Ritalin

jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
@Gabriela

ich gebe meinen Kindern dann Antibiotika, wenn ein bakterieller Infekt vorliegt, welcher der Körper des Kindes nicht innert nützlicher Frist in den Griff bekommt. Erkältungen gehören da nicht dazu, da sie nun mal nicht bakteriell sind.
Die meisten meiner Kinder benötigten auch seit Jahren keine Antibiotikas mehr, das hat aber nicht den Grund darin, dass ich übervorsichtig bin, sondern dass sie keibe schwerwiegenden bakteriellen Infektionen hatten.

Mit anderen Worten, dein Vergleich hinkt extremst.
Die beiden meiner Kinder welche Ritalin nehmen, bzw. nahmen, waren umfassend abgeklärt und diagnostiziert, und ich meine damit wirklich umfassend.

Du schreibst, du bist nicht bereit, deinen Sohn "schon wieder" abklären zu lassen. An dem Punkt stand ich auch einmal, damals als ich realisierte, dass eins meiner Kinder zwar vielen Tests unterworfen worden war, aber eben nicht von wirklich kompetenten Spezialisten, sondern "nur" von sogenannten Fachleuten. Ich wählte den Weg, vors Kind hinzustehen, ihm zu erklären, dass zwar viel getestet wurde, dass mir jedoch eine weitere Abklärung notwendig erscheint.
Die Tränen der Erleichterung vor 18 Monaten bei meinem Sohn, als danach die wirklich klare und korrekte Diagnose feststand, werde ich nie mehr vergessen. Seither geht es mit ihm nur noch aufwärts.
Via
Dabei seit: 06.05.2009
Beiträge: 148
@gabrielaA - du schreibst, dass niemand weiss, was dein Sohn hat und dass er in eine Sonderschule für Körperbehinderte geht.
Darf ich fragen, wieso er in eine Sonderschule für Körperbehinderte geht und nicht in eine heilpädagogische Schule?
Ist er denn körperbehindert? Deinen Aussagen entnehme ich, dass er geistig "normal" entwickelt ist!
Frage nur, weil mein Sohn auch in eine Sonderschule für Körper- und Geistigbehinderte Kinder geht. Und deshalb weiss ich auch, wie schwierig es ist, einen Platz zu bekommen.
Mein Sohn ist bald 7 und die Diagnose haben wir erst vor zwei Jahren erhalten. In der Sonderschule ist er seit August.
Er leidet an einer unheilbaren Stoffwechselkrankheit die eine rückläufige Entwicklung zur Folge hat!
dio
Dabei seit: 11.01.2003
Beiträge: 593
nur wenn du es noch nicht gelesen hast. hier die beschreibung in wikipedia.
du könntest grad so gut fragen ob du deinem kind nur ein bischen koks verabreichen solltest. das führt auch zu mehr aufmerksamkeit und gehört pharmakologisch in die selbe wirkgruppe. icon_wink.gif

http://de.wikipedia.org/wiki/Methylphenidat

kiss my ass
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
GabrielaA
Kann sein, dass ich deine Ausführung über die Schwimmweste falsch verstanden habe ? Ich nahm dieses Zeitunglesen am Beckenrand als Vorwurf an Mütter auf, die Ritalin verabreichen.

Ich kenne einige Mütter, die sich diesen Schritt sehr genau überlegen und ich kenne eigentlich niemanden, der parallel nicht auch noch nach Alternativen sucht. ich kenne aber auch eine Mutter, die jahrelang vieles - auch sehr kostspieliges - ausprobierte, bis sie schliesslich doch beim Ritalin landete. Ihr Fazit ist: Warum nur haben wir das nicht schon früher gegeben ?

Der Zusammenhang mit der Antibiotika, aber auch der Vergleich mit der Schwimmweste ist eigentlich schon sehr treffend. In der Badi war ich eher eine Mutter, die ihrem Sohn schnell mal die Flügeli auszog, obwohl er noch nicht schwimmen konnte. Eher wollte ich, dass mein Sohn spürt, dass es Stellen gibt, womit er nicht umgehen kann. Er soll die Schwierigkeiten kennen und lernen, damit umzugehen. Er hüpfte dann viel herum und probierte schon bald einmal, schwimmen zu lernen. Mit 4 konnte er sich spielend über Wasser halten. Ich war aber immer neben ihm, sass nie am Rand, kam weder zum lesen noch gross zum Plaudern. Wenn ich Lust dazu hatte, war für ihn das "Seichbädli" angesagt.

Genauso ist es wohl mit dem ADS und Ritalin. Nur ist es da viel komplizierter und langwieriger. Und ich hoffe, dass ich den Schnauf und die Geduld habe, mit meinem Sohn diesen Weg ohne Ritalin und Co. gehen zu können. Nur frage ich mich, ob dem Kind wirklich gedient ist, immer ohne Flügeli in diesem verdammt tiefen Becken herum zu schwadern, obwohl es immer tiefer und welliger wird......

Ich übe mich in Geduld und bin glücklich über die riesigen Fortschritte, die er in andern Bereichen in den letzten Monaten und Wochen gemacht hat.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
@Muffwuff: Hast Du sehr schön und treffend formuliert, auch die Vergleiche. Ich weiss, der Vergleich mit der Schwimmweste meiner Seits kam eher als Vorwurf rüber, meinte es jedoch nicht so, wie ich merhmals betonte.

Im Leben bewegen wir uns Eltern doch immer wieder so auf Gradwanderungen: Du versuchst, dass Dein Kind ohne Ritalin o.ä. auskommt, doch ob es das Richtige ist, kann niemand sagen.

Würde er Dir später mal Vorwürfe machen, weil Du ihm nicht (schon früher) Ritalin gegeben hast ? Das "was wäre gewesen, wenn" kann nie jemand mit Sicherheit beantworten. Es zählt nur das was ist und war - fertig. Ich glaube auch nicht, dass es immer die Eltern sind, die recht schnell zum Ritalin greifen, es sind (leider) halt auch viele Aerzte, die wie der Vergleich zum AB, heute viel schneller damit kommen als früher.

In unserer Gesellschaft hat es einfach kein Platz für "auffällige" Kinder.

Habt Ihr nicht schon oft gehört, Ihr müsst die Kinder nur richtig erziehen ? Oder: Früher gab es das nicht, da gab es halt mal was hintendrauf und gut war...

Jeder, der nicht selber betroffen ist, egal was es ist, kann sich einfach nicht vorstellen, was der andere erlebt, wie ein Alltag ist mit so einem Kind. Das gilt z.B. auch für Kinder mit Asperger o.ä.

Ich kenne einen erwachsenen Mann, selber Vater, ca. Mitte Vierzig, der seiner Mutter heute noch bittere Vorwürfe über seine Erziehung macht, obwohl sie es ja auch immer nur gut machen wollte oder es nicht besser wusste.

Ich denke oft, was sagen dann mal unsere Kinder, wenn sie erwachsen sind ? Egal, ob es sich um etwas Spezielles oder Allgemeines handelt.

@Via: Ich melde mich dann später, erkläre was Sache ist.
Muss grad wieder weg
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
@GabrielaA
Tja, diese Entscheidungen.....

Bei uns war es der Psychologe, der uns vor etwa 1 1/2 Jahren zu Ritalin riet. Und dies, obwohl die Noten und das Soziale im Grossen noch stimmten.

Es ist so schwierig. Mein Mann tendiert eher dazu, ihm jetzt Ritalin zu geben. Er hat irgendwie ein Déjà-vu, da er ähnliches in der Schule erlebte...
Ich bin eher noch für abwarten und für gezieltes Üben von Strukturen usw. Ich möchte ihm noch einige Wochen oder Monate Zeit lassen. Er ist jetzt in der 4. und hat noch Zeit. Das gezielte Üben von Strukturen fällt mir zwar auch nicht ganz leicht, da ich selber eher chaotisch veranlagt bin. najaicon_wink.gif

Alles ausser der Konzentration war eigentlich noch nie so gut wie jetzt. Er hat immer mehr Freunde, ist offen, beliebt, fröhlich.... Wenn ich ihn heute morgen wieder erlebt habe, als er den Schnee sah....icon_smile.gif)) und dann die ganze Zeit sang und wie er mit den Katzen sprach und spielte und einfach mit sich und der Welt zufrieden und glücklich war....

Tja, dann wünschte ich mir manchmal die Schule weg....
Russalka
Dabei seit: 16.02.2002
Beiträge: 716
noch ein einwurf von meiner seite: es ist extrem schwierig, den richtigen experten zu finden! klar habe ich mich vorher informiert, habe auch andere leute nach ihren erfahrungen gefragt. nur: rausgekommen ist es trotzdem ziemlich 'schief'! ich mag meinem sohn im moment auch keine weiteren abklärungen und ärzte mehr zumuten - und mir auch nicht mehr!
rejhane
Dabei seit: 15.01.2003
Beiträge: 6
@muffwuff
genau... "Tja, dann wünschte ich mir manchmal die Schule weg.... "
das geht mir auch oft so...

wichtig ist es sich zu erinnern, noch wichter aber ist es zu vergessen
rejhane
Dabei seit: 15.01.2003
Beiträge: 6
@GabrielaA
GENAU so ist es! es gibt ein hier und jetzt und was im moment richtig ist... ob es morgen noch richtig ist weiss man nicht... seufzzz

und ähm der mann meiner freundin ist gleich... ich finds aber schrecklich, wenn man mit 38 nur in der vergangenheit lebt und jommert, was die eltern quasi falsch gemacht haben und einem darum das leben "verknorzt" haben und schuld daran sind, dass er heute so ist wie er ist... statt in die zukunft zu sehen udn selber das leben in die hand zu nehmen und zu versuchen etwas zu ändern...

wichtig ist es sich zu erinnern, noch wichter aber ist es zu vergessen
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Einen Experten zu finden wäre für mich ebenso eine sehr schwierige Aufgabe. Aus meinem engsten Freundenskreis nimmt (soweit mir bekannt ist) ein Kind Ritalin. Dieser wurde zwar von Fachärzten, Psychologen usw. abgeklärt, doch verschrieben wurde es ihm vom allg. Mediziner, dem Hausarzt. Früher ging ich und die Kinder auch zu ihm,doch mit den Kindern wechselte ich sehr bald zum KiA, der neu in der Gegend eine Praxis eröffnete. Ich wechselte vor ein paar Jahren, weil ich nach einer schweren Erkrankung meinerseits während den Ferien, zu ihm in die "Nachkontrolle" ging. Er sass am Schreibtisch, stellte ein paar Fragen, welche alle im Bericht, der ihm vorlag, beantwortet waren, riet mir zu einer strengen Diät und machte sich nicht die Mühe, mich in irgendeiner Art und Weise zu untersuchen.

Da fand ich, dass dies nicht der richtige Arzt ist. Unser KiA ist ein klassicher "Schulmediziner", der wohl eher ein Ritalin Befürworter ist, der Homöopath dann eher das Gegenteil, der wohl kaum zu Ritalin rät - denke ich mal.

Werde mir etwas Zeit lassen und allenfalls wieder einen Termin beim KiA machen, wo ich nebenbei den "Verdacht ADHS" ansprechen werde.

Ich frage mich einfach immer wieder, wieso - bis auf die LP - bisher noch nie eine Fachkraft oder Therapeute, etwas gemerkt haben oder uns darauf aufmerksam gemacht haben.

Wünsche allen Eltern hier viele frohe Stunden mit ihren Kindern, die doch alle einzigartig sind !!