Kenne meinen Sohn kaum noch...

elektra99
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 20.08.2006
Beiträge: 89
Mein Sohn (7) 'plaget' zunehmend seine Schwester (3). Jahrelang hätte ich die Hand ins Feuer gelegt, dass er nicht eifersüchtig auf sie ist, und wir haben uns auch schwer ins Zeug gelegt, dass er dieses Gefühl nicht haben muss. --> Was das Materielle betrifft, hat er VIEL mehr als seine Schwester. Allerdings fordert die Kleine viel mehr Umarmungen und Körperkontakt ein, was sie auch erhält.
AUs dem relativ normalen alltäglichem Streiten (das sich v.a. bei Langeweile seinerseits manifestierte) ist ein richtiges bösartiges Plagen geworden. Schlagen ohne Grund, Auslachen, weiter: Wenn ich ihm jetzt vermehrt zeigen will, dass ich ihn gerne habe, oder ihm umarmungen gebe, lacht er seine Schwester aus und sagt, dass ich ihn mehr Liebe. Heute hat er ihr gesagt, dass er einen Stuhl nehme und auf sie schlagen würde. Ich bin schockiert und extrem traurig - früher hat er jeweils seiner Schwester noch Geschichten vorgelesen...
Zu ihm: Er ist ein sensibles Kind, ein Künstler, kann sehr gut Zeichnen, hat sehr viele Ideen und kann schon sehr sehr gut Lesen, weiss sehr viel. Er ist (und war das schon immer) auch etwas selbstüchtig, egoistisch und eher grummelig als fröhlich. Eher introvertiert, hat trotdem 3-4 gute Freunde, fühlt sich Wohl in der Schule. Ist ängstlich gegenüber Gefahren, körperlichen Herausforderungen (Velofahren, Schwimmen).
Im Moment ist er zunehmend respektlos gegenüber mir.
Mich dünkt, alles wurde schwieriger, seid wir ein Au-Pair haben (Das sich aber eher um die Kleine kümmern muss, da er meistens in der Schule ist).
Wer weiss rat? Lösungsansätze? Therapien? Oder wer kennt das auch..
DANKE
philosophia
Dabei seit: 01.02.2004
Beiträge: 232
Bei einem siebenjährigen kann vielleicht schon ein Gespräch funktionieren. Du kannst ihn ja fragen, dass du den Eindruck hast, dass er sehr unzufrieden ist, weil er häufig seine Schwester plagt. Er soll dir doch bitte sagen , was ihn bedrückt, was er braucht, was anders sein müsste. ER soll dir doch mal helfen herauszufinden, was für ihn besser laufen müsste, dass es ihm wieder wohl ist?
lidiasch
Dabei seit: 23.12.2009
Beiträge: 275
er ist selbstsuechtig, .... ein kuenstler, ....

vielleicht verstehe ich da etwas falsch oder interpretiere zu viel hinein, aber ich finde schon, dass du ihn in sehr harte (oder jedenfalls anstrengende - "kuenstler" schafft ganz schoene anforderungen..) schubladen steckst.
elektra99
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 20.08.2006
Beiträge: 89
ich habe ihn schon einige male gefragt. die antwort 'ich weiss nicht', 'sie hat mehr als ich' (stimmt nicht), oder wenn ich es auf der erklärebene versuche oder zu tief grüble, äfft er mich nach (aus unvermögen heraus, darüber zu sprechen, denke ich)
elektra99
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 20.08.2006
Beiträge: 89
@ lidiasch

ich hoffe, du verstehst es falsch. ich glaube, wir sind keine familien, die schubladisiert. er ist ein künstler, und will auch 'künstler' werden. ich kanns schlecht anders beschreiben. und es ist auch ganz und gar nicht negativ besetzt, dieser ausdruck, bei uns in der familie. er kennt viele in seinem umfeld, die kunst machen - sei es musik, bildende kunst oder auch film.
lidiasch
Dabei seit: 23.12.2009
Beiträge: 275
ich finde kuenstler auch ueberhaupt nicht negativ besetzt, aber ich denke, dass ein kind unter einen "kreativitaetsdruck" kommen kann wenn man es so frueh mit "kuenstler" betitelt.
elektra99
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 20.08.2006
Beiträge: 89
@lidiasch

nein nein, da musst du keine angst haben. das kind muss gar nix kreativ sein, es ist ist meistens einfach, und dann auch wieder nicht. er wählt seine beschäftigungen selber und er besucht ausser musikschule, die ja grad im anschluss an die schule ist, KEINE freizeitkurse.

ich glaub, des pudels kern ist anderswo begraben, in einer eifersucht, die ich bisher nicht spürt oder einfach übersehen habe. diese seite an ihm, ist verstärkter, seit er von der homöopathin kügeli erhalten hat, gegen seine angst vor wasser/coiffeur/zahnarzt etc.

ausserdem ist er gegen aussen ein sehr angepasstes kind.
nea
Dabei seit: 02.03.2005
Beiträge: 225
Vielleicht kommt er mit dem Au pair nicht klar? Vielleicht bleibt zuwenig Zeit, die Ihr als Eltern mit ihm verbringt? Vielleicht wird auch er irgendwo geplagt und gibt es weiter? Vielleicht ist ihm tatsächlich langweilig und er weiss nicht wohin mit seiner Energie?

Never ever give up!
canadasohn
Dabei seit: 14.06.2005
Beiträge: 209
Es ist vielleicht kein Vergleich, aber mein Sohn war sehr eifersüchtig, als sein kleiner Bruder zur Welt kam. Wir hatten uns auch sehr bemüht, dass er keine solchen Gefühle entwickelt, trotzdem hatten wir anfangs grosse Schwierigkeiten.

Unsere Kinderärztin gab uns dann den Rat, Geschichten zu erzählen, in denen beide Kinder vorkommen und gemeinsam tolle Sachen erleben. Ich habe dann meinen Älteren auch den kleinen Bruder vor Drachen u.ä. retten lassen und umgekehrt. Es hat funktioniert! Heute sind die Beiden ein Herz und eine Seele, hängen so sehr aneinander, dass es sogar Fremden auffällt.

Was ich damit sagen will: Schaffe den beiden gemeinsame, schöne Erlebnisse, stärke das Zusammengehörigkeitsgefühl, gib Deinem Sohn zu verstehen, dass er wichtig für seine kleine Schwester ist.

Euer Au Pair muss natürlich auch entsprechend instruiert werden. Vielleicht würde ich auch mal genauer hinschauen, ob das Mädchen die Kleine vorzieht?

Ich wünsche Euch alles Gute!
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
Also das mit dem Künstler verstehe ich so, dass er eher der kreative ist. Dass er sein Erlebtes eher gestalterisch umsetzt und dafür nicht so der körperlich aktive Typ ist.
Würde ihm ev. eine Maltherapie gut tun, wo er seine Gefühle bildnerisch darstellen kann?
Das er so aggressiv reagiert zeigt doch, dass er sich nicht anderes ausdrücken kann. Resp, dass er anders ist als seine wilden, mutigen Kollegen.
Was passiert neu in der Schule?

Könnte es sein, dass das Au Pair lieber Mädchen hat? Auch wenn sie gar nicht so viel mit ihm machen muss, so spürt er ev. eine gewisse Abneigung.

Ich kenne das Verhalten übrigens von meinem älteren Stiefsohn. Er war auch sehr eifersüchtig auf seinen Bruder, weil dieser so sorglos und unbekümmert war. Der Ältere betrieb einen riesen Aufwand um den anderen zu gefallen und der Jüngere schaffte das einfach, in dem er authentisch blieb.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.