Kinder am Elterngespräch dabei?

deb1
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 23.06.2007
Beiträge: 207
Hallo zusammen,
ich ärgere mich jedes Jahr, wenn wieder die regulären Elterngespräche sind. Bei uns dauern die 20-30 Minuten ( was ich schon sehr wenig finde, vor allem, wenn beim Kind ein Problem ansteht) und dann müssen die Kinder immer dabei sein. 3/4 der Zeit geht dann jeweils drauf, weil sich die Lehrperson mit dem Kind unterhält und für unsere Anliegen bleibt dann kaum mehr Zeit und ich will und kann auch nicht alles sagen wie ich möchte, wenn das Kind dabei ist. Einmal haben wir den Wunsch geäussert, dass wir das Kind nicht dabei wollen, aber die Antwort war, der Sohn muss trotzdem mitkommen, kann dann aber 5 Minuten vor Ende im Gang warten, damit wir unser Anliegen noch vorbringen können.
Wie wird das bei euch gehandhabt?
leycro
Dabei seit: 05.06.2005
Beiträge: 914
Beu uns dauert das Gespräch 30min und das Kind ist mit dabei. Und ich finde das gut so. Es geht ja um das Schulkind, es bekommt Rückmeldung und soll lernen sich und seine Leistung einzuschätzen. Ich finde transparenz sehr wichtig. Das Kind soll mitreden können, sich ev auch rechtfertigen bezw. erklären können.
Es werden ev Abmachungen getroffen, Ziele definiert etc. da muss das Kind doch mitreden können?
Du bist ja bei deinem Mitarbeitergespräch im Betrieb auch dabei, oder?
Wenn ich Probleme/ Fragen habe welche ich ohne Kind stellen möchten kann ich die Lehrperson anrufen oder eine Mail schreiben.
Chiquilla
Dabei seit: 24.11.2003
Beiträge: 158
ich finde es gut dass die Kinder dabei sind, dass sie lernen sich selber einzuschätzen und dass sie das Feedback direkt von der Lehrerin bekommen. Denn eigentlich geht es ja vorallem um sie.

Wenn man jedoch Probleme besprechen möchte, bin ich mit dir einverstanden, dass es vielleicht nicht gut und förderlich ist wenn das Kind mit dabei ist und vorallem wenn man dann nicht genügend Zeit dafür hat.

Wieso sprichst du die Lehrerin nicht direkt darauf an? Es gibt ja auch die Möglichkeit, ein Gespräch zwischen dir und der Lehrerin abzumachen wenn dir das am Herzen liegt.

la SENCILLEZ es la forma de la verdadera GRANDEZA
cassiopeia
Dabei seit: 11.08.2004
Beiträge: 234
Ich unterrichte an der Oberstufe. Bei den regulären Gesprächen sind die Kinder auf jeden Fall dabei, es geht ja schliesslich um sie!
Dass ein Kind während eines Teils des Gespräches raus geht, ist möglich.

Die Eltern können natürlich zusätzlich ein Gespräch wünschen, auf Wunsch wird das ohne das Kind geführt, ich finde es aber immer komisch, wenn das Kind nicht dabei sein soll.
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
Bei uns sind die Kinder auch dabei und das Gespräch dauert 30 min. Wenn ich etwas besprechen will ohne Kind, dann geh ich nach der Schule vorbei oder ich rufe an. Aber das ist selten, da in der Regel alles tiptop läuft.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
RenaW
Dabei seit: 06.10.2005
Beiträge: 1792
Bei der jüngeren Tochter können wir wünschen, obschon die jetztige Klassenlehrperson es gerne sieht, wenn das Kind mit dabei ist. Meine Tochter wollte aber nicht mit, ihr ist es peinlich wenn so zu sagen über sie gesprochen wird.
Bei der älteren ist es selbstverständlich dass sie dabei ist, sie ist aber auch im letzten Schuljahr. Da wird auch offen über Probleme gesprochen.

Ich find es eh grundsätzlich besser, wenn das Kind Bescheid weiss, wenn man mit der LP über Probleme spricht, auch wenn das Kind dann beim Gespräch nicht dabei ist. Ich möchte ja die Sichtweise meiner Kinder auch wissen.
deb1
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 23.06.2007
Beiträge: 207
Danke für eure Antworten.
In der Oberstufe verstehe ich das eher, wenn die Kinder dabei sind, Allerdings stinkts unseren Teenagern immer gewaltig und die sagen dann auch jeweils nicht mehr als nötig, so dass es auch nichts bringt.
Ein zusätzliches Gespräch kann ich natürlich immer fordern, das bedeutet aber ich muss zusätzlich nochmals in die Schule und muss mir das dann wieder organisieren, da bei uns die meisten Lehrer am Abend keine Termine vergeben. Mailen kann ich auch, das ist aber nicht das selbe. Anrufen kann ich, da werden aber bei uns nur kurze Absprachen gemacht, nicht gross diskutiert, dafür muss man einen Termin abmachen. Nach der Schule sind die Eltern nicht unangemeldet erwünscht, wurde uns so am Elternabend gesagt und gilt für unser ganzes Schulhaus.
Auch unsere Jüngeren wollen nie mitkommen. Sie finden das doof. Ich finde es auch schwierig für die Kinder (vor allem Unterstufe) wenn dann die Kinder mit 4-5 Erwachsenen (Eltern, zwei Lehrerinnen, die Heilpädagogin) dasitzen müssen. Sagen tun sie ja dann sowieso nichts, oder eben das was man von ihnen erwartet und nicht das was sie meinen. für uns sind diese Gespräche meist totalen Leerlauf.
jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
Für viele Kinder stellt die Teilnahme am Gespräch eine extreme Stresssituation dar, zudem finde ich es absolut kontraproduktiv wenn gewisse Probleme in Anwesenheit des Kindes diskutiert werden, insbesondere wenn sich der Fokus auf Defizite des Kindes richtet.
Ich bin ehrlich gesagt ein völliger Gegner dieser "Unsitte".
Bei meinen beiden ältesten Kindern war die Teilnahme der Kinder in der Primarschule freiwillig und wurde situativ mit Kind/Eltern und Lehrer entschieden. Das fand ich sehr sinnvoll.

Ein paar Jahre lang habe ich mich dann dem Diktat "des Zwanges" gebeugt, was ich heute sehr bereue, denn Kindern mit sozialen Ängsten, schüchternen oder sehr selbstkritischen Kindern, macht man definitiv keinen Gefallen damit. Früher wurde manchen Kindern die Schulzeit mit Diktaten vergällt, heute sind es die Standortgespräche.
Seit drei Jahren entscheiden unsere Kinder mit uns Eltern ob sie teilnehmen wollen oder nicht, dieser Entscheid wird von uns Eltern kommuniziert und begründet. Nach anfänglichen Diskussionen klappt das sehr gut. Zugegeben, bei uns ist die Ausgangslage etwas speziell, da es sich um Kinder mit Asperger-Syndrom handelt, zwischenzeitlich haben aber andere Eltern mitgezogen und entscheiden situativ und individuell und verweigern sich dem Zwang.
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
Ich finde es Kind- und Situationsabhängig, ob es hilfreich ist, dass Kind beim Gespräch dabei zu haben. Wenn das Kind dabei ist, muss es die Hauptperson sein. Das heisst, es soll nicht von x Erwachsenen umringt sein, die über ihns urteilen.

- Bei Gesprächen mit LP, Eltern bei denen der aktuelle schulische Stand erläutert wird, ist das Kind dabei --> das Gespräch basiert auf einer sachlichen Grundlage und hilft dem Kind, sein Potenzial einzuschätzen und einen Blick darauf zu bekommen, warum die Einschätzung so und so ausfällt
- Bei runden Tischen mit LP, Förderpersonen, Therapeuten, Eltern, ist das Kind nicht dabei --> diese Tische dienen in erster Linie dafür, aktuelle Schwierigkeiten zu benennen und weitere Schritte zu planen. Es kann für das Kind befremdend sein, wenn die Schwierigkeiten so in den Fordergrund rücken. Im Anschluss sollte jedoch immer ein Gespräch mit dem Kind (von LP oder HP) stattfinden, indem die Fortschritte gelobt und weitere Schritte erläutert werden.
- Bei Gesprächen über Therapieverläufe soll es Kind und Eltern überlassen sein, ob das Kind dabei ist --> diese Gespräche verlaufen häufig emotional, sie bieten zudem den Eltern die Gelegenheit, persönliche Schwierigkeiten auf den Tisch zu bringen. Dann gehört das Kind nicht dazu. Ist das Kind dabei, soll das Gespräch mit dem Kind vorbesprochen werden (durch die Therapeutin). So weiss das Kind, was an die Elteren weitergeht, was möglicherweise zur Sprache kommen kann und weiss, dass es jederzeit die Rückendeckung der Therapeutin hat.

Bei uns waren die Kinder in der Primarschule selten an Gesprächen. In der Oberstufe meistens. Jedoch war/ist es immer freiwillig. Ich bin der Meinung, das soll es auch sein. Als Eltern sind wir auch nicht immer gemeinsam anwesend an einem Gespräch.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
@taraxacum

toll geschrieben, genau so sehe ich es auch!