Kanton AG - Kindergarten in Schweizerdeutsch

KlaraM
ThemenerstellerIn
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@Fanta

Als ich in Mallorca arbeitete, war ich froh, hat man mit mir anstandslos Spanisch gesprochen, da ich kein Mallorquin (Katalanisch) verstehe. Dasselbe ich Schottland: Gälisch verstehe ich beim besten Willen nicht.
Genauso geht es mir mit Ausländern in der Schweiz. Natürlich spreche ich kein Albanisch oder Portugiesisch, aber ich bin mehr als gerne bereit, Deutsch zu sprechen. Ein Deutsch, das das Gegenüber versteht. Ist doch super, wenn sie Deutsch lernen. Schweizerdeutsch ist jetzt echt kein Must (und kommt vielleicht als zweiter Schritt).

Ausserdem kann ja wohl kaum von mangelnder Integration gesprochen werden, wenn sie Hochdeutsch, aber kein Schweizerdeutsch verstehen. Ich kenne viele Leute, die sich sehr anstrengen, Deutsch zu lernen, aber Schweizerdeutsch ist für viele eine echte Knacknuss. Ich finde diese Anstrengungen super und bin gern bereit, meinen Teil dazu beizutragen, dass es eben Früchte trägt.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 14.06.2014 um 14:50.]
Universum
Dabei seit: 13.05.2013
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Also mich stört es jetzt überhaupt nicht, Schriftdeutsch zu sprechen, wenn ich mit Anderssprachigen kommuniziere. Schliesslich liegt mir viel daran, dass keine Missverständnisse aufkommen. Häufig werde ich aber freundlich darauf hingewiesen, dass ich ruhig Mundart sprechen soll, weil es entweder verstanden wird oder gelernt werden will.

Versprich nichts, wenn Du glücklich bist.
Antworte nicht, wenn Du wütend bist
und triff keine Entscheidungen wenn Du traurig bist.

Autor unbekannt.
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
Ich habe es immer als ausgesprochen zuvorkommend empfunden, wenn Schweizer mit mir Hochdeutsch sprachen und ab dem Zeitpunkt, wo ich es halbwegs verstand, habe ich mich (und tue es noch heute) immer bedankt und erklärt, wenn es für ihn/sie einfacher wäre, hätte ich kein Problem damit, wenn er/sie Schweizerdeutsch spricht!

Ich denke, also bin ich hier falsch !
KlaraM
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 01.03.2013
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@Universum & Blue

Wir drei sind mal gleicher Meinung?! Es gibt nichts, was es nicht gibt, genau wie im Fussball. icon_biggrin.gif
Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
icon_lol.gif In diesem Sinne: Hopp Schwyz am Sonntag!

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Autor unbekannt.
Lemala
Dabei seit: 10.05.2014
Beiträge: 59
Also oute ich mich mal als eine Aargauische Kindergärtnerin icon_smile.gif Was ich von der Abstimmung halte? Gar nichts. Weder positiv noch negativ. Es dauert ja noch eine Weile, bis der Entscheid vom BKS bearbeitet und im Lehrplan verankert wird. De facto ändert sich nichts. Ich halte den Unterricht 50:50, weil ich der Meinung bin, dass beide Sprachen wichtig sind und ihre Berechtigung haben. Die Standardsprache ist nun mal ein wichtiger Bestandteil, da wir ja nicht "Schwyzerdüütsch" schreiben und somit alles Geschriebene schriftdeutsch ist, doch auch die Mundart darf und soll nicht vernachlässigt werden, da sie Bestandteil unserer Kultur ist. Und dabei finde ich es nicht relevant, ob eine Bündnern in Zürich Berndeutsch spricht.
Standardsprache kann man sehr spielerisch vermitteln- bei mir ist es momentan die Figur Erna, eine rotzfreche Schnecke (Handpuppe). Mit Erna ist es immer lustig, und die Kinder machen sich nicht nur mit der Sprache vertraut, sondern erfahren auch, dass Sprache lustvoll und lustig sein kann (lustige Reime selbst erfinden, Geschichten erfinden, ein Buch erzählt bekommen, Silben lustiger Wörter klatschen, bekannte Lieder verändern, …).

Zum zweiten Thema bezüglich Rechtschreibung und Textverständnis muss ich sagen, dass ich der Meinung bin, dass nicht nur die Schule, sondern auch das Elternhaus, beziehungsweise die Kultur im Elternhaus, massgeblich am Zerfall der Sprache beteiligt ist. Wie viele Eltern leben ihren Kindern vor, dass Lesen Spass machen, neue Welten eröffnen, Wissen vermitteln, die Fantasie anregen kann? Wie viele Eltern haben Bücher zuhause (Erwachsenenliteratur, Kinder- und Jugendbücher)? Wie viele Eltern nehmen sich regelmässig Zeit, ihren Kindern eine Geschichte vorzulesen, mit ihnen in die Bibliothek und/oder in eine Buchhandlung zu gehen? Für Kinder ist das Spiel das Tor zur Welt und Bücher das Tor zur Sprache. Das ist meine ganz persönliche Meinung.
Zudem ist meine Beobachtung, dass Kinder nicht mehr in ganzen Sätzen reden, sondern nur noch ein Wort sagen. Ich akzeptiere das weder von meinen eigenen noch von meinen Kindergartenkindern. Wenn ein Kind "Wasser" sagt, frage ich zurück, was ich denn mit Wasser soll, auch wenn ich genau verstehe, dass das Kind trinken möchte, und fordere es auf, mir bitte in einem ganzen Satz zu sagen, was es möchte. Das tun die wenigsten Eltern, weil es einfacher ist, auf dieses eine Wort zu reagieren. Das Resultat ist, dass die Sprache mit all seiner Vielfalt, verkümmert.

[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 14.06.2014 um 21:18.]
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
Ich komme aus dem Aargau - und ich finde es lächerlich, dass ich mich als Stimmbürger mit solchen Themen an der Urne auseinandersetzen muss. Es widerspiegelt, in welchem Luxus wir uns befinden und mit welchen Luxusproblemen wir uns beschäftigen. Ich meine, das investierte Geld könnte wesentlich nutzbringender eingesetzt werden.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
tjatja
Dabei seit: 06.12.2008
Beiträge: 329
Das Problem mit den Sprachen ist ein Problem der Erwachsenen! Den Kindergartenkindern ist das völlig egal, wie oft und wann wir hochdeutsch sprechen. Ich spreche mit den Kindern hochdeutsch, die mich dann besser verstehen, dies vorallem im Einzelgespräch, im Kreis rede ich vorwiegend schweizerdeutsch, wiederhole manchmal spontan hochdeutsch wichtige Anliegen. Für die Kinder ist das total normal. Sie hören auch, dass ich mit einigen Eltern schweizerdeutsch, mit anderen hochdeutsch rede. Es gibt Bücher, die ich schweizerdeutsch und andere die ich hochdeutsch erzähle, vorallem Bücher mit Texten, die sich reimen, tönen hochdeutsch besser und sind einfacher zu erzählen.

Gerade letzte Woche haben wir uns über Sprachen unterhalten und eins der Kinder (ein gut schweizerdeutsch sprechendes Kind mit Familiensprache kroatisch) meinte ganz stolz, es würde drei Sprachen sprechen. Die anderen waren zT etwas enttäuscht, dass es bei ihnen nur zwei Sprachen seien und sie kein kroatisch sprechen könnten.

Nach einem Jahr verstehen alle KInder schweizerdeutsch, zT reden sie aber hochdeutsch mit den anderen.

Mir ist vorallem wichtig, dass die KInder gerne erzählen, sich ausdrücken und ihre Bedürfnisse verständlich anbringen können. Und dass sie den Mut haben, zu reden, dies mit dem Wissen, dass keiner ausgelacht wird.
KlaraM
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
@tjatja

Genau. Den Kindern ist das total egal und die LP haben ein Gespür, wann was angebracht ist und finden ein der Klasse angepasstes Mittelmass. Darum fragt sich einer, was wohl die Absicht hinter einer solchen sinnlosen Bestimmung ist. Integration ganz bestimmt nicht. Förderung auch nicht. Also was dann?
Was sind das für Leute, die sowas anzetteln bzw. befürworten? Ewiggestrige? Adiletten-Träger? Kuhfladen-Fundis?
nela65
Dabei seit: 17.04.2007
Beiträge: 716
Ich denke, die Befürworter sehen ja nicht das Problem mit den KindergärtnerInnen, die je nach Situation zwischen Mundart und Schriftdeutsch wechseln, sondern eher die, die kein Mundart sprechen.