Ritalin zur Leistungssteigerung bei Kindern

schubidu
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 10.08.2007
Beiträge: 89
Hallo
Vorneweg, niemand sollte sich betroffen fühlen, dessen Kinder Ritalin nehmen, aber folgendes beschäftigt mich.

Eine Freundin, dessen Kind nun im 1. Gymi ist und Anfang 5. Klasse mit der Prüfungsvorbereitung begann, drängt darauf, dass ihrem Kind Ritalin verschrieben wird.
Den Jungen kenne ich seit Jahren und ist für mich als nicht Fachfrau sondern nur Mutter kein Kandidat für Ritalin. Für mich ist es sogar total abwägig, dass ausgerechnet dieses Kind Ritalin nehmen soll.

Ich weiss, dass es an Unis etc. zur Tagesordnung gehört, dass Studenten Ritalin zur Leistungssteigerung einnehmen.

Alledings habe ich von einer Bekannten, die Medizinerin ist, gehört, dass sich Ritalin bei längeren Anwendung sehr negativ auf die Nieren auswirkts Sie sprach sogar von 17-jährigen Junkies, die Ritalin seit 5 Jahren nehmen.

Wie seht Ihr das?

Gruess, schubidu

life is a walk in the park
jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
Wir haben einen 13jährigen Sohn, ADHS, Aspergersyndrom, hochbegabt, auditive Wahrnehmungsstörung.
Wir haben einige Versuche hinter uns, ohne Ritalin, Fazit: er erträgt die Schule nicht, seine Aversion/Angst gegen Lehrer ist so gross, dass sie alles blockiert, er kann keine Leistung erbringen, seine Schrift ist nicht lesbar, auch für ihn selber nicht, er versteht im Schulzimmer nicht was geredet wird.

Mit Ritalin ist er ein "tragbarer" Schüler, er kann bedingt mit Lehrern kommunizieren, verkriecht sich nicht, hat eine lesbare Schrift, kaum Schreibfehler, schafft es momentan wieder am Gymnasium klarzukommen.

Ohne Ritalin ist er zuhause und überall sonst, sofern keine fremden Erwachsenen, insbesondere keine Lehrer, etwas von ihm wollen, ein fröhliches, zuverlässiges, fittes, selbsständiges Kind.
Mit Ritalin ist er das alles auch, ohne einen spürbaren Wesensunterschied, nur dass er mit Ritalin auch mit allen Erwachsenen/Lehrer klarkommt.

So gesehen könnte man argumentieren, unser Sohn kriege Ritalin zur Leistungssteigerung, denn ohne Ritalin würde es vielleicht knapp für Realschule, vielleicht nur für Sonderschule reichen. Mit Ritalin für Gymnasium und vielleicht Studium.

Was deine Bekannte, eine Medizinerin da äussert, scheint mir suspekt, dh. ihre Wortwahl, ihre Behauptungen zeugen eigentlich nicht gerade von medizinischem Fachwissen.
Dass manche Studenten mit einer Indikation für Ritalin dann auch entsprechend bessere Leistungen erbringen, oder nur so ein Studium erfolgreich absolvieren können, scheint mir logisch. Dass Ritalin leistungssteigernd wirken soll bei Leuten bei denen keine entsprechende Indikation besteht, das gehört für mich ins Reich der Ammenmärchen.

Bei grösseren Kindern kann übrigens eine AD(H)S-Diagnose recht schwierig sein, ich weiss von Jugendlichen bei denen zuerst eine Ritalintestphase gemacht wurde und erst anhand der Reaktion auf Ritalin die entsprechenden Abklärungen gemacht wurden. Und dies bei durchaus seriösen, erfahrenen Kindepsychiatern!
Gelöschter Benutzer
"(...) ich weiss von Jugendlichen bei denen zuerst eine Ritalintestphase gemacht wurde und erst anhand der Reaktion auf Ritalin die entsprechenden Abklärungen gemacht wurden. Und dies bei durchaus seriösen, erfahrenen Kindepsychiatern!"

Da könnte man ja mal darüber nachdenken, ob man dies Secreening-mässig mit allen Kindern machen soll und all denen den Zugang zu Ritalin ermöglichen, bei denen es hilft.
sudoku
Dabei seit: 22.11.2005
Beiträge: 1383
Me too, das meinst du aber hoffentlich nicht ernst! *entsetztguck*
schubidu
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 10.08.2007
Beiträge: 89
Den Ausdruck "Junkie" hat sie hinter vorgehaltener Hand benutzt und mich hat der schockiert. Tatsache ist, dass Sie Klassen betreut, in der 80% auf Ritalin sind, plus Lehrer. Wenn ich höre, dass allen 3 Kindern einer Bekannten Ritalin verabreicht wird, dann frage ich mich schon.

schbidu

life is a walk in the park
Gelöschter Benutzer
@sudoku

Warum eigentlich nicht? Die ganze Abklärerei einsparen und gleich den Ritalinversuch machen. Wenn es ja so nebenwirkungsfrei ist, wie alle sagen, und nur bei denen wirkt, die ADS haben, wäre das doch die einfachste Variante. Am besten gleich frei geben, da es ja nur bei den Betroffenen wirkt, wird es sich auch kein Nichtbetroffener einwerfen, nicht wahr? Zumindest bei den Kindern ab 10 Jahren oder so, die man zur Wirkung direkt befragen kann.
Gelöschter Benutzer
Ich stelle mir das so vor:

Woche 1 (kleine Dosis, berechnet nach Gewicht und Alter vom Probanden): Nach einer Woche Einnahme wird per Internet eine Befragung ausgefüllt. Wirkt das Medi, hat der Proband ADS und bereits die richtige Medikation gefunden. Wirkt es nicht, dann

Woche 2 (mittlere Dosis), gleiches Verfahren wie Woche 1. Wirkt das Medi, hat der Proband ADS und bereits die richtige Medikation gefunden. Wirkt es nicht, dann

Woche 3 (hohe Dosis), gleiches Verfahren wie Woche 1. Wirkt das Medi, hat der Proband ADS und bereits die richtige Medikation gefunden. Wirkt es nicht, dann hat er kein ADS.

Das Verfahren ist um Welten billiger als eine therapeutische Einzel-Abklärung.
jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
@Me Too

etwas sehr provokativ dein Vorschlag, aber ich kann mir ein Grinsen nicht verkneiffen icon_wink.gif

@schubidu

Dass in einer Familie mehrere oder alle Betroffen sind, ist durchaus realistisch, ebenso wie es Familien gibt in welchen alle blonde Haare haben, fast alle überdurchschnittlich gross sind usw.
Das hat irgendwas mit Genetik/Vererbungslehre zu tun icon_wink.gif

Schulklassen in welchen 80% der Schüler plus die Lehrer Ritalin nehmen (ob sie es nun benötigen oder nicht) scheint mir aber nicht besonders glaubwürdig. Wo solls sowas geben? (ich kann mich vage erinnern, dass es in Amerika Prämien für Schulen geben soll je mehr Schüler mit Ritalin dort beschult werden, wenns denn stimmt, aber sonst?)
sudoku
Dabei seit: 22.11.2005
Beiträge: 1383
das kann ich beim besten Willen nicht witzig finden.
schubidu
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 10.08.2007
Beiträge: 89
@Jeruscha
Mit Genetik hat das nicht viel zu tun, sondern mit "ruhigstellen".

Ist doch interessant, dass laut der US Arzneimittelbehörde unter sehr vielen anderen auch paranoide Wahnvorstellungen, psychotische Phasen, gewalttätiges Verhalten und Halluzinationen als Nebenwirkungen auftreten.
Noch zu erwähnen, dass es keine Langzeitstudien zu Ritalin gibt.

life is a walk in the park