Langsamer Schüler - Integration möglich ?

Hockeymami
Dabei seit: 26.10.2007
Beiträge: 103
Ich habe einen Sohn der vom zeka in die Regelschule gewechselt hat. Von Seiten zeka wurden wir damals sehr gut unterstüzzt.

Ein Jahr lang wird dein Sohn durch den Heilpäd. Beratungs- und Begleitdienst begleitet. Diese steht im Kontakt mit den Eltern und Lehrpersonen und kann, wenn nötig, Unterstützung (in der Schule) anbieben.

Unter http://www.zeka-ag.ch/index.php?id=194 findest Du die Person welche für deinen Bezirk zuständig ist. Frag sie nach der Information "Leistungsbeurteilung für Schüler und Schülerinnen mit Behinderung". Darin ist genau beschrieben wann einem Kind "Nachteilsausgleich" gewährt wird.
GabrielaA
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@Hockeymami: Die Person vom Heilpädagogischen Begleit und Beratungsdienst kennen wir bereits. Wir hatten damals schon im Kindergarten mit ihr Kontakt. Sie ist quasi unsere "Vermittlerin" in dieser Sache.

Der Anstoss für die Schnupperzeit kam ja von uns Eltern aus. Zeka fände es besser, er würde noch einige Jahre dort zur Schule gehen. Da ich nicht wusste, wie sich unser Sohn in einer Regelklasse verhält, wie es ihm geht, "drängten" wir (etwas übertrieben gesagt) zu dieser Schnupperzeit.

Nun sind wir eben ganz positiv von der Schnupperzeit überrascht. Von grosser Überforderung spürte ich gar nichts, im Gegenteil, habe unseren Jungen schon lange nicht mehr so motiviert und glücklich gesehen. Auch staunte ich, wie leicht ihm Mathe Aufgaben fielen, die er zuvor mit "grossem Chnurz" erledigte. Er hat nie gemault.

Wenn er Montag und Dienstag von der Schule (zeka) jeweils heim kommt, ist er ganz kaputt und muss immer erst eine Pause haben, bevor er seine Aufgaben erledigt. Ich muss ihn sogar immer drängen.

Mittwochs kommt er meistens erst gegen 12.30 Uhr heim, da warte ich jeweils mit dem Essen auf ihn.

Ich wollte die Schnupperzeit eben auch noch, um auch uns Eltern und dem Kind quasi zu beweisen, dass er eben in der Zeka am besten aufgehoben ist. Jetzt aber sehe ich persönlich ihn viel eher in der Regelklasse, halt mit Unterstützung.

Wieviel er an Unterstützung zu Gute hat, weiss ich nicht. Es gibt eine HP, die 2x wöchentlich je eine Lektion mit einigen Kindern aus der Klasse arbeitet (ausserhalb vom Schulzimmer). Er braucht sicher auch Logo. Von andern Kindern habe ich schon gehört, dass die Person vom HP Beratungs- und Begleitdienst mit dem integrierten Kind einmal die Woche oder mehrmals ALLEINE arbeitet. Ein Kind geht sogar zu dieser Person in die Nachhilfe, was die Eltern mit einem geringen Beitrag finanzieren.

Ob wir auch diese Möglichkeit haben, weiss ich nicht, wird sich wohl morgen herausstellen.
GabrielaA
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So, sind nun von unserem Gespräch zurück. Die Lehrperson hat unseren Sohn vom Sozialen her extrem gerühmt und ihn gelobt. Sie bestätigte auch, dass er sehr fleissig sei.

Als ich erklärte, ich hätte festgestellt, dass er vom Schulstoff her nicht extrem langsam war - jedenfalls in den Hausaufgaben - so hiess es, er hätte auch nie dieselben Hausaufgaben gehabt wie die andern. Das wunderte mich etwas, da er scheinbar die HA von der Wandtafel abschrieb. Klar oft hiess es, 20 Min. rechnen, 10 Min. das. Weiter bemerkte sie, er würde so ab 10 Uhr müde werden und dann unkonzentriert. Er könne auch nicht wirklich selbständig arbeiten, was auch seine Sonderschullehrerin bestätigte.

Laut der HP vom Kanton haben Kinder mit besondern Bedürfnissen Anrecht auf 6 UME'S pro Woche. Die Schulleitung meinte, das wäre bei ihnen an der Schule nicht möglich, höchstens 2 oder mal 3. Diese 6 wären nur auf dem Papier.

Schlussendlich hiess es, dass unsere Schule unserem Kind nicht genügend Unterstützung bieten kann, sodass er "untergehen" würde.

Somit bleibt er vorläufig in der Sonderschule.

Wir bedauern, dass es nicht möglich ist, unserem Sohn in der örtlichen Schule dies zu bieten, was die Sonderschule bietet. Ich merke halt auch, wie ihn die langen Präsenzzeiten dort, die lange Fahrt (km mässig kurz, doch Fahrtzeit bis 45 Min. pro Fahrt), über den Mittag nicht heimkommen, keinen richtigen Schulweg, etc. ihn auch belasten.

Da unsere Schule klar sagt, und auch die Sonderschule dies bestätigt, es wäre für ihn nicht möglich, einen Schulalltag hier zu prestieren, müssen wir das leider so akzeptieren.

Was mich etwas gestört hat, war die Aussage: "Sie als Eltern wollen das"

Da intervenierte ich, ich spreche bloss in den Augen unseres Kindes.
Gelöschter Benutzer
Das tut mir leid für euch.

Ich weiss jetzt nicht, in wie weit ihr euch damit zufrieden gebt. Mein Neffe hat 12 Std./Woche heilpädagogische Begleitung im Unterricht, Kanton ZH. Vielleicht lohnt sich nachbohren?
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
das finde ich extrem schade. Mir scheint, dies ist ein Fall wo eine integrative Schulung nicht nur "mit Ach und Krach möglich", sondern sehr sinnvoll und mit nicht sehr viel Aufwand der Lehrpersonen auch durchaus machbar wäre. Gibt es in Eurem Kanotn denn keine Leitbilder oder so? Ich würde nicht lockerlassen, wenn Du das Gefühl hast, die Schulleitung und die Lehrerin blocken nur ab, weil sie keinen zusätzlichen Aufwand wollen. Für mich ist das eindeutige Kriterium die Gefühlslage Deines Sohnes. Er möchte, er hat es ausprobiert, er fühlt sich besser, also was sollen da die Bedenken?
Möglich, dass er vielleicht mal "untergeht", mal etwas nicht gleich mitkriegt oder mal langsamer arbeitet als die anderen. Möglich, dass er spezielle Lernziele braucht, und ein geringeres Pensum an Aufgaben als der Rest der Klasse. ABER: solange er mit Freude zur Schule geht, wird er trotzdem mehr lernen als in der Sonderschule, die ihn zwar nie überfordert, aber eben offenbar doch nicht begeistert.
Falls es irgendwann nicht mehr gut geht, weil der Abstand zur Klasse allzu gross wird, kann er ja jederzeit wieder in eine Sonderschule zurück. Ausserdem scheint mir, dass dies nicht ein unlösbares Problem ist mit etwas Einfühlung der Lehrerin. Es gibt ja auch Trisomie21 Kinder, die ganz glücklich integrativ zur Schule gehen!
GabrielaA
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Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Nun es ist so, dass an dem Gespräch 4 Personen anwesend waren, die alle einheitlich die Meinung vertreten, dass es für unseren Sohn das beste ist, wenn er weiterhin in der Sonderschule zur Schule geht. Wir Eltern sind anderer Meinung.

Auf der HP vom Kt. AG (http://www.ag.ch/is/shared/dokumente/pdf/handreichung_ume.pdf) steht u.a. dass ein Kind max. 6 UME's zur verfügung hätten/pro Woche. Die Schulleiterin meinte, an ihrer Schule wären max. 2 allerhöchstens 3 Lektionen pro Woche möglich. 6 UME's beziehen sich nur für Kinder, die körperliche Pflege benötigen. An der Sonderschule gelten 6 UME's. Habe noch nie gehört, dass an einer Sonderschule UME'S beantragt werden müssen.

Ein Gegenargument war, er sei in der schulischen Entwicklung hintendrein, könne nicht selbständig arbeiten, müsste immer ermahnt werden. Die Klassenlehrperson rechnete aus, dass sie max. 1.5 Minuten pro Lektion pro Kind Zeit hätte. Anderseits überlegte ich mir, dass nicht jedes Kind pro Lektion 1.5 Minuten Zeit braucht. Das Argument, er würde zuwenig selbständig arbeiten, stimmt bestimmt. Doch anderseits, wie soll er lernen selbständig zu arbeiten, wenn ihm die LP alle paar Minuten sagt, er müsse nun arbeiten (ob das stimmt, weiss ich ja nicht).

In der Reglklasse mussten sie oft eine Arbeit beginnen, sie als Hausaufgaben beenden. Wenn unser Sohn erst 15 Minuten lang spitz, so leistet er sagen wir mal 1/3 der andern Kindern. Dh. er muss 2/3 mehr zu Hause arbeiten. Dazu kommen weitere Aufgaben. Spätestens da wird ihm bewusst, dass wenn er beim nächsten mal gleich zu arbeiten beginnt, er weniger Hausaufgaben hat.
GabrielaA
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Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Unsere Schulleiterin sagt immer die 2 gleichen Sätze:
1. Wir haben erst in diesem Schuljahr mit der IHP gestartet, das braucht min. 5 Jahre (dann wäre er ca. Mitte 8. Klasse), bis es richtig läuft. Das heisst, wir haben lediglich die Kleinklasse aufgelöst, das bedeutet nicht, dass wir nun alle Kinder zurück holen, die auswärts zur Schule gehen.

2. Auch die Sonderschule sagt, es wäre nicht der richtige Zeitpunkt. Wir haben sehr gute Erfahrungen gemacht mit Kinder, die von dort zurückkamen, wenn die SCHULE fand, es wäre Zeit, und nicht die Mutter.

Immer wieder werde ich quasi als Mutter hingestellt, die ein Problem hat, weil ihr Kind nicht hier zur Schule gehe.

Alle Kinder, die in eine Sonderschule gehen, würden lieber hier zur Schule gehen, so das Argument der SL.

Auch sagt die Schule, plus die Heilpädagogin der Sonderschule, sie hätten (beide) nicht genügend Resourcen, um unseren Sohn zu unterstützen.

Selbst ein Jahr wiederholen (da er ja schulisch und von der Reife her hintendrein ist), komme nicht in Frage. Heute würden nur noch in absoluten Ausnahmefälle die Kinder eine Klasse wiederholen. Früher hätten die Kinder einfach immer wieder eine Klasse repetiert, bis sie schlussendlich mit fast 20 zur Schule raus kamen.

Fazit: Wenn unser Sohn so ziemlich keine Unterstützung bräuchte, hätte er kommen können.

Ich glaube nicht, dass es eine Möglichkeit gibt, dies anzufechten. Wenn die Schule nicht will, so sind wir als Eltern machtlos.
Züllig
Dabei seit: 06.06.2006
Beiträge: 125
Hallo
Ich habe auch ein langsameres Kind zuhause. Allerdings nicht so unbedingt vom Arbeitstempo her, sondern es versteht einfach in einem Fach die Sachen nicht in dem Tempo, in dem es in der Schule gelernt und dann auch abgeschlossen wird. Uns bleibt nichts anderes übrig als zuhause zu üben, zu üben und nochmals zu üben.

Das ist zwar anstrengend und gibt manchmal auch Probleme, aber es geht schon und uns ist es wichtig, dass unser Kind in die Schule gehen kann, in die es möchte. Zudem ist das Kind recht einsichtig, das heisst es versteht, dass einfach geübt werden muss, damit es klappt.
jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
@GabrielaA

Nach unserer Erfahrung ist es leider so, wenn die Schule, der Lehrer nicht will, dann werden sie zu beweisen wissen, dass sie Recht hatten....sprich, es würde nicht klappen.
Das ist ein Grund, warum ich dem Schweizer Schulsystem gegenüber sehr kritisch eingestellt bin. Es geht viel zu oft um Macht, und viel zu selten ums Wohl des Kindes.
In einer ähnlichen Situation haben wir auf die "nicht abgeben wollende Schule" (in eurem Fall wäre das die Sonderschule), relativ penetranten Druck ausgeübt, nämlich indem wir sehr genau hinschauten, wo nötig Aussagen über die Fähigkeiten oder Schwächen stets mittels Abklärungen bei Fachstellen überprüfen liessen.
Es dauerte gar nicht lange, bis es zu einer guten Lösung fürs Kind kam icon_wink.gif
Gelöschter Benutzer
Wie wäre es mit einer dritten Möglichkeit, einer anderen Sonderschule?