Integrative Schule: Fluch oder Segen?

beobachterin
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 17.02.2009
Beiträge: 13
Mich würde mal interessieren, welche Erfahrungen ihr mit der integrativen Förderung bzw. der integrativen Sonderschulung in der Regelklasse so macht als Eltern von Kindern ohne besonderen Förderbedarf. Kommen eure Kinder zu kurz? Wie äussert sich das konkret? Oder findet ihr, sie profitieren eher davon, dass auch "schwächere" Kinder oder solche mit körperlichem Handicap die selbe Klasse besuchen?

Ich bin Journalistin und schreibe einen Artikel zum Thema - und natürlich würde ich mich nicht nur über eine rege Diskussion hier im Forum freuen, sondern, auch, wenn jemand evtl. sogar bereit wäre, sich öffentlich dazu zu äussern. Dann schreibt mir doch eine PN.

Merci!
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Das würde mich auch intressieren.
cucuseli
Dabei seit: 12.03.2005
Beiträge: 687
das kommt halt sehr stark auf die Klassenstruktur an. Wenn man in einer Klasse viele Fremdsprachige hat, und dann noch einige mit ISF, können die Normalbegabten unter gehen. Es kann aber auch sein, dass die Förderlehrerin alle Kinder zusätzlich fördert, somit also auch die profitieren, die gar kein ISF haben.
Ich denke, Probleme gibt es, wenn überaus hyperaktive Kinder unbedingt integriert werden müssen. Und Probleme gibt es, wenn plötzlich die "normalen" Kinder die Aussenseiter sind.
Also alles mit Mass und alle profitieren.
Aber bitte Klassengrösse anpassen und Fremdsprachige Kinder nicht vergessen.

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conny-f
Dabei seit: 11.09.2012
Beiträge: 20
ich bin ein fan von der integration und würde sogar noch lieber von inklusion sprechen. das wäre das ziel - meine meinung.

kinder mit förderbedarf (dazu gelten auch kinder mit höheren begabungen!), haben ein recht auf soziale integration. ich finde, wir sollten keine separation vorleben. kinder die mit diesen themen konfroniert sind, entwickeln eine viel stärkere sozialkompetenz. voraussetzung sind aber wieder ihre vorbilder und deren haltung dazu.

früher hatten diese kinder keinen "förder-titel" und wurde auch in irgend einer klasse getragen. erst mit dem wohlstand hat man sie separiert und gemerkt, dass es nicht nur enorme kosten verursacht, sondern unserer gesellschaft und die sozialen- und emotionalen kompetenzen schwächt.

integration ist auch nicht günstig, aber sie ermöglicht vielen kinder, teil eines systems zu sein, in dem sie ihren platz finden.

als mutter erlebe ich die integrationen sehr positiv. meine kinder gehen ohne vorurteile auf ihre kameraden zu und machen ihre erfahrungen und ihre meinung selbst. sie bekommen so die chance zu helfen UND zu lernen, zu geben und zu nehmen. ich finds wunderbar.


kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
was heisst "Eltern von Kindern ohne besonderen Förderbedarf"? meine Tochter darf in die Logopädie, und sie ist froh, dass ihr endlich jemand die Rechtschreibungeregeln erklärt. Sie fühlt sich deswegen nicht de-integriert... Ich bin froh, dass es immer noch etwas Spielraum gibt, einigen Kindern manchmal etwas "Besonderes" zu ermöglichen, und das sind eben Einzelstunden oder in einer Zweiergruppe. Die vielen Stunden, die die Heilpädagogin ins Klassenzimmer kommt, um mit gewissen Kindern so nebenher und im Tandem zu arbeiten, sind meiner Meinung nach ziemlich für die Katz und bringen vorallem Unruhe.
Wenn ein Kind aber von den Stunden im Klassenverband gar nicht mehr profitieren kann, bin ich absolut für Kleinklassen. zB. haben sie neu einen Jungen aus Russland, der kein Wort deutsch kann. Er sitzt stundenlang allein in der Ecke im Klassenzimmer und macht seine Uebungsblätter. Wäre es nicht sinnvoller und vorallem effektiver, ihn wie früher für ein halbes Jahr in die Kleinklasse zum Deutschlernen zu schicken, damit er, wenn er dann in die normale Klasse kommt, sich auch wirklich integrieren kann?
Zu "früher waren alle Kinder integriert" möchte ich doch darauf hinweisen, dass ein Sitzen im selben Schulzimmer nicht unbedingt eine genügende Förderung handicapierter Kiinder bedeutet. Viele gute Sonderschulen erreichen da unendlich viel mehr, weil sie eben individuellere Ansätze verfolgen können. Aber insgesamt muss es für ein einzelnes Kind entschieden werden, und ich denke, es sollten alle Möglichkeiten besprochen werden und grundsätzlich in Frage kommen. Die "normaleren" Kinder tragen sicher keinen Schaden davon, aber ich kenne auch nicht viele positive Effekte. Mobbing kommt in solchen Klassen genauso vor, Quälereien der behinderten Schüler geschehen oft im Verborgenen.
fisi
Dabei seit: 05.04.2007
Beiträge: 4066

kinder mit förderbedarf (dazu gelten auch kinder mit höheren begabungen!), haben ein recht auf soziale integration. ich finde, wir sollten keine separation vorleben. kinder die mit diesen themen konfroniert sind, entwickeln eine viel stärkere sozialkompetenz. voraussetzung sind aber wieder ihre vorbilder und deren haltung dazu.


fettunterstreich'undmitunterschreib'

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
sunlady
Dabei seit: 25.04.2003
Beiträge: 17
Grundsätzlich finde ich die IF eine super Sache, aber nur, wenn die Lehrer ihren Job machen. Mein Sohn hatte schon immer Mühe mit der Sprache. Er besucht schon früh die Logopädie und auch die Früherziehung. Er ist Legastheniker (auch wenn dieser Ausdruck in unserem Kanton nicht mehr benutzt wird. Lega-Lehrer gibt es nicht mehr.) Anfangs wurde er intensiv gefördert. Er bekam IF in der Schule. Dann gab es einen Lehrerwechsel... Plötzlich wollten die Lehrer, dass ich einer Lernzielanpassung zustimme. Dies wollte ich nicht. Ich unterschrieb zwar immer das IF-Formular, aber IF bekam mein Sohn praktisch nichts. Und wenn, dann setzte der Heilpädagog meinen Sohn vor den Computer (Lernsoftware 345 Deutsch). Als ich ich mal nachfragte, hiess es, dass unser Sohne keine intensive IF bekäme, weil er keine Lernzielanpassung hätte.....????
Als ich merkte,dass mein Sohn immer mehr Probleme hat, wollte ich, dass er die Klasse wiederholt. Die Schule war dagegen. (Heute würde man keine Klassenwiederholung mehr machen. Hiess es.) Ich kämpfte aber für eine Klassenwiederholung und einen Schulhauswechsel. Der Kampf hat sich gelohnt. Nun wiederholt mein Sohn an einer anderen Schule die Klasse und mein Kind ist total happy und motiviert und hat endlich die Möglichkeit an seinen Lernschwierigkeiten zu arbeiten.
Co-71
Dabei seit: 29.05.2012
Beiträge: 168
Bei uns funktioniert IF eigendlich ganz gut. Ich glaube, das liegt vor allem an den Lehrpersonen und an der Zusammensetzung der Klasse. Bei meinem Sohn (4. Klasse) können auch die Kinder von der IF Lehrerin profitieren, die sonst keine besondere Förderung brauchen.

Ich denke aber, es wird dann schwierig, wenn es extrem auffällige Kinder in einer Klasse hat. Denen wäre in einer kleineren Klasse sicher besser geholfen. Auch das Wiederholen einer Klasse kann sicher Sinn machen, wird in unserer Schule auch gemacht. Der Bericht von sunlady erstaunt mich darum...
conny-f
Dabei seit: 11.09.2012
Beiträge: 20
"kaye" schrieb:

was heisst "Eltern von Kindern ohne besonderen Förderbedarf"? meine Tochter darf in die Logopädie, und sie ist froh, dass ihr endlich jemand die Rechtschreibungeregeln erklärt....()....

Die vielen Stunden, die die Heilpädagogin ins Klassenzimmer kommt, um mit gewissen Kindern so nebenher und im Tandem zu arbeiten, sind meiner Meinung nach ziemlich für die Katz und bringen vorallem Unruhe.....()...

zB. haben sie neu einen Jungen aus Russland, der kein Wort deutsch kann. Er sitzt stundenlang allein in der Ecke im Klassenzimmer und macht seine Uebungsblätter. Wäre es nicht sinnvoller und vorallem effektiver, ihn wie früher für ein halbes Jahr in die Kleinklasse zum Deutschlernen zu schicken, damit er, wenn er dann in die normale Klasse kommt, sich auch wirklich integrieren kann?

....()...

Viele gute Sonderschulen erreichen da unendlich viel mehr, weil sie eben individuellere Ansätze verfolgen können.


logo wird meist noch separativ gefördert. die logopädin ist nur wenige lektionen in der klasse (wenn überhaupt).

warum sollen die lektionen der heilpädagogin für die katz sein? wie kommst du darauf?
die schule (und meist der schulpsychologische dienst) überprüft doch den nutzen (für jedes kind). die gelder dafür würden schnell gestrichen, wäre es nicht sinnvoll icon_frown.gif

wie ein kind das kein deutsch spricht eingeschult werden kann, entscheidet die schule. ich finde es auch sinnvoller, wenn diese kinder erst DAZ bekommen und dann in die klassen integriert werden.
ABER kinder lernen dann am schnellsten eine sprache, wenn sie damit konfrontiert werden! die integration hat also auch hier UNBEDINGT vorteile!

ich bin nicht der meinung, dass VIELE sonderschulen viel mehr erreichen. ABER regelschulen und ihre lehrpersonen sind nicht für alle kinder ausgebildet. das macht sonderschule nötig.


Quest
Dabei seit: 05.11.2002
Beiträge: 975
Ich bin eine Gegnerin der IF. Sie bringt absolut nichts ausser viel Unruhe in die Klasse.

Die Kinder die zu unserer Zeit in die "Hilfschule" gingen wäre dort auch heute noch viel besser aufgehoben.
Die sind in den normalen Klasse nach wie vor das "Döfi" und würden sich unter seines Gleichen viel wohler fühlen.

Für alle anderen Schüler bringt es, wie gesagt, ausser Unruhe, absolut nichts.
Mein Sohn hat so schon Probleme sich zu konzenrieren und wenn dann noch jemand die ganze Zeit im Schulzimmer rumäuft und geredet wird, kann er sich überhaupt nicht mehr konzentrieren.

Und diejenigen Kinder die nicht gut sind aber zu gut für die IF, die lässt man einfach so zwischen Tür und Bank fallen.

Nein, ich bin einfach froh, wenn mein Sohn aus der Schule raus ist (Ist jetzt in einer Privatschule, da gibt es das nicht) und ich nie mehr was davon hören muss.

Es Kostet viel Geld, viel Arbeit, viel Geduld etc etc etc.

Und bringt den Kindern nichts....