Klasse welche sehr stark sehbehindert ist und das zweite Problem ist auch noch, dass sie kein Deutsch versteht, kommt aus Australien

eigentlich sollte sie eine Assistenzperson erhalten, ist aber noch nicht bewilligt und die Heilpädagogin darf nur 4 Lektionen jeweils in der Klasse seinicon_rolleyes.gif
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
kommt darauf an, wie der lehrer es hin bekommt... mir ist aufgefallen, dass kinder untereinander sehr gut mit allen zu recht kommen... offen für "anderes" sind.... bereit sind auch darauf einzulassen.... vorurteillos sind.

schwierig wird es erst, wenn drein gepfuscht wird.... von erwachsenen, von eltern und lehrer....

aus der sicht des lehrers, mag es wohl schwierig sein, da er ein fixes lernpensum zu erfüllen hat - und einfach das individuelle agieren / reagieren nicht möglich macht.

meine meinung dazu - würde man den lehrern mehr mölichkeiten zu kommen lassen, den unterricht so zu gestalten - das der unterricht der kindergruppe angepasst würde - nähme man hier schon sehr viel druck weg.... druck, das ungleich nicht schlecht ist - sondern alle für einen und alle für einen. icon_smile.gif

geschührt wird ein konkurrenzkampf, mit der folge, immer das gefühl zu haben man muss für sich (und SEINEM kind) schauen.... nicht benachteiligt zu werden....

dies ist mein "gefühl" bei der ganzen thematik.
gruss
beobachterin
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 17.02.2009
Beiträge: 13
vielen dank für die rege diskussion euch allen! ihr habt viele wichtige inputs geliefert, merci. und eben: wenns unter euch noch jemanden gibt, die/der seine/ihre erfahrungen mit mir teilen und mir ein interview geben möchte - einfach melden per pn. idealerweise wäre es jemand mit kind ohne speziellen förderbedarf.
linlar*
Dabei seit: 01.11.2007
Beiträge: 982
"linda-priska" schrieb:

... Lernziele können angepasst werden, das ist gar keine Frage. Nur es gibt Regeln (Anstand, Umgangston, Ruhe in der Klasse), die gelten meiner Meinung nach für alle.



Genau das ist in der Klasse meines Sohnes momentan wieder das Problem (und war es auch in der KLasse der Tochter): Dass die allgemeinen Regeln für gewisse Kinder nicht gleich konsequent durchgezogen werden! Und DAMIT haben Eltern wie auch Kinder Mühe. Ich behaupte sogar, das ist einer der Hauptgründe, weshalb die Integration scheitert.

Leben und leben lassen
Alex
Dabei seit: 25.10.2007
Beiträge: 35
Ich würde der Journalistin empfehlen, sich folgende Themen anzusehen:

1. Einmal beim Schulamt der Stadt Zürich und der Stiftung Züricher Kinder- und Jugendheime www.zkj.ch nachfragen, wie diese Frage der Integration von SchülerInnen mit verschiedenartigen Schwierigkeiten gemeinsam gelöst wurde. (Sie bauten zusammen vor drei Jahren eine neuartige Schule in Zürich, welche SchülerInnen aufnehmen, die in der Regelklasse so gestört haben, dass normaler Unterricht nicht möglich war.) Jetzt könnten die Erfahrungen erfragt werden. Integration nach gewisser Zeit? Integration mit "Rücknahme" in die Tagesstruktur.?

2. Es sollte zum Thema zuerst aufgelistet werden, welche "Behinderungen" eine Integration zulassen und welche nicht möglich sind. Zum Beispiel weil ein Primarlehrer ohne Zusatzausbildung nicht in der Lage ist, gleichzeitig nichtbehinderte Kinder und schwerhörige oder blinde Kinder zu unterrichten. Bleiben also noch die Lernbehinderte, geistig behinderte Kinder oder verhaltensauffälligen Kinder. Auch hier gibt es Grenzen der gleichzeitigen Beschulungsmöglichkeit.

3. Die Frage des Geldes. Als es noch die Sonderklassen A.B.C.D gab, unterrichtete ein Lehrer mit heilpädagogischer Zusatzausbildung eine Kleinklasse von 9-12 Kindern. Heute ist in der Integrationsklasse KlassenlehrerIn und HeilpädagogIn anwesend. Dazu braucht es noch gemeinsame Planungs- und Auswertungszeit. Die Kosten waren also ein falsches Argument, die Sonderklassen zu streichen.Es kostet +- gleich viel.
4. Sonderschulung hat eine Geschichte, die ist in allen Kantonen anders.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 03.10.2012 um 22:00.]
eloise
Dabei seit: 29.09.2012
Beiträge: 16
"Quest" schrieb:

Nein ich meine gar nichts ironisch.

Vor 30 Jahren als ich zur Schule ging gab es die Hilfschule.
Dort kamen diejenigen hin die nicht in der Regelklasse mithalten konnten.
Die Minderbegabten, oder wie man die auch immer nennen will.
Denn in der Regelklasse war so jemand immer derjenige der dem Spott der Allgemeinheit ausgesetzt war (Hier kommt der Ausdruck "Döfi" zum tragen)

Aber unter "Seinesgleichen" passierte das nicht. Und das ist auch noch heute so. Die Kinder sind nach wie vor brutal zueinander.

Mein Sohn hatte ein paar Jahre einen IF-Schüler in der Klasse. Er wurde nicht integriert er war nicht beliebt und niemand wollte was mit ihm zu tun haben. (er benahm sich leider auch entsprechend). Aber wegen diesem Schüler wurden alle anderen vernachlässigt.

Mein Sohn hat motorische Probleme, bekam 2 Jahre Psychomotorik, wurde aber in der Klasse nicht weiter unterstützt.
Darum geht er jetzt auch in der Oberstufe in eine Privatschule.
Richtig, auch dort hat es solche Kinder, aber zum Glück wird dort
anders reagiert als in der öffentlichen Schulen und das hilft allen.

Meine Meinung ist gemacht und ich lass mich nicht davon abbringen. Habe zu viel Negatives damit erlebt. Und freue mich wenn mein Sohn aus dem ganzen raus ist und ich mich nie mehr um so was wie Schule kümmern muss.



Von "Döfi" zu reden, finde ich respektlos diesen Kindern gegenüber. Ich habe ganz andere Erfahrungen gemacht, nämlich diejenige, dass jedes Kind auf irgendeinem Gebiet begabt ist. Nur leider zählen in der Schule "nur" Fächer wie Mathe, Deutsch und Heimatkunde. Alles andere zählt auch in unserer sehr leistungsorientierten Gesellschaft nichts. Und so hat man jahrelang die "Döfis" separiert, sie stigmatisiert. Denn was du sagst @Quest stimmt hinten und vorne nicht. Diese Kinder wurden vorallem gehänselt und ausgegrenzt, denn sie gingen ja in die "Hilfsschule". Integrierte Kinder werden weniger ausgegrenzt, denn oftmals weiss gar niemand in der Klasse, wer zu den "Döfis" gehört. Die Heilpädagogin arbeitet ja nicht nur mit den leistungsscwachen sodern auch mit Hochbegabten oder mit jedem anderen "normalen" Kind. Wenn dies bei euch der Fall war, dass ein lernzielbefreites Kind ausgegrenzt wurde, kann dies verschiedene Gründe haben. Aber alleine wegen seinem Lernstand, das kann ich mir nicht vorstellen.
IF oder ISF oder IS - es hat viele Namen - wäre gut. Es muss aber vieles stimmen, damit es gelingen kann. Und etwas ist nun mal (noch) nicht wirklich gegeben: Eine Gesellschaft, die diese Schulungsform unterstützt.

In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne...
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
@eloise, natürlich hast Du andere Erfahrungen gemacht wie @Quest. Schliesslich habt ihr beiden ja nicht ein identisches Leben. Es gibt Schulen, da funktionert IF gut und bei anderen wie Quest läufts eben schlecht oder gar nicht. Ausserdem, das was @Alex schreibt, stimmt eben schon: IF ist bestimmt nicht für jedes Kind das richtige. Meiner geistig behinderten Schwägerin hätte es absolut nichts gebracht, sie wurde an der Sonderschule eben nach ihren Begabungen gefördert.
Noch zum Ausdruck "Döfi": ich denke, Quest meint vor allem die Gesellschaft die so denkt. Ich bin sicher, KEINER von uns hier im Forum ist tatsächlich so Vorurteilsfrei, dass man NIE was schlechtes über andere (egal ob Kinder oder Erwachsene) denkt.
Quest
Dabei seit: 05.11.2002
Beiträge: 975
@linda-priska

Herzlichen Dank für dein Statement.

@eloise
Also bei uns weiss man wer diese Kinder sind. Die werden ja offizielle während der normalen Schulstunden innerhalb der Klasse betreut.
Und ja er wurde desswegen und auch seines Verhalten wegen ausgegrenzt.

Und ich steh zu allem was ich gesagt habe. Wenn Ihr nicht verstehen wollt was ich mit "Döfi" meine, dann sorry. Aber das ist dann nicht mein Problem.
hoppla
Dabei seit: 06.02.2006
Beiträge: 558
Ohne alles gelesen zu haben: Meine Erfahrungen mit IF sind nicht gut. In unserem kleinen, ländlichen Kanton bedeutet es nämlich fast ausschliesslich die Förderung der "schwächeren" Schüler, während im oberen Segment individuelle Förderung fast komplett fehlt. Zeit und Geld werden als Argumente angeführt und selbstverständlich ist mir klar, dass das Machbare Grenzen hat. Mir ist die Angelegenheit einfach zu einseitig. Bei uns ist es definitiv so, dass den stärkeren Schülern bedingt durch IF weniger Aufmerksamkeit zuteil wird, denn sie kommen ja mit, ohne dass man sich ihnen besonders widmen muss...