Ritalin

GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Wir hatten hier vor einiger Zeit ebenso ein Thema, welches ich eröffnete mit dem Titel: Ritalin um Schulleistungen zu verbessern ?
Da schrieb jemand, dass es sogar Studenten gibt, die vor einer Prüfung Ritalin nehmen, damit sie eine gute Prüfung hinlegen.

Immer mehr Sportler erbringen sehr gute Leistungen. Werden sie kontrolliert wird oft Doping im Urin nachgewiesen. Wieso sollte ein Student vor einer Prüfung nicht Ritalin nehmen, der Spitzen Sportler darf seine Leistungen mit Doping nicht verbessern.

Vor ein paar Jahren hört ich wie eine Mutter aus einem Sportverein berichtete, dass sie ihrem Kind Ritalin gebe.

Auf dem Heimweg im Auto fragte mich mein Sohn, was denn Ritalin sei. Ich erklärte ihm, das sei vorallem für hyperaktive Kinder (dieses Kind), damit es ihnen danach besser gehe, und sie ruhiger sind.
Mit uns im Auto waren 2 Freunde unseres Sohnes. Da meinte der eine, sie müssten auch Ritalin nehmen, weil sie MAL (so die Aussage des Jungen) in der Schule unkonzentriert waren. Seither sind sie dafür die besten Schüler und bringen nur super Noten nach Hause. Das stimmte mich nachdenklich.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Den Vergleich mit dem Rettungsring finde ich sehr treffend.
Da kann man es auch so auslegen:
Eine Mutter geht mit ihrem Kind, das noch nicht schwimmen kann ins Schwimmbad. Sie zieht ihrem Kind eine Schwimmweste an, dafür darf das Kind alleine ins Wassr, auch dort wo es nicht stehen kann.
Die Mutter hat dafür die Möglichkeit, in Ruhe Zeitung zu lesen, sich mit einer Freundin zu unterhalten und muss nicht immer neben dem Kind sein und es beaufsichtigen.

Dass das Kind nach Jahren immer nur mit Schwimmweste ins Wasser geht, weil es nie schwimmen gelernt hat (wozu, es hat ja die Schwimmweste), ist ja auch nicht Sinn und Zweck.

Ich habe nie gesagt, Ritalin sie generell ungeeignet oder schlecht, sondern ICH möchte meinem Kind IN DER AKTUELLEN SITUATION kein Ritalin geben, weil ich keinen Grund - ausser Konzentration - sehe.
Gelöschter Benutzer
Da geht der schöne Vergleich wortwörtlich baden. Sorry, la lune!

GabrielaA, du hast wie immer nichts begriffen.
hefrmaja
Dabei seit: 16.04.2004
Beiträge: 559
Hab grad dasselbe gedacht me too
Via
Dabei seit: 06.05.2009
Beiträge: 148
Hallo Zusammen

Immer wieder wird über Ritalin diskutiert.
Für diejenigen, die wirklich ein hyperaktives Kind haben, stellt sich die Frage Medikament (gibt noch andere als Ritalin) ja / nein gar nicht!

Ein Kind, das "nur" Konzentrationsstörungen hat, hat meiner Meinung nach zu wenige Symptome für eine Hyperaktivität! Denn hyperaktiv ist nicht gleich Konzentrationsstörung!

Stellt euch mal ein richtig hyperaktives Kind vor. Es kommt nicht zur Ruhe. Kann nicht still sitzen. Muss sich immer bewegen. Rennt den ganzen Tag umher. Und nachts, kann es nicht schlafen, weil es sich auch im Bett immer drehen etc. muss. Welche Belastung muss ein Kind mit dieser Krankheit aushalten? Und vor allem wie lange macht das das Herz mit? Stellt sich also bei einem richtig hyperaktiven Kind die Frage, Medikament ja oder nein? Wenn ja, kann man sich ja auch gleich fragen, will ich, dass mein Kind in einigen Jahren an Herzversagen stirbt, weil es sich nie ausruhen kann?!?
Mit einem Kind, das derart hyperaktiv ist, will mit der Zeit auch niemand mehr etwas zu tun haben. Alle, die in der Nähe dieses Kindes sind, werden selber "nervös" (hyperaktiv). Das Kind steckt mit seiner Hektik an! Bekannte, Verwandte, Kameraden ... alle ziehen sich zurück. Schlussendlich bleibt die Familie und auch die ist nach Jahren am Ende. Kennt nichts anderes als ein hektischer Alltag. Geschwister, Eltern alle sind betroffen.

Wer würde also einem richtig hyperaktiven Kind das Medikament verweigern?!?

Mein Sohn bekommt seit zwei Jahren ein Medikament. Nicht Ritalin. Ritalin würde bei seiner Krankheit die Symptome verstärken. Mein Sohn ist nie an einem Tisch gesessen oder auf einem Stuhl, Sofa etc. und hat "gearbeitet" (gebastelt, gemalt, Buch gelesen etc.). Er war immer unterwegs. Er bekam also vor zwei Jahren ein Medikament. Es ging über ein Jahr, bis er ruhiger wurde. Heute, zwei Jahre später, kann er sich hinsetzen, etwas spielen und einfach nur kurze Zeit geniessen.
Früher bin ich mind. 6x in der Nacht aufgestanden, weil er nicht schlafen konnte. Jetzt schläft er durch und ich stehe selten mehr auf.

Rettungsring - es ist ja nicht "normal", dass man ein Kind immer beaufsichtigen muss, weil es "ertrinken" könnte (nicht nur auf das Schwimmen bezogen!). Das Kind soll "schwimmen" lernen (Selbstständigkeit) und dann seinen Weg gehen. Ein hyperaktives Kind ist dazu aber nicht in der Lage. Also muss man es immer beaufsichtigen. Oder es bekommt ein Medikament.
Ist es nun wirklich so, dass Eltern, die einem Kind ein Medikament geben "schlechte" Eltern sind, nur weil sie es nicht 24 h am Tag beaufsichtigen wollen / können?!?

Die Mutter / den Vater muss man mir mal zeigen, die über mehrere Jahre 24 Stunden am Tag neben ihrem Kind stehen und dies beaufsichtigen, weil das Kind alleine dazu nicht fähig ist ... und dabei nicht selber krank werden.

... und übrigens, mein Sohn bekommt ein Medikament aber wenn er zu Hause ist, kann ich immer noch keine Tageszeitung lesen ...

En schöne Tag wönscht
Via
Via
Dabei seit: 06.05.2009
Beiträge: 148
@göiferi - teste doch das Medikament einmal bei deinem Sohn. Absetzen oder ein anderes Medikament nehmen, kannst du jederzeit. Bei meinem Sohn ist es so, dass keine Nebenwirkungen (negativ) sichtbar sind. Aber bis wir die beste Dosierung für ihn hatten, ging es einige Zeit und es brauchte Nerven!
Wie ich unten beschrieben habe, kann mein Sohn nun zwei Jahre später mal an einem Tisch sitzen und etwas machen! Für uns eine sehr positive Veränderung.

Bei der Entscheidung ja / nein - vertrau deinem Herzen!

En schöni Zyt wönscht
Via
hexenbesen
Dabei seit: 21.07.2002
Beiträge: 121
Via, Deine Aussage: "Ein Kind, das "nur" Konzentrationsstörungen hat, hat meiner Meinung nach zu wenige Symptome für eine Hyperaktivität!"
und der Schluss daraus, dass dieses Kind kein "Recht" auf medikamentöse Behandlung hat finde ich schwierig.
Ich war ein Hans Guck in die Luft. Und ich habe darunter gelitten! Ich wäre froh gewesen, wenn ich Unterstützung (Therapeutische und/oder Medikamentöse) bekommen hätte.

GabrielA, Ich war genau so wie dein Sohn, ruhig, angepasst, freundlich, beliebt, aber ich habe IMMER gespürt, dass ich anders bin. Ich wäre froh gewesen, wenn mir der Professor erklärt hätte was mit mir ist. Stattdessen hat er meiner Mutter gesagt Ihre Tochter hat ADS (damals noch POS), aber das ist ja egal, sie fällt ja nicht auf."
Wenn dein Sohn tatsächlich die Diagnose ADS bekäme durch eine Abklärung, heisst das noch lange nicht, dass er Medis nehmen muss. Aber es würde ihm und dir helfen zu verstehen, was anders ist bei deinem Sohn. Das würde bedeuten, dass er Lerntechniker sich aneignen kann, die für ihn stimmen. Das sind nicht die gleichen wie für ein Durchschnittshirn und das muss man wissen.
Ich wusste das alles nicht, darum scheiterte ich mit 2 Studienversuchen! Ich stand da und hatte keinen Beruf! Das ist echt scheisse! Mein 3. Versuch ist nun bald von Erfolg gekrönt. Nicht weil ich Medis genommen habe, sondern weil ich mittlerweilen weiss, was anders ist mit meinem Hirn und weil ich mich entsprechend einrichten konnte.
Ohne konkrete Diagnose verwehrst du deinem Sohn diese Möglichkeit! Und das finde ich Gemein!
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
Wir haben (noch) keine Erfahrungen mit Ritalin. Mein Sohn hat ein ADS, das wir bisher mit Homöopathie und Vitaminen und guter Ernährung soweit gut behandeln konnte. Ende der 3. Klasse dachte ich noch, dass er's am Rauswachsen ist..... Er hatte praktisch nur noch Topnoten, war meistens ausgeglichen usw - kurz: er wurde pflegeleichtericon_wink.gif.

Jetzt ist er in der 4. und die Schwankungen werden wieder stärker. Nur schon die Bewältigung der Hausaufgaben kostet ihn (und mich auch) so viel Energie, dass wir oftmals fix und fertig sind - alle. ich merke, dass mich die letzten Jahre einfach auch müde gemacht haben. Nun hat er aufgabentechnisch wieder eine bessere Phase, dafür bringt er öfters schlechte Noten mit. Ich bin nicht gleich am Durchdrehen deswegen - wir warten ab - er hat noch Zeit.

Doch bin ich mir nicht sicher, ob wir das bis auf weiteres ganz ohne "Schwimmring" schaffen werden. Ich find's schade, wenn man weiss, dass das Potential eines Kindes in allen Fächern um den 5,5 liegt, es aber nicht selten 3-4, 4 und 4-5 nach Hause bringt, zudem häufg eine Stinklaune hat und die Hausaufgaben oftmals ein Durchringen sind.....
pippistrella
Dabei seit: 26.10.2010
Beiträge: 137
@ hexenbesen
Sehr gut geschrieben!

Wir haben unseren Sohn zweimal abklären lassen.
Das erste Mal bekamen wir die Diagnose ADS.
Damals wehrten wir uns gegen eine medikamentöse Behandlung und plagten ihn (heute sehe ich es so) mit unzähligen Alternativen. Wir sind unter anderem Scharlatanen auf den Leim gekrochen, haben uns immer wieder Hoffnungen gemacht, mussten uns aber mit der Zeit eingestehen, dass alles nichts bringt.

Zwei Jahre später, eine zweite Abklärung.
Diese fiel negativ aus.
Da unsere Familie an der ganzen Situation zu zerbrechen drohte (nur wirklich Betroffene wissen von was ich schreibe) entschieden wir uns für das Medikament.
Der gewünschte Erfolg blieb aus.
Der Arzt stellte sich auf den Standpunkt "ich hab's ja gesagt, es nützt nur wenn er wiklich eine solche Störung hat".

Heute, mit psychotherapeutische Unterstützung, wissen wir, man hat uns nicht die Zeit gelassen das Medikament richtig einzustellen.
Wir werden demnächst wieder damit beginnen unseren Sohn medikamentös zu unterstützen. Das sind wir ihm schuldig, denn nicht nur sein ganzes Umfeld leidet, sondern er am meisten.
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
@pippistrella
Ich weiss, wovon Du redest. Sie sind solche wunderbaren Kinder, die von einem Augenblick vom tief betrübten zum glücklichsten und goldigsten Kind mutieren können, sie haben einen Streit von eben sofort wieder vergesesn und sind absolut nicht nachtragend.

Aber sie haben auch die Eigenschaft, alles in der Familie auf den Kopf zu stellen. Das macht müde - ich kenne das.