@GabrielaA
"Also: Kinder ohne Ritalin haben gar keine oder wenige Chancen, später mal im Beruf erfolgreich zu werden, mit Ritalin schon eher ?"
Du hast selber kein Kind mit AD(H)S, oder? Diese Aussage verursacht bei mir Kopfschütteln! Das Ritalin wird (oder sollte zumindest) ja nicht als Leistungssteigerung genommen!
Unser Sohn (14) nimmt zurzeit Concerta.
Ich sehe es eigentlich wie La Lune. Es kann einem Kind sehr wohl viel helfen. Ziel ist es aber, eines Tages den Alltag ohne Medikament bewältigen zu können. Es wäre sicher falsch, einem Kind Ritalin zu geben und zu denken, so, jetzt ist alles gut und fertig. Ein Kind mit ADS braucht spezielle Unterstützung, Erziehung und Training. Und ja, ich habe auch einmal irrtümlich eine Ritalin-Tablette erwischt und ich fühlte mich genau, wie wenn ich 20 Tassen Kaffee getrunken hätte. Mein Herz raste und ich fühlte mich überhaupt nicht gut.
Warum wir unserem Sohn Concerta geben?
Er hatte gröbste schulische Probleme, nicht leistungsmässig, er ist sehr intelligent. Die Lehrerin stellte ihn dauernd bloss, er hatte grosse Angst vor ihr und keine Freude mehr an der Schule. Er hatte keine Freunde. Er wurde zunehmend depressiv. Ausschlaggebend für die vielen Probleme war natürlich sein Verhalten. Auch zu Hause war er sehr anstrengend. Die homöopathische Behandlung, die vorher durchaus Wirkung zeigte, schien plötzlich nicht mehr zu wirken. Nachdem wir wirklich alle sehr am Anschlag waren, wagten wir einen Versuch mit Ritalin (ich war vorher lange Zeit auch dagegen bzw. sehr zurückhaltend und wollte es einfach zuerst mit andern Mitteln versuchen).
Wie wirkte es sich aus?
Er hatte plötzlich Freunde und konnte besser mit seinen Mitschülern umgehen. Hatte weniger Konfrontationen mit der Lehrerin, arbeitete konzentrierter, vergass viel weniger, hatte wieder Freude an der Schule, keine depressiven Phasen mehr. Auch der Umgang zu Hause wurde angenehmer.
Negative Auswirkungen?
Er hat weniger Appetit, insbesondere am Mittag.
Nach einiger Zeit mit Ritalin LA fühlte er sich nicht mehr gleich wohl (war entweder unter- oder überdosiert) und so wechselten wir auf Concerta. Damit geht es sehr gut und er fühlt sich wohl. Unser Sohn ist mittlerweilen 14, mitten in der Pubertät und so belassen wir es zurzeit. Er merkt selber, dass es ihm hilft und entscheidet aber z.B. in den Ferien selber, ob er es nimmt oder nicht. Unser Ziel ist es, dass er es mit der Zeit langsam reduzieren kann und nur noch für bestimmte Situationen (z.B. Prüfung) nimmt und irgendwann ganz ohne klarkommt.
Daneben trainieren wir mit ihm vor allem, dass er sich organisieren lernt, seinen Alltag strukturiert, Ordnung hält usw. Das hilft ihm, dass er weniger abgelenkt wird, den Überblick behält, nicht dauernd etwas vergisst oder liegenlässt usw.
Ich sehe die Auswirkungen gesamthaft gesehen positiv. Bin aber auch der Meinung, dass eine sehr sorgfältige Abklärung von kompetenter Seite sehr wichtig ist und unbedingt begleitende Massnahmen nötig sind. Auch die Wahl des Medikaments und die Dosierung sind sehr sorgfältig vorzunehmen. Leider sind meiner Meinung nach viel zu viele Laien am Werk und entsprechend wird Ritalin dann oft verschrieben.
Sehr zu empfehlen sind auch die Veranstaltungen von Elpos.