Ich unterrichte an der Oberstufe.
Ja, es gibt - leider - immer noch Lehrpersonen, die den Klassendurchschnitt künstlich beeinflussen.
Ich lasse einen guten Klassenschnitt sehr gerne so stehen. Das geschieht oft in Grammatiktests, wenn die Kinder gut arbeiten.
Genau so lasse ich aber einen ungenügenden Schnitt stehen. DANN hinterfrage ich aber natürlich, wie es dazu kommen konnte. Haben sie das Thema nicht verstanden? Habe ich zu wenig erklärt? Haben wir zu wenig geübt? Haben sie zu wenig gelernt?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie es zu einem ungenügenden Klassenschnitt kommen konnte. Wichtig finde ich, dass wir analysieren, wieso und dass wir versuchen, daraus zu lernen und etwas zu ändern.
Der Klassenschnitt ist mit Vorsicht zu geniessen. "Ausreisser" nach oben oder unten können ihn je nach Klassengrösse relativ heftig beeinflussen. Viel wichtiger finde ich die Entwicklung des einzelnen Kindes. Der Einsatz des Kindes und seine Lernfortschritte sind wichtig, nicht die nackte Note. Das versuche ich den Kindern auch so zu vermitteln. Wenn Schüler X ein fotografisches Gedächtnis hat (okay, selten...), oder mit wenig Aufwand Super-Noten hat: Soll ich mich mit ihm messen? Oder stolz sein, weil ich noch ein bisschen besser bin als Schüler Y, der ein Minimalist ist?
@linda-priska
Hm, spezielle Förderung heisst nicht, einfach noch ein Zusatzblatt zum selben Thema hinzuknallen. Das bringt nämlich gar nichts.
Echte spezielle Förderung ist in unserem System schwierig. Fördere ich sie im selben Thema, wird die "Schere" immer grösser, die Gruppe immer heterogener. Und darauf ist unser Schulsystem nicht ausgerichtet. Da können die Lehrpersonen aber nichts dafür, sie versuchen - hoffentlich! - unter den gegebenen Rahmenbedingungen das Beste rauszuholen.