Unkonzentriert = ADS?

taraxacum
Dabei seit: 27.01.2004
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@Vilu

WAS genau ist anstrengend?

Fühlst du dich/ihr als Familie euch von der Situation überfordert?
Fühlt sich dein Sohn von der Situation überfordert?
Fühlt sich das Umfeld vom Verhalten des Sohnes überfordert?

Wenn du alle Fragen mit nein beantwortest - dann geniess deinen Sohn, dass er so viele Interessen hat. Dass er offen für Neues ist. Dass er "multi-task-fähig" ist.

Wenn du spürst, dass dir die Situation über den Kopf zu wachsen droht, dann macht es Sinn, eine Fachperson beizuziehen.
Aufgrund deiner Beschreibung tendiere ich eher darauf, dass dein Sohn neben den schulischen Anforderungen noch einiges an Kapazität übrig hat. Mit einem AD(H)S kämmen hibbeliges Getue, nicht ruhig Sitzen können, grosser Bewegungsdrang dazu.
Aus diesen Überlegungen würde ich über einen schulpsychologischen Dienst gehen. Sollte sich deine Vermutung erhärten, müsste ein Arzt/KJPD eine Abklärung machen (ADS-Diagnose kann nur ein Arzt stellen).

Wie viele Freiheiten gewährst du deinem Sohn? Möglicherweise benötigt er engere Grenzen um sich "besser spüren" zu können. Grenzen können z.b. sein: Hausaufgaben, dann Katze. Vielleicht ist es aber für deinen Sohn gerade wichtig, dass er die Katze verschmüselen kann zwischendurch icon_smile.gif.

Darum noch einmal die Frage, was genau ist anstrengend? Für wen ist was anstrengend?

Wisse immer was du sagst, aber sage nicht immer, was du weisst.
Vilu
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@thomas fisler
Ich hoffe ja auch, dass mein Sohn KEIN ADS hat. Er weiss es, dass er sich schnell ablenken lässt und sitzt daher in der Schule auf eigenen Willen alleine am Pult. Es tut mir aber weh zu sehen, wie er wegen seiner Unkonzentriertheit bei so vielen Leuten auf Probleme stösst.
Zuhause achten wir darauf, dass er einen ruhigen Arbeitsplatz hat. Aber auch wenn wir alles wegräumen, das ihn ablenken könnte, findet er etwas. Kaum hört er Kinder draussen, rennt er auf den Balkon. Oder er sieht eben eine Katze. Springt auf und spielt mit ihr. Oder er spielt mit dem Schulzeug herum...

Leben und leben lassen
Sinalco
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@Vilu
scheint ein richtiger Wirbelwind zu sein. Und ja, ich verstehe, dass Dich und andere dies manchmal nervt. Und genau dies würd ich meinen Kurzen klarmachen. Ich befürchte ich mach mcih jetzt wieder ziemlich unpopulär, aber bevor ich davon ausgehe, ob mein Kind abgeklärt werden muss, probier ich,ob eine etwas lautere Stimme und die Signalisation, dass ich langsam hässig werde, nicht die gewünschte Wirkung erzielt. (Nein, diesmal ohne Baseballschläger ;o) ))

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Vilu
ThemenerstellerIn
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@taraxacum

Anstrengend ist es wohl vor allem für unseren Sohn.

Für seine Freunde, weil sie IMMER auf ihn warten müssen. Das heisst, es warten eben nicht mehr alle und läuten gar nicht mehr um ihn abzuholen.
Was ihn dann auch wieder frustriert.

Für uns, weil er zwar möchte dass wir ihm helfen, er dann aber dauernd wegläuft und etwas anderes macht. Laufen wir dann auch weg, gibts ein Gelärm.

Für seine Tennis- und Schlagzeuglehrer, weil sie ihm x mal das gleiche sagen und er es gleich wieder vergisst. Sie nerven sich, Sohn ist frustriert.

Für seine Lehrer, weil er mit seiner Unkonzentriertheit die anderen oft stört.
Bei mündlichen Aufgabenstellungen fragt er immer nach, "können Sie das nochmal sagen?" usw. Die anderen Kinder werden dann beim Nachdenken gestört. Hat mir eine Nachbarin bzw. die Tochter geklagt. Die anderen Kinder hören beim 1. Mal hin, er verpasst es irgendwie.

Die ersten 3 oder 4 Jahre war es gang und gäbe, dass er die Hausaufgaben oder Bücher für die Prüfungsvorbereitung in der Schule vergass. Dauernd musste er herumrennen und bei Gspänli etwas besorgen. Als Konsequenz hat er jetzt immer ALLES im Schulrucksack und schleppt x Kilos. Und nein, es nützt nichts, wenn ich ihm sage er solle doch ein paar Sachen in der Schule lassen.

Wenn die Lehrer erklären, was an der Prüfung kommen wird - er weiss es zuhause nicht mehr wirklich. Hört nicht zu, schreib nix auf... Und lernt dann das falsche, zu wenig, zu viel. Irgendwie denkt man doch, er lernt aus der Konsequenz - nein, leider nicht!

Er hat meiner Meinung nach viele Freiheiten. Er darf alleine mit den Kollegen Bus fahren, durfte schon ins Emmen Center und mit dem Bus heim, geht alleine einkaufen oder andere Besorgungen machen. Er hat auch Freizeit, die er nutzen darf wie er möchte - auch vor den TV hocken oder an den Compi. Sport macht er genug, geht ins Leichtathletik und ins Tennis und wenns wärmer ist hüpft er fast täglich auf dem Trampi.

Leben und leben lassen
Vilu
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 18.07.2002
Beiträge: 2006
@Sinalco
Wir werden leider ab und zu mal laut, gut finde ich es nicht. Aber meine Nerven waren auch schon länger! Wir geben ihm klare Grenzen und Richtlinien, aber auch da müssen wir ständig auf der Hut sein, sonst hält er sie nicht ein. Es hat auch Konsequenzen. Leider beeindruckt es ihn jeweils nur sehr kurzfristig.

Leben und leben lassen
Sinalco
Dabei seit: 23.04.2003
Beiträge: 1255
@vilu
ich wünsche Dir einen langen Atem und viel Geduld. Es wird bestimmt irgendwann mal bessern. Bleib an ihm dran, setze ihm Grenzen und lass ihm seine Frusterlebnisse - unbedingt.
Meine Tochter (11) schafft es erst seit ein paar Monaten, konzentriert an den Hausaufgaben zu sitzen. Vorher hatte es sie einfach nie interessiert. Leider waren die Noten auch entsprechend. Der Wandel kam mit dem Umzug. Andere Gspändli, andere Lehrer und plötzlich hat das Kind freude an guten Noten icon_eek.gif)

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Smile79
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Beiträge: 2397
ev. hilft es dir: mir hat es geholfen, in der schule, wenn ich stichwortartig (sieht für andere chaotisch aus - doch für mich so gut) mitschreiben durfte.
hausaufgaben immer aufschreiben.

mid-map, das gleiche für alltägliches - immer ein block und stift - damit der gedanke nicht gleich wieder weg ist.

schulthek packen, ist logischer, so hat man immer alles dabei.

freunde: ev. so abmachen, wir treffen uns zwischen... oder das ziel, immer 15 min vorher da zu sein.

lg
Marienkäfer
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Beiträge: 251
Laut der Psychologin, die einen Teil der Abklärung gemacht hat bei meinem Sohn, hat ein Kind ADS, wenn seinen Konzentration derart eingeschränkt ist, dass es sein Potential nicht ausschöpfen kann. Es kann sein, dass dein Sohn halt einfach auf einem höheren Level ist und noch höhere Noten schreiben würde, wenn er behandelt würde.

Allerdings finde ich, dass wenn der grösste Leidensdruck der ist, dass seine Freunde auf ihn warten müssen, dann würde ich das nicht abklären. Oder ?
*paxxie*
Dabei seit: 29.06.2010
Beiträge: 1478
Mich erstaunt ein wenig, dass er beim Tennis auch unkonzentriert ist. War es sein Wunsch, Tennis zu spielen, liebt er diesen Sport?
Gelöschter Benutzer
Meine Tochter ist immer die letzte, sei es wenn wir irgendwohin müssen oder beim Umziehen beim Turnen. Wir müssen immer auf sie warten, immer. Sie vergisst fast immer, ihre Zähne zu putzen. Sie vergisst auch gern mal, was sie eigentlich wollte, wenn sie nochmals ins Zimmer rennt. Bevor sie morgens zur Schule geht, zieht sie sich an und geht ihre Hasen füttern; dann kommt sie nochmals rein, zieht alles wieder aus, nur um noch die Zähne zu putzen in ihrem Bad (ich habe sie vor dem Hasen füttern daran erinnert); die Reihenfolge ist sowas von unlogisch. Es gäbe ganz viele solche Beispiele.
Wir sagen uns einfach immer: Hey, sie macht soooooo viele Sachen gut, was wollen wir da auf den Sachen rumhacken, die sie noch nicht kann. Auch wenn sie uns an manchen Tagen damit in den Wahnsinn treibt. Und ja, manchmal läuft ein Test nicht so optimal, weil sie sich nicht so toll konzentrieren konnte, aber meistens sind sie trotzdem gut. Sie lernt sich zu organisieren, und das ist die Hauptsache. Macht doch null Unterschied, ob sie nun ein ADS hat oder nicht. So stark eingeschränkt, dass sie eine medikamentöse Therapie bräuchte, ist sie eh nicht, also was bringt eine Diagnose? Uns bessere Nerven? Nein, denn ich denke auch so nicht, dass sie es mit Absicht macht. Ihr ein besseres Selbstwertgefühl? Nein, denn erstens ist das bereits hoch und die Selbsteinschätzung gut, und zweitens zweifle ich, dass ein "Syndrom" ihre Brust schwellen lassen würde, ganz im Gegenteil. Vielleicht wäre mit Medis eine Leistungssteigerung möglich oder eine Verbesserung der Organisation, aber die ist auch ohne da, nämlich durch Strategien, die sie sich aneignet.

Der ADS-Verdacht kam bisher übrigens nur von ihrem Onkel, Kinderarzt (nicht unserer!) und Vater von zwei ADS-Kindern, schon ganz früh und mehrfach. Ah ja, und mein Sohn steht auch unter Generalverdacht. Nun denn, sollen sie, mir ist das egal. Ein paar ADS-Symptome haben wir doch alle, und so lange sie uns nicht massiv das Leben erschweren, können wir mit ihnen umgehen lernen als Teil unserer Persönlichkeit. Das ist meine Meinung zum Thema.

Me too, die z. Bsp. nicht gleichzeitig lesen und Musik hören und auch nur am leeren Schreibtisch lernen kann. So what.