Ritalin um die Schulleistungen zu verbessern ?

GabrielaA
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Danke, never für die Ausführung.
Spargel_2
Dabei seit: 26.10.2007
Beiträge: 1388
Habe bis jetzt nur still mitgelesen...

twochild hat mir aus dem Herz geschrieben. Diskussionen mit nichtbetroffenen Eltern bringt nichts. Diese Eltern können gar nicht nachvollziehen was da alles ab geht.

Hätte ich 0815 Kinder würde ich auch niemals über Ritalin nachdenken. Lebt man aber tagtäglich mit einem betroffenen Kind, sieht wie es ihm schlecht geht, Sachen macht die es gar nicht will (z.B. stören im Unterricht), ständig eine gewisse Unruhe im Hause ist... na dann sieht die Welt anders aus.
Grundsätzlich muss es in erster Linie dem Kind wohl sein, mit oder ohne Medis.

Nehme jeden Tag wie er kommt!
Gelöschter Benutzer
@Never

Es ging hier nie um ja oder nein, sondern um die Frage nach der Motivation. Manya hat in einem früheren Beitrag geschrieben, es ginge um die Gesamtsituation, die Freunde, dass sie plötzlich den Ball treffen. Ich habe bloss dies angezweifelt und zu Bedenken gegeben, dass in der Praxis wohl häufig doch die Schulleistungen das Zünglein an der Waage spielen, ob Medis ja oder nein. Nicht dass ich das nicht verstehe; gerade in der Jugend ziehen Schulleistungen einen ganzen Rattenschwanz hinter sich her. So im Stil von: Solange es in der Schule gut läuft, gibt es zwischen Eltern und Kindern viel weniger Konflikte, auch in anderen Bereichen. Mir ist auch klar, dass es Kinder gibt, die derart leiden, dass sich die Frage gar nicht wirklich stellt, ob mit oder ohne Medis. Und es gibt dann auch die, die trotz Medis am Ende der ersten Klasse nicht lesen oder schreiben können; es ist ja kein Zaubermittel. ABER es gibt auch Grenzfälle, wo genau der Faktor Schule dann entscheidend ist. Was ich übrigens nachvollziehen kann.

Nicht einverstanden bin ich mit der Aussage, dass nur die Eltern von betroffenen Kindern mitreden können. Als ob alle Kinder mit ADS gleich seien! Bei meiner Schwägerin sind 2 von 3 Kindern betroffen, und weisst du, was sie selber sagt? Hätte sie das dritte Kind zuerst gehabt, wäre sie beim ersten nie im Leben auf die Idee gekommen, dass es ein ADS haben könnte. Jemand, der ein ADS-Kind hat wie das grosse Kind (Gymi, relativ pflegeleicht, nimmt Medis seit dem KiGa, keine weiteren Therapien, momentan Concerta) hat doch keine Ahnung, wie das ist mit einem Kind, das trotz Medis das Lernziel nie erreichen wird, das massiv stört, das einfach schreit, wenn es ihm nicht passt. Dieses Kind ist schwierig zu ertragen, auch für die Umgebung. Schlimm, dass ich sowas sage? Nein, es ist so, wie es ist. Auch Nicht-ADSler sind überfordert, wenn sonst schon viele Leute anwesend sind, und dann fängt einer einfach an zu schreien. Das grössere Kind nehmen wir mit in die Ferien, kein Problem; sobald das jüngere dabei ist, müssen wir für uns und unsere Kinder Rückzugsmöglichkeiten schaffen, sonst sind sie nämlich auch überfordert (und wir auch, aber wir können uns besser kontrollieren). Und ja, wir merken deutlich, wann das Ritalin nachlässt. Die Eltern haben meine volle Bewunderung für ihre enorme Geduld. Und nein, nicht alle ADS-Eltern erleben dasselbe, genausowenig wie alle Nicht-ADS-Eltern dasselbe erleben.
Gelöschter Benutzer
@twochild

"Unser Arzt erklärte uns als wir zögerten mit der Ritalingabe. Wenn unser Kind Diabetes hätte würden wir ja auch nicht auf das Insulin verzichten, sondern es ohne zögern geben und das Ritalin wäre für unser Kind in etwa dasselbe."

Die Frage ist dann einfach, ob mit andern Massnahmen die gleiche Wirkung erzielt werden könnte. Wenn nicht, dann klar das Medikament geben, wenn aber schon, dann würde ich den andern Weg gehen, auch wenn er mühsam ist, denn ein Medikament ist ein Medikament, und das hat auch Nebenwirkungen. Eines meiner Kinder hat Zöliakie, d.h. es muss eine totale glutenfreie Diät halten. Wenn es ein Medikament gäbe (gibt es nicht), dass dafür sorgen würde, dass es den Weizenkleber verträgt, also normal essen könnte, würde ich das trotzdem nicht geben, ausser vielleicht fürs Pfadilager oder die Ferien. Im Alltag würde ich aber den mühsameren Weg der Diät wählen, obwohl aufwendiger, aber klar ohne Nebenwirkungen. Nicht nur wegen der Nebenwirkungen; ich finde auch die Message gefährlich: "Ah, warum was anderes versuchen, wenn es doch eine Pille dagegen gibt." Es ist ein bisschen wie Homöopathie oder andere alternative Heilmethoden. Manchmal kann man damit etwas erreichen, manchmal aber auch nicht, und es braucht zwingend Schulmedizin. Weisch, was ich mein? Deshalb hinkt der Insulin-Vergleich des Arztes.
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
Genau wie Spargel schreibt, kannte mein Stiefsohn seine Grenzen manchmal nicht mehr. Was teils aus witzigem "auf sich aufmerksam machen" gedacht ist, konnte durchaus auch lebensgefährlich werden.
Der Sprung von 3 M hat zum Glück nur mit einem Beinbruch geendet.
Seine Pläne, was er aber alles mal an sich testen will, das machte uns schon Angst. Und da hört der Spass auf.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
dalai
Dabei seit: 11.02.2010
Beiträge: 33
also wenn ich hier richtig zusammenfasse, dann sehe ich betroffene eltern die ihre kinder ruhigstellen. ist das richtig?
es schreit nicht mehr, man hat keine machtkämpfe mit ihm es macht seine hausaufgaben,ist doch alles so bequem.........
ich sage mir einfach, diese kinder wollen uns etwas sagen. sie wollen, dass wir uns mit ihnen unterhalten. sie wissen ganz genau wer sie sind und was sie wollen.
ich weiss wie anstrengend kinder sind und wie sie einem den letzten nerv auszehren können. aber ich finde das normal.
auch ich komme an meine grenzen, und setze sie den kindern auch.
aber einfach das kind ruhigstellen dass es einfach ein angepasstes kind gibt, ich weiss nicht ob dies die lösung sein kann.
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
@dalai
nicht das kind wird ruhiggestellt damit man als eltern seine ruhe hat.
genau aus diesem grund, bringt es nichts mit nichtbetroffenen zu diskutieren.

- gefühlsschwankungen bis zu depressiven verstimmungen
- immer auf 180 zu sein - ständig unter strom
- ständig abgelehnt zu werden u.s.w. und s.w..... die liste ist lang.

ich habe kein adhs kind - doch kann als betroffene sehr wohl mitreden.
gruss
Gelöschter Benutzer
@dalai

Also was meine Nichte und meinen Neffen betrifft, stimmt das so nicht. Neffe schreit trotz Ritalin, allerdings schon weniger als Abends, wenn das Medi nachlässt. Nichte war schon immer ruhig, obwohl ich mich an die medilose Zeit schon fast nicht mehr erinnern kann. Sie sagt selber, dass sie gar nicht weiss, wie es ist, ohne.
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
p.s. ich wäre in der Schule auch nicht aufgefallen.. und trotzdem habe ich gelitten... ich war die chaotin, undisziplinierte, inkosequente, liederliche, labile..... *smile*
und ja, nur weil ich durchschnittlich einen hohen IQ habe, bin ich nicht ganz abgerutscht...
unter dem strich bin ich auch gross und stark geworden -
gruss
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
@ dalai
Dein Posting ist für mich fast eine Ohrfeige. Und ich schreibe aus der Erfahrung mit meinem Stiefsohn

Nein, mit diesem Kind konnte man oft nicht reden. Er litt unter Wahrnehmungsverschiebung. Machte oft ganz irrationale Dinge.
Er weigerte sich bei - 10 Grad eine Skijacke anzuziehen, weil es draussen keinen Schnee hat und darum ist es in seinen Augen nicht Winter. Winter ist nur, wenn es Schnee hat und nur dann zieht man sich warm an.
Und wenn man es ihm befahl, zu seinem Schutz, dann brach der Junge zusammen, bekam Heulkrämpfe von wegen, er wird nicht ernst genommen.

Er will an sich Feuertests machen. o.k. Thema Feuer interessiert ihn. Alternativen will er keine. Dass eine Strohpuppe brennt, das weiss er. Aber ob auch er brennen würde und wie lange es dauert, bis er sich gelöscht hätte, dass kann er nur durch Selbsterfahrung herausfinden. Und da wir das ja noch nie ausprobiert haben können wir nicht mitreden.
Bei einem anderen Kind würde man sagen; ja, ja, pubertäres Besserwissergelaber.

Und einen 14-jährigen hat man nicht mehr permanent unter Kontrolle. Du weisst also nicht, wo er sich in seiner Freizeit rumtreibt.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.