Schulverweigerung

Wurfmaul
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 05.04.2017
Beiträge: 8
Meine Tochter, 12, hat Angstzustände und Depressionen. Sie wird med. betreut und nimmt auch Medis. Ebenso haben wir Elterncoaching.
Trotz grosser Bemühungen schafft sie es zur Zeit nicht mehr in die Schule.
Sportlich im Kunstturnen erbringt sie noch schweizweit gute Leistungen. Auch erst nach einer Pause.
Das ist nun der Schulleitung und dem Lehrer ein Dorn im Auge. Nach dem Motto nicht in die Schule aber Turnen und dann auch noch in der Zeitung!!!

Die Schulleiterin hat beim Club ohne mein Wissen vertrauliches ausgeplaudert.

Der Lehrer kam nach Hause und machte meine Tochter plus Mutter zur Schnecke.

Es wurde im Elternbrief gross über das Fehlen in der Schule rumposaunt und das man bald dagegen drastische Massnahmen ergreifen will.

Was haltet ihr davon? Wo bleibt das Amtsgeheimnis?

Danke u Gruss

Mark



[Dieser Beitrag wurde 1mal bearbeitet, zuletzt am 05.04.2017 um 09:35.]
dude
Dabei seit: 20.05.2003
Beiträge: 1275
Etwas verstehe ich nicht. Wenn deine Tochter medizinisch betreut wird, hat sie dann kein Arztzeugnis erhalten?

You can judge the character of a person by the way they treat those who can do nothing for them
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
Nun ja, es gibt die Schulpflicht. Wenn sie körperlich oder psychisch so schlecht zwäg ist, dass sie nicht in die Schule gehen kann, passt das schon nicht so ganz zu vielen Stunden strengem Training im Sport?
Es ist sicher dringend, für die Situation mit der Schule eine Lösung zu finden. Da wäre es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn auch die Betreuer im Sport bei Gesprächen mit der Schule dabei sind und die gesamte Situation betrachtet wird.
Wurfmaul
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 05.04.2017
Beiträge: 8
Nun das sehe ich nicht ganz so. Wenn jemand Phobien vor Spinnen hat soll er dann generell nicht mehr nach draussen? Als Bsp. gemeint. Also soll meine Tochter nur zu Hause sitzen? Insofern mich mehr interessieren würde ob die Schule das alles ausplaudern darf???
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Ich pflichte kaye bei. Sollte es sich hier um ein seriöses Thema handeln....

Irgendwas stimmt doch nicht, wenn ein Kind intensiv in der Freizeit Sport betreiben kann, aber zur Schule gehen kann es nicht. Da stellt sich die Frage, wo liegt das Problem? Ist es die LP, ist es der Druck? Ist es unterfordert? Das Leben ist kein Ponyhof. Auch wir müssen Dinge machen, die uns keine Freude bereiten.

Aber stellt euch mal vor, jeder geht nur noch arbeiten, wenn es ihm gefällt, hätten wir bald ein Problem.

Das meine ich jetzt nicht böse, aber wenn das Kind schon in ärztlicher Behandlung ist, müsste doch auch der schulpsychologische Dienst einbezogen werden, es müsste genau eruiert werden, was denn dem Kind so grosse Mühe bereitet, dass es nicht zur Schule kann, wenn es dafür aber intensiv Sport treiben kann?

Wusste gar nicht, dass die Schule auch unter Amtsgeheimnis steht.

Vor ganz vielen Jahren gab es ein Junge, "K". Er hatte ein riesen grosses Maul, aber alleine in den Kindergarten wollte er nicht. So kam die Mutter jeden Morgen mit in den KiGa, half ihm beim Schuhe ausziehen, blieb eine Weile, etc.

Der LP wurde das alles zu viel, und sie vereinbarte mit der Mutter, dass sie "K" nur noch bringen soll und danach durchs Fenster noch winken.

Nach über einem halben Jahr war K soweit, dass er den Schulweg alleine bewältigte. Andere Kinder foppten ihn, weil er doch bisher immer mit Mami gekommen war. So verweigerte er, weiterhin in den KiGa zu gehen. Damals war der Kindergarten noch keine Pflicht.

Die LP erzählte den Kindern, "K" würde trotzen und käme deshalb nicht in den Kindsgi. Im Grunde genommen hatte sie recht.

Oder: Eine Primarschulklasse durfte im Schulzimmer übernachten. Dora freute sich nicht wirklich darauf, da sie nie auswärts schlafen wollte. Die Eltern vereinbarten mit der LP, dass sie anruft, falls Dora nach Hause wolle. Gesagt getan; Dora ging zur LP und weinte und sagte, sie möchte nach Hause. Die Mutter holte das Kind ab und bat die LP den Schülern zu sagen, Dora hätte Bauchweh und ginge deshalb heim. Sie aber sagte ihren Schülern den wahren Grund, was der Mutter gar nicht passte. Sollte die LP wirklich lügen? Darf denn ein Kind nicht auch mal Heimweh haben?

Heutzutags bestimmen oft die Kinder, was sie wollen, nicht die Eltern. Manchmal wäre es halt auch gut, wenn Kinder lernen, mal etwas durchzustehen, und nicht immer die Eltern haben, die ihm alles aus dem Weg räumen.
Wurfmaul
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 05.04.2017
Beiträge: 8
Das hat nichts mit Ponyhof zu tun und sie können schon unter einem psych. Leiden und Wunschkonzert unterscheiden? Aber ihre Lösungsansätze gefallen mir und wir sind teilweise daran.
Sport ist ca 8 Std. die Woche und das auch nach einer längeren Pause wo es nicht ging. Früher waren es ca. 15 Std. Mehr liegt heute aber nicht mehr drin.
Ps. Was sollte bei dem Thema nicht serös sein?

[Dieser Beitrag wurde 2mal bearbeitet, zuletzt am 05.04.2017 um 15:49.]
Madruna
Dabei seit: 25.04.2011
Beiträge: 382
Das Mädchen hat doch auch im Sport eine längere Pause gemacht, weil dies ihr durch die Depression und Angstzustände nicht mehr möglich war.
Nun scheint sie wieder etwas Zuversicht und Energie zu haben, was dazu reicht, den Sport wieder aufzunehmen. Das, was Freude macht und der Seele gut tut.
Sie ist noch nicht beim vollen Sportpensum.
Das ist ein normaler Verlauf aus der Depression.
Ein Erwachsener mit derselben Erkrankung würde nach einer Zeit der Krankschreibung bzw. während der Arbeitsunfähigkeit auch zuerst Spaziergänge verordnet erhalten und nicht erst mit der Arbeit wieder beginnen.
Die Rückfallgefahr wäre sehr gross.

Wurfmaul, ich würde das so verordnen lassen, dass eure Tochter mit dem Sport beginnt und allmählich in der Schule wieder einsteigt. Ev nur die Hauptfächer erstmals. Im Sinne einer Wiederaufnahme der Arbeit bei einem Erwachsenen zu 50%.
Warum sollen Kinder einen Senkrechtstart hinlegen nach einer depressiven Erkrankung, wenn Erwachsene langsam in die Arbeitswelt zurückkehren?
Sie wird ja ärztlich und therapeutisch betreut.
Die Schule hat kein Recht, Drittpersonen gegenüber "besonders schützenswerte Personendaten (Angaben über......, geistigen und körperlichen Zustand) Auskunft zu erteilen. Es sei denn, es liege u.a. eine ausdrückliche Zustimmung vor.
Zumindest im Kanton Bern (erz.be.ch).
Aber das gilt sicher auch in anderen Kantonen.

Eurer Tochter gute Besserung und euch viel Kraft.

Eine Freundin hatte über Monate einen depressiven Ehemann zu Hause, 100% krankgeschrieben. Er lag nur im dunklen Zimmer.
Allmählich begann er wieder Golf zu spielen, dann nahm er die Arbeit wieder auf.
In der Phase der Krankschreibung sagte die Freundin einmal, sie wäre so froh, dass er wenigstens Golf spiele. So mache er etwas. Aber es sei sicher unverständlich für Aussenstehende: Krankgeschrieben, aber Golf spielen gehen.
Es war Teil der Rekonvaleszenz.



[Dieser Beitrag wurde 2mal bearbeitet, zuletzt am 05.04.2017 um 17:47.]
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
Ich verstehe beide Seiten.

Einerseits euch mit eurer Tochter. Die Situation ist schwierig, das Kind steht unter Druck. Schön, wenn sie schrittweise wieder in den Alltag findet und auch wieder am Training teilnehmen kann. Ja, da verstehe ich, dass es auch ein Teilschritt sein kann, zuerst am Training teilzunehmen und erst dann den Schritt zurück in die Schule zu versuchen.

Andererseits verstehe ich die Schule. Die Schulgemeinde hat im Auftrag des Kantons die Pflicht, euer Kind zu beschulen und Absenzen zu prüfen. Wenn das Kind jetzt so lange fehlt wegen Angstzuständen und Depressionen ist es schon verwunderlich, dass es gleichzeitig an Wettkämpfen teilnehmen kann. Die Schulleitung und der Klassenlehrer gehen diesem Punkt nach, meiner Ansicht nach absolut zu Recht.

Nun stellt sich die Frage, WIE sie dem nachgehen. Ich verstehe nicht, was du mit Elternbrief meinst. Den Brief an euch Eltern, also nur an euch, oder an alle Eltern der Klasse, des Vereins?
Ja, die Schule untersteht dem Amtsgeheimnis. Die Tatsache, dass deine Tochter seit längerem im Unterricht fehlt, ist aber kein Geheimnis. Das wissen ja alle in der Klasse und in der Schule.

Als Eltern solltet ihr an einer Gesamtlösung interessiert sein, also von euch aus einen runden Tisch mit Trainer, Klassenlehrer, Schulleitung, Kinderpsychiater und Eltern initiieren. Wenn ihr das bisher nicht gemacht habt, dann jetzt umso mehr. Es geht um eine Lösungsfindung, nicht um eine Schuldzuweisung.
Universum
Dabei seit: 13.05.2013
Beiträge: 1515
Ich sehe es wie Klara.
Input: gibt es in eurer Region Sportschulen für die Oberstufe? Allenfalls wäre das etwas für eure Tochter.
Alles Gute!

Versprich nichts, wenn Du glücklich bist.
Antworte nicht, wenn Du wütend bist
und triff keine Entscheidungen wenn Du traurig bist.

Autor unbekannt.
leena
Dabei seit: 05.04.2017
Beiträge: 1
Unser Sohn hatte mit 10/11 Jahren eine Depression und Angststörungen. Er schaffte es während längerer Zeit nicht in die Schule zu gehen, obwohl er gerne gehen wollte und es auch immer wieder probierte.
Die Psychotherapeutin, die Ärztin, die Leute auf der Erziehungsberatung und auch die Schulinspektion waren aber ganz klar der Meinung, dass er wann immer es ihm möglich ist, ins Fussballtraining oder nach Draussen zum Spielen gehen soll (auch das schaffte er nicht immer). Damit er zu Sonnenlicht, Bewegung, sozialen Kontakten und Erfolgserlebnissen kommt, die für eine Gesundung sehr wichtig sind.
Das so klar zu hören war für uns und auch für unseren Sohn eine grosse Erleichterung. Gerade beim Sohn war vorher der Gedanke " wenn ich nicht in der Schule war, darf ich auch nicht nach Draussen gehen" fest verankert.
Oftmals ist es von aussen (also von der Schule usw) halt sehr schwierig die Situation zu verstehen. (Was ja auch verständlich ist, auch wir als Eltern brauchten lange bis wir einigermassen verstanden).
Viele Menschen meinen, man müsse halt einfach streng sein und das Problem sei nur eine Frage des Wollens, das Leben kein Ponyhof und noch andere wunderbare Weisheiten, die einen in dieser schwierigen Situation sehr unter Druck setzen und ziemlich kontraproduktiv wirken....
Darum war in unserem Fall die 1-2 gemeinsamen Gespräche mit Therapeuten, Schule, Schulinspektion auch sehr wichtig. So sahen die Lehrkräfte, dass wir aktiv und mit allen Mitteln an der Lösung des Problems arbeiten und nicht einfach nichts tun. Und dass unser Sohn den verpassten Schulstoff zu Hause nachholt.

Ich kenne eure Situation nicht genau, finde aber, dass die Schule ganz klar unter Schweigepflicht steht

Ich bin unglaublich dankbar geht es unserem Sohn (und somit der ganzen Familie) wieder gut und wünsche euch alles Gute!