Mit ADS 5. Klasse wiederholen oder nicht?

familie_gss
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 09.04.2013
Beiträge: 8
Hallo Zusammen,
im Moment sind wir etwas ratlos, wie wir unserem Sohn (10) am besten helfen können die Schule gut zu meistern. Soll er die 5. Klasse Primarschule wiederholen oder mit Sondermassnahmen weiterfahren und gerade mal so in die Sek B reinrutschen.

Kurz was bisher war:
- Sohn hat kurz vor dem Stichtag Geburtstag und wurde daher im Kanton Zürich schon recht früh eingeschult
- feinmotorisch und sprachlich (stottert leicht) war er von Anfang an etwas im Rückstand und erhielt früh Logopädie und Ergotherapie
- Hausaufgaben waren mit Theater und Wutanfällen behaftet und waren eine riesige Belastung für die ganze Familie
- Er wurde bisher immer in der Kleinklasse unterrichtet und als die Noten immer schlechter wurden, haben wir ihn auf ADS abklären lassen. Die Diagnose kam, dass er eine deutliche Konzentrationsschwäche hat, aber keine Hyperaktivität, d.h. er lässt sich von allem ablenken, träumt und ist immer noch sehr verspielt
- körperlich und kognitiv und IQ-mässig ist er allerdings im Normalbereich (Gesamt 107) und auf altersgemässem Entwicklungsstand
- Im Sprachlichen Bereich ist er sogar absolut überdurchschnittlich intelligent, bekommt aber kein korrekt geschriebenes Wort aufs Papier
- Seit einem halben Jahr bekommt er ein Medikament und die Wutausbrüche sind zwar weg und die Familie funktioniert wieder, aber die Noten sind immer noch miserabel
- wir lernen sehr viel mit ihm, er macht Mathenachhilfe, jetzt neu auch noch Deutsch und Englisch und die Freizeit kommt ziemlich kurz.

Die Lehrerin, frisch ab Hochschule, ist völlig gegen Wiederholung, will ihn lieber in der IF haben und dann auf die Sek B schicken. ADS ist für sie kein grosses Thema, das noch weiter zu berücksichtigen wäre, schliesslich hat er schon IF.

Für uns stellt sich jetzt die grosse Frage, sollen wir darauf pochen ihn das Schuljahr wiederholen zu lassen um ihm noch etwas Zeit zu geben? Falls ja, und die Lehrerin ist dagegen, wie sollen wir vorgehen?

Habt Ihr Erfahrungen mit ADS & Repetition? Wäre sehr dankbar über Meinungen & Erfahrungen.

GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Ich kenne mich nicht aus mit dem Schulsystem in ZH, noch mit Repetion plus AD(H)S.

Ich habe 2 Söhne, heute 17 1/2 und 15. Bei beiden ist/war die Konzentrations Schwierigkeit ein grosses Thema. Der Ältere kam recht gut durch die Schulzeit, machte einen guten Sek-Abschluss (mittleres Niveau) und ist jetzt im 2.Lehrjahr und hatte bisher immer einen Schnitt von ca. 5.0.

Der Jüngere besucht seit der 1.Klasse eine Sonderschule für körperbehinderte Kinder, da er eine motorische Dyskordination hat/te. Früher wünschten wir uns einen Übertritt an die Regelschule, mit HP-Unterstützung, was leider von der SL abgelehnt wurde. Es hiess, Wort wörtlich: "Solche Kinder, wie ihres, können wir hier nicht gebrauchen".

Obwohl vorallem beim Jüngeren immer mal wieder seitens LP das Wort ADS fiel, weigerten wir uns, ihn abklären zu lassen.

Grund: Seine Unkonzentriertheit hätte sich durch die Diagnose absolut nicht verbessert. Der Druck, Seitens Schule, mit Medikamenten wie Ritalin, etc. das zu unterstützen wäre sehr gross gewesen. Bei allem hätte es immer geheissen, das ist typisch wegen AD(H)S. Auch hätte man uns bei jeder Gelegenheit immer wieder gesagt, wenn wir ihm Ritalin geben, wäre das besser oder nicht so. Er nimmt seit langer Zeit ein pflanzliches Mittel, das ihm hilft, sich besser zu konzentrieren. Für seine sprachliche Defizite hat er Logo und Ergo und nimmt ebenfalls so ca. 1x pro Jahr ein homöopathisches Mittel.

Ich finde es ganz wichtig, dass ein Kind genug Freizeit hat. Dein Sohn muss viel lernen, hat Nachhilfe, kaum Freizeit und ist immer noch am Kämpfen. Es wird in der Schule Jahr für Jahr schwieriger.

Ich würde sonst mit einem Schulpsychologen sprechen (der oder der KJPD hat wohl auch die Diagnose ADS gestellt).

So, wie es jetzt ist, kann es doch nicht mehr weiter gehen.
familie_gss
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 09.04.2013
Beiträge: 8
@ GabrielaA
Die Anregung zur Abklärung kam in unserem Fall nicht von der Schule sondern von uns, nachdem all die Therapien (auch Homöopathie, Kinesiologie ....) nichts genützt haben und alle in der Familie am Anschlag waren. Wir sind dann zu einer Ärztin gegangen, die mit Remo Largo über Jahre gearbeitet hatte und keinen Auftrag von der Schule hatte. Und auch eine gesunde Einstellung zu Jungs und deren Schwierigkeiten im normalen Schulsystem hat. Die Diskussion über Ritalin möchte ich hier bewusst nicht führen, da wir uns die Sache wirklich nicht leicht gemacht haben am Schluss aber schauen mussten, wie wir wieder etwas Ruhe in die Familie bekommen und unser Sohn auch wieder einmal ein Erfolgserlebnis haben konnte. Er weiss nun, dass er wenn er konzentriert lernen kann auch gute Noten kommen können. Aber es gibt halt noch Lücken und er hat nach wie vor grösste Mühe sich zu organisieren, einzuteilen und sorgfältig zu arbeiten.

Daher tendiere ich dazu ihn eine Klasse tiefer einstufen zu lassen.

Ich nehme aber gerne deine Anregung auf mit dem Schulpsychologen zu sprechen, dessen Meinung würde mich auch interessieren. Das wäre warscheinlich eh Vorraussetzung wenn die Lehrerin mit einer Rückstufung nicht einverstanden ist.

Nuvole
Dabei seit: 02.06.2007
Beiträge: 1743
Kenne mich mit ADS nicht aus. Aber mit dem Kanton Zürich. Zwei Stichworte an eurer Anfragen sind mir gerade aufgefallen:

"Frisch ab Hochschule": zweimal haben wir das nun erlebt, zwei Lehrerinnen, die mit dem Turbo durch den Stoff rasen. Ein Praktikumslehrer hat mir das bestätigt: er müsse immer bremsen. Ich denke, dass das euer Problem verschärft.

"Konzentrationsschwäche": habe auch so eine, die Aufgaben immer ein Drama. Mit dem neuen Lehrer klappt es besser, da sie vieles in der Schule erledigen können. Wir haben vor kurzem erfahren, dass sie an einem akuten Eisenmangel leidet und hoffen, dass wir ihren (und unseren) Leidensdruck mindern können.

Ist bei euch die Schule im Moment auch das Hauptthema in der Familie? Mir tun dabei auch die Kinder leid - es gibt ein Leben neben der Schule! Und uns Eltern fällt es schwer zu sehen, dass unsere Kinder auch Qualitäten haben.

Von daher möchte ich euch sehr ermuntern, euch nicht ausbremsen zu lassen. Wie sieht er es? Würde er gern wiederholen? Die 5. Klasse ist in ZH stoffmässig wirklich happig inkl. Französisch. Das Wiederholen würde ihm sicher etwas mehr Luft geben. Und eine neue Lehrperson.
familie_gss
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 09.04.2013
Beiträge: 8
@Nuvole
Ja genau "Turbo" da ist schon was dran. 5 Sprachen fliessend, da ist das bischen Französisch kein Problem. Jede Woche 10 Wörtchen, das bekommen wir ja noch gut hin, dafür gibts dann aber keine Note. Die gibt's erst nach 4 Wochen, dann aber alle 50 Wörter auf einmal. Da fängt man wieder von vorne an. Sie sieht das Problem dabei nicht.
Wir haben regelmässig Wochenenden, an denen wir 3-4 Stunden Englisch oder Franz Voki üben. Ja es gibt eigentlich fast nur noch das Thema Schule oder sonst Diskussionen über Fernsehen und Gamen. Wir haben auch noch einen älteren Sohn, da haben wir ähnliches auch schon durchgemacht.
familie_gss
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 09.04.2013
Beiträge: 8
@Nuvole Sorry ich hab deine Frage gar nicht beantwortet. Im Moment ist er gar nicht begeistert von der Idee zu wiederholen. Er möchte seine Kollegen nicht verlieren.
Seinen besten Freund hat er allerdings noch im Sport, daher wird diese Verbindung nicht abreissen und in der Nachbarschaft hat er Kinder mit denen er spielt, die auch nicht in seiner Klasse sind.
Ich denke es wird sicher am Anfang nicht einfach für ihn in einer neuen Klasse. Er braucht immer etwas Zeit sich anzufreunden, dann ist er aber der treueste Freund, den man sich wünschen kann.
Mein Mann hat übrigens in der Primarschule auch in der 6. wiederholt, ganz ähnliche Erfahrungen (vielleicht verrerbt icon_confused.gif). Jedenfalls hat er es so auf die Sek A geschafft und ist seiner Mutter heute noch sehr dankbar, dass sie damals so entschieden hat.
Globi
Dabei seit: 30.07.2008
Beiträge: 2774
A propos 6. Klasse: Wäre mit jetzt neu, dass man im Kanton Zürich einfach so die 6. Klasse wiederholen könnte. Genau aus dem Grund nicht, dass man einfach gute Noten erhält, und somit ins A kommt. So wie ich es kenne, geht nur Repetition in der 5. oder früher. In der 6. nur in ganz speziellen Fällen.

Zum Thema: Ich frag mich einfach, ob das bei einem ADS was bringt. Die Unkonzentriertheit, die Probleme sich was zu merken, Hausaufgaben erledigen, etc. werden ja nicht besser. Vielleicht geht das wiederholte Schuljahr dann besser, aber was ist nachher? Und wird das Kind motivierter, wenn es sich neu in eine Klasse einordnen muss?

Andererseits kann ein Lehrpersonenwechsel fast Wunder wirken.

Das Kind sollte aber doch auch in die Entscheidung miteinbezogen werden.

Ob ihr als Eltern eine Wiederholung durchsetzen könnt, weiss ich nicht. Nur, dass wenn eine Lehrperson nicht will, gar nichts geht. Traurig aber war.
familie_gss
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 09.04.2013
Beiträge: 8
@Globi
Es geht bei uns um die 5. Klasse, nicht um die 6. Wenn dann würde er jetzt gleich nach den Skiferien in die 4. Klasse zurück gestuft. Das mit der 6. sehe ich ganz genauso.

Bei ADS sind sich die Experten anscheinend einig, dass bei Kindern, die früh eingeschult werden, also kurz vor dem Stichtag die Zahl der ADS Diagnosen deutlich höher ist, als wenn sie etwas älter sind. Ich habe das gleiche schon beim älteren Sohn durchgemacht. Bei beiden hätte ich jetzt nachträglich drauf bestanden, dass sie erst ein Jahr später in den Kindsgi gekommen wären. Ich glaube das hätte schon eine gewisse Entlastung gebracht. Schlauer ist man aber immer erst hinterher.
Er ist ja nicht hyperaktiv (das wäre noch schwieriger) sondern hat Mühe sich auf Dinge zu konzentrieren, die er nicht so interessant findet.
An einem Lego-Raumschiff kann er z.B. 4 Stunden konzentriert nach Anleitung bauen bis es fertig ist. Das hat schon auch etwas mit Reife zu tun.

Aber ich bin mir eben auch nicht ganz sicher, was denn nun das Richtige wäre!
Globi
Dabei seit: 30.07.2008
Beiträge: 2774
Eben das mit der Konzentration macht mir sorgen: Würde sich das ändern? Reifer wäre das Kind sicher. Aber wenn der Bub partout nicht will könnte es ja auch kontraproduktiv sein.

Schwierige Entscheiung habt ihr da vor euch. Wünsche euch alles Gute. Bin gespannt, wie ihr euch entscheidet. Und dann auch ob es so richtig war oder nicht.
Gerdi
Dabei seit: 23.11.2004
Beiträge: 324
Ich habe auch ein ADS-Junge. Er ist nun in der 6. Klasse. Allerdings hatten wir das Glück, dass er eine sehr gute, schon ältere 3. Klass-Lehrerin hatte. Die machte uns darauf aufmerksam, dass er immer am Träumen sei. Sie hätte auch das Gefühl, dass er eigentlich ein sehr guter Schüler wäre, aber halt durch seine Träumereien sehr viel verpasse. Wir liessen ihn dann abklären und es wurde die Diagnose einer ADS aber ohne Hyperaktivität gestellt. Ab der 4. Klasse bekam er dann Ritalin. Ein neues Leben begann, er brachte gute bis sehr gute Noten nach Hause und ist viel ausgeglichener. Bei uns gibt es Sekundarschule und Realschule. Er kommt ganz klar in die Sek.
Anfangs brauchte es aber doch einiges, bis er den Stoff, den er halt schon verpasst hatte, wieder drin hatte.

So würde ich dir empfehlen, deinen Sohn nochmals die 5. Klasse wiederholen zu lassen. So kann er alles nochmals repetieren, den Schulstoff vertiefen und ich wäre dann auch gar nicht überrascht, wenn er Sek A problemlos machen würde. Ausserdem ist er dann auch etwas älter, was jedem Junge zugute kommt.

Dazu kommt, dass er die Chance auf eine Lehrperson hätte, die sich vielleicht auch mit ADS-Kindern auskennt und ihm so vielleicht auch etwas helfen kann.