Integrative Schulform - die andere Seite

abraxas
Dabei seit: 29.01.2005
Beiträge: 298
Hab den Rest nur überflogen. Unser Problem ist, dass sowohl die Lehrpersonen wie auch die zusätzlichen Heilpädagogen endlos überlastet sind. Und so fehlt es dann an Kraft und Zeit für die anderen Schüler, diese Entwicklung finde ich extrem gefährlich.

Kürzlich erzählt mir die Lehrperson, dass unsere Tochter nun öfters wild, teilweise gar frech ist und sich nicht merh an Regeln hält, welche sie eigentlich kennt und immer beachtet hat. Nachfrage bei meiner Tochter ergab: "Wäisch, wenni au umerenne, luut be ond weld tue, denn gseht mi d Frau x au, genau wie di andere wilde Chend, wenni brav be, gseht si mi ned".
Hey, das passt mir aber gar nicht. Klar, wir können jetzt unser Kind irgendwo abklären lassen, dann bekommt es auch eine Therapie, zusätzliche >Stunden gesprochen, was weiss ich, aber kanns denn das sein ?!?
Ich glaube nicht, dass das pauschale pathologisieren von Kindern uns gesellschaftlich weiterbring.

Was soll denn aus all den Kindern werden, für die heute in der Schule keiner mehr Zeit hat?
Co71
Dabei seit: 26.02.2006
Beiträge: 241
Wir haben einen Zettel von der Schule bekommen, der uns darüber informiert, dass es so nicht weitergehen kann ! Nämlich, dass die Lehrer immer mehr Zeit neben den Schulstunden für Gespräche, Abklärungen etc. verwenden, sie müssten nun zusammensitzen und nach Lösungen suchen.

Ich denke, das Problem sind nicht die Kinder, sondern alle drum herum, vorab wahrscheinlich die Eltern...

Unsere Lehrerin ist von unserem Ort weggezogen, weil sie nicht mehr auf die Strasse konnte, ohne von Eltern auf das Kind angesprochen zu werden. Jedesmal wenn ich meinen Sohn mal von der Schule abhole (zu Fuss !) dann sehe ich Eltern mit der Lehrerin im Gespräch.

Hier wurde ja auch schon oft einer fragenden Mutter geraten, die Lehrperson anzurufen und sie zu fragen, warum z.B. das Kind kein Smile sondern ein Lätsch bekommen hat.

Das hält ja niemand mehr ein Berufsleben lang durch...
Gelöschter Benutzer
co71 ich muss grad schmunzeln... wenn ich mit meinen kindern in schulnähe bin wegen muki/spielgruppe etc. sieht man mich auch immer mal wieder mit lehrern quatschen. sei's weil ich im elternrat projekte mit ihnen realisierte oder sie mich (jaja, das gibts icon_wink.gif) fragen, wie's mir so geht etc. über meine kinder sprechen wir nie. ich hoffe doch nicht, dass mein umfeld das gefühl hat, ich sei dauernd dort am lehrer-bequatschen wegen den kids icon_biggrin.gif.
Gelöschter Benutzer
nachtrag: für gespräche über kids gibts ja das jährliche elterngespräch, bei uns reicht 1x/jahr icon_wink.gif
Gelöschter Benutzer
co71: noch sagen die lehrer bei jedem elterngespräch, man solle sich einfach melden, gespräche mit den eltern seien wichtig und willkommen.
Gelöschter Benutzer
angenommen ein lehrer hat für jeden seiner 25 schüler 6 stunden gespräch pro jahr, was sehr viel ist, wären das keine 4 gespräche (zu je 1h) pro woche total. ich finde das nicht unzumutbar, sondern einfach eine änderung im lehrerberuf. die schule hat sich eben gewandelt, eltern und schule arbeiten mehr hand in hand, und das ist doch auch erwünscht
Gelöschter Benutzer
pro schulwoche rechnete ich übrigens, also 40wochen pro jahr (nichtmal genaugenommen)
Gelöschter Benutzer
@Shanti

Bist du ich? Ausser dass ich eigentlich gern zur Schule ging, wegen den Freunden. Aber ein Störefried war ich definitiv. Und zum Glück gab's noch ein paar andere Störefriede in unserer Klasse. Ohne die hätte ich die Primar kaum durchgestanden. *gäääääähn*
*Plüsch*
Dabei seit: 20.04.2010
Beiträge: 247
@ blubberdiblubb
Was würde ich mir für meine Kinder wünschen:
Das ADHS-Kind wäre in einer Kleinklasse wohl. Er ist mit den vielen Eindrücken in einer Normalklasse oft überfordert. Allerdings ist er auf einem guten Weg. Die zwei Kinder, die aus verschiedenen Gründen so unendlich langsam sind (Merkprobleme und Reife), denen hätte ich eine Einschulungsklasse gegönnt. Denn es macht ja wohl nicht so sehr Spass, huntert Mal am Tag zu hören, man soll nun vorwärts machen. Sie bräuchten einfach noch etwas mehr Zeit, denn das Lernziel muss ja trotz allem erreicht werden Ende Klasse.
Die anderen sind bei uns schon richtig, ich wünschte mir einfach mehr Unterstützung durch Logopädin oder Heilpädagogin oder eine kleinere Klasse, damit ich mich selber mehr um sie kümmern könnte. Aber das kostet... Vielleicht habe ich einfach zu idealistische Vorstellungen von Schule und bin froh, arbeite ich im Jobsharing, so kann ich viel Kraft für die Umsetzung von solchen Ideen aufwenden.

War früher wirklich alles besser? Ich weiss nicht. Die Gesellschaft hat sich gewandelt, und mit ihr die Schule. Früher wurde vorwiegend im Frontalunterricht gearbeitet, wer mitkamm hatte Glück, wer nicht mitkam Pech, musste vielleicht wiederholen oder kam in eine Kleinklasse. Wem es langweilig war; tant pis. Ich glaube, Lehrer, die vor 20 Jahren schon individualisiert hatten waren selten, noch früher wohl eine Rarität.
Zudem durfet eine Lehrperson früher auch mal Grenzen setzen. Heute bekomme ich von Eltern schon mal zu hören, ich hätte ihrem Sohn keine Vorschriften zu machen, abgesehen davon, dass einige Kinder zuerst mal erzogen werden müssen, bevor man mit Unterrichten beginnen kann. (Kein Vorwurf an Kindergärtnerinnen, die geben ihr Bestes!) Die Anforderungen an die Kinder (und somit die Schule) sind gewachsen. Früher fand fast jeder Schulabgänger irgendwo eine Stelle, heute ist das ein Kampf! Wenn die Noten nicht stimmen, dann wird es schon schwieriger! Also wäre doch schön, jedem Kind bestmöglichste Unterstützung geben zu können.

Ich finde auch, dass nicht alles mögliche und unmögliche therapiert werden soll. Aber warum nicht Fachkräfte beiziehen, wenn es um Unterstützung geht? Lehrer sind Allrounder, auf alles können wir nicht auch noch spezialisiert sein.
Babs
Dabei seit: 16.11.2007
Beiträge: 265
Die Idee von IHP oder IF (oder wie mans nennen will) ist in meinen Augen super. Das Problem dabei ist aber, dass leider zu oft gespart wird und somit die Rahmenbedingungen für diese Schulform nicht wirklich erfüllt werden können. Viele Eltern beschweren sich, dass zu wenig Förderung für IHR Kind drinliegen. Logisch, dass jede(r) will, dass sein Kind optimal gefördert wird. Mit IHP wäre dies eigentlich möglich oder sollte es sein. Nur, in so grossen Klassen, in so kleinen Räumen, mit zwei Stunden, in denen die SHP dabei ist... das geht irgendwie nicht auf.

Wenn man sich schon beschwert, sollte man dies bedenken und wissen, dass es gewisse Politiker und Parteien gibt, die IMMER mit Sparmassnahmen an die Bildung rangehen. Wenn es um unsere Kinder geht, darf nicht gespart werden. Sie sind unsere Zukunft.

Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.