Mobbing in der Schule (langer Text!)

melli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 03.01.2005
Beiträge: 780
Mein Sohn geht in die 1. Klasse. Im Kindergarten war er immer gut integriert und kam immer gut gelaunt nach Hause. Seit der Schule ist alles anders. Schon von Beginn weg kam er wütend nach Hause. Kurz vor den Herbstferien rückte er dann endlich mit der Sprache heraus - er wurde von anderen Kindern geplagt. Darunter auch sein ehemals "bester Freund" aus dem Kindergarten, welcher sich unterdessen einem "Club" angeschlossen hatte. Dieser Club hatte es sich offenbar zum Ziel gesetzt, meinen Sohn zu schickanieren. Alles fing verhältnismässig harmlos an mit "Tschäpper" wegnehmen, blöden Äusserungen und Ausschluss. Einige Tage vor den Herbstferien kam mein Sohn freudestrahlend nach Hause, er sei jetzt auch in diesem Club. Vor einigen Tagen entdeckte ich auf dem Rücken meines Sohnes aber einen gewaltigen blauen Fleck. Er sagte, ein Zweitklässler und ein Einführungsklässler hätten ihn auf einen Stein gedrückt und ihm den Rücken verhauen - alle anderen hätten dabei zugesehen. Ich beschloss, die Lehrerin zu informieren. Einen Tag später musste ich in der Schule etwas vorbeibringen und konnte live beobachten, wie der ehemals beste Freund sein gestrecktes Bein in den Bauch meines Sohnes rammte und ca. 10 Schüler ringsherum standen und zuschauten! Eine ältere Schülerin sagte mir dann, dass er ständig verhauen würde und auch schon gewürgt worden sei. Ich bin echt sprachlos! Natürlich habe ich sofort mit der Lehrerin gesproche, welche darauf mit den betroffenen Schülern gesprochen hat. Und jetzt kommts: Mein Sohn hat gesagt, er wisse nicht mehr was passiert sei! Er nimmt seine Peiniger in Schutz. Mir ist völlig klar warum er das tut. Er will einfach mit allen gut auskommen. Punkt. Mit zwei Müttern habe ich bereits das Gespräch gesucht, auch sie waren schockiert von ihren Kindern. Seither wird mein Sohn zwar nicht mehr verhauen, dafür geschnitten. Und jetzt steht auch noch sein Geburtstagsfest vor der Tür. Und er möchte genau diese Jungs einladen. Wie soll ich mich verhalten? Ich weiss nicht mehr weiter...
melli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 03.01.2005
Beiträge: 780
Ähm ja, schikanieren sollte das heissen...
Gelöschter Benutzer
Ja, ladet diese Jungs ein. Mein Vorschlag: gleich am Mittag nach der Schule kommen sie mit ihm heim und ihr esst zusammen. Danach gehen sie wieder in die Schule. Kurz, schmerzlos und unter deiner Aufsicht. Vielleicht ist es eine Chance für einen neuen Anfang?

Was mich immer wieder wundert: Warum Lehrpersonen einfach wegsehen bei solchen Sachen! Ist halt bequemer...Ich finde gut, dass du mit der LP das Gespräch gesucht hast. Beobachte es weiter. Wenn es nicht bessert, weiter an die Schulleitung, Schulpsychologischer Dienst einschalten. Für weitere Vorfälle: Führe Protokoll, mache Fotos von den Verletzungen und gehe zum Arzt. Dann seit ihm am längeren Hebel sollte es hart auf hart kommen.
Hat dein Sohn die Möglichkeit, Gspänli ausserhalb der Schule zu finden, in einem Sportverein, Pfadi, etc? Wäre noch gut für sein Selbstwertgefühl. Alles Gute und viel Kraft euch! Und danke, dass du dich für dein Kind einsetzt!!
Gelöschter Benutzer
Jungs einladen natürlich. Dann das Gespräch mit dem Schulsozialdienst suchen und/oder LP, damit die ein Auge auf die Situation haben und mit den Kindern daran arbeiten. Nicht nur als Sofortmassnahme, sondern langfristig. Davon profitieren alle.

Auch wenn es für uns Frauen manchmal schrecklich wirkt, ist das gar nicht immer so heftig wie wir denken, und oft ist es nur eine etwas unglückliche Verwicklung, die gelöst werden muss. Es sind Kinder, man muss ihnen helfen, den richtigen Umgang zu lernen. Und das müssen sie, sie werden viele Jahre miteinander in die Schule gehen. Dein Sohn wird auch viel lernen dabei, wenn er sich mit ihnen arrangieren kann anstatt ihnen aus dem Weg zu gehen. Und das möchte er ja, deshalb lädt er sie zum Geburi ein. Guter Schritt!

Mein Sohn war anfangs 1. Klasse auch mal in dieser Lage. Dank den oben genannten Massnahmen hat sich das alles aufgelöst und alles hat sich eingependelt. Es gab auch nie mehr Probleme (er ist jetzt in der 4.) und mit den drei Jungs, die ihn damals plagten, ist er befreundet, einer ist sogar sein bester Freund.
~Tornado~
Dabei seit: 25.01.2005
Beiträge: 1384
@vertrauen

warum gehts du davon aus, dass die LP wegschauen?

www.elterncoach.ch
Gelöschter Benutzer
@Tornado: daher gehe ich davon aus:

"Eine ältere Schülerin sagte mir dann, dass er ständig verhauen würde und auch schon gewürgt worden sei. "

Mir muss niemand erzählen, dass solche Vorkomnisse unbemerkt bleiben. Eine Schülerin beobachtete solche Sachen, wie ist es möglich, dass die LP erst interveniert, nachdem melli selber so etwas beobachtet hat und sich an die LP wendet? Wo ist die Pausenaufsicht, etc.

Und selber habe ich leider schon oft die Erfahrung gemacht, dass die LP gerne wegschauen. Jedenfalls während der Primarschulzeit bei uns. Jetzt in der OS weht ein komplett anderer Wind. Da reissen sich die LP regelrecht einen aus um solchen Sachen Paroli zu bieten, mit grossem Erfolg übrigensicon_smile.gif!
melli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 03.01.2005
Beiträge: 780
Danke euch! Tja, vermutlich habt ihr recht. Einladen wäre wohl das Klügste... Es geht mir einfach gegen den Strich, dass ich Jungs bei mir zu Hause habe, welche meinen Sohn in der Schule plagen. Ich finde es irgenwie auch nicht schlecht, wenn sich mein Sohn etwas abgrenzt. Ich bin froh wenn er das kann. Denn er ist der Typ "ich halte noch meine andere Wange hin"...
Etwa übertrieben gesagt kann ihn ein Schüler verprügeln und eine halbe Stunde später spielt er mit demselben Fussball. Ich möchte einfach nicht, dass sein Verhalten ausgenützt wird. So nach dem Motto: Der kommt ja eh wieder.
Ganz ehrlich habe ich mich auch schon gefragt, wie eine Pausenaufsicht solche Dinge übersehen kann. Der Vorfall, welchen ich beobachtet habe geschah an einer exponierten Stelle. Die Kinder rotteten sich regelrecht um meinen Sohn. Die Pausenaufsicht kam erst angerannt, als ich schon meinen Sohn tröstete! Und sie fragte was passiert sei - ja hallo?! Von der Klassenlehrerin fühle ich mich aber verstanden und ernst genommen. Ich bin sicher, sie wird die Situation im Auge behalten.
mercedes
Dabei seit: 14.02.2002
Beiträge: 445
Wenn an einer Schule solche Gewalt toleriert wird, dann haben die Lehrpersonen einiges nicht im Griff! Unser Sohn geht seit dem Sommer in eine neue Schule und dort wird in keiner Weise Gewalt toleriert. Pausenaufsicht usw. existiert dort nicht nur als schönes Wort. An seiner alten Schule wurde mein Sohn aufs Übelste gemobbt, es verging kein Tag ohne dass er physische und psychische Gewalt erlebte. Alle Gespräche mit den Lehrpersonen fruchteten nichts, auch der eingeschaltete Schulpsychologe rannte an eine Mauer. Jetzt ist einfach ein Anderer das Opfer..... Ich finde so etwas unmöglich und habe immer noch eine unglaublich Wut in mir. Obwohl wir jetzt erleben, dass es eben auch anders geht!
cassiopeia
Dabei seit: 11.08.2004
Beiträge: 234
Ich verstehe dich sehr gut, aber ich würde die Jungs wohl einladen.

Den Gedanken, dass er "ausserhalb" Kontakte findet - Sportverein oder so, finde ich auch gut, stärkt sein Selbstvertrauen.

Den Rundumschlag gegen die Lehrpersonen kann ich nur schlecht akzeptieren. Schade, wenn jemand so schlechte Erfahrungen gemacht hat! Es gibt durchaus auch Lehrpersonen, die hinschauen!!! Und eine Pausenaufsicht sieht nicht alles, die "Schlimmen" wissen haargenau, wann die Pausenaufsicht die fiesen Taten gerade nicht sehen kann.
Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 1023
Das ist schlicht und einfach MISSBRAUCH. Missbrauch ist ein tiefer, massiver Eingriff in die SEELE des Menschen - und zwar beim Opfer wie beim Täter. Und was tut unsere Pädagogik? Sie redet auf den BEWUSSTEN VERSTAND (der Täter) ein, der überhaupt nichts damit zu tun hat und sich a) ungerecht behandelt und ebenfalls missbraucht fühlt und b) sich zwar der Gewalt beugt aber dafür noch sublimer signalisiert, dass man die Problemlösung völlig falsch angegangen ist. Man hat die "Bösewichte" unter Druck gesetzt aber nicht ihre innere Einstellung und die dahinter ebenfalls drückenden Kräfte gelöst. Das Problem geht also unterschwellig weiter und wird füher oder später stärker eskalieren.
Als Ich-kann-Schule-Lehrer finde ich es UNMÖGLICH, dass Schule da wietergeht als ob nichts gewesen sei. Gerade in solchen Fällen, wo es wirklich darauf ankäme, zeigt sich sehr deutlich, dass unsere Schulen nur Lehrplanvollzugsanstalten sind. Sie lügen immer noch vor, dass sie einen aufs Leben vorbereiten wollen, aber sie interessieren sich kein Bisschen für das Leben - dafür ist keine Zeit.
Gehen wir mal zu Dir und Deinem Jungen. Du hast gut erspürt, dass da IN IHM eine Weichenstellung zustande gekommen ist, die nicht akzeptabel ist. Die Macht, die hier Fremde durch Gewalt auf sein Leben ausüben, steht ihnen nicht zu. Und schon gar nicht automatisch. Diese (ich nenn es einmal) Weichenverstellung ist im UNBEWUSSTEN Deines Jungen. Das ist eigentlich die Instanz, die alle Lebensfunktionen steuert ujnd wo alle Talente liegen. Fürs Überleben war es hilfreich, aber wir sollten das nicht zum UNBEWUSSTEN LEBENSPROGRAMM werden lassen, sonst zieht Dein Junge Täter an wie ein nasser Schwamm und die müssen ihm was antun, selbst wenn sie gar nicht wollten. Um die Weichen für das Leben neu zu stellen, ist ein Gespräch mit seinen UNBEWUSSTEN KRÄFTEN notwendig. Ich empfehle dazu die Schlafsuggestion, weil da der Verstand nicht dazwischenquatscht und weil Du Deinen Jungen erst einmal selbst in tiefe Ruhe und Entspannung führen kannst: mit GUTEN WORTEN. Es geht nicht gegen jemand oder etwas, es geht nur FÜR eine gute Entwicklung, für die Stärkung der geschwächten Kräfte, für ihre Aufrichtung, ihr Wachstum, ihre gute Entwicklung, ihre neue Ausstrahlung von Friede und Kraft und Harmonie, die alle Menschen in der Umgebeung befriedet, harmonisiert, aufrichtet usw. Den Tätern fehlt ja selbst soviel, und da sie es nicht in deutschen Sätzen sagen können, inszenierenn sie ihr eigenes Unglück, indem sie es in andere projizieren und es diesen antun.
Wenn Du Deinen Jungen und seine UNBEWUSSTEN Kräfte gestärkt und aufgerichtet hast, kannst Du ihnen auch sagen, sie sollen Dir alles sagen oder zeigen, was Du wissen musst, um zu helfen. Vielleicht spricht er dann im Traum und erzählt Dir noch einiges, was geschehen ist. Du zeigst ihm dann, dass Du immer verlässlich auf seiner Seite stehst. Du sprichst seinen Kräften erneut Kraft, Stärke, Wachstum zu und malst ihm seine gute Entwicklung aus, wie Ihr es schaffen werdet.
Am Nachmittag, nehmt Ihr Euch dann einmal Zeit für Überlegungen "Was zwingt Kinder, andere Kinder so bös zu behandel? Was haben die selbst erlebt? Wie geht es ihren GUTEN, FEINEN Kräften?" Dann erkennt Ihr, dass sich die GUTEN Kräfte in diesen Kindern nicht durchsetzen können, weil sie - wie so oft im Leben - noch die Prügel dafür bekommen, was andere Kräfte angestellt haben. Wir müssen also die GÜTE in den Übeltätern stärken, damit sie die Überhand gewinnt. Zum Glück brauchen wir dafür nichts anderes zu tun als den Kräften der Betroffenen IM GEISTE das zuzudenken und zuzusprechen, was ihnen für ihre gute Entwicklung fehlt. Ich nenne es oft "Zaubern" und hab es immer wieder ausprobiert, es klappt vorzüglich. Es ist vor allem für das zunächst noch schwache Kind von Vorteil, wenn es erlebt, dass es selbst SOUVERÄN etwas tun kann, was ihm mächtig EINFLUSS verschafft. Und Einfluss bekommt man nie durch Druck sondern immer dasdurch, dass man IM GEISTE die Kräfte des anderen BESSER behandelt als er selbst.
Wenn das Zaubern nach ein paar Tagen erste Ergebnisse zeitigt, könnt Ihr souverän entscheiden, wen Ihr zum Geburtstag einladet und wie das Zaubern dort und überhaupt weitergeht. Ich freue mich auf Euren Erfolg.
Franz Josef Neffe

"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué