Selektiver Mutismus

Gelöschter Benutzer
loeckli, das kind, von welchem ich spreche (welches in die EK gehen wird) spricht daheim wie ein wasserfall.
jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
@löckli

Mutistische Kinder reden normalerweise zu Hause wie ein Wasserfall, das ist also absolut typisch.

@Eva Luna

Unser Jüngster ist mutistisch, er geht in die 3. Klasse (Regelschule), er gehört zu den Klassenbesten und er spricht unterdessen auswärts, wenn auch nicht immer, nicht mit jedem, und sehr sehr leise. Ausser einer Weile lang Logopädie wegen der Aussprache (nicht wegen dem Mutismus) hatte er bisher keine Therapien, wie haben ihn jedoch sehr früh sehr gezielt gefördert, mit Waldkinderkrippe, Spielgruppe usw. Er war diesen Herbst auf seinen Wunsch hin erstmals in einem Lager, er liebt den Mittagstisch, geht an Kurse usw. Er traut sich manchmal mehr zu als ihm seine Umgebung zutraut, er ging schon alleine beim Gotti schlafen bevor sie je seine Stimme gehört hatte icon_wink.gif

Er wurde nie auswärts zum Reden angehalten, wir haben ihm höchstens gesagt, dass er es eines Tages lernen und können wird, dass wir uns diesbezüglich keine Sorgen machen.

Lesen lernen war kein Problem, und Vorlesen kann er unterdessen auch.
Gelöschter Benutzer
Danke für die vielen Infos.

@krokuss
Der Link funktioniert irgendwie nicht, aber auf der genannten Seite habe ich mich schon umgesehen.

@jeruscha
War bei euerm Kind die Sprachheilschule mal ein Thema? Oder ist das gar nicht angezeigt?
jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
@Eva luna

Sprachheilschule bezogen wir in unsere Überlegungen mit ein, da wir wenig von der Dorfschule hielten und mit grösseren Geschwistern unseres Sohnes sehr positive Erfahrungen hatten mit Sprachheilchindsgi und -schule (aus anderen Gründen)
Unser Sohn hätte jedoch kaum Chancen auf einen Platz dort gehabt, deshalb avisierten wir direkt die Regelschule (obschon er unmittelbar vor dem Stichtag geboren ist, wurde er mit seinem Jahrgang eingeschult)

Allgemein gesagt: Sprachheilschule kann durchaus angezeigt sein.
Gelöschter Benutzer
Danke jeruscha. Auch darüber gehen die Meinungen anscheinend auseinander. Ich habe aber von der SHS bisher nur Gutes gehört, habe jetzt auch mal dort direkt nachgefragt und bin gespannt auf die Antwort.
Gerdi
Dabei seit: 23.11.2004
Beiträge: 324
In der SHS sind die Klassen schon viel kleiner - nur das alleine ist schon ein riesen Vorteil...
Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 1021
Schweigen ist die intensivste Art, zu sprechen. Die Kräfte, die darüber entscheiden, ob ein Mensch mit uns spricht, liegen in seinem UNBEWUSSTEN. Es ist kein Wunder, wenn die Pädagogik dieses Problem nicht lösen kann, wo sie doch a) mit dem Unbewussten überhaupt nicht kann und b) ihre bewussten Bemühungen auch noch verdoppelt. Diesen Fehler muss man ihr aber keineswegs nachmachen.
Für mich als Ich-kann-Schule-Lehrer ist das Unbewusste der wichtigste Partner für alle Problemlösung. Im Unbewussten liegen die Kräfte, mit denen jeder Mensch begab t ist für die Bewältigung seines Lebens. Damit diese Kräfte schnell und gut wachsen, bestrahle ich sie nicht mit Befürchtungen und Unverständnis sondern ich gebe ihnen das Gefühl: "Ihr seid richtig. Mit Euch schaffen wir es gut, alle Probleme zu lösen."
Das kann ich jederzeit mit SUGGESTIVER WIRKUNG verstärken. Dazu muss man nur Suggestion von jemand lernen, der es in der Praxis kann; E.Coué war und ist da bis heute Weltmeister.
Wenn ein Kind z.B. mit "Mutismus" aus unserer Denkschablone herausfällt, geraten wir oft schon in Panik und denken nur noch an das Problem und dass es unlösbar ist. Damit vergiften wir die Atmosphäre für eine gesunde Entwicklung. Mit ein wenig verstandener Autosuggestion kann man diesen Gedankenterror umwandeln in eine Atmosphäre, die die gesunde Entwicklung begünstigt. Dafür muss ich diese gesunde Entwicklung denken und ausstrahlen. Das machen die üblichen "Therapien" nicht. Von denen werden die Talente nicht satt, geschweige dass es zum Wachsen reicht.
Warum lernen wir nicht Schweigen von Kindern, die das können und uns in dem Punkt voraus sind? Ich denke an Mahatma Gandhi, der oft und lange mit anderen Menschen geschwiegen hat. Wenn Schweigen die Sprache des Kindes ist, dann lernen wir halt auch schweigen. Für mich als Ich-kann-Schule-Lehrer ist das ganz selbstverständlich. Man kann sehr gut auch durch Denken miteinander kommunizieren. Das wäre doch ein Anlass, zu zeigen, dass wir denken können oder dass wir es wenigstens lernen wollen. Ich wünsche guten Erfolg.
Franz Josef Neffe

"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué
Papaja
Dabei seit: 23.06.2002
Beiträge: 197
Meine Tochter hat eine Freundin die wenig spricht. (Ich weiss nicht ob es selektiver Mutismus ist) Das Mädchen spricht mit seiner Mutter, mit Lehrpersonen und Erwachsenen kaum mit Spielkameraden wenig bis nicht.
Das Mädchen ist sehr intelligent und begabt und beliebt bei den andern Kindern. Das sie die Schule nicht "normal" besuchen könnte ist kein Thema.

Und was ganz besonders an ihr ist: wenn sie was ja eher selten vorkommt, etwas sagt, dann bringt sie es auf den Punkt. Sie hat dann die Fähigkeit mit ganz wenig Worten das wesentliche zu sagen. Ich mag dieses Kind.
Papaja
Dabei seit: 23.06.2002
Beiträge: 197
Sorry falsch geschrieben. Das Mädchen spricht mit seiner Mutter ganz normal, das ist die einzige Person mit der das Sprechen unauffällig ist. Die Mutter berichtet das Kind spreche sogar sehr viel zu Hause.
jeruscha
Dabei seit: 30.12.2003
Beiträge: 1196
Franz Josef Neffe beschreibt es hier wunderschön. Für mich hatte das Schweigen unseres Jüngsten immer etwas Zauberhaftes an sich, und mehr Ausdruck als ein gleichaltriges Kind mit Worten hätte haben können. Zuhause da sprudelte er oft wie ein Wasserfall, unterwegs, da schwieg er, dafür war er innig spürbar, im Bus, an der Hand wo auch immer. Im Wissen darum (das war für uns immer klar), dass er seinen Weg gehen wird, dass er irgendwann auch mit Aussenstehenden reden wird lebten wir mit ihm diese Jahre.

Das einzige Problem war, dass wir unser Kind teilweise intensiv vor den Erwartungen der Umwelt schützen mussten, wir liessen nie zu, dass irgend jemand ihn bedrängte. Dennoch versuchten es viele Leute immer wieder, seine unmittelbar einsetzende Erstarrung, seine Angst tat uns weh.
Von Menschen die sein Schweigen respektierten und akzeptierten und seine nonverbale Kommunikation verstanden, liess er sich übrigens von ganz klein auf sehr gerne betreuen.