Ritalin - ein Versuch wert?

philosophia
Dabei seit: 01.02.2004
Beiträge: 232
Kennt ihr diese Sendung schon? eine ausführliche Reportage zum Thema AD(H)S, ja oder nein Medikamente, Sicht der Eltern, Ärzte und Therapeuten. Ich finde es zeigt auch gut die Uneinigkeit: Sind die Kinder das Problem oder die veränderte Gesellschaft?
http://www.youtube.com/watch?v=yS0d2yLCbL8
5 Teile a ca. 9min aus der Sendung Quarks & Co vom WDR
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
@philosophia
Ich finde, Du fragst etwas sehr wichtiges:
..."müssten wir da nicht etwas verändern? Ich meine das System sollte doch uns dienen und nicht wir dem System?!"

Ja, wir müssten/sollten etwas ändern. Aber wie soll man als Einzelfall etwas GRUNDLEGENDES verändern ? Einer Lehrerin nahelegen, anders Schule zu geben, obwohl sie bereits 27 Kinder zu betreuen hat ? Die Anforderungen an die Lehrpersonen sind enorm - sie sind ja auch Ausführende des Systems.

Bis zur 3. Klasse ging's gut. Die Noten waren sogar sehr gut auch ohne Ritalin. Dann kam die 4. Klasse.....

Was soll man machen ? Der Lehrerin sagen, dass der Sohn zuhause nur noch max. 20 Minuten Hausaufgaben macht ? Oder gar keine mehr, weil es für das Kind und die Familie untragbar wird, alle nur noch unglücklich sind und irgendwann die Familie an dieser Situation womöglich auseinander brechen kann ? Wie soll man das einer Lehrerin klarmachen, die selber keinen Partner geschweige denn Kinder hat ?

Ritalin ist nicht die Lösung, die mich am glücklichsten macht. Aber ich merke, dass es meinem Sohn um Welten besser geht. Er ist glücklicher, sein Selbstbewusstsein wächst, seine Noten sind momentan zu 95% bei 5 und besser.... Endlich läuft es normal - einfach mit Ritalin.

Ritalin ist ein Medikamt, das eine grosse Erleichterung bringt. Nicht mehr und nicht weniger. Schade, dass es so in Verruf ist.
Gelöschter Benutzer
muffwuff, dass es in verruf kam ist ja nicht einfach so, sondern weil es eben nicht als erleicherung bei leidensdruck eingesetzt wird. es kann eben auch als doping funktionieren
Gelöschter Benutzer
ich wäre auch vorsichtig damit, die noten als massstab zu nehmen, bleib beim kind und wie es ihm geht im alltag. man gibt ja nicht wegen den noten ein medikament, das wäre dann eben doping
Gelöschter Benutzer
*Jelenasdopingstatementmitunterschreib*
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
@jelena
Wir nehmen die Noten nicht als Massstab. Ausschlag war immer, dass es unserem Sohn und uns nicht gut ging, weil der Leidensdruck zu gross war. Die Noten sind nun aber trotzdem besser und eine schöne Zugabe.
EINMAL schrieb ich jetzt was über die Notenicon_wink.gif

Dass Ritalin als Doping eingesetzt wird, ist so, hat aber auch mit unserer Gesellschaft zu tun, die immer auf Achse ist, immer Leistung bringen muss etc. Handkehrum war es wohl schon immer so, dass die Menschen Substanzen zu sich genommen haben, die leistungsfördernd sind.

Dass man aber als als Eltern als unzulänglich betrachtet wird, wenn man seinem Kind Ritalin gibt, weil es dieses Medikament BRAUCHT, das finde ich traurig. Man geht auch da von einem Missbrauch aus.

Bei keinem Medikament ist das so. Bei jedem leisen Hüstelchen wird Antibiotika verabreicht - da schreit keiner, obwohl die Nebenwirkungen nicht ohne sind. Kaum hat ein Kind ein bisschen Fieber, wird ihm ein Zäpfchen in den Hintern geschoben. Aber auch das ist gesellschaftsfähig und gilt als "vernünftig".

Ich habe schon öfters gedacht: "Warum haben wir ihm das Ritalin nicht schon früher gegeben ?" Was hätten wir uns ersparen können .... ? Wenn dieses Medikament nicht so in Verruf wäre, hätten wir wohl gar nicht so lange studiert und ständig nach Alternativen gesucht.
Gelöschter Benutzer
es ist eben schon ein unterschied, kinder zu dopen oder generell andere menschen, die auch noch abhängig sind, oder ob man sich selber dopt. kaffee ist auch leistungssteigernd, aber kokain auch und definitiv ungesünder, oder? icon_smile.gif
ich habe es nicht rügend gemeint, mehr ergänzend, dass man mit solchen formulierungen aufpassen muss.
ach komm, das mit dem AB ist doch auch nicht so icon_smile.gif
dass es mit der gesellschaft zutun hat, dass kinder bereits gedopt werden, stimmt leider, und zwar auf vielen ebenen. deswegen ja mein einwurf.
es ist doch gut, habt ihr nach alternativen gesucht, und auch wenn ritalin nun eine gute wirkung hat, kommt man nicht ums training herum, deswegen war das bestimmt nicht umsonst. es ist kein wundermittel und es heilt ja auch nichts. es ist eher ein antibiotika icon_wink.gif manchmal brauchts das und zum glück gibt es diese möglichkeit. eure vorsicht war doch trotzdem richtig, wie man ja auch erstmal hausmittelt und dann zum arzt geht und erst wenn es wirklich angezeigt und unumgänglich ist, gibt man AB, so kurz wie möglich, aber auch nicht zu kurz. ich finde den vergleich gar nicht so übel icon_smile.gif
Gelöschter Benutzer
meinem sohn half ritalin ja leider nicht, ich hätte trotzdem gerne noch einen versuch mit einem anderen medi gemacht, da ich echt am verzweifeln war. das training nützte zwar, aber die noten gingen immer weiter runter. ich dachte mir, was soll denn ein kind mit einem teil iq von 120 in der sek c, und so langsam sah es danach aus. das ist doch grässlich.... es geht dabei nicht darum ob er das potential ausschöpft, sondern dass er am richtigen platz ist

nun plötzlich ging es massiv aufwärts in der schule! ou ich wünschte das würde so bleiben

übrigens: ich verstehe dich sehr gut, wegen der missbilligung der gesellschaft. dazustehen wie ein kindsmisshandler und alle wissen es ja soooo viel besser und die schlauen sprüche, alsob man nicht alles tun würde um dem kind zu helfen. aber wenn man kein ritalin gibt bekommt man ja das selbe zu hören, nur von anderen leuten icon_wink.gif
teddy73
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 20.06.2003
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@philosophia: Das ist ein sehr guter Beitrag, danke für den Link!
Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
@Jelena: Ich bin nach wie vor eher der Meinung, dass Dein Sohn noch nicht die richtige Dosierung und das richtige Meikament (es gibt mehrere auch mit etwas andere Wirkstoff) bekommen hat.

Mein Sohn hat im letzten Jahr für etwa 3/4 Jahr Ritalin genommen und eigentlich haben wir alle paar Wochen die Dosierung geändert. Ich denke man könnte es noch optimieren. Aber dafür braucht es Lehrer, Eltern und Ärzte, die diese Geduld auch aufbringen.
Für ihn war es mit Ritalin kurz gesagt viel einfacher und angenehmer in der Schule. In den Wochenbeurteilungen der andere Schüler stand auf einmal "es ist schön dass Du ruhiger geworden bist." Vorher stand da "nerv nicht so!"

Jetzt hat mein Sohn den Wunsch geäussert eine Pause zu machen. Ihn hat vor allem geärgert, dass er mittags so wenig Hunger hatte, ansonsten hat er die positive Wirkung durchus gespürt.

Ich stelle fest, das er in dem letzten Jahr unheimlich gereift ist . Er ist immer noch zappelig, aber kommt mit sich viel besser klar, sein Selbstbewusstsein ist auch viel besser.

Mal sehen, wie es weiter geht.