Ritalin zur Leistungssteigerung bei Kindern

Manya
Dabei seit: 30.05.2002
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@schubidu: Deinen Text habe ich sehr gut gelesen. Du meinen auch?
Hast Du jemals nachgeforscht, ob es Langzeituntersuchungen zu Ritalin gibt? Hast Du hinterfragt, welche Wirkung Ritalin auf die Nieren hat?

Woher kommen Deine Statements?


Ja, ich fühle mich auf den Schlips getreten, weil genau solch Ausagen KInder, die ein wirkliches Problem haben, und für die Ritalin ein Segen ist, brandmarken. Und hre Eltern, die sich in den meisten Fälle viele Gedanke machen, zu schlechten Eltern die ihr Kind ruhigstellen, abstempeln.

Das heisst überhaupt nicht, dass ich Ritalin immer richtig finde. Aber für ein AD(H)S, bei dem das Kind leidet, bei dem es sozial ausgegrenzt wird und in der Schule und sonst sein Potential nicht ansatzweise ausnutzen kann, ist es seht hilfreich. Selbstverständlich sollte es in Kombination mit anderen Therapien gegeben werden und möglicht erst, wenn diese anderen Therapien allein nicht ausreichen. Oft braucht es aber Ritalin, um das Kind soweit zu sich zu führen, dass es überhaupt eine andere Therapie machen kann.

Das Ritalin auch missbräuchlich verwendet wird, ist sicher so, und natürlich zu verurteilen. Aber es einfach nur zu verurteilen finde ich sehr einfach gestrickt.
fisi
Dabei seit: 05.04.2007
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manya

schade nur, dass du dieses gedankengut nicht auch beim thema impfen selber beherzigst.

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
Aha? Erklär mal!
hanni6
Dabei seit: 25.03.2004
Beiträge: 669
jeruscha

Insofern ist das ganze Leben eine Lotterie...

Wir treffen ja immer wieder auf "nicht so ideale Leute" und das Leben ist selten kompatibel mit unseren Bedürfnissen. Darauf müssten wir unsere Kinder doch vorbereiten. Ich bezweifle, dass "Pille einwerfen" längerfristig das Richtige ist.
hanni6
Dabei seit: 25.03.2004
Beiträge: 669
Geben wir doch zu, dass wir nichts wissen:



Ritalin - eine Erfolgsgeschichte!?
Eine Kinderpille mit zweifelhaftem Ruf und mit Nebenwirkungen.

von Ulrike Bär, GEW Baden-Württemberg

In Deutschland nimmt die Zahl der Kinder und Jugendlichen Jahr für Jahr zu, für die die Diagnose AD(H)S ausgestellt wird. Dies ist nicht nur das Ergebnis einer verstärkten Sensibilität und öffentlichen Aufklärung. Die Steigerung könnte auch daher rühren, dass "fast jeder Kinder- oder Hausarzt (in Deutschland) ein Ritalin-Rezept ausstellen darf, obwohl das Medikament zu den Betäubungsmitteln zählt und nur von qualifizierten Kinder- und Jugendlichenpsychiatern verordnet werden sollte". 1999 setzte die Pharmaindustrie in Deutschland sechsmal so viel Ritalin (8,4 Millionen Tagesdosen) ab wie 1995 und steigerte den Ritalin-Umsatz damit von 1,2 auf 12,8 Millionen Euro. Die Kinderpille liegt damit auf Platz sechs der Liste meistverkaufter Psychopharmaka (Der Spiegel 11/2002).

Die Argumente der Befürworter

Für die Befürworter ist Ritalin ein Medikament, das durch umfangreiche Untersuchungen und auch Langzeitstudien bestens erforscht ist: "Ritalin ist ein mildes Stimulans für das zentrale Nervensystem" (Beipackzettel des Herstellers Ciba Geigy). Es würden keinerlei Abhängigkeiten oder Gewöhnungseffekte auftreten. Auch komme es nicht zu Spätfolgen. Umfangreicher seien vielmehr die Risiken, wenn das Medikament bei vorliegender Diagnose nicht verabreicht werde. Besonders die Suchtaffinität sei ohne Medikament deutlich erhöht, negative Verläufe seien nicht unwahrscheinlich. Bedenke man die positiven Wirkungen des Medikaments, sei es nicht zu verantworten, es dem Kind vorzuenthalten. Schließlich würde man ja auch keinem an Diabetes erkrankten Menschen sein Insulin vorenthalten (www.ads-hyperaktivitaet.de/ADHS/Neuhaus.).

"Da die Zeit nach der Schule (Familienleben, Hausaufgaben, soziale Kontakte in der Freizeit usw.) für das Leben eines Kindes wesentlich seien, solle vor allem bei Fortbestehen von Problemverhalten in der Freizeit immer darauf geachtet werden, dass auch in diesen Zeiten die Selbstkontroll- und Aufmerksamkeitsfunktionen ausreichend gut medikamentös unterstützt würden. (www.adhs.ch). Die Wirkungen bzw. unerwünschten Begleiterscheinungen des unbehandelten ADHS seien um ein Vielfaches gravierender als mögliche Nebenwirkungen der Medikation (www.adhs. ch/add/stimulantien.htm). Auch die Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. schließt sich dieser Auffassung an, wenn auch mit einen kleinen Schuss Skepsis: .... "Stimulanzien wie Methylphenidat stellen empirisch gesicherte Medikamente zur Behandlung von ADHS dar, wobei der langfristige Einfluss dieser Medikation auf die Entwicklung des Kindes verstärkt erforscht werden muss." (www.bke.de). Von vielen Ärzten und Pädagogen wird Ritalin als das einzige Mittel angepriesen, das wirklich helfe.

Kritische Stimmen

Die langfristige Einnahme von Ritalin ist ein relativ neues Phänomen. Daher gibt es kaum Langzeitstudien, wie Ritalin Nieren, Leber, Herz und das Immunsystem unserer Kinder beeinträchtigt. 20 Prozent der Kinder erhalten Ritalin länger als sechs Jahre. (www.das-Gesundheitsportal.com.) Die US-Armee scheint jedoch etwas über die Langzeitwirkungen zu wissen, denn sie stuft Ritalin als "mind-altering drug" ein - als Droge, die das Denken verändert - und nimmt keine Soldaten auf, die nach ihrem zwölften Lebensjahr Ritalin eingenommen haben. (www.novalis.ch/zeitschrift/archiv.htm)

Im "Suchtbericht Deutschland 1999" wird erklärt, dass Psychostimulanzien wir Ritalin "keine körperliche, jedoch eine ausgeprägte, psychische Abhängigkeit verursachen". Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet Ritalin als weltweit "am meisten abhängig machendes Medikament" aufgrund seines hohen Missbrauchspotenzials (www.das-gesundheitsportal.com). Schweden hat Ritalin schon 1968 aufgrund seines Suchtpotenzials vom Markt genommen (www.novalis.ch).

In den USA, wo Ritalin seit 50 Jahren auf dem Markt ist, formiert sich der Widerstand in Initiativen gegen Ritalin: immer mehr Eltern klagen wegen mangelhafter Beschreibung der Nebenwirkungen gegen Novartis (ehemals Ciba Geigy). Der Göttinger Neurobiologe und Mediziner Gerald Hüther sagte in einem Spiegel-Interview (11/2002): "Wir haben uns eine Welt geschaffen, in der die Bedürfnisbefriedigung der Erwachsenen ziemlich gut funktioniert, die Kindern aber nicht mehr gerecht wird. Wenn wir das nicht schleunigst ändern, werden Gewalt und Manipulationsanfälligkeit zunehmen. Die vernichtende Ergebnisse der Bildungsstudie Pisa sind nichts anderes als ein weiteres Indiz dafür."


Die beiden Artikel haben wir der Juli/August-Ausgabe der Zeitschrift "bildung & wissenschaft" der GEW Baden-Württemberg entnommen. Wir bedanken uns für die Erlaubnis zum Nachdruck. Der zweite Artikel ist eine gekürzte Fassung.




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jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
@hanni

Du schreibst:
"Insofern ist das ganze Leben eine Lotterie...

Wir treffen ja immer wieder auf "nicht so ideale Leute" und das Leben ist selten kompatibel mit unseren Bedürfnissen. Darauf müssten wir unsere Kinder doch vorbereiten. Ich bezweifle, dass "Pille einwerfen" längerfristig das Richtige ist. "

Ich hoffe du bist konsequent genug und befolgst deine eigene Argumentation auch bei allen anderen Krankheiten, Behinderunen und Unfällen.
Schliesslich muss der Mensch lernen Fieber und Schmerzen auszuhalten, so ist das Leben. Und wozu ein Gips, nur Mut, das wächst auch so zusammen, etwas Geduld...so ist das Leben halt
fisi
Dabei seit: 05.04.2007
Beiträge: 4066
wre richtig lesen kann, oder vorallem WILL, ist klar im vorteil

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
@hanni6: Das Hauptproblem bei diesen unterschiedlichen Aussagen ist, dass das ADHS nicht eindeutig diagnostiziert wird.

Es sind ja auch mehr Aussagen, die diskutiert werden:
1. Es wird immer mehr und immer leichtfertiger Ritalin verschrieben.
2. Ist Ritalin ein geeignetes Medikament um ADHS zu behandeln?


So ist die Tendenz, dass immer mehr Ritalin gegeben wird ganz sicher genauer zu untersuchen. Wer verordnet das? Wie hat dieser Arzt festgestellt dass das Kind ein ADHS hat, Welche Begleittherapien finden statt? Wie wird der Therapieerfolg (oder -misserfolg) kontrolliert?
Gibt es wirklich heute mehr Kinder mit ADHS oder wird es nur besser diagnostiziert? Oder bekommen Kinder Ritalin, die gar kein ADHS haben?

Wird ein Kind nach den Schweizer Richtlinien auf ADHS abgeklärt, dauert diese Untersuchung sicher 2 Stunden. Aber auch bei uns kann jeder Hausarzt und jeder Kinderarzt auch ohne die Zusatzausbildung Ritalin verschreiben, was ich gar nicht befürworte.

Einfach mal einem unruhigen Kind Ritalin geben ist natürlich nicht der richtige Weg.

Deshalb sollte bei Verdacht auf ein ADHS, dass das Kind deutlich beeinträchtigt eine umfassende Abklärung bei einem spezialisierten Kinderarzt gemacht werden, und dann in Ruhe über die möglichen und sinnvollen Therapien nachgedacht werden. Ritalin sollte da nur eins von vielen Puzzleteilen sein.

Zum 2: Ritalin sind sicher keine Zuckerpillen. WEnn man aber man erlebt hat, wie in Kind, dass wegen seiner Zappeligkeit ausgegrenzt wurde, das wegen seiner Konzentrationsprobleme bei guter Intelligenz keinen Satz richtig schreiben konnte, keine Kopfrechnung machen konnte, mit Ritalin aufblüht und ein zufriedeners Kind mit angemessenen Schulleistungen wird, so spricht das glaube ich für sich.
philosophia
Dabei seit: 01.02.2004
Beiträge: 232
Ich glaube durchaus, dass für einige betroffene Kinder und Eltern Ritalin eine wichtige (notwendige?) Hilfe ist. Aber die gesamt Entwicklung, dass immer mehr Kinder diese Diagnose und auch Medikamente erhalten, finde ich sehr beängstigend! Warum ist das so? Dies interessiert mich.
Müssen wir damit rechnen, dass wir quasi irgendwann Ritalin nehmen müssen, um überhaupt noch mithalten zu können? Wie quasi ein ungedopter Sportler überhaupt keine Chancen mehr hat? Was stimmt in unsrer Gesellschaft, in unseren Schulen, bei uns zu Hause, in unseren Erwartungen nicht, dass immer mehr Kinder ohne Hilfe nicht mehr funktionieren können? Warum müssen wir alle funktionieren? Haben wir zuwenig Toleranz?
Wir sind die Gesellschaft und wir allein könnten etwas ändern. Wenn wir denn wüssten was. Aber was tun müssen wir, denn diese Tendenz halte ich für absolut ungesund.
hanni6
Dabei seit: 25.03.2004
Beiträge: 669
jeruscha

Im Umgang mit Mitmenschen und bei alltäglichen Krankheiten probieren wir es, ja. Unfälle und Verbrechen sind ein anderes Thema, meinst du nicht auch?