Sind Kinder von Studierten/Akademikern wirklich intelligenter?

Klara
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 27.11.2007
Beiträge: 90
Hallo zusammen

Ich bin meistens eher nur noch stille Mitleserin - da nicht Fan vom neuen Forum.

Heute haben wir im Freundeskreis über obengenanntes Thema diskutiert....! Und ich mache mir noch immer so meine Gedanken darüber!

Es ist wohl tatsächlich so, dass Kinder von Studierten tendenziell auch studieren. Sind diese Kinder wirklich "von Natur aus" intelligenter? Oder werden sie anders gefördert? Wenn zweiteres der Fall ist, was machen diese anders?

Ich selber habe eine Lehre; und danach diverse Weiterbildungen gemacht. Ich würd sagen: Durchschnitt. Und ich denke, meine Kinder sind auch Durchschnitt. Was für mich absolut in Ordnung ist!

Ich möchte nämlich hier nicht Tips, wie die Kinder zu fördern sind! Sondern einfach eine spannende Diskussion über das Titelthema!

Also legt mal los....was sind eure Gedanken?!



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princess07
Dabei seit: 21.12.2007
Beiträge: 507
Was ist dann mit 'Mischlingen'? Geht es nur um fachliche Intelligenz? Was ist mit Sozialkompetenz? Mit handwerklichem Geschick?
Mein Mann hat einen Realschul-Abschluss (Kt ZH) ich habe die Matura mit anschliessender Fachhochschule.

Unsere Grosse ist von den kognitiven Fähigkeiten über dem Durchschnitt, ist aber eher scheu und ruhig. Traut sich in einer Gruppe fast nichts zu sagen. Die Kleine ist kognitiv durchschnittlich. Sie ist aber sehr mutig und kann sich gut durchsetzten. In einer Gruppe gibt sie gerne den Ton an.

Was ist jetzt von welchem Elternteil? Was ist für ein Kind tatsächlich von Vorteil? Sind die kognitiven Fähigkeiten und der Besuch eines Gymis wichtig?

Es gibt da noch soooo viele offene Fragen...
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Intressante Frage. Ich berichte mal von den Erfahrungen, die ich gemacht habe: Diese Kinder erhalten schon sehr früh Förderunterricht. Von ihnen wird einfach auch was schulisische Leistungen betrifft mehr erwartet, gefordert.
Bestimmt haben die Eltern selber auch die Möglichkeit, mit ihnen das Erarbeitete zu Hause nochmals zu vertiefen und erklären. Ich kenne einige Kinder - nicht nur von Akademikern/Studierten, welche bereits ab 2./3. Primar Nachhilfe erhalten oder es werden Kinder schon vor dem Kindergarten ins Frühenglisch geschickt. Falls ein Kind in der Schule den Übertritt ins Gymi nicht schafft (oder auch schon vorher), so wird es auf eine Privatschule oder gar Internat geschickt.

Ich weiss auch selber von einer Familie, wo die Kinder lange keine Beziehung eingehen durften, da sie erst Schule, Studium und allenfalls Karriere beenden mussten. Da wurde sogar die Beziehung geheim gehalten, damit die Eltern nichts merken. In besagtem Fall haben auch alle Kinder aus der selben Familie einen ebenbürdigen Partner gefunden. Das heisst, auch jemand der studiert und evtl. sogar aus einer Akademikerfamilie stammt.

Wieviel einfach "Vererbung" ist, kann ich nicht beurteilen. Ich meine, weshalb sollte dies nicht auch möglich sein?
Holzwurm
Dabei seit: 28.12.2008
Beiträge: 2952
oh da kann ich nicht mit reden....

wir eltern haben nur eine doooooofe lehre gemacht. unsere kinder werden wohl alle mal studieren, die einen mit und die anderen ohne lehre. einfach weil sie die möglichkeit dazu haben und von uns dementsprechend unterstützt werden.

unsere kinder können ihr wissen wohl einfach besser um- und einsetzen, weil sie möglichkeiten haben, die wir eltern nicht hatten.

have a nice day
Spargel_2
Dabei seit: 26.10.2007
Beiträge: 1388
Bin auch Holzwurms Meinung. Ich denke, dass die Kinder von Akademikern nicht intelligenter sind als andere aber mehr Möglichkeiten haben.

Sie wachsen aber in einem anderen Umfeld auf. Sie sind in der Gesellschaft oft mit Akademiker-Familien zusammen (halt vom Freundeskreis der Eltern her).

Habe auch ein typisches Beispiel: Die Tochter meiner Nachbarin macht ab Sommer das Ditak-Jahr. Sie wird das erste Semester in Lausanne zur Schule gehen, das zweite Semester in England. Die Schule kostet alleine Fr. 23000.-. Die Tochter meiner Freundin wollte das eigentlich auch machen. Die Eltern haben aber die finanziellen Mittel nicht dazu. Nun geht sie als Aupair nach Genf, was ja auch super ist.

Nehme jeden Tag wie er kommt!
leycro
Dabei seit: 05.06.2005
Beiträge: 914
Um finanziell mehr Möglichkeiten zu haben muss ja man nicht zwingend studiert sein.
Da wäre dann die Frage,sind Kinder von wohlhabenden Eltern gescheiter?
Kaum. Aber sie haben sicher andere Möglichkeiten
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
Ich kann mir vorstellen, dass die Gene ein bisschen mitmischen bei der Intelligenz. Insbesondere bei der fluiden, dh. zB. Verarbeitungsgeschwindigkeit, Merkfähigket im Kurzzeitgedächtnis und so. Dann spielt aber auch das Umfeld eine immense Rolle. Ich glaube, in einem anregenden Umfeld kann das volle Potential ausgeschöpft werden, was bei uns in der Schweiz wohl für die Mehrheit der Kinder zutrifft. Mit forcierter Förderung dank Reichtum bringt man ein Kind vielleicht zur Matura, aber es wird nicht intelligenter. In einem schlechten Umfeld dagegen wird die angeborene Intelligenz nicht voll zum Zug kommen können, oder sogar verkümmern.
Ich bin auch in einer "gemischten" Partnerschaft vom Bildungsstatus her. Mein Partner hatte auch Mühe beim Lesen in der Schule, und ich fürchte dies hat sich auf unsere Tochter vererbt. Aber klar, ich fördere sie nun wo ich kann. Und ich glaube schon, dass Kinder, wo die Mutter diese Privatnachhilfe nicht erbringen kann, schwer benachteiligt sind in unserem Schulsystem.
gita
Dabei seit: 07.10.2007
Beiträge: 385
Gerade diese Woche gab es in der Migroszeitung einen interessanten Beitrag, zum Thema Matura und Berufslehre. Da steht unter anderem (vielleicht etwas überspitzt formuliert?):
"Für viele Eltern, gerade Akademier, ist eine Berufslehre "unter ihrer Würde". Sie haben die Ansicht und damit auch den Druck, die Matura sei der einzige Weg zum Erfolg, dieser wird noch verstärkt von internationalen Familien, die aus ihrem Land kein anderes Ausbildungssystem kennen. Sie wollen, dass ihre Kinder mindestens den gleichen Status wie sie erreichen. Dieser "Bildungsergeiz" kann ein Kind tatsächlich weiterbringen - aber nur schulmässig. Was ein Kind später tatsächlich erreicht, können die Eltern aber nicht beeinflussen."

So gesehen, "scheinen" diese Kinder im Alter von 15/16 Jahren intelligenter, weil sie direkt nach der obligatorischen Schule die Matura machen und studieren können. Für mich ist aber eine Berufsausbildung, in der es auch auf handwerkliches, fachliches und soziales Geschick ankommt, nicht weniger wert! Mit den vierscheidenen Weiterbildungsmöglichkeiten und dem entsprechenden Einsatz stehen einem auch da heutzutage viele Türen und Richtungen offen, nicht zu unterschätzen die Berufserfahrung, die man bis zu diesem Zeitpunkt schon vorweisen kann.

Unsere Kinder sind noch nicht soweit, möchte eines aber mal den "intelligenteren" Weg einschlagen und studieren, würde ich es bestimmt nicht davon abhalten, und unterstützen. Allerdings sind mein Mann und ich via Lehre zu unseren Berufen gekommen, deshalb denke ich, wird es bei unseren Kindern auch eher diese Richtung gehen, und für uns würde es genauso stimmen.
linlar*
Dabei seit: 01.11.2007
Beiträge: 982
Naja die Gene spielen wahrscheinlich schon auch eine Rolle, wobei ich nicht denke, dass es das Ausschlaggebende ist. Wohl eher, wie schon geschrieben, das Umfeld, und die Förderung durch die Eltern.

Bei uns wars so, dass wir beide von den Noten her ans Gymi hätten gehen können, aber nicht WOLLTEN. Da wir beide Minimalisten sind, nicht so gerne lernten, und lieber schneller selbständig sein wollten.

Also kann ich von meinen Kindern erwarten, dass sie ehrgeiziger sind als ich es war (oder teils auch bin...)? Nein. Ein bleibendes Erlebnis war, als uns die Lehrerin unserer Tochter vor 2 Jahren (damals 4. Klasse) sagte, man merke, dass unser Kind von zuhause keinen Druck habe. Das fände sie super! Sehr viele Kinder werden schon ganz früh gepusht. Wir sind der Ansicht, die Kinder müssen von sich aus wollen, sonst bringt es nichts. Natürlich werden sie unterstützt wenn sie Hilfe benötigen z.B. für Tests zu üben, oder wenn sie etwas von den Husi nicht ganz verstehen. Und wir fragen auch mal nach oder erinnern an die Husi, ob sie noch was brauchen, ob alles erledigt ist. Das reicht meiner Ansicht nach.

Auf jeden Fall hat unsere Tochter jetzt von sich aus viel mehr gelernt und den Notenschnitt um eine Viertelnote gesteigert, so dass es jetzt locker in die Sek reicht und sie sagt, sie möchte dann evtl. das Kurzzeit-Gymi machen. Wir werden dann sehen in 1 1/2 Jahren wie es mit den Berufswünschen aussieht. Es muss vor allem für sie stimmen.

Leben und leben lassen
KlaraM
Dabei seit: 01.03.2013
Beiträge: 1770
"Klara" schrieb:


Es ist wohl tatsächlich so, dass Kinder von Studierten tendenziell auch studieren. Sind diese Kinder wirklich "von Natur aus" intelligenter?



Intelligenz ist sicher zu einem Teil erblich bedingt, bloss geht es bei der Frage, ob jemand eine akademische Laufbahn einschlägt, nicht um die Anlagen, also darum, was jemand leisten könnte, sondern um die Performanz, also was er oder sie tatsächlich leistet. In anderen Worten: nicht um Intelligenz, sondern um Schulerfolg. Intelligenz hat erstaunlicherweise wenig Einfluss auf den Schulerfolg.

"Klara" schrieb:


Oder werden sie anders gefördert? Wenn zweiteres der Fall ist, was machen diese anders?



Tatsache ist: Kinder von Eltern mit Schulerfolg sind in der Schule ebenfalls erfolgreicher. Warum das? Es sind drei Faktoren, die den Schulerfolg massgeblich steuern: sprachliche Kompetenz (insbesondere Lesekompetenz), Vorwissen und Anschlusskommunikation. Allen Kindern wird in der Schule das mehr oder weniger gleiche Wissens-Menu vorgesetzt. Was sie davon aber aufnehmen und dann auch behalten, ist sehr unterschiedlich. Sprachkompetenz und Vorwissen begünstigen die Aufnahme, Anschlusskommunikation das Behalten. Hier haben Kinder von gebildeten Eltern einen entscheidenden Vorteil.

"Klara" schrieb:


was machen diese anders?



Lesekompetenz: Sie lesen mehr vor. Sie sind Lesevorbilder. Bücher sind Teil des Alltags. Sie ermuntern ihre Kinder mehr zum Lesen. Sie haben die Kenntnisse, sich über Gelesenes zu unterhalten (vgl. Anschlusskommunikation).

Vorwissen: Sie haben mehr Wissen und teilen dieses (vgl. Anschlusskommunikation).

Anschlusskommunikation: Diskussionen und Gespräche im Alltag sind in Form und Inhalt differenzierter.

Zusammenfassend: Bevor die Kinder einen Fuss in eine Bildungsstätte setzen, ist ihr schulischer Erfolg schon weitgehend vorbestimmt. Das Elternhaus hat mehr Einfluss darauf als alle Lehrer zusammen.