Selbstständigkeit beim Nachbarskind fördern?

hefrmaja
Dabei seit: 16.04.2004
Beiträge: 559
Danke Barcley. Ich frage ich auch immer, warum man seine Kinder nicht "verwöhnen" sollte. Das Wort wird auch immer als Schimpfwort gebraucht. Wir haben eine ähnliche Situation. Ich habe 3 Kinder und wöchentlich ein Einzelkind dazu. Er musste sich natürlich daran gewöhnen, dass seine Bedürfnisse nicht sofort gestillt werden, dass ich ihn nicht extra unterhalte etc. Aber ich helfe meinen Kindern z.B. am Morgen die Jacke anziehen und mache ihnen den Reissverschluss zu, hebe den Schulsack hoch damit sie nur reinschlüpfen brauchen... Einfach als Liebesbeweis, sie können das auch selber. Und wenn die Zeit da ist, streiche ich Schnittchen. Bei mehreren Kindern müssen sie halt warten bis sie dran sind. Haach, ich weiss noch, ich habe Grosis Schnittchen immer geliebt.
So verwöhne ich meine Kinder gerne!
Irma La Douce
Dabei seit: 06.09.2004
Beiträge: 1394
Bei mir ist es auch so: ich Streiche die Brote, weil ich danach kein Schlachtfeld möchte. Am Wochende machen es alle selber.

Es könnte auch sein, dass er sich noch schämt. Jedenfalls war das bei meinem Sohn anfangs im Hort so. Er hat sich so geschämt, dass er keinen Bissen gegessen hat. Den ganzen Tag hat er gehungert. Das war so traurig für mich. Bis ich dann mal mitgegangen bin und ihm das Essen geschöpft habe und mit ihm gegessen habe. Seither isst er, als gäbe es nichts selbstverständlicheres.
anita-cornelia
Dabei seit: 18.09.2004
Beiträge: 826
viele kinder spiegeln ihre emotionale stimmung im essen oder im essverhalten.

http://www.familylab.ch/literatur_anzeigen.asp?AjrDcmntId=309

ich finde überhaupt nicht, dass dies mit verwöhnen gleichgesetzt werden kann.
zudem ist verwöhntes verhalten auch nur ausdruck einer ursache...

es ist dabei total egal, ob es sich um ein einzelkind, ein patchworkkind, oder ein kind mit geschwistern handelt....

das verhalten ist eine botschaft. eine möglichkeit für das kind, seinem gefühl ausdruck zu geben. ob und wie man darauf eingehen soll, ist abzuwägen...manchmal hilft ein aufzeigen persönlicher grenzen; "mir ist wichtig, dass bei uns..." oder "ich will, dass du...." ausreichend...und manchmal braucht es mehr einfühlung...

was klar ist - er braucht niemand, der im das brot streicht oder ihm einschenkt. er ist kompetent genug, dies selbst zu tun! wer ihm das abnimmt, macht ihn klein....das schwächt seinen selbstwert und führt zu noch mehr verhalten des selben.
Gelöschter Benutzer
kinder sind auch in der lage selber abzuwaschen und einzukaufen. deswegen müssen sie es doch nicht immer tun
........
Dabei seit: 06.09.2008
Beiträge: 80
@Myz, Ich finds toll wie du anscheinend damit umgehst, gib ihm Zeit und biete ihm Hilfe an... In dem alter kannst ja auch mit ihm reden.

Übrigens verwöhne ich mein Einzelkind auch, wurde mir gesagt, ich streiche ihm Brote, schenke ihm seine morgen Milch ein und packe Znüni für ihn ein (ausser wenn ich 1-2Mal die Woche schon bei der Arbeit bin wenn er aufsteht). Aber ich weiss das er dies alles selber kann und noch viel mehricon_wink.gif
Sedrun
Dabei seit: 05.01.2004
Beiträge: 90
Meine Mutter machte für meinen Bruder und mich werktags immer Schnitteli - wir liebten diese icon_smile.gif. Ich fand es immer sehr schön, noch etwas verwöhnt zu werden, bevor der Schultag wieder begann icon_smile.gif.
Nun streiche ich Brötli für meinen Sohn, wenn er welche wünscht icon_smile.gif. (Und manchmal streiche ich sogar noch welche für meinen Mann, wenn er im Schuss ist icon_smile.gif.). Am Wochenende streichen aber beide ihre Brote selber.

Barcely, schön geschrieben, danke!
Gelöschter Benutzer
mein gott anita-cornelia, mache ich jetzt meinen mann klein und schwäche seinen selbstwert, weil ich ihm jeden tag sein znünibrot mache? man kann es auch übertreiben.
nein, ich mache es aus lauter liebe zu ihm, weil ich es gerne mache, weil es mein job ist als haus-und familienfrau. er macht mir dafür andere sachen. genau so geht es auch mit unseren kindern.
Gelöschter Benutzer
meine sehr selbständigen (Rückmeldungen aus KIGA, Schule...) Kinder (Nachtmenschen wie ichicon_smile.gif sitzen am Morgen so müde am Tisch, dass sie auch nichts essen, geschweige denn Brote schmieren mögen. Schmiere ich ihnen dann ein paar Schnittchen essen sie diese und ich habe das gute Gefühl, dass sie nicht mit leeren Magen zur Schule gehen müssen. Soviel zum Thema Morgenstund hat Gold im Mund...
Myz
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 17.09.2005
Beiträge: 373
Da ist ja Einiges zusammen gekommen - vielen Dank für Eure inputs!

Es tut mir leid, wen sich Einige unter Euch angegriffen fühlen durch meine Aussage, dass es verständlich sei, dass der Junge "verwöhnt" werde. Für mich ist es insofern verständlich, als seine Mutter ihren Mann früh verloren hat und deshalb ihre ganze Aufmerksamkeit diesem einen Kind schenkt. Dies steht im Gegensatz zu meiner Situation, die die Aufmerksamkeit auf 3 Kinder und einen Ehemann verteilen muss und schon aus dieser Situation heraus nicht auf jeden Wunsch eingehen kann. Es hat also nicht eigentlich mit dem Einzelkind an sich zu tun, sondern eher mit der "Menge" der Personen, die betreut werden.
Da der Junge auch sonst bei uns ein- und ausgeht, wir ihm letzte Woche auch das Skifahren beigebracht haben und er uns gut kennt, glaube ich eher nicht, dass er zu schüchtern ist oder sich zuerst an uns gewöhnen muss. Zudem glaube ich auch nicht, dass er zu verschlafen oder zu abgelenkt ist. Unsere beiden Grossen sind schon aus dem Haus, wenn er kommt (7.40) und es ist ja auch nicht sooo früh, wenn er um 7.30 aufsteht. Er sitzt dann eigentlich nur mit der Jüngsten und mir (manchmal ist mein Mann noch dabei) am Tisch.
Ich denke eher, dass er sich diese Dinge wie eben Brötchen streichen oder Einschenken nicht zutraut - weil er es eben (noch) nicht kennt von daheim. Deshalb auch der Ausdruck "fördern der Selbstständigkeit". Seine Mutter hat mir auch erzählt, dass er von der Schule aus in die Psychmotorik geschickt werde, weil er offenbar im Werken/Zeichnen Mühe hat. Zu Hause darf er aber z.B. nie eine Schere brauchen, weil das seine Mutter gefährlich findet. Aus der Situation heraus (Ehemann verloren, das ganze Herz hängt an diesem Sohn) kann ich verstehen, dass sie ihn ganz fest vor allem Unheil schützen möchte und ihm deshalb vielleicht auch Dinge abnimmt, welche für ihn wichtig wären zu lernen. Konkret muss er ja auch mal die Erfahrung machen, dass man beim Einschenken die Milch verschüttet - und das ja dann auch gar kein Problem ist. Das meine ich hier mit "fördern", aber gleichzeitig möchte ich ihn nicht überfordern.
hypericum1
Dabei seit: 18.05.2004
Beiträge: 779
hallo Myz,

ich weiss genau was du meinst. Es geht wohl vorallem darum dass seine Mutter ihm viele kleine Dinge im Alltag abnimmt, die sie gar nicht mehr müsste.
Er ist 8 . Mit 8 streicht meiner Meinung nach ein Kind selber Brot. Und selber einschenken tun meine beiden grösseren ca seit sie 3-4 Jahre alt sind.

Ich persönlich würde ihm kurz zeigen wies geht und ihn positiv animieren es selbst zu tun.
Falls er nicht will oder nicht kann (weil er vielleicht tatsächlich ein motorisches Defizit hat) würde ichs für ihn machen...so eine riesen Sache ist es ja nicht. Und es ist nicht dein Kind , also auch nicht deine Verantwortung. Der Mutter würde ich das auch nicht unbedingt sagen, es ist ihre Entscheidung wie sie das handhabt.