Ritalin - ein Versuch wert?

teddy73
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 20.06.2003
Beiträge: 35
Hallo ihr lieben,

wir haben mit unserem Sohnemann (9) diverse Abklärungen hinter uns. Er hat gewisse Teilbereiche für ein ADHS erfüllt, jedoch nicht ganz alle. Er ist generell schulisch soweit naja bis ok, einfach in Mathe hat er total Mühe.
Im sozial-emotionalen Bereich kann er manchmal wie ein trotziges Kleinkind sein, er markiert den Clown, stört, zickelt... fühlt sich aber immer als Unschuldigen.

In unserer Familie artet es deswegen des öfteren aus, es ist ziemlich anstrengend. Wir haben etliches durch... Kinesiologie, neurologische Abklärungen etc.

Auch steht er in grosser Konkurrenz zu seinem kleineren Bruder, er hat immer das Gefühl, benachteiligt zu sein ihm gegenüber (was wir eigentlich nicht erkennen können).

Letzten Freitag hat er einer Frau auf dem Schulweg den Mittelfinger gezeigt, bloss weil sie gehupt hat, damit sie neben ihm durchfahren konnte (er war mit dem Trotti unterwegs). Er fühlte sich durch ihr Hupen provoziert und tickt dann gleich immer so aus... auch daheim.

Bei der Kinderpsychiaterin waren wir auch schon... sie meinte nun, nach längerem Erzählen, dass wir einen Versuch mit Ritalin machen könnten, begleitend mit einer Art Bubenhock, der alle zwei Wochen stattfindet, wo sich Buben zw. 8 und 12 Jahren treffen und geführt miteinander sprechen, spielen, arbeiten.

Jetzt, wo mal diese Zaubermedizin ausgesprochen wurde, krieg ich plötzlich Respekt davor. Sollen wir es wagen... ? Nach dieser Odyssee an Abklärungen und dem Müde-Sein vom vielen Streiten, für die Schule üben, Konflikte lösen.... ach ich weiss nicht. Für situative Dinge haben wir auch manchmal Schlafsuggestion probiert, was zb. gegen das 'in die Hosen machen' gut funktionierte. Jedoch generell sein aufälliges oppositionelles Verhalten lässt sich so nicht beeinträchtigen.

Was meint Ihr? Was habt ihr für Erfahrungen?

LG; Teddy
Quest
Dabei seit: 05.11.2002
Beiträge: 975
Wir sind gerade daran am Diskutieren.

Wir haben grosse Schulische Probleme. Ansonsten gehts es sehr gut.

Unsere Kinderärztin hat mir auch vorgeschlagen, wenn wir keine Lösung finden, es mal mit Ritalin zu versuchen. Sie meinte ersten wäre er engmaschig Kontrolliert und zweitens könne man es sofort und ohne Probleme absetzten, wenn es nichts brings.

Ich bin im Moment noch skpetisch. Aber wenn es nicht mehr anders geht. Ich würde es machen.

Bei meinem Sohn am Mittagstisch gibt es einen Jungen der hat lange Ritalin gegommen. Jetzt bekommt er es anscheinend nicht mehr.

Alle Kinder mekern über diesen Jungen und er ist jetzt ein totaler Aussenseiter dort weil er die anderen nur plagt und viel Kaputt macht.

Vielleicht manchmal auch an das Kind denken. Wenn man ihm damit auch helfen kann, sollte man es versuchen.
cedno
Dabei seit: 29.08.2005
Beiträge: 8
Hallo
Unser Sohn hatte jetzt 2 1/2 Jahre lange Ritalin genommen. Wir haben uns auch lang überlegt ihm zu geben. Das war wirklich nicht leicht und haben auch versucht und ging es besser in der Schule spaziert er nicht mehr so bei Unterricht und störte nicht mehr aber irgendwie in der 4.Klasse hat die Lehrerin gesagt : er sei so traurig und ohne Emotionen und wirkt legartisch und mach gar nicht mit und noch etwas er ass viel weniger und schlief auch viel weniger. In die Ferien nahm er sowie so keine. Seit der Sportferien wollte mein Sohn kein Ritalin mehr nehmen und nimmt heute auch keine mehr. In der Schule ist es wieder schwierig geworden und spaziert wieder um und macht der Clown und wird frech aber Ritalin macht einfach nicht dass das Kind nicht frech wird oder besser in Mathe ist oder so . Es macht einfach ruhiger und kann sich besser konzentrieren. Ich muss einfach sagen, dass mit Ritalin waren die Noten in der Schule gleich schlecht als mit Ritalin. Aber jede muss schlussendlich selber wissen. Ich sage einfach probieren und wenn es nicht geht einfach aufhören. Noch etwas ohne Ritalin ist er viel lustiger und lacht viel mehr und hat fast mehr Kollege als mit.
Wir sind eben leider auch wieder am überlegen, ob wir ihn wieder Ritalin geben sollen oder nicht. Mein Sohn will einfach nicht. Mal schauen was wir dann machen.
Gruss Cedno
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
ich hab nicht alles gelesen:

er hätte den mittelfinger nicht zeigen sollen, doch warum hupt die? sorry? sie ist mit dem auto unterwegs und nicht die kinder müssen ihr ausweichen sondern sie soll so fahren, dass sie niemanden anfährt.

p.s. als wir in einer gruppe (mütter und kinder) zu fuss unterwegs waren, wollte sich auch ein autofahrer dazwischen reinfahren - da hat es auch wenig gefehlt und er hätte mein schuhabdruck auf der motorhaube gehabt.
hannah
Dabei seit: 07.04.2011
Beiträge: 1
Mein ältester Sohn weist ein ähnliches Verhalten auf wie Dein Sohn. Er hat im Alter Deines Sohnes angefangen Ritalin zu nehmen, er wird dieses Jahr 15.
Ich möchte folgendes dazu sagen. Ich habe erlebt, dass Schulpsychologen nach einer Sitzung Ritalin verschrieben haben, ich habe erlebt, dass man Kindern Ritalin gibt, die es nicht brauchen. Dort werden sie dann wie beschrieben: traurig, lustlos, depressiv.
Es gibt aber Kinder, die brauchen Ritalin, wie ein Diabetiker Insulin braucht.
Ritalin macht ein Kind, welchem diese Botenstoffe im Gehirn wirklich fehlen NICHT lustlos und traurig und depressiv. Es dämpft so ein Kind in keinster Weise. Ritalin macht aus schlechten Schülern, die nicht aufgrund der ADHS Symptome schlecht sind, nicht gute Schüler. Und es macht aus Zappelheinis keine Schlaftabletten!

Mein Sohn ist happy mit Ritalin. Ich nicht damit, dass er es schlucken muss. Aber damit muss ich klarkommen. Nicht er.
Mein Sohn ist mit Ritalin ein aufgeweckter Sportler, er kann dank Ritalin sein Potential ausschöpfen, er kann sich konzentrieren und seine Merkfähigkeit ist sehr viel besser. Er ist ein fröhlicher Teenager, der gerne abmacht, der sich viel bewegt.
Er ist KEIN braves, angepasstes Kind. Wir diskutieren immer noch, er lebt seine Pubertät genauso aus, er zickt nach wie vor herum. Er kann in seiner Freizeit nach wie vor rumclownen.
Aber er kann merken, dass sich das in der Schule nicht gehört und kann sich daran halten.
Für mich ist Ritalin ein Segen für Kinder, die es wirklich brauchen! Und ich glaube, Teddy, Dein Sohn wurde, wie meiner auch, sehr seriös abgeklärt. Und die vorgeschlagene Begleitung zu dem Medikament finde ich perfekt. Mein Sohn hat das auch gemacht, es hat ihm sehr gut getan!
Ich hoffe, ich kann Dir etwas helfen bei der Entscheidungsfindung!
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Ich sehe hier einige Paralellen zu meinem Ältesten.
Auch er ist schulisch so weit o.k. kein Spitzenschüler, besucht die Sekundarschule, hat Mühe in Deutsch (Legasthenie). Im sozial-emotionalen Bereich ist er sehr ähnlich wie Euer Sohn, er steht auch immer (zur Zeit sogar sehr stark) im Konkurrenzkampf zu seinem jüngeren Bruder. Von den Leistungen allgemein her, ist er dafür seinem Bruder absolut überlegen.

Er ist ein guter Sportler, in der Schule geht es soweit auch, all das hat sein Bruder nicht. Jetzt kommt er in die Pupertät und schwankt zwischen dem "grossen Kerl" und dem kleinen Kind. Er möchte sogar, dass ich mich oft zu ihm ins Bett lege, vor dem Einschlafen.

Wir machten auch Kinesiologie, welche gut wirkte. Auswärts dafür geht es viel besser als zu Hause. Verdacht auf ADHS kam noch nie, haben ihn auch zwei mal (allgemein) beim SPD abgeklärt.

Ich selber habe auch grossen Respekt vor Ritalin und ähnlichen Medis. Höre jedoch immer, wenns nicht geht, können wir immer wieder hören. Schlussendlich stellt sich die Frage, wieviel müsst Ihr alle leiden, was kann wirklich helfen ?

Einen Tipp habe ich Dir nicht, wünsche Euch einfach viel Glück.
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
darf ich fragen... bei mir konnte man (anhand gehirnstrommessungen) genau abklären ob ich ein adhs habe oder nicht. was heisst ein teil davon?
pimenton
Dabei seit: 10.05.2009
Beiträge: 106
Kann mich der Meinung von Hannah anschliessen.
Habe eine Tochter (11) die seit 2 Jahren das Concerta nimmt. Viele, die meisten grossen Probleme vor allem in der Schule, sind mit dem Medi aus unserem Leben verschwunden. Endlich, endlich kann sie etwas lernen und behalten - das ist meiner Meinung nach das extrem positive und sofort auffällige. Die Merkfähigkeit ist endlich da! Auch das Kind glaubt wieder an die eigenen, positiven Seiten. Diese Kinder wollen ja, aber können nicht. Mit den Medis können sie plötzlich wollen und können zusammen, welcher SEGEN...
Die normalen täglichen Schwierigkeiten, Herumzicken, Aufräumen, Folgen etc. die blieben icon_smile.gif. Will heissen, die Kinder bleiben eben Kinder.
Wichtig ist einfach die sorgfältige, engmaschige Kontrolle beim Kinderarzt. Es ist nicht so einfach, die Medis zu dosieren!!!! Und wenn die Kinder wachsen, grosse Veränderungen erleben, muss man das immer auch mit den Medikamenten abfedern.
teddy73
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 20.06.2003
Beiträge: 35
@smile79: also erstens ist mein Sohnemann auf der Strasse gefahren, was er ja mit dem Trotti eigentlich nicht darf und diese Frau dann gehupt hat als Vorwarnung, nicht damit er noch ausschert und sie ihn touchiert.
Nein, bis jetzt hat man bei unserem Sohn keine Gehirnstrommessungen gemacht, es waren Abklärungen schulischer Art oder durch ausfüllen von Fragebögen durch Eltern, Lehrer, Grosseltern oder sonstige Bezugspersonen, Gespräche mit Kinderpsychiater und Neurologen und Kinderarzt. Deshalb kamen eigentlich alle einstimmig zum Urteil, dass er Teilbereiche eines ADHS hat, aber nicht alle Bereiche erfüllt.
renatli
Dabei seit: 29.05.2008
Beiträge: 7
tja - mein thema
ich habe mich vor zwei jahren mal hier gemeldet, um mich über alkoholkonsum auszutauschen, vor allem, weil meiner zwar zu hoch ist, aber ich immer noch funktioniere und im umfeld unauffällig bin. meine kinder wissen, die mama trinkt halt wein, wir sirup, aber sonst merken sie nicht viel. angefangen hat es vor 20 jahren, als ich mit meinem damaligen mann jeden abend 1 flasche wein getrunken habe und an den wochenenden noch mehr. alle um uns herum haben getrunken - genossen! es war kein saufen, es war kultiviertes gustieren. mittlerweile bin ich alleine mit den kindern und habe diese 'gewohnheit' beibehalten. ich trinke auch alleine, ich geniesse es. wein gehört zu meinem leben, zum essen, zum geniessen. trotz allem sind meine leberwerte unauffällig, ich arbeite, habe freunde... ich bin nicht körperlich abhängig, aber psychisch ganz klar. 'nicht körperlich' kann ich sagen, weil ich in all meinen schwangerschaften absolut abstinent war und niemals entzugserscheinungen hatte. nach meinem letzten posting habe ich einen 3/4jährlichen kurs im kontrollierten trinken absolviert, den ich total genial finde und ich halte mich nach wie vor an die regeln (fast immer). aber ich bezeichne mich dennoch als alkoholikerin. ich will nicht ohne und kann nicht ohne
so und nun fröhliches hacken ;o))