Ritalin

göiferi
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 17.10.2006
Beiträge: 2
Hallo zusammen
Wessen Kind bekommt Ritalin und kann mir ein bisschen erzählen wie sich das auf das Kind auswirkt? Positiv und negativ. Vertragen es die Kids gut (körperlich) Was hat sich mit der Gabe von Ritalin grundlegend geändert?
Wie habt ihr euch entschieden ob man es gibt oder nicht?
Wir sind mitten in den Abklärungen und ich bin etwas ratlos.
Danke.
nicolinetta
Dabei seit: 31.01.2004
Beiträge: 55
@göiferi
pn an dich!
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Intressiert mich auch grad, bin nämlich eher ein Gegner von Ritalin.
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
@gabrielA
hast du persönlich mit AD(H)S zu tun?
la lune
Dabei seit: 23.01.2007
Beiträge: 167
Ich würde mich einfach sehr gut von Fachpersonen beraten lassen. Jedes Kind reagiert anders auf dieses Medikament und meiner Meinung nach, wird es zu schnell verschrieben.

Dieses Medikament kann ein Segen sein, aber auch das totale Gegenteil!
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Kürzlich hörte ich wieder diese Worte einer Schulleiterin:
"Ich sehe immer noch den Vater da sitzen, der sagte, ohne Ritalin wäre er heute niemals in dieser tollen Position."

Also: Kinder ohne Ritalin haben gar keine oder wenige Chancen, später mal im Beruf erfolgreich zu werden, mit Ritalin schon eher ?
la lune
Dabei seit: 23.01.2007
Beiträge: 167
Gabriela
Da kann die Schulleiterin schon recht haben. Wir kennen auch einen Mann (Brautzeuge von meinem Schwager), der eine sehr gute Postion hat im Beruf. Er selber sagt aber von sich, dass er ohne Ritalin nicht funktioniere, er sei arbeitsunfähig ohne Ritalin. Bevor wir das Thema Ritalin und ADHS thematisiert hatten, hätte ich nie gedacht, dass dieser Mann ADS hat und Ritalin nimmt.

Kenne auch Aussagen wie: "Ich testete das Ritalin von meinem Sohn und fühlte mich danach wie wenn ich 20 Kaffees getrunken hätte" darauf der Sohn: "Genau so fühle ich mich ohne Ritalin!"

Ich sehe dieses Medikament wie ein Rettungsschwimmring an: Wenn du am Ertrinken bist, kann es dein Leben retten. Es ist aber besser, wenn du selber schwimmen kannst.
jacqueline sommer
Dabei seit: 30.06.2002
Beiträge: 1113
@GabrielaA
"Also: Kinder ohne Ritalin haben gar keine oder wenige Chancen, später mal im Beruf erfolgreich zu werden, mit Ritalin schon eher ?"

Du hast selber kein Kind mit AD(H)S, oder? Diese Aussage verursacht bei mir Kopfschütteln! Das Ritalin wird (oder sollte zumindest) ja nicht als Leistungssteigerung genommen!

Unser Sohn (14) nimmt zurzeit Concerta.

Ich sehe es eigentlich wie La Lune. Es kann einem Kind sehr wohl viel helfen. Ziel ist es aber, eines Tages den Alltag ohne Medikament bewältigen zu können. Es wäre sicher falsch, einem Kind Ritalin zu geben und zu denken, so, jetzt ist alles gut und fertig. Ein Kind mit ADS braucht spezielle Unterstützung, Erziehung und Training. Und ja, ich habe auch einmal irrtümlich eine Ritalin-Tablette erwischt und ich fühlte mich genau, wie wenn ich 20 Tassen Kaffee getrunken hätte. Mein Herz raste und ich fühlte mich überhaupt nicht gut.

Warum wir unserem Sohn Concerta geben?
Er hatte gröbste schulische Probleme, nicht leistungsmässig, er ist sehr intelligent. Die Lehrerin stellte ihn dauernd bloss, er hatte grosse Angst vor ihr und keine Freude mehr an der Schule. Er hatte keine Freunde. Er wurde zunehmend depressiv. Ausschlaggebend für die vielen Probleme war natürlich sein Verhalten. Auch zu Hause war er sehr anstrengend. Die homöopathische Behandlung, die vorher durchaus Wirkung zeigte, schien plötzlich nicht mehr zu wirken. Nachdem wir wirklich alle sehr am Anschlag waren, wagten wir einen Versuch mit Ritalin (ich war vorher lange Zeit auch dagegen bzw. sehr zurückhaltend und wollte es einfach zuerst mit andern Mitteln versuchen).

Wie wirkte es sich aus?
Er hatte plötzlich Freunde und konnte besser mit seinen Mitschülern umgehen. Hatte weniger Konfrontationen mit der Lehrerin, arbeitete konzentrierter, vergass viel weniger, hatte wieder Freude an der Schule, keine depressiven Phasen mehr. Auch der Umgang zu Hause wurde angenehmer.

Negative Auswirkungen?
Er hat weniger Appetit, insbesondere am Mittag.

Nach einiger Zeit mit Ritalin LA fühlte er sich nicht mehr gleich wohl (war entweder unter- oder überdosiert) und so wechselten wir auf Concerta. Damit geht es sehr gut und er fühlt sich wohl. Unser Sohn ist mittlerweilen 14, mitten in der Pubertät und so belassen wir es zurzeit. Er merkt selber, dass es ihm hilft und entscheidet aber z.B. in den Ferien selber, ob er es nimmt oder nicht. Unser Ziel ist es, dass er es mit der Zeit langsam reduzieren kann und nur noch für bestimmte Situationen (z.B. Prüfung) nimmt und irgendwann ganz ohne klarkommt.

Daneben trainieren wir mit ihm vor allem, dass er sich organisieren lernt, seinen Alltag strukturiert, Ordnung hält usw. Das hilft ihm, dass er weniger abgelenkt wird, den Überblick behält, nicht dauernd etwas vergisst oder liegenlässt usw.

Ich sehe die Auswirkungen gesamthaft gesehen positiv. Bin aber auch der Meinung, dass eine sehr sorgfältige Abklärung von kompetenter Seite sehr wichtig ist und unbedingt begleitende Massnahmen nötig sind. Auch die Wahl des Medikaments und die Dosierung sind sehr sorgfältig vorzunehmen. Leider sind meiner Meinung nach viel zu viele Laien am Werk und entsprechend wird Ritalin dann oft verschrieben.

Sehr zu empfehlen sind auch die Veranstaltungen von Elpos.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
@jacqueline Sommer: Bei unserem jüngeren Sohn besteht der Verdacht auf AD(H)S. Wie ich schon geschrieben habe, möchten wir ihn z.Z. gar nicht abklären, denn wir fragen uns, was bringt es, wenn wir wissen, er hat ADHS, und wir ihn nicht mit Ritalin behandeln möchten.

Er hat einzig Schwierigkeiten mit der Konzentration. Da er momentan 5 Lektionen Therapie die Woche hat, 2x10 h; 1x9 h; 1x8 h; 1x5 h Tag hat, würde auch zetilich eine Alternativtherapie nicht drinnen liegen.

Meine Aussage: "Kinder ohne Ritalin haben gar keine oder wenige Chancen, später mal im Beruf erfolgreich zu werden, mit Ritalin schon eher ?"

bezieht sich auf die Aesserung der Schulleitung, welche mir von dem Vater erzählte, der zugab, dass er ohne Ritalin heute niemals in dieser beruflichen Situation ist. Es ist nicht, weil er darunter litt, sondern weil er sich in Folge besser konzentrieren konnte - und anderes - und deshalb seine Schulleistungen sich verbesserten, dadurch konnte er sein Potential ausschöpfen und ist nun ein erfolgreicher Geschäftsmann.

Wenn Du von Ritalin überzeugt bist, Du dies Deinem Kind gibst, ist das Deine Entscheidung. Ich stelle nur in Frage, ob die Gabe von -Ritalin wirklich dadurch gerechtfertigt ist, damit die Kinder ihr Potential (wo vorhanden, ganz klar) ausschöpfen können und damit bessere Leistungen erbringen.

Ebenso die Aussage der Schulleitung, wir könnten es ja "einfach mal - natürlich unter aerztlicher Aufsicht - mit Ritalin versuchen und sehen, wie sich das Kind danach verhält, welche Auswirkungen das R. hat.

Um MEINEM Kind Ritalin zu geben, müsste unser Kind extrem leiden.

Es gibt Kinder, welche keine Freunde haben, selber sehr traurig sind, und und und. Wenn die dann das richtige Mittel (Ritalin) erhaten, wird es für sie und das Umfeld einiges leichter und angenehmer.

Unser Sohn fällt nicht einmal negativ in der Schule auf, er hat gute soziale Kontakte und ist bestens integriert, dies bestätigte uns auch die Lehrperson. Er ist sehr lernfreudig und motiviert, auch dies wurde von allen Kräften bestätigt, die mit ihm zu tun haben.
Nur eben die Konzentration. Auch mein aelterer Sohn hat seit vielen Jahren Schwierigkeiten mit der Konzentration.

Genau deshalb meine Aussage betr Ritalin und Leistungsverbesserung.
Gelöschter Benutzer
@La lune

Kompliment zu deiner Einstellung! Mir gefällt dein Vergleich mit dem Rettungsring und selber schwimmen. Ergänzend würde ich sagen: Es gibt Menschen mit ADS, die nie ohne Rettungsring auskommen werden, es gibt solche, die zeitweise einen Rettungsschwimm brauchen, wenn die Strömung gerade besonders stark ist, und es gibt auch solche, die ohne Rettungsring schwimmen lernen. Den Rettungsring verwehren ist sicher der falsche Weg, aber einfach den Rettungsring hinstrecken und das Kind nicht zum Schwimmen anspornen oder es mit ihm zu üben, ebenfalls.