Ich sehe es in etwa wie newmurmi.
Was mich einfach immer wieder stört ist, dass bei allen sog. "störefriede" automatisch ein erzieherisches problem angenommen wird. Leider ist es in der realität nicht immer so einfach. Mein ältester ist ein solcher störefried. Und nein, es ist eben kein erziehungsfehler. Wäre mir ehrlich gesagt viel lieber, es wäre mein fehler. So wüssten wir wenigstens, wie wir daran arbeiten könnten.
Mein sohn leidet an einer hirnreifungsstörung. Gewisse hirnareale, jene die z.b. für die affektsteuerung zuständig sind, sind ungenügend ausgereift. Was dazu führt, dass er seine impulse und emotionen noch ungenügend kontrollieren kann. Dazu kommt, dass er sehr hohe ansprüche an sich hat. Sein defizit, dessen reaktionen darauf er von seiner umwelt tagtäglich zu spüren bekommt, beschämt ihn ungemein, was wiederum wut und verzweiflung in ihm aufkommen lässt.
Mit seinen 6 jahren ist er auf der einen ebene auf dem entwicklungsstand eines 3 jährigen, andernseits kognitiv seinen altersgenossen etwa drei jahre voraus. Nun, wohin sollten wir ihn schicken? In eine schule für verhaltensauffällige kinder? Dort wäre er heillos unterfordert, was die situation mit garantie nicht verbessern würde. Ginge er auf eine schule für hochbegabte, so wäre er emotional extrem überfordert. Auch nicht förderlich.
Wir haben eine integrative schule, THEORETISCH. Fakt ist einfach, dass wir von allen seiten unter druck stehen. Es wird eben trotzdem erwartet, dass er sich "normal" verhält. Doch trotz allen therapien und massnahmen, die in den letzten drei jahren ergriffen wurden, ist dies momentan nicht möglich. Es dauert einfach seine zeit, bis sein hirn altersgerecht ausgereift ist.
Dieses gerede im dorf (entweder wird er zuhause geschlagen, oder er bekommt zu wenig grenzen gesetzt, etc.), darunter leide ich am allermeisten. Ich weiss, dass ich lernen muss, dies von mir abprallen zu lassen. Doch leider gelingt mir dies einfach nicht.