Mir als Mama verleidet die Schule langsam....:-(

Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
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Wie blind sind wir Erwachsenen eigentlich, dass wir nicht wahrnehmen wollen, dass die Hausaufgaben der Schule allzuoft gar nichts mit Hausaufgaben zu tun haben. Sie sind blanke Unterwerfungs- und Einfügungsübungen. Und wenn die die fürs Überleben zuständige Instanz im Kind mitmacht, dann wird das Kind jeden Tag lebensUNtüchtiger und gefährdeter.
Als Ich-kann-Schule-Lehrer staune ich, wie die Eltern immer nur nach Wegen suchen, jeden Unsinn der Schule zu erfüllen. Warum wird UNSIUNN, den die Schule macht nicht hinterfagt und in Frage gestellt? Sind wir immer noch in den Mustern aus den zeiten der Leibeigenschaft gefangen, wo man Angst haben musste, in den Schuldturm geworfen zu werden, wenn sich die Kinder dem Herrn über Leib und Leben nicht willig genug erwiesen?
Ich würde Deinem Jungen als erstes einmal bestätigen, dass Schule und Lehrer einfach bescheuert sind. Dann hätten wir eine gemeinsame Basis, beide zu verändern. Dann würden wir als nächstes Lehrerverzaubern üben. Und es würde uns gelingen. Ich grüße herzlich.
Franz Josef Neffe

"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué
Gelöschter Benutzer
.....ah wie lustig, ein vitalstoffreicher schoggidrink....
hoppla
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FJN: Ich finde deinen Beitrag - um dein eigenes Wort zu verwenden - "bescheuert". Ich bemühe mich, die Schule für meinen Sohn attraktiv zu erhalten und das Verhältnis zu seinen Lehrerinnen nicht zu verschlechtern sondern wenn möglich zu verbessern. Er hat sie noch eineinhalb Jahre lang als Bezugspersonen! Es hilft ihm doch nichts, wenn ich voll auf Konfrontation gehe! Ich lebe in einem ländlichen Kanton, wo ein Schulwechsel nicht einfach möglich ist. Er ist erst sechs Jahre alt und ich würde ihn nur in einen Loyalitätskonflikt stürzen, wenn ich vor ihm über die Lehrerinnen herziehen würde. Ich bin überzeugt, dass es leichter für ihn ist, wenn er diese Auseinandersetzungen nicht mitaustragen muss. Allerdings stütze ich ihn insofern, dass ich nicht alles vorbehaltlos unterstütze, was die Lehrerinnen sagen oder tun, sondern ihm vermittle, dass man unterschiedlicher Meinung sein kann, aber dass man sich im Schulsystem auch mal anpassen muss.
briki
Dabei seit: 11.06.2004
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Hier wird ja viel über FJN gestritten. Aber ich habe schon viel aus seinen Beiträgen nehmen können. Ich glaube, was er dir sagen will: du stellst dich auf die Ebene deines Buben, wenn du die Schule auch mal bescheuert findest. Er fühlt sich von dir verstanden. Du lügst ja nicht mal, du selber findest sie ja momentan auch bescheuert - du bist also nur ehrlich. Wenn ihr gemeinsam die Schule doof finden könnt, könnt ihr dann gemeinsam schauen, wie ihr da am besten durchkommt. So ist es doch im Leben: man muss oft Dinge tun, die man total doof findet. Zur Schule gehen MUSS man (oder darf, je nachdem). Aber wie man die Schule findet, ist einem selber überlassen.

Ich habe das bei anderen Dingen schon öfter gemacht mit meinen Jungs. Ich war ehrlich, dass ich etwas total doof finde, und dass ich es total doof finde, dass ich das und das tun muss. Aber dass ich halt versuche, das Beste daraus zu machen, weil ich auch etwas verändern kann.
hoppla
ThemenerstellerIn
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Beiträge: 558
Mein Sohn findet die Schule nicht bescheuert! Er beklagt sich nie! Die Lehrerinnen sind es, die sich über sein Verhalten beklagen, weil er in der Klasse durch seine Konzentrationsschwierigkeiten störe, und er gerät einfach unter Druck, weil er es richtig machen will. Und diesen Druck will ich möglichst verringern, uns allen zuliebe und damit er die Freude an der Schule nicht verliert. Aber ich flüstere ihm doch nicht ein, dass die Schule doof sei....
briki
Dabei seit: 11.06.2004
Beiträge: 234
Nein, einflüstern würd ich ihm auch nix. Ich finde es toll, dass er trotz allem noch gerne geht!
pina
Dabei seit: 01.09.2008
Beiträge: 245
Lehrer sind auch nur Menschen. Und heute ist kaum noch einer Lehrer aus Berufung. Was heisst, Lehrpersonen sagen manchmal Dinge, nur damit sie was gesagt/gemacht haben.
Es ist eigentlich wie muecke schreibt; einfach im umgekehrten Sinne. Die Lehrpersonen wollen wohl auch nicht, dass ihnen Desinteresse angekreidet wird. Viele Eltern sind heutzutage ehrgeizig, wollen, dass ihre Sprösslinge Manager, Ärzte oder was auch immer werden und jedes kleinste Dings wird ausdisskutiert mit den Lehrer.
Ergo wenn ein Kind nicht in diese 0815-Schublade reinpasst, sondern seine Eigenheiten hat, evtl sich nicht Schul-konform benimmt, dann reagiert die Lehrperson auf irgendeine Art.
Was liegt näher als einem unkonzentrierten/zappeligen/verträumten/nicht-angepasstem Kind ADS anzuhaften ? Eigentlich geht dieser Begriff für fast alle Verhaltensweisen eines Kindes, wenn es denn auch nur etwas aus der Reihe tanzt.

Ich glaube, Lehrer sind genauso überforfert wie ELtern teilweise. Und sie haben keine Lösung. Irgendwie kommt da AD(H)S gerade gelegen.

Wie gesagt, (fast) keine Lehrperson nimmt sich heute die Zeit, auf ein Kind einzugehen, es zu verstehen, seine ARt zu verstehen und den Ursachen auf den Grund zu gehen.

Viel wird von den Kids verlangt, vieles, was wir selbst nicht mal zu tun bereit wären. Aber es sind ja Kinder und denen kann man es zumuten. Schliesslich war es schon immer so, Schule kein Zuckerlecken, wieso sollte es auch. Wer sagt denn, das Lernen Spass machen soll?!
Und was früher gut war, kann heute nicht schaden, oder? Also Leute, zurück zu alten Zeiten!

Nein, ich bin etwas ausgeufert. Ich kenne das Thema nur zu gut, hatte dieselben Kämpfe mit meinem Kind! Abklärungen folgten.. ein Lehrer sagte dies, der andere das. Schlussendlich sagte ich, ich glaube an mein Kind und das er es schaffen wird, auf seine Art. Heute haben wir weit weniger Kämpfe und alles geht ein wenig ringer.
Und ja, es kommt stark auf die Lehrperson an, die vor der Klasse steht! Wenn es Lehrer und Kind nicht miteinander können, ist das hart fürs Kind!
Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 0
Ist doch interessant, was Du siehst, hoppla. Von Konfrontation war in meinem Text nicht die Rede. Nur davon dass die Wahrheit auf den Tisch darf. Das ist nämlich die Basis für Verständnis. Auch Verständnis von Lehrern. Ich habe noch in keinem einzigen Fall mit Kindern gegen den Lehrer gearbeitet, im Gegenteil. Die lösen dann immer sein Problem noch mit. Dafür muss man aber erst einmal aufhören, zu verdrängen, dass Lehrer auch Fehler machen.
Es ist eine Sysiphusarbeit, wenn Du noch 1 1/2 Jahre Dir künstlich die Achtung der Lehrerin erarbeiten willst. Du willst die Schule für Deinen Sohn attraktiv erhalten - überleg einmal, was Du damit sagst! Ist es nicht die Aufgabe der Schule, attraktiv zu sein? Kann eine Mutter die Schule attraktiv erhalten, wenn sie es nicht ist? Und braucht sie das, wenn sie es ist?
Ich persönlich würde mich von Dir verraten fühlen, wenn Du mir damit kommst, dass man sich dem Schulsystem anpassen muss. Das ist ganz klar gegen den gesetzlichen Auftrag. Du bist als Mutter als Vertreterin MEINER Interessen bestimmt und nicht als Vertreterin der Interessen der Schule. Nicht die Kinder sind für die Schule da sondern die Schule hat für die Kinder dazusein.
Ich hätte als Ich-kann-Schule-Lehrer nicht mal ein Problem damit, Deinem Jungen zu sagen, dass ich etwas gemacht habe, was bescheuert ist, wenn dem so ist. Dann könnten wir uns gemeinsam darüber unterhalten, wie ich das künftig besser mache. Und das Wichtigste dabei wäre für mich, ihm dabei die Hauptrolle des Experten und Beraters zu lassen und ihn dafür anzuerkennen. Das wäre bestimmt nicht mein Schade als Lehrer.
Und wenn ich ihm zugäbe, dass wir Lehrer schon eine ganze Menge mit ihm verkehrt oder wenigstens nicht besonders klug gemacht haben, dann wäre mein nächster Schritt mit ihm als kompetentem Betroffenen zu besprechen, was wir zur Verbesserung der Kollegen unternehmen können. Der erste Schritt in der neuen Ich-kann-Schule ist immer, dass wir BESSER von ihnen denken ggf. als sie selbst. Wo ist da eine Konfrontation?
Ich habe jedenfallsmit Vergnügen gelesen, dass Du das bescheuert findest. Das ist Dein gutes Recht. Viel Glück auf jedenfall! Ich grüße herzlich.
Franz Josef Neffe

"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué
hoppla
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 06.02.2006
Beiträge: 558
@FJN: Ich muss das mal aufgliedern, mir geht viel durch den Kopf. Auf jeden Fall fühle ich mich in deinem zweiten Beitrag ernster genommen als im zweiten

1. Du hast im 1. Beitrag geschrieben "...dass Schule und Lehrer einfach bescheuert sind". Das ist nicht ganz dasselbe wie einzugestehen, dass der Lehrer womöglich etwas bescheuertes tut.

2. Ich finde, es ist gegen den Lehrer gearbeitet, wenn ich dem Kind sage, der Lehrer sei bescheuert.

3. Man müsse aufhören zu verdrängen, dass der Lehrer Fehler mache. Ich kritisiere ja hier laufend Schule und Lehrer und räume das auch meinem Sohn gegenüber ein, dass ich nicht alles okay finde. Ich finde diese konkreten Lehrerinnen alles andere als fehlerlos.

4. Ja, ich als Mutter kann die Schule nicht attraktiver machen als sie ist. Und ich muss es auch nicht. Aber wenn es in meiner Macht steht, kann ich einen Beitrag dazu leisten, dass mein Sohn sich nicht noch unwohler fühlt. Und das tue ich, indem ich nicht in seiner Gegenwart schlecht über die Lehrpersonen oder das System rede. Kritik ja, einfach Schlechtmachen nein.

5. Ich will mir nicht die Achtung der Lehrerinnen erarbeiten. Ich will dazu beitragen, dass es meinem Sohn in der Schule gut geht, denn wenn er weniger unter Druck steht, läuft es auch zuhause besser und somit profitiere ich letztlich ebenso wie mein Sohn.

6. Betreff Verrat an meinem Sohn: Meine Botschaft ist niemals, er müsse sich allem unterordnen und sich überall einfügen. Ich übe durchaus Kritik am System und erwarte ja auch von den Lehrpersonen, dass sie lernen meinen Sohn besser anzunehmn. Aber ein Erstklässler muss in meinn Augen auch lernen, dass er sich nicht (mehr) alles aussuchen kann, dass die Freiheit Grenzen hat und er gewisse Sachen einfach tun muss, ob er die nun sinnvoll findet oder nicht, damit die Klassengemeinschaft funktioniert.

Läck, jetzt habe ich selbst ganz lehrerhaft geklungen.... aber mit deinen Beiträgen forderst du das geradezu heraus... und das willst du wohl auchicon_smile.gif lg
sommersprosse
Dabei seit: 22.11.2005
Beiträge: 6
Liebe hoppla!

Ich fühle mit Dir!
Es ist schwierig auszuhalten wenn unsere Kinder Mühe haben. Es schmerzt uns zutiefst (und trifft jedenfalls mich jeweils wie Pfeile) wenn Lehrer an unseren Kindern etwas auszusetzen haben (aber leider sind meine Kinder keine Lämmlein sondern eben normale Kinder....)

Ich finde es wichtig, dass wir lernen unsere Kinder loszulassen, zulassen dass sie an Frust und Aushalten von schwierigen Phasen im Leben wachsen können.

Z.B. dass Dein Kind nun lernen muss/wird, dass es zu Hause viel länger arbeiten muss, wenn es in der Schule nicht mitmacht. Später (in der 1. ist ja vieles noch eher lieb und "härzig"icon_wink.gif - sofern es die Lektion nicht bereits jetzt lernt -wird es dann schlechte Noten, Strafaufgaben, Nachsitzen zur Folge haben (Und Du als Eltern viele Telefone und Gespräche mit jeglichen Lehrern). Und noch später wären es dann Probleme in der Lehre, im Job....

That's life! Schule ist heute nicht wirklich anders als früher. Ich finde es für die Kinder eher stressiger als früher. Die Lehrer sind immer noch Lehrer und ich habe bei einem Lehrer erfahren, was Sympathie (beim ersten Kind) und Antipathie (beim zweiten Kind) ausmacht! Ging von Symbiose mit erstem Kind bis zum Hauen beim zweiten Kind.... Beim dritten Kind ist diese Lehrkraft dann zum Glück pensioniert.

Ich würde nicht stundenlang neben dem Kind sitzen bis die Hausaufgaben erledigt sind. Ich würde es z.B. am Tisch machen lassen und selber haushalten und am Schluss soll es mir das Resultat zeigen (oder auch mal einfach sagen "i bi fertig mit dä Husufgabe". Ich würde aber nicht jedesmal korrigieren, sondern diesen Part dem Lehrer überlassen! So wirst Du Dich weniger nerven, Dein Kind wird spüren, dass Du ihm zutraust seine Sachen zu erledigen und es wird merken, dass der Druck nicht von Dir aus kommt!

Liebe, Vertrauen und Verständnis verschenken kostet nichts und bringt soviel!