Unkonzentriert = ADS?

Christa
Dabei seit: 01.01.2002
Beiträge: 422
Unser Sohn vergisst auch dauernd Sache ähnliche Züge wie deiner nur hat er nicht so gute Noten da er sich auch in der Prüfung zu leicht ablenken lässt,dabei könnte er es.
Mir ist es aber noch nie in den Sinn gekommen ihn deswegen abklären zu lassen.
Daniela2
Dabei seit: 09.01.2002
Beiträge: 284
Me too, dass hast du sehr sehr gut geschrieben. Wirklich toll!!! Wäre eigentlich genau meine Meinung......ist für ein ADS-Kind schön, eine solche Mutter zu haben. Sollte es mehr geben.
Vilu
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 18.07.2002
Beiträge: 2006
@Paxxie
Ja, er wollte unbedingt in diesen Tenniskurs.

@all
Offenbar kommt es nicht bei allen so rüber - ich habe das Gefühl, dass schlussendlich er selber am meisten darunter leidet, weil er bei so vielen Leuten aneckt. Es sind ja nicht nur die Kollegen an der Türe, ich habe diverse andere Beispiele geschrieben.

Nun ja, Ritalin ist auch das Allerletzte an das ich denke, doch dieser Film hat mich eben etwas verunsichert. Ich bin überhaupt nicht der Therapie-Typ, doch ich möchte nicht später sagen müssen, ich hätte etwas verpasst.
Darf man als Mutter nicht auch mal unsicher sein, ob etwas noch normal ist? Wir haben keine anderen Kinder um zu vergleichen. Daher bin ich manchmal froh um die Erfahrungen von anderen.

Leben und leben lassen
Franz Josef Neffe
Dabei seit: 17.11.2006
Beiträge: 1021
ADS habe ich als Ich-kann-Schule-Lehrer meist mit "Ausgesprochen Doofe Schule" übersetzt. Wie wunderbar, wenn es wenigstens noch ein Kätzchen im Leben Deines Kindes gibt, das interessanter ist als die Pädagogik, die er von der Schule und - der Schule nachgemacht und zugeholfen - von Dir erlebt!
Na klar ist es anstrengend für Euch, wenn Ihr immer nur auf die nächste Gelegenheit wartet, Eure Sichtweise - die sich doch nun wohl oft genug als nicht praktikabel erwiesen hat - doch noch durchzudrücken.
Wie würdet Ihr Euch wohl fühlen, wenn ich Euch so behandelte, wie Ihr die genialen Geistes- und Seelenkräfte Eures Kindes behandelt? Würdest Du wagen, mit der Intelligenz der Lehrerin genauso umzugehen wie mit der des Sohnes? Würde sie es wagen, mit von der Intelligenz ihres Chefs so zu sprechen, wie sie von der des Kindes spricht?
Als Ich-kann-Schule-Lehrer hat Dein Sohn für mich nur Chef-Talente, und Du wirst lachen, wenn ich sie wie einen guten Chef behandle, werden sie gute Chefs.
Es bleibt nicht irgendwie hängen bei Deinem Sohn. Sein GEIST ist total fähig und signalisiert - weil er nett ist - dass Ihr alle dabei seid, Euch eine Menge Schwierigkeiten mit ihm zu machen. Es bekäme den Erwachsenen um Deinen Sohn sehr gut, wenn sie ihren GEIST etwas geistreicher gebrauchen lernten. Ich freue mich auf Euren Erfolg!
Franz Josef Neffe

"Wenn ich Sie in dem Irrtum lasse, dass ich es bin, der Sie gesund macht, dann mindere ich Ihre Persönlichkeit!" Émile Coué
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
Ob dein Sohn ADS hat oder nicht, dass kann ich nicht beantworten, ich bin nicht Arzt und kenne deinen Sohn nicht. Ich kann höchstens von den Erfahrungen mit meinem Stiefsohn berichten. Du hast ein paar Dinge aufgezählt, die mich wieder an Situationen von früher erinnern.

Der Junge wollte Dinge alleine erledigen. Unsere Hilfe verweigerte er, weil er sich dadurch bevormundet resp. nicht ernst genommen fühlte. Er hat es dann vergessen oder nicht korrekt ausgeführt und die Konsequenzen waren teils fatal. So hat er ein Pfadilager verpasst, da er den Anmeldetalon nicht ausgefüllt hat. Unsere Hilfe verweigerte er.
Er kam einmal mit einem fast leeren Koffer in den Urlaub. Während dem Packen hat er gemerkt, dass SEIN Koffer zu klein ist, hat einen grösseren genommen, einen Teil umgeräumt und dann trotzdem den kleineren zum Auto gebracht. Wir haben uns gewundert, weil er so leicht und leer wirkte und nachgefragt, ob er wirklich alles dabei hat, ob wir nicht kontrollieren sollen. Er fühlte sich wieder nicht ernst genommen, tobte und so packten wir halt einen fast leeren Koffer ein.
Wir waren auch lange der Meinung, er würde aus den Konsequenzen lernen.
Gleiche Situation, als er ins Skilager fuhr. Man musste in der Klasse eine Kleidersammlung durchführen, damit der Junge ein paar Kleider zum Wechseln hatte. Er wollte selbständig sein, schaffte es aber nicht. Ich finde das sehr demütigende und traurige Situationen. Ich weiss bis heute nicht, was in jenen Momenten wirklich in ihm vorging. Er heulte und jammerte viel, verweigerte aber eine Lösungsfindung. Schuld waren immer die anderen.
Irgendwann war es die Klasse müde, immer Verständnis zu haben und seine Taten auszubaden oder zu tolerieren.

Andererseits bewunderte ich ihn, wie er das beste aus missglückten Situationen machte. Er bestieg den falschen Zug oder verpasste den Zielbahnhof. Er hat aber immer irgendwie zu uns gefunden
Sein Handy war ständig verloren oder kaputt. Auch Geld hatte er selten. Er fand immer Leute, die ihm weiterhalfen.
Ein solcher Alltag ist aber anstrengend. Entsprechend erschöpft war er. Kaum im Auto schlief er ein. Egal um welche Tageszeit.

Notenmässig war er in der Schule lange Zeit bei den besten. Hausaufgaben hat er während Jahren keine gemacht. Trotz ganz vielen Abmachungen und Massnahmen. Wenn der Stoff gut vermittelt wurde, dann musste er nie für Prüfungen lernen.
In der Oberstufe funktionierte diese Taktik nicht mehr, da viel Stoff auch selbst erarbeitet und gelernt werden musste und das konnte er nicht, hat er eben auch nie gemacht. Entsprechend schlecht wurden die Noten. Gleichzeitig war ihm langweilig. Er war unterfordert, konnte aber trotzdem spannende Aufgaben nicht lösen.

Er war nicht der aggressive sondern der lustige Schüler. Seine Kapriolen galten als willkommene Abwechslung. Daher sah man wohl lange keinen Handlungsbedarf. Bis Oberstufe, da begann es zu nerven.
Und erst da machte man die ADS-Abklärung. Zusätzlich wechselte er in eine Sonderschule mit kleinen Klassen, strikter Tagesstruktur und richtiger Ernährung. Das war seine Chance.
Er nahm auch ein paar Monate Ritalin und bemerkte selber einen Unterschied. Dank Ritalin konnte er strukturierter Denken und Handeln. Und diese Erfahrung hat ihm gereicht zu erkennen, dass er sein Verhalten ändern muss. Die Pubertät hat sicher auch noch vieles bewirkt.

Er hat sich lange gegen die Diagnose gewehrt. Glaubte an eine Intriege, Mobbing. Die Schule brauche jetzt einfach ein schwarzes Schaf, anstatt dass die Schule zu ihren Fehlern stehe. Heute sieht er ein, dass dem nicht so war.

Vilu, man muss Kinder nicht mit Abklärungen und Therapien plagen. Ich bin aber immer dafür, wenn es Eltern und Kinder beruhigt, einfach mal mit einer Fachperson zu reden und nach Antworten zu suchen, dann soll man es tun. Vielleicht ist es nicht ADS, vielleicht braucht es ein paar Tricks, vielleicht hört er nicht gut, vielleicht braucht er nur ein paar Hilfestellungen, wie er das Zeitmanagement besser in Griff bekommt.
Hauptsache man tut was, damit die Gedanken und Ängste wieder zur Ruhe kommen. Man kann auch nach einem ersten Gespräch erkennen, dass keine weiteren Termine nötig sind.
Und vielleicht kannst auch nur Du und/oder dein Mann Kurse oder eine Therapie besuchen, um Infos zu erhalten, wie du deinem Sohn helfen könntest.

Gruss SW, auf die man auch immer warten musste

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Vilu
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 18.07.2002
Beiträge: 2006
@second wife
Vielen Dank für deinen interessanten Bericht! Ich sehe, euch gehts ähnlich...

@fjn
Danke auch dir. Doch ich habe Mühe, aus deinem Posting konkrete Ansätze zu finden. Weisst du, wir Eltern haben schon länger gemerkt, dass er der Cheftyp ist. Doch das macht es für ihn nicht einfacher, er eckt einfach an.
Das frustiert ihn. Wir versuchen ihn zuhause aufzubauen, loben seinen Durchhaltewillen, dass er doch immer weitermacht, wenn andere schon lange aufgegeben haben!

Er ist noch ziemlich verspielt, er wird ja auch erst 11! Wieso wird sowohl beim Schlagzeug als auch beim Tennis "SPIELEN" immer die Leistung höher bewertet als die Freude und der Spass? Auch wenn es klar kommuniziet wird! Offenbar definieren sich die Lehrer/Trainer über den Erfolg ihrer "Schützlinge".

Vielleicht kannst du uns ja auch noch etwas konkretere Wege aufzeigen, die kann ich aus deinem Posting leider nicht herauslesen.

Leben und leben lassen
Manya
Dabei seit: 30.05.2002
Beiträge: 1707
@VIlu:Ich habe auch so einen Sohn. Bei ihm fiel allerdings im Kindergarten noch zusätzlich eine Entwicklungsverzögerung auf.
Heute ist er 12 und im Progymnasium. Wegen seiner Intelligenz könnnen Lehrer oft nicht begreifen, dass er ein ADHS hat. ER schreibe ja super Noten,obwohl er oft mit den Abeiten nicht fertig wird. Aber, für ihn ist es mühsam! Er braucht für viele Dinge länger als andere, hat Koordinationsstörungen, ist deshalb im Turnen schlecht, er ist nach der Schule nudelfertig, weil es für ihn einfach anstrengender ist als für anderen Kinder, sich zu konzentrieren.
Er hat zur Zeit keinerlei Therapie, aber ich bin immer wieder am Überlegen, was ihm wohl helfen könnte.
Aus meiner Erfahrung sind Lehrer da meist keine Hilfe, sie haben kein Wissen über die verschiedenen Ausprägungen des ADHS!
Sporttrainer schon gar nicht! Wir haben da auch die traurige ERfahrung gemacht, dass Sport nur für zumindest durchschnitlich sportliche Kinder möglich ist.

Ich an Deiner Stelle würde mir überlegen, ob eine Abklärung bei einem spezialisierten Kinderarzt in Frage käme (Adressen bei ELPOS). Abklärung heisst ja nicht, dass dann auch eine Therapie folgen muss. Aber Ihr und er selbst weiss dann, was los ist und kann besser damit umgehen.
Vilu
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 18.07.2002
Beiträge: 2006
@Manya
Danke! Von der Koordination her ist er sehr geschickt und im Sport recht gut, nur Mannschaftssportarten kann er gar nicht ausstehen.

Nach der Schule ist er auch sehr ko. Aber ich weiss ja nicht, wie das bei den anderen ist. Für ihn ist vor allem das lange Stillsitzen mühsam.

Seine Klasse wird von einer Heilpädagogin unterstützt (wegen eines "besonderen" Schülers). Evtl. könnte ich diese ja auch mal fragen, ich weiss aber nicht, wie gut sie meinen Sohn kennt da sie in diesem Schuljahr neu dazugekommen ist. Bei Elpos schau ich mal auf die Homepage, das kenne ich noch nicht.

Leben und leben lassen
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
@manya & vilu
das selbstwert - egal wie, schauen das es durch die "misserfolge" nicht im keller verschwindet und verstaubt. unbedingt, adhs ist nicht gleich krank.

dazu kommt ja noch der druck, den man sich selbst auferlegt "man weiss ja, dass man es könnte - nur klappt es eben nicht immer" und so blöde bemerkungen wie: wenn sie nur will, dann kann sie es... sind echt demotivierent, wenn man weiss, dass man es ja eigentlich könnte aber eben nicht immer so kann, wie man will.
Marienkäfer
Dabei seit: 05.02.2003
Beiträge: 251
Vilu
Ich habe jetzt deinen Eingangstext nochmals gelesen. Du schreibst da: Es ist mega anstrengend für uns alle.

Wie gross ist der Leidensdruck ? Wie für deinen Sohn ?
Für uns dieser Punkt sehr entscheidend, dass wir überhaupt eine Abklärung gemacht haben.

Die Anforderungen an die Kinder sind heute vielfach sehr gross. Englisch da, Französisch lernen dort, Geometrie - alles Fächer, die wir früher erst in der Oberstufe hatten. Diese erhöhte Anforderungen bringen es mit sich, dass Kinder, die AD(H)S-Symptome haben, grössere Probleme haben, weil sie von der Energie am Limit sind.

Bei unserem Sohn war es ähnlich wie bei Deinem. Auch er war nudelfertig nach der Schule - es ging nichts mehr. Die Hausaufgaben waren der Horror - täglich.