Repetition - Eure Erfahrungen?

beobachterin
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 17.02.2009
Beiträge: 13
Mich würde interessieren, ob es unter Euch jemanden gibt, dessen Sohn oder Tochter eine Klasse wiederholen musste und welche Erfahrungen Ihr bzw. Eure Kinder damit gemacht habt? War das positiv oder eher schwierig und hat nichts gebracht?

Ich bin Journalistin und schreibe einen Artikel darüber in einer bekannten Schweizer Zeitschrift. Dafür suche ich Kinder und Eltern, die bereit wären, mir von ihren Erfahrungen zu berichten. Bitte meldet Euch doch hier, falls Ihr Interesse habt und mehr Details erfahren möchtet: beobachterinWe do not like spam..@.. so please: No spamming!gmxWe do not like spam..... so please: No spamming!ch

Oder diskutiert einfach hier im Forum munter drauf los - ich bin gespannt auf Eure Meinungen/Erfahrungen!
cucuseli
Dabei seit: 12.03.2005
Beiträge: 687
Mein Sohn, unterdessen 18 ahre alt, ist mir auf immer und ewig dankbar, dass ich es ihm ermöglicht habe zu repetieren!
Es war die beste Entscheidung. Er ist jetzt halt ein Jahr älter, aber grad bei Kindern die nicht so schnell entwickelt sind spielt das doch gar keine Rolle. Er ist unterdessen im zweiten Gymi.
Wie oft hat er schon gesagt ohne diese zusätzliche Zeit wäre er nicht da wo er jetzt ist!
Er hatte massive Probleme bei Schuleintritt, musste in den Sprachheil-KG und danach kam er in die Kleinklasse.
Nach der Repetition ging es stetig aufwärts.

Geniesse dein Leben jeden Tag
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
Mein jüngerer Sohn hat - auf Anraten seiner LP und später vor allem auf seinen Wunsch hin - die 5.Klasse Primarschule wiederholt.

Für seine persönliche Entwicklung war es der absolut richtige Schritt - schulisch ein Desaster.

Aber nun arbeitet er daran, dieses auszubügeln und dabei hilft ihm, dass er persönlich viel dazugewonnen hat.

Ich denke, also bin ich hier falsch !
Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 0
Probleme erscheinen immer als Sachprobleme,
aber sie sind es nicht.
Sie sind immer persönliche Probleme.

Die Pädagogik hängt sich in aller Regel an das Sach=SCHEIN-Problem.
Man muss es mehr, öfter, stärker, länger üben.
Niemand achtet darauf, dass nicht die Lösung sondern das Problem geübt wird.
Davon wird die Person nicht satt sondern matt (Burnout) und platt (Depression).
Auf diese Weise dient die Pädagogik der ständigen Problemvergrößerung und -vermehrung.

In der neuen Ich-kann-Schule ist das erkannt.
Dort wird nicht das SCHEINproblem sondern das SEINSproblem angegangen und bewältigt:
Wir sorgen für PERSÖNLICHKEISTWACHSTUM.
Wenn der Mensch WÄCHST wird er dem Leben GEWACHSEN.
Dann kann er auf einmal Dinge, von denen alle glaubten, er könne sie nie - ohne dass er dafür auch nur einen Buchstaben oder eine Zahl geübt hätte.
Ein einfaches, jederzeit reproduzierbares IKS-Experiment.
WIEDERHOLUNGEN zeigen nur davon, das weder der/die Betroffene noch irgendjemand sonst das WESENtliche verstanden hat.
WIEDERHOLUNGEN sind ein LOTTERIESPIEL für Blinde.

Die entscheidenden, tatsächlich zuständigen Kräfte werden nicht durch eine Papierpädagogik der blinden Anstrengung und Verausgabung gelenkt sondern in feiner, sensibler geistig-seelischer Präzisionsarbeit.

Ich grüße freundlich.

Franz Josef Neffe


"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué
beobachterin
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 17.02.2009
Beiträge: 13
Hallo zusammen und danke für Eure bisherigen Beiträge!

@cucuseli: da hat Ihr Sohn aber eine ganz schöne Karriere hingelegt: von der Kleinklasse ans Gymi, Hut ab!

@Blue64: würde mich interessieren, was genau "schulisch ein Desaster" war, können Sie das näher beschreiben?

Insgesamt ist es ja ziemlich umstritten, ob Klassenwiederholungen etwas bringen oder ob sie nicht eher kontraproduktiv sind (z.B. weil sie am Selbstbewusstsein nagen und ein Kind aus dem Klassenverband gerissen wird). Doch die bisherigen Antworten zeigen eben auch schon, dass man da wohl etwas differenzieren muss: je nachdem, kann es sinnvoll sein, eine Stufe zu wiederholen oder eben nicht. Bin gespannt auf weitere Beiträge... icon_wink.gif!

cucuseli
Dabei seit: 12.03.2005
Beiträge: 687
Ich glaube Wiederholen nagt nur am Selbstbewustsein, wenn das Kind nicht will!
Ganz wichtig ist, dass man mit dem Kind im Gespräch ist, und ihm erklärt welche Folgen welcher Schritt hat.

Geniesse dein Leben jeden Tag
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
Thema Klassenverband: hier im Kanton Zürich in unserer Stadt ist es üblich, in der 4. Primarschule alle Kinder des Jahrgangs in neue Klassen zu verteilen und neue Lehrer aufzubieten. Also hier wird das Kind bereits einmal aus einem Klassenverband gerissen und bei meinem Sohn war es zum Negativen, in allen Belangen. Die Lehrerin ein pädagogischer Knieschuss und die Klassengemeinschaft nicht vorhanden und hauptsächlich mit Mobbing beschäftigt.

Das Wiederholen in einem neuen Schulhaus, mit neuen Klassenkameraden hat meinem Sohn extrem gut getan - er ist aufgeblüht und wurde wieder er selbst. Die neue Lehrerin war frisch von der Akademie und absolut unfähig, pädagogisch neue Wege zu gehen. Klassenhaftung bei Vergehen eines Einzelnen war so ziemlich das beliebteste Mittel, die Kinder in der Spur zu halten. banghead.gif
Das Lernen hat er verlernt - die Klasse, die er wiederholte, absolvierte er spielend, weil er alles schon kannte, die darauffolgende war dafür ein schulisches Desaster. Er ging gerne in die Schule, aber lernen wollte er nicht.

Seit Sommer ist er nun endlich in der Oberstufe, zwar tiefer eingestuft, aber ich erkenne ihn kaum mehr: endlich Lehrer, die "erwachsen" mit den Kids umgehen, er lernt gerne, er ist sehr motiviert und hat Erfolg um Erfolg.

Ich denke, also bin ich hier falsch !
beobachterin
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 17.02.2009
Beiträge: 13
@Blue64: da sieht man, wie viel Schulerfolg zu tun hat mit Dingen, die eigentlich nichts mit Können zu tun haben, sondern mit Wollen (also Motivation). Und motiviert ist man eben nur, in einem Umfeld, dass dies auch fördert... Aber schön, dass es jetzt doch noch geklappt hat und besser läuft!
Dass Ihr Sohn sich im Wiederholungsjahr gut machte, dann aber wieder "zurückfiel" ist übrigens durchaus keine Seltenheit. Es konnte sogar wissenschaftlich belegt werden, dass repetieren in den meisten Fällen nichts bringt: im Wiederholungsjahr lernen die Schüler nichts Neues (sie haben ja alles schon mal gehört), im Folgejahr stehen sie dann wieder am gleichen Punkt wie die anderen ihrer (neuen) Klasse und müssen wieder kämpfen, um mithalten zu können. Der Grund, weshalb sie vorher das Tempo nicht mithalten konnten, wird gar nicht angeschaut. Das ist wohl auch das, was Franz Josef Neffe angesprochen hat in seinem Beitrag.
Blue64
Dabei seit: 20.08.2003
Beiträge: 1456
beobachterin, ich könnte 2 Bücher schreiben über Lehrer/Schule/Schulsystem und vor allem : Lehrerausbildung!

Ich bemängle in allererster Linie diese - wenn Lehrer dort nichts anderes lernen, als 100-jähriges Schubladendenken weiterhin als Lehrinstrument erster Wahl zu verwenden, wird sich nie etwas ändern.
Da hab ich mit Quereinsteiger-Lehrer viel viel bessere Erfahrung gemacht.

Ja, mir wurde abgeraten, meinen Sohn wiederholen zu lassen, von seinem Psychologen, von der Schulleiterin - aber seine Klassenlehrerin hat diesen Punkt betreffend wirklich mit der Angstkeule gearbeitet und Psychomobbing betrieben.

Nun, mich hat der Spruch immer begleitet: was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker! Auf meinen jüngeren Sohn trifft es jetzt zu, Gott sei Dank! Aber es stand oft auf der Kippe und hätte anders ausgehen können.

Das Schlimme, womit man als Mutter in solchen Situationen umgehen lernen muss ist die Tatsache, dass man unterschwellig und zwischen den Zeilen dafür verantwortlich gemacht wird, dass Kind nicht so tickt, wie Lehrerin sich das vorstellt. Und hier authentisch zu bleiben, dem Gruppendruck nicht einfach so, ohne zu hinterfragen, nachzugeben, das ist und war meine strengste Übung! icon_wink.gif

Und an dieser Stelle: DANKE Franz Josef Neffe für Ihre wertvollen Denkanstösse!




Ich denke, also bin ich hier falsch !
Spargel_2
Dabei seit: 26.10.2007
Beiträge: 1388
Hallo
Bei uns wird die Schule in Stufen geführt. Immer zwei Jahrgänge werden zusammen unterrichtet.
Dies erlaubt es, ein Kind eine Stufe in 3 Jahren zu durchlaufen. Das heisst, dass er z.B. die 5./6. Klasse in drei Jahren macht. Somit wird er aus keinem Klassenverband gerissen, weil mindestens die Hälfte ja bleibt und neue Schüler dazu kommen.
Zudem wird an unserer Schule mit Planarbeit unterrichtet. Das gibt die Möglichkeit, dass ein Schüler trotz Wiederholung auch Stoff von der 6. Klasse lösen kann, in Fächern wo er halt gut ist.
Finde ich echt fortschrittlich.
Ich finde es auch wichtig, dass man schaut, warum ein Kind mit dem Stoff nicht zurecht kommt. Denn sonst steht das Kind nach der Repetition wieder am selben Punkt. Der neue Stoff kann wieder nicht verarbeitet werden.

Nehme jeden Tag wie er kommt!