noch eine frage zu POS/ADS

Gelöschter Benutzer
Ich habe der Lehrerin auch nachgeben und den POS Test machen lassen.
Er hat auch hier und da etwas Mühe. Der Kinderarzt hat gesagt; viel Geduld und Zeit. Aber fast im gleichen Atemzug kam er schon mit dem Ritalin.
Wenn es nicht extrem ist , wirklich Zeit lassen. Ich muss mich auch zusammenreissen betreff Geduld. Aber es hat sich gelohnt und es hat sich schon sehr gebessert. Aber auch bei ihm , wie bei jedem von uns, geht es mal besser und mal schlechter.

@ Vertrauen
das kann ich nur unterstreichen.
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
@Vertrauen

Es geht doch bei einer Diagnose nicht um eine Schuldzuweisung (..den Kindern die Schuld zuschieben...)........Abklärungen sollen dem Hintergrund gemacht werden, dass dem Betroffenen die für ihn richtige Unterstützung geboten werden kann.

Bei den einen Kindern ist es möglich, ihnen einfach Zeit zu lassen - sie machen "den Knopf auf" und schaffen den Anschluss.

Anderen Kindern lässt man Zeit, dabei wird der Abstand zum nächsten immer grösser, sie müssen immer schneller rennen, damit sie den fahrenden Zug noch erwischen.

@nicki80
Es macht Sinn, dass eine Vorabklärung gemacht wird. Wenn sich der Verdacht erhärtet, können weitere Gespräche/Tests folgen. Wenn mit der Vorabklärung deutlich wird, dass die Auffälligkeit aufgrund einer anderen Ursache entsteht, kann diese Richtung eingeschlagen werden.

@all
ADHS/POS zeigen in den seltensten Fällen eindeutige Krankheitsbilder auf. Dazu kommt, dass sich betroffenen Kinder zu Hause meist anders verhalten als in der schulischen Umgebung. Es ist auch so, dass Probleme meist erst in der Schulzeit auftauchen. Zu diesem Zeitpunkt müssen die Kinder lernen, sich auf eine Sache zu konzentrieren, anderes abprallen zu lassen, das Wichtige erkennen - für betroffene Kinder eine grosse, manchmal nicht zu bewältigende Aufgabe. Dadurch, dass das Kind zu Hause diese Auffälligkeiten viel weniger oder gar nicht zeigt, kann es Eltern schwer fallen, zu erkennen, dass das Kind in der Schule Probleme hat. Dabei ist weniger die Art der Schule massgebend als vielmehr die Vielfalt, die vielen Gspändli, die unterschiedlichen und doch allesamt spannenden Inhalte.

Ein möglicher Weg wäre, das Kind zu unterstützen und zu schützen. Dabei kann eine vorgängige Abklärung, Ritalin, Zeit und Musse helfen. Was für welches Kind und für welche Familie der passende Weg ist, kann gemeinsam mit Fachpersonen herausgefunden werden.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
Gelöschter Benutzer
@taraxacum: ich erlebte es aber so. Wir hatten eine extrem überforderte Lehrerin die eigentlich eine Auszeit hätte nehmen sollen. Sie schrie nur noch rum, behandelte die Kinder ungerecht, gab eigentlich gar keine Schule mehr. Statt dessen bot sie Kind um Kind zum Schulpsychologen auf und beklagte sich bei uns Eltern über die angeblich sieben Stück ADS Kinder in ihrer Klasse. Komisch, kaum hatten unsere Kinder das Schulhaus gewechselt, ging alles tip top, die Noten stiegen überdurchschnittlich etc. DAS meinte ich mit "den Kindern die Schuld in die Schuhe schieben".
Zoe007
Dabei seit: 28.02.2007
Beiträge: 1663
Es kommt schon auch sehr auf den Kinderarzt an. Es soll sogar solche geben, die jedem Kind ADS oder ADHS diagnostizieren, wenn die Eltern das wünschen, aber es gibt auch das Gegenteil.

Leider kann auf diesem Gebiet viel Missbrauch betrieben werden, weil es als Basis keine klaren und verbindlichen Tests gibt, sondern nur eine Häufung von Anzeichen.
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
Ich denke, vieles bei den Symptomen hat auch mit der Hirnreife zu tun. Es sind nun mal nicht alle Kinder dafür gemacht, bereits mit 10 Jahren 6-7 Schulstunden zu sitzen und danach nochmals für die Hausaufgaben die Kraft aufzuwenden, wieder zu sitzen und sich nochmals zu konzentrieren.

Bei vielen erübrigt sich dies im Teeniealter, bei manchen bleibt es lebenslang. Das sind für mich dann die ECHTEN ADS-ler.

Trotzdem müssen ALLE Kinder nach Schema F laufen - zum Wohle der Wirtschaft, damit alle möglichst wertvolle (=super funktionierende und getrimmte) Arbeiter werden.
taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
Beiträge: 1317
@Zoe007

Es gibt sehr wohl Tests zur Abkärung, wie auch Diagnosekriterien, die erfüllt sein müssen. So ist zum Beispiel ein Hauptmerkmal ein Mangel an Ausdauer bei Beschäftigungen, vorzugsweise bereits feststellbar vor dem 5. Altersjahr. Um dies zu beurteilen, sind vorwiend die Eltern gefragt. Doch werden alle Eltern ihr Kind anders einschätzen...bei den einen ist es ausreichend, wenn sich ein 5jähriges während 10 Min. mit etwas beschäftigen kann, für andere Eltern müssen mindes. 30 Min. drinliegen. Für die Fachperson ist es sehr anspruchsvoll, die Eltern diesbezüglich zu befragen ohne sie zu verärgern oder sie zu verunsichern.
Daran wird ersichtlich, wie schwierig es ist, gesicherte Diagnosen zu stellen. Psychische Krankheiten sind meist nicht so offensichtlich wie ein Beinbruch zu diagnostizieren - die Fachpersonen brauchen dazu die Unterstützung der Betroffenen und derer Umfeld.

@Vertrauen
Wenn dann die abklärenden Fachpersonen sich ausschliesslich auf die Informationen der Schule abstützen, ist das natürlich unzufriedenstellend. Es freut mich, dass sich die Kinder erholen und gut entwickeln konnten.

Ich erachte es als wichtig, dass keine Pauschalurteile abgegeben werden. Wie bei anderen Krankheiten kann es natürlich auch hier Fehldiagnosen geben. Dennoch ist es für viele Betroffene ein Segen, wenn sie (endlich) eine Diagnose und eine adäquate Begleitung haben.

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
Es gibt eine recht standardisierte Untersuchung auf ADHS, und wenn Dein Kinderarzt 2 Stunden lang untersucht hat, hört es sich schon recht danach an. Aber die Diagnose steht halt nicht durch ein exaktes Ergebnis in den Teilleistungen der Untersuchung, sondern durch die Summe der Unterschiede in den einzelnen Tests, verglichen mit einem Kind ohne ADHS.
Ein Kinderarzt, der ein ADHS diagnostiziert, sollte meiner Meinung nach
eine Zusatzausbildung dafür haben (nachfragen).

Und dann gibt es natürlich noch ganz unterschiedliche Auffassungen zur Therapie. Ich persönlich denke, dass man, wenn man die Zeit hat, und der Leidensdruck nicht zu gross ist mit stützenden, die Reifung fördernden Therapien anfangen sollte, z.B. Psychomotorik. Evtl. unterstützt durch Alternativmedizin, aber nur eine Methode. Man sollte im Kopf haben, dass ADHS auch in der Alternativmedizin ein Riesenmarkt ist, und auch hier skepptisch sein, und nicht ständig von Methode zu Methode springen.

Je nach Kind, kann Ritalin völlig unnötig , oder dringend nötig sein, um dem Kind überhaupt die Möglichkeit für soziale Kontakte, Ruhe und eine geeignete Situation zum Erlangen von Reife zu geben.
Je nach Leidensdruck des Kindes und der Familie, kann Ritalin auch erst mal der Rettungsanker sein, der ein erstes Luftholen ermöglicht.
Genauso gut kann es sein, dass ein Kind rein durch ein geeignetes Umfeld, Unterstützung und Zeit, ohne Ritalin auskommt.

Und, einmal Ritalin heisst ja nicht immer Ritalin. Man kann es auch einfach einmal ausprobieren. Wobei man sich bewusst sein sollte, dass u.U. viel Zeit und Erfahrung notwendig sein kann, die geeignete Dosierung zu finden.
Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
@Muffwuff: Ich glaube kaum, dass das Ziel eines behandelnden Kinderarztes ist, aus möglichst allen Kindern gut funktionierende Arbeiter zu machen.

Ich hoffe doch sehr, das das Ziel glückliche Kinder und zufriedene Erwachsenen sind, die eine Tätigkeit ausüben, die ihnen liegt und ihrem Potential entspricht.
Gelöschter Benutzer
eure postings sind sehr interessant, danke.

mein sohn hat eben schulisch keine probleme bis auf die situation, dass er aufgaben, welche die gesamte klasse betreffen, weniger gut ausführen kann. z.b. "schlagt seite 40 auf", "holt bitte die schere und rote farbe" etc. aber auch das nicht so arg auffällig, keiner der (ehem.) lehrer hätte ihn abklären lassen deswegen. der kia hat uns geraten genauer hinzuschauen wegen dieser auditiven wahrnehmungsstörung. der kia hat weiterbildungen in diesem bereich und die IV schickt in dieser region kinder zu ihm für weitere abklärungen.

ansonsten ist er in gewissen situationen emotional nicht immer seinem alter entsprechend, habe ich zumindest das gefühl. aber auch hier: er hat schulfreunde, viele hobbies, fügt sich in gruppen glaubs relativ gut ein.

ach es ist schwierig, ich möchte diese 2, 3 dinge nicht pathologisieren, andererseits möchte ich alles erdenkliche tun, um seine entwicklung zu fördern.
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
@Manya
Ich schreibe nirgends, dass dies das Ziel der Ärzte ist. Im Gegenteil - unser Kinderarzt ist eher der "lockere" Typ, der die Probleme eher bei den Lehrern und weniger bei den Kindern sieht.

Ich denke, es ist der Druck der Gesellschaft. Seit einigen Jahren geistern das "Pisa"-Phantom herum, und so wird in den Schulen fleissig drauf hin gepaukt, damit unsere Kinder sich Rang um Rang nach vorne arbeiten.

Ich spüre die Verfolgung dieses Ziel ganz stark an unserer Schule. Und ich finde das nicht nur gut, denn hier ist das Ziel nicht, dass es den Kindern in erster Linie gut geht...

Wir wohnen in einem Dorf, in dem ein überdurchschnittlicher Bildungsstand der Eltern mit schulpflichtigen Kindern vorhanden ist. So ist der Druck auf die Schule höher als in einem Ort, wo z.B. der Ausländeranteil höher ist.

Die letzte Lehrerin hielt meinem Sohn in der 2. Klasse eine Standpauke, weil er z.T. schludrig schreibt und nicht ganz so ehrgeizig ist, wie sie (sich das wünscht). Der O-Ton: "wir sind hier in der Schweiz und hier wird gearbeitet. Und wenn Du mal an die Gymiprüfung willst, dann musst Du schon noch einen Zacken zulegen..."

Mein Sohn hat nie den Wunsch geäussert, dass er an eine Gymiprüfung will.... Zudem würde er sicher schöner schreiben, wenn er das könnte.... Ich merke des öfteren, dass die Lehrer von AD(H)S im Grunde zu wenig wissen.

Was Du von den Therapien schreibst, finde ich übrigens gut - da sind wir ja mal gleicher Meinungicon_wink.gif)))