@Never
Es ging hier nie um ja oder nein, sondern um die Frage nach der Motivation. Manya hat in einem früheren Beitrag geschrieben, es ginge um die Gesamtsituation, die Freunde, dass sie plötzlich den Ball treffen. Ich habe bloss dies angezweifelt und zu Bedenken gegeben, dass in der Praxis wohl häufig doch die Schulleistungen das Zünglein an der Waage spielen, ob Medis ja oder nein. Nicht dass ich das nicht verstehe; gerade in der Jugend ziehen Schulleistungen einen ganzen Rattenschwanz hinter sich her. So im Stil von: Solange es in der Schule gut läuft, gibt es zwischen Eltern und Kindern viel weniger Konflikte, auch in anderen Bereichen. Mir ist auch klar, dass es Kinder gibt, die derart leiden, dass sich die Frage gar nicht wirklich stellt, ob mit oder ohne Medis. Und es gibt dann auch die, die trotz Medis am Ende der ersten Klasse nicht lesen oder schreiben können; es ist ja kein Zaubermittel. ABER es gibt auch Grenzfälle, wo genau der Faktor Schule dann entscheidend ist. Was ich übrigens nachvollziehen kann.
Nicht einverstanden bin ich mit der Aussage, dass nur die Eltern von betroffenen Kindern mitreden können. Als ob alle Kinder mit ADS gleich seien! Bei meiner Schwägerin sind 2 von 3 Kindern betroffen, und weisst du, was sie selber sagt? Hätte sie das dritte Kind zuerst gehabt, wäre sie beim ersten nie im Leben auf die Idee gekommen, dass es ein ADS haben könnte. Jemand, der ein ADS-Kind hat wie das grosse Kind (Gymi, relativ pflegeleicht, nimmt Medis seit dem KiGa, keine weiteren Therapien, momentan Concerta) hat doch keine Ahnung, wie das ist mit einem Kind, das trotz Medis das Lernziel nie erreichen wird, das massiv stört, das einfach schreit, wenn es ihm nicht passt. Dieses Kind ist schwierig zu ertragen, auch für die Umgebung. Schlimm, dass ich sowas sage? Nein, es ist so, wie es ist. Auch Nicht-ADSler sind überfordert, wenn sonst schon viele Leute anwesend sind, und dann fängt einer einfach an zu schreien. Das grössere Kind nehmen wir mit in die Ferien, kein Problem; sobald das jüngere dabei ist, müssen wir für uns und unsere Kinder Rückzugsmöglichkeiten schaffen, sonst sind sie nämlich auch überfordert (und wir auch, aber wir können uns besser kontrollieren). Und ja, wir merken deutlich, wann das Ritalin nachlässt. Die Eltern haben meine volle Bewunderung für ihre enorme Geduld. Und nein, nicht alle ADS-Eltern erleben dasselbe, genausowenig wie alle Nicht-ADS-Eltern dasselbe erleben.