Ritalin um die Schulleistungen zu verbessern ?

Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
@Me too: Ich glaube nicht, dass man Potential messen kann.
Dass Unkonzentriertheit, ständiger Bewegungsdrang, Unfähigkeit sich zu Organisieren u.s.w, ei nKind daran hindern können, den Stoff umzusetzen sollte ja verständlich sein.
Dass ein Kind darunter leidet, dass es die schulischen Sachverhalte problemlos versteht, sie aber nicht anwenden kann ebenso.
Zum DRitten leiden diese Kinder oft in den sozialen Kontakten, da sie speziell sind, ausgegrenzt werden oder einfach als "mühsam" empfunden werden und sich selbst empfinden.
Ich würde "Potential nutzen" mit Zufriedenheit , Integration und Selbstbewusstsein beschreiben.
Wer Ritalin auf den Begriff "bessere Schulleistungen" reduziert, hat da nicht viel verstanden.
Gelöschter Benutzer
@Manya

Ist mir schon klar, aber wenn Studis vor und während der Prüfungen Ritalin nehmen, um länger lernen zu können, dann geht es NUR um Leistung. Und wenn wir ehrlich sind, spielt wohl in vielen Ritalin-Grenzfällen der Leistungsaspekt keine unwesentliche Rolle (aber natürlich auch, weil gute Schulleistungen wesentlich zur Zufriedenheit beitragen oder zu Entspannung im Verhältnis Eltern-Kind, schon klar).

Ich stelle aber grundsätzlich die Frage, ob man den Zugang nicht allen ermöglichen müsste, da offenbar dank Ritalin eine Leistungssteigerung möglich ist. Wird ja immer gern der Brillenvergleich angebracht: Kann sich ja schliesslich auch jeder eine Brille kaufen, der das will, nicht nur der mit 12 Dioptrien, sondern auch der mit 0.5. Warum also lässt man die Leute nicht selber pröbeln und entscheiden, ob sie mit Ritalin leistungsfähiger sind? *sehrprovokativgefragt*

Ich stelle die Ritalin-Abgabe als solches ganz bestimmt nicht in Frage, im Gegenteil. Höchstens die Häufigkeit und die Kontrollen, aber das ist ein anderes Thema.
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
@ mee to
Tja, was wäre, wenn bei Prüfungen alle freien Zugang zu Ritalin hätten? Müsste man dann Dopingkontrollen durchführen?
Ist dann jeder blöd, der nicht gleiches tut?

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
Me too: Wie jetzt hier schon mehrfach beschrieben wurde, wirkt Ritalin beim Menschen, der kein ADHS hat, aufputschend, und nicht konzentrationssteigernd.
Ich kenne Kommilitonen, die Amphethamine u.s.w. eingeworfen wurden. Auch wurden z.B. bestimmte Herzmedikamente gegen Nervösität und Prüfungsdruck eingesetzt . Deshalb wirdst Du wohl kaum fordern, das Menschen mit Herzkrankheiten iese Medikamente nicht nehmen dürfen?

Dass Medikamente auch missbräuchlich verwendet werden können spricht doch nicht dagegen, sie therapeutisch einzusetzen?
Zumal gerade beim Ritalin eben der Effekt anders ist, man also nicht sage kann, es müssten alle Ritaölin nehmen dürfen, "um ihr POtential auszunutzen". Genau das klappt eben nicht.
Gelöschter Benutzer
Das ist aber genau die Frage, weil keiner sagen kann, wie hoch das Potential wäre ohne AD(H)S. Vielleicht wird die Leistung mit Ritalin 110 %? Die bereits erwähnten repetitiven Arbeiten fallen ja z. Bsp. nicht nur ADS-lern schwer. Wenn also ein Kind dank ADS länger sitzen und sich auf "langweilige" Arbeiten konzentrieren kann, hat es ev. einen höheren Lernerfolg als ohne ADS? Kann ja keiner so genau wissen.

Ich habe nie argumentiert, dass man ADSlern aus Wettbewerbsgründen das Ritalin verweigern soll. Was ist mit den leichten ADSlern, die ohne Ritalin auskommen? Haben sie einen Wettbewerbsnachteil gegenüber denen mit Ritalin? Könnte man diesen ev. mit anderen Erleichterungen ausgleichen?
Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 1023
Wir gehen seit Jahrzehnten mit Medikamenten so um, dass wir die Folgen kaum noch bezahlen können. Nicht die Gesundheit sondern die Krankheiten wachsen dabei und wachsen. Als Ich-kann-Schule-Lehrer finde ich das unverantwortlich.
Ritalin ist für mich seit 30 Jahren der Indikator dafür, dass die Zuständigen ihre Probleme nicht lösen können und nicht lösen wollen. Immer wenn ich den konkreten Umgang mit den betroffenen Kindern prüfe, sehe ich, wie nach ganz primitiven Mustern das Problem durch eine nicht verstandene Er"zieh"ung immer wieder ausgelöst und verstärkt wird.
Das Kind muss immer wieder seinen Fehler machen, denn das ist die einzige Möglichkeit, zu prüfen, ob die beteiligten Erwachsenen endlich gelernt haben, IHRE Fehler zu beenden. Sie machen sie aber immer wieder: Sie reduzieren das Problem auf ein HIRN-Problem und erklären dem Kind nur zum fünftausendsten male, was man vereinbart hat und warum es notwendig sei. Und dann erpressen sie jedesmal die Einhaltung und bescheren dem Kind wieder eine Niederlage, die bald schon den nächsten Versuch des Ausbruchs aus diesem tödlichen Schema bedingt.
Als Ich-kann-Schule-Lehrer würde ich genau diese Situation, die immer mit einer Niederlage des Kindes endet, ins exakte Gegenteil kehren. Ich würde dafür sorgen, dass es jedesmal gewinnt. Es ist ja schon eine Glanzleitung, dass es bei diesen routinemäßigen Misshandlungen nicht total durchdreht. Und diese Leistung muss gewürdigt werden. Daran wächst die Persönlichkeit. Und nur durch Persönlichkeitswachsatum können solche Persönlichkeitsprobleme gelöst werden. Ritalin löst nicht das tatsächliche Problem bzw. die tatsächlichen Probleme aller Beteiligten. Es ist einfach unseriös, das ganze auf das Kind zu reduzieren. Die, die nicht können, sind doch die Erwachsenen. Die bleiben - Dank Ritalin - impotent bis ihnen das Leben das nächste Problem zum Lebenlernen schickt; das bleibt garantiert nicht aus. Ich moniere die Sturheit, mit der die betroffenen Erwachsenen seit Jahrzehnten nichts dazulernen. Man kann die eigenen Misserfolge nicht in anderen wegmedikamentieren.
Ich grüße freundlich.
Franz Josef Neffe

"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué
la lune
Dabei seit: 23.01.2007
Beiträge: 167
Ich finde es immer wieder lustig, wie einige Leute hier fachsimpeln und einfach überhaupt keine Ahnung haben!
AD(H)S hat vier Untergruppen, welche auch neurologisch Unterschieden werden können. 80% aller diagnostizierten AD(H)Slern gehören dem Typ 1 an. Und nur beim Typ 1 und (ich glaube) Typ 3 wirkt das Ritalin oder Concerta so wie erwünscht. Nämlich beruhigend, konzentrationsfördernd etc. Obwohl der Audruck "beruhigend" auch schon wieder gefährlich ist. Tatsache ist, dass ein Stoff im Hirn fehlt, welcher die Fitration der Umgebung steuert. Das sogenannt fokusierte Aufnehmen ist gestört. Dadurch wird man automatisch nervös, zappelig oder eben das Gegenteil.
Ein Ritalin bei einem Menschen ohne AD(H)S wirkt wie eine Droge: Aufputschend! Und dies würde ich meinem Kind nie und nimmer zumuten nur um (vielleicht) bessere Noten zu erzielen.
Ja, Studenten nehmen oft Ritalin. Dadurch werden sie aber nicht besser, sondern sie können länger. Das finde ich ein himmelweiter Unterschied!

Wir selber geben unseren Kind Concerta und ich weiss ich tu im somit etwas gutes. Ich kenne mein Kind mit Ritalin und ohne Ritalin. Ohne Ritalin wollte er nicht mehr leben, er war depressiv, zappelig, schlecht führbar, er fegte über seine Entwicklung hinweg. Schlussendlich wurde er in eine Sonderschule abgeschoben! Nun, mit Ritalin packte er wieder die normale Schule und er ist so stolz auf sich. Ohne Ritalin trifft er nicht einmal einen Fussball, mit Ritalin kann er an Turnieren teilnehmen.
Gelöschter Benutzer
*hüstelhüstel*

Und wieviele AD(H)Sler haben eine neurologische Abklärung hinter sich?
GabrielaA
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Ich fände es auch sehr wichtig, dass ich eine sehr fundierte Abklärung meines Kindes hinter mir hätte, bevor ich ihm Medikamente gebe.

Die Tochter meiner Kollegin hat(te ?) auch ADS. Während andere arbeiteten, konnte sie die ganze Stunde da sitzen und ein leeres Blatt abgeben.

Die Mutter machte mit ihr eine Alternativ Therapie, nahm dafür recht viel Freizeit (einen ganzen Nami) in Kauf, sowie einen recht weiten Anfahrtsweg (scheinbar gibt es nur ganz wenige solche Therapiestellen).

Das Mädchen geht nun in die Bez. Ob sie weiterhin eine Therapie macht, ob sie ihr ADS "verwachsen" hat, ob sie ein Medi nimmt, weiss ich nicht, da ich die Mutter nicht danach fragte und sie mir auch nichts mehr davon berichtete.

Es ist wirklich spannend, auf welche Art sich jedes Kind mit AD(H)S entwickelt.

für mich ist es nach wie vor so, dass solange ich keine (seriöse) Abklärung und Diagnose für ein ADS habe, gebe ich selbstverständlich meinem Kind keinerlei Medikamente.
la lune
Dabei seit: 23.01.2007
Beiträge: 167
@me too
Für eine seriöse Abklärung betreffend IV-Ansprüche ist eine neurologische Untersuchung in meinen Augen wichtig!
Ausserdem: Man merkt sehr schnell, welcher Typ das betreffende Kind hat, wenn man das (günstige) Medikament einfach mal ausprobiert. Wie viele Selbsttester hier berichtet haben, lässt die Wirkung beim herkömlichen Ritalin nach bereits 4h wieder nach.